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Haderslev

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Haderslev (dt. Hadersleben) ist eine Stadt im Sønderjyllands Amt (Nordschleswig) in Dänemark an der Haderslebener Förde. Sie zählt rund 32.000 Einwohner. Hadersleben hat einen Hafen und besitzt eine reizvolle Innenstadt mit Dom und dem heimatkundlichen Haderslev Museum. Die Stadt ist Standort für Maschinen-, Textil- und Nahrungsmittelindustrien.

Hadersleben gehörte von 1864 bis 1920 zu Preußen und somit von 1871 bis 1920 zum Deutschen Reich. Noch heute lebt eine deutsche Minderheit (deutsche Nordschleswiger) in der Stadt.

1970 wurde die Stadt mit den Gemeinden Moltrup, Wonsbek, Aastrup, Oesby, Halk, Grarup, Starup, Wilstrup und Hoptrup und den Resten von Alt-Hadersleben zur neuen Kommune Hadersleben zusammengelegt. 2007 folgen die Kommunen Gramm und Woyens sowie die Kirchspiele Beftoft, Hjerndrup, Bjerning und Fjelstrup. Die Einwohnerzahl der neuen Großkommune Hadersleben beträgt damit 56.000.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt gab es schon früh Siedlungen. Ein erster Hafenplatz ist etwas weiter östlich nahe der Kirche zu Starup, der ältesten Kirche der Region, nachweisbar. Westlich der späteren Rechtstadt entstand ein weiterer Siedlungskern mit der heute ebenfalls erhaltenen Kirche St. Severin. Die eigentliche Handelsstadt entwickelte sich am Ende der Haderslebener Förde. Dort entstand auch eine landesherrliche Burg. 1292 erhielt Hadersleben schleswigsches Stadtrecht. Burgbezirk und die Siedlung Alt-Hadersleben mit der St. Severins-Kirche blieben jedoch außenvor und gehörten zum Amt Hadersleben. Die Stadt wurde befestigt und hatte drei Stadttore. Weiteren Schutz der auf einer Anhöhe errichteten Stadt bot die Aufstauung des Mühlenstroms, wodurch westlich der Stadt der Haderslebener Damm entstand. Der Stausee zählt noch heute zu den größten Gewässern in Nordschleswig. Die Altstadt liegt seither auf einer Halbinsel, und die Brücke über den Mühlenstrom ziert noch heute das Stadtwappen.

Im Mittelalter zählte die Stadt zu den wohlhabendsten der Region. Die Marienkirche ist nach dem Schleswiger Dom die zweitgrößte auf dem Gebiet des alten Herzogtums Schleswig. Als Sitz eines Kollegiatkapitels hatte sie eine hervorragende Stellung, und es gab Bestrebungen, die nordöstliche Propstei des Bistums zu einer eigenen Diözese zu erheben.

Die Landesteilungen der Herzogtümer Schleswig und Holstein, die seit 1460 mit Dänemark unter einem Landesherrn verbunden waren, berührten die Entwicklung der Stadt nachhaltig. Die galt namentlich für die Teilungen von 1523 und 1544. 1523 übergab König Friedrich I. seinem Sohn Christian (III.) die Ämter Törning und Hadersleben mit der Stadt zur Herrschaft. Christian übernahm bald die Lehren Luthers, wodurch die Stadt zum geistigen Zentrum der Reformation im Norden wurde.

Nachdem Christian III. König und Herzog geworden war, musste er seine jüngeren Brüder abfinden. Dadurch kam es 1544 zu einer weiteren Landesteilung, deren Folgen nachhaltiger sein sollten als die Konsequenzen von 1490 und 1523. Hadersleben wurde Residenzstadt von Herzog Johann dem Älteren, der nun u.a. über die nordwestlichen Teile des Herzogtums Schleswig, die Insel Fehmarn und Teile Holsteins um die Stadt Rendsburg gebat. Der Herzog ersetzte die alte Burg durch das prächtige Schloss Hansburg etwas weiter östlich und setzte sich sehr für die Rechtsprechung in seinem Landesteil ein. In der Nachfolge des eingegangenen Klosters gründete er am Südrand der Stadt ein Hospital, das bis heute seinen Namen trägt. Wie kein anderer der schleswigschen und holsteinischen Herzöge ist er bis heute populär geblieben.

