Hausarztmodell
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Im Hausarztmodell müssen Patienten bei gesundheitlichen Beschwerden zunächst ihren Hausarzt aufsuchen. Ausgenommen sind Notfälle, möglicherweise auch Besuche beim Gynäkologen, beim Augen- und Kinderarzt, sowie Erkrankungen außerhalb des geographischen Tätigkeitsbereichs des Hausarztes.
Die Patienten müssen sich für mindestens ein Jahr bei einem Hausarzt „einschreiben“. An diesem Verfahren dürfen nur Ärzte teilnehmen, mit denen die jeweilige Krankenkasse einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat.
Der Hausarzt übernimmt die Behandlung, überweist bei Bedarf an Fachärzte bzw. Krankenhäuser und hat idealerweise einen umfassenden Überblick über die Krankengeschichte des Patienten sowie die vorgenommenen Behandlungen. Die „Lotsenfunktion“ (Gatekeeping) soll Mehrfachuntersuchungen und -behandlungen, vermeidbare Wechselwirkungen von Arzneimitteln, Interpretationsfehler isoliert arbeitender Spezialisten sowie unnötige Besuche bei anderen Ärzten und unnötige Krankenhauseinweisungen vermeiden.
Vor Einführung der Krankenversicherungskarte musste mit dem Krankenschein jeweils erst der Hausarzt aufgesucht werden, welcher ggf. Überweisungen zum Facharzt ausstellte. Die Einführung der Chipkarte führte zu vermehrten Arztwechseln und dadurch zu höheren Kosten. Die Idee der hausarztzentrierten Versorgung ist daher keineswegs neu.
Zu beachten ist, dass bisher keineswegs alle Krankenkassen bundesweit Hausarztmodelle anbieten. Auch können sich die Hausarztmodelle verschiedener Krankenkassen in den Konditionen erheblich unterscheiden. Es nehmen auch nicht automatisch alle Hausärzte an diesen Modellen teil. Mitunter sind in diesen Modellen die Kassenärztlichen Vereinigungen oder Ärzteorganisