Grauwal
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Grauwal | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||
|
||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eschrichtius robustus | ||||||||||||
(Lilljeborg, 1861) |
Der Grauwal (Eschrichtius robustus) ist ein Bartenwal arktischer bis warm-gemäßigter Gewässer. Wegen vieler einzigartiger Merkmale vertritt er eine eigene Familie, die zwischen Glattwalen und Furchenwalen zu vermitteln scheint.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
Ein ausgewachsener Grauwal erreicht eine Länge von 13-14 m und ein Gewicht von 30 Tonnen. Seine Farbe ist schiefergrau. Von weitem sind weiße Flecken zu erkennen, bei denen es sich aber meistens um Kolonien parasitischer Krebstiere wie Seepocken und Walläuse handelt, die massenhaft die Haut des Grauwals besiedeln. Eine Rückenfinne fehlt, aber es gibt entlang des Rückens mehrere buckelartige Hervorwölbungen. 150 Barten befinden sich auf jeder Seite des Mauls, jeweils etwa 40 cm lang.
[Bearbeiten] Verbreitung
Grauwale leben dauerhaft näher an den Küsten als jede andere Walart. Sie sind wandernde Wale, die den Sommer in polaren Gewässern verbringen und im Winter südwärts ziehen. So verbringen die Populationen des Beringmeers den Winter vor den Küsten von Kalifornien und Baja California einerseits und Korea und Japan andererseits. Die atlantischen Grauwale sind ausgestorben. Sie haben einst zwischen Spitzbergen, Grönland und Kanada den Sommer verbracht; im Winter sind sie vermutlich an die Küsten der US-Südstaaten, Portugals und Nordafrikas gezogen.
[Bearbeiten] Lebensweise
Als langsame Schwimmer erreichen Grauwale Geschwindigkeiten von 8 km/h. Sie tauchen für vier bis fünf Minuten, bevor sie wieder auftauchen. Während sie sich an der Oberfläche aufhalten, vollführen sie oft Sprünge, bei denen sie mit Kopf und Oberkörper aus dem Wasser stoßen und sich dann wieder zurückfallen lassen. Nahrung sind kleine Organismen, die in den Barten hängen bleiben. Dies sind meistens Flohkrebse, aber auch Ruderfußkrebse und kleine Fische. Das Filtern von Bodenbewohnern aus dem Schlamm vom Meeresboden ist eine einzigartige Ernährungsweise unter den Bartenwalen. Als Anpassung daran sind die Barten des Grauwals kurz und robust.
Während ihrer Wanderungen können sich Grauwale zu Gruppen von zwei oder drei Individuen zusammenfinden, insgesamt sind sie jedoch einzelgängerische Tiere. Geburten erfolgen im Winterquartier in geschützten Lagunen. Die Kälber sind bei der Geburt etwa 5 m lang. Sie werden während der folgenden Wanderung und des Aufenthalts im Sommerrevier gesäugt und sind vor der Rückwanderung nach Süden entwöhnt.
[Bearbeiten] Walfang und Schutz
Als küstennah lebende Spezies wurde der Grauwal schon früh von Menschen bejagt. Ob dies der Grund ist für das sehr frühe Aussterben der europäischen Bestände (um 500 n. Chr.), ist nicht mehr nachvollziehbar. Die westatlantischen Grauwale starben um 1700 aus. Seitdem lebt der Grauwal nur noch im Pazifik. Die westpazifischen Populationen wurden im 18. und 19. Jahrhundert von japanischen Walfängern geplündert. Es ist unklar, ob die Grauwale des Westpazifik ausgestorben sind; gelegentliche Sichtungen vor den koreanischen Küsten können auch verirrte Einzeltiere aus dem Ostpazifik sein.
Die Überwinterungsplätze der ostpazifischen Grauwale wurden 1846 entdeckt. Hiernach wurden Walfangstationen an den dortigen Küsten eingerichtet und binnen weniger Jahre Tausende Wale getötet. Erst 1946 wurde die Art unter Schutz gestellt und vor dem Aussterben bewahrt. Seitdem sind die Bestände wieder gewachsen, so dass es heute etwa 20.000 Grauwale gibt. In den letzten Jahren wurden von der indigenen Bevölkerung Russlands ca. 110 Grauwale jährlich gejagt.[1]
An der nordamerikanischen Küste sind Grauwale wegen ihrer Küstennähe ein sehr beliebtes Ziel für den Waltourismus.
[Bearbeiten] Literatur
- M. Carwardine: Wale und Delfine. Delius Klasing, 1996 (hochwertiger Führer)
- Ralf Kiefner: Wale und Delfine weltweit. Jahr Top Special Verlag, 2002 (Führer der Zeitschrift "tauchen", sehr detailliert)
- J. Niethammer, F. Krapp (Hrsg): Handbuch der Säugetiere Europas. Band 6: Meeressäuger, Tel 1A: Wale und Delphine 1. AULA-Verlag, Wiesbaden 1994 (sehr detailliertes Fachbuch)
- R. R. Reeves, B. S. Stewart, P. J. Clapham, J. A. Powell: See Mammals of the World - a complete Guide to Whales, Dolphins, Seals, Sea Lions and Sea Cows. A&C Black, 2002, ISBN 0-7136-6334-0 (Führer mit zahlreichen Bildern)
- M. Würtz, N. Repetto: Underwater world: Dolphins and Whales. White Star Guides, 2003, ISBN 88-8095-943-3 (Bestimmungsbuch)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Grauwal – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- das-tierlexikon: Grauwal
- Eintrag bei Cetaceen.de
- Eschrichtius robustus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Cetacean Specialist Group, 1996. Version vom 11. Mai 2006