Als Herzog Hans 1580 kinderlos verstarb, erlosch das Herzogtum Schleswig-Holstein-Hadersleben wieder und wurde unter den beiden anderen Linien der Landesherrschaft aufgeteilt. Hadersleben blieb von nun an beim königlichen Landesteil. Die Kriege des 17. Jahrhunderts verschonten die Stadt nicht. Auch Schloss Hansburg wurde zerstört und nicht wieder aufgebaut. Da das Manövrieren für größere Schiffe auf der schmalen Förde schwierig war, büßte die Stadt einen Teil ihrer Bedeutung als Handelsstadt ein, blieb jedoch unbestritten das Zentrum für den Norden des Herzogtums Schleswig. Eine ungeliebte Konkurrenz wurde das 1771 nur 13 km nördlich der Stadt gegründete Christiansfeld. Die Herrnhuter Brüdergemeine genoss weitgehende Handels- und Gewerbefreiheiten.

Im 19. Jahrhundert geriet die Stadt, die 1834 den Schlossgrund eingemeindete, in den Sog des deutsch-dänischen Konflikts, der sehr schnell die Frage nach politischer Liberalisierung und Demokratisierung überlagerte. Ein Teil des Bürgertums votierte für die deutsch-schleswig-holsteinische Seite, während andere sich wie der überwiegende Teil des Umlandes der dänischen Seite anschlossen. Anders als die Nachbarn in Tondern und Apenrade schloss sich die Stadtverwaltung nicht umgehend den Schleswig-Holsteinern an, als diese 1848 während des Bürgerkriegs um das Herzogtum Schleswig zunächst die Oberhand hatten. Nach Kriegsende 1850 wurden die früheren Verhältnisse wieder hergestellt, und in der Stadt galten Deutsch und Dänisch gleichberechtigt als Amtssprachen, wobei der Schulunterricht bevorzugt auf Dänisch ablaufen sollte.

Der deutsch-dänische Konflikt war jedoch nicht beigelegt, und flammte 1863 wieder auf, als die dänische Regierung eine Verfassung nur für das Königreich und Schleswig einführen wollte. Dies nahm der Deutsche Bund unter preußischer Federführung zum Anlass, gegen den Gesamtstaat vorzugehen. Zum einen argumentierte man damit, dass das zum Bund gehörende Holstein nicht ohne Verfassung (diese war seit 1858 ausgesetzt) bleiben konnte und man gegen die 1852 erfolgte internationale Übereinkunft verstieß, wonach Schleswig nicht näher an Dänemark geknüpft werden durfte als Holstein. Der Deutsch-Dänische Krieg endete 1864 mit der totalen Niederlage der Dänen, worauf die Herzogtümer abgetreten werden mussten.

Hadersleben war von nun an ein Teil des Königreichs Preußen. Die neue Grenze, die nur noch 15 Kilometer nördlich verlief, erschwerte die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Dennoch nahm sie einen gewissen industriellen Aufschwung. 1867 wurde ein Amtsgericht eingerichtet. Die Garnisonsstadt wurde zudem zu einem beliebten Alterssitz, wovon noch heute zahlreiche schöne Villen künden. 1910 wurden die westliche Vorstadt Alt-Hadersleben und die südliche Vorstadt Süderotting eingemeindet. Ein Nachteil war, dass man 1864 die Haupteisenbahn von Hamburg nach Fredericia an der Stadt vorbei gebaut hatte. Seit 1868 war sie nur mit einer Stichbahn von Woyens mit dieser verbunden. Später entstanden zahlreiche Kleinbahnen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam die Stadt zur I. Zone für die Volksabstimmung über die künftige staatliche Zugehörigkeit Schleswigs. Am 10. Februar 1920 stimmten ungefähr zwei Drittel der Einwohner für Dänemark, dem die Stadt deshalb seit dem 15. Juni des Jahres offiziell angehört. Der nationale Konflikt war damit jedoch nicht bewältigt, und weite Teile der deutschen Minderheit fanden sich nicht mit der neuen Staatsgrenze ab. Kurz nach der Vereinigung mit Dänemark wurde die Stadt Bischofssitz.

Als am 9. April 1940 deutsche Truppen Dänemark besetzte, kam es in Hadersleben kurzzeitig zu Kampfhandlungen, bei denen einige dänische Soldaten ums Leben kamen. Die Grenze wurde jedoch nicht verschoben. 1943 erklärte der in Opposition zur Minderheitenführung stehende "Haderslebener Kreis" seine Loyalität gegenüber dem dänischen Staat. Mit dem Kriegsende verschob sich die Grenzfrage eine Zeitlang nach Süden. Die Bonn-Kopenhagener Erklärungen beendeten 1955 jedoch den deutsch-dänischen Konflikt. Heute gibt es in der Stadt eine deutsche Schule, einen deutschen Kindergarten und mehrere deutsche Vereine.

Die größte Tragödie in der jüngeren Geschichte der Stadt geschah 1959, als das Ausflugsschiff "Turisten" auf dem Haderslebener Damm in Brand geriet. 56 Menschen starben in den Flammen oder ertranken. Wirtschaftlich nahm die Stadt weiter Aufschwung und dehnte sich immer weiter aus.

Bei der Kommunalreform 1970 wurden acht Landkirchspiele mit der Stadt zur Großkommune Hadersleben vereinigt. 2007 steht eine weitere Vergrößerung der Kommune an. Dabei wird Hadersleben mit den Gemeinden Gramm, Woyens, Beftoft (bisher Kommune Norderrangstrup), Hjerndrup, Bjerning und Fjelstrup (bisher Kommune Christiansfeld) zusammengelegt.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl der Kommune (jeweils zum 1. Januar):

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

  • Marienkirche, hochgotisch, seit 1920 Bischofskirche, u.a. sehenswerte Epitaphien, Grabkapellen, Bronzetaufe, Orgel
  • Altstadt, viele geschlossen erhaltenen Straßenzüge mit Bauten des 17. bis 19. Jahrhunderts, vor allem östlich des Marktes um die Schlossstraße und den Klingenberg herum, aber auch westlich der Hauptstraße im Bereich des früheren Klosters
  • Wassermühle, heute Theater
  • Herzog-Johann-Hospital, 16. Jahrhundert
  • Haderslev Museum, vor allem Archäologie, aber auch Kulturgeschichte
  • Ehlers-Sammlung, Keramiken, wird zum stadtgeschichtlichen Museum ausgebaut
  • Schleswigsche Kutschensammlung
  • Alter Friedhof, zahlreiche historische Grabmäler, Blick über den Haderslebener Damm
  • Haderslebener Damm, großer mittelalterlicher Stausee mit zahlreichen Wanderwegen

[Bearbeiten] Verkehr

Die Nord-Süd-Autobahn E 45 führt seit 1978 etwa acht Kilometer westlich an der Stadt vorbei und ist über drei Anschlussstellen zu erreichen. Die frühere A 10 führt unter Umgehung der Altstadt als Landesstraße 170 ebenfalls in Nord-Süd-Richtung durch die Stadt. Hadersleben hat eine Schnellbusverbindung mit Sonderburg und Vejle und stündliche Überlandverbindungen nach Nord und Süd, während die Ost-West-Verbindungen dünner sind.

Um Kostspielige Kunstbauten im hügeligen Terrain zu vermeiden, wurde die Haupteisenbahn von Hamburg und Flensburg nach Fredericia 12 km westlich an der Stadt vorbei gebaut. Die schon 1868 eröffnete Stichbahn von Woyens dient seit 1974 nur noch als Museumsbahn, so dass der Bahnhof heute weit außerhalb liegt. Die zahlreichen Schmalspurstrecken der Haderslebener Kreisbahn wurden bereits in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre eingestellt, zuletzt 1939 die Verbindung nach Toftlund.

[Bearbeiten] Bildung und Kultur

  • Bispen, Kulturzentrum mit kommunaler Bibliothek, Stadtarchiv und Aktivitätshaus mit Kleinkunstbühne, Musikräumen und Cafe
  • Deutsche Bücherei
  • Kulturhaus Harmonien mit Theatersaal
  • Center for Videregående Uddannelser (v.a. Lehrerseminar)
  • Katedralskolen: Gymnasium (traditionsreiche Schule seit dem 16. Jahrhundert)
  • VUC Sønderjylland (Erwachsenenbildungszentrum) mit zwei Standorten
  • Handelsschule
  • Realschule (private Schule, neunklassig)
  • Den Kristne Friskole (christliche Privatschule, neunklassig)
  • vier Volksschulen im Stadtgebiet (St. Severin, Favredal, Hertug Hans und Hjortebro)
  • Volksschulen in den Dörfern der Umgebung, die auch zur Kommune Haderslev gehören
  • 10. Klasses Skole (10 Jahrgang, freiwilliger Jahrgang für alle Zehntklässler)
  • Ungdomsskolen (freiwilliger Unterricht)
  • Deutsche Schule Hadersleben (Privatschule, neunklassig)
  • Sonderschule Skolen ved Stadion
  • acht dänische und ein deutscher Kindergarten

[Bearbeiten] Partnerstädte

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 55° 15' N, 9° 30' O

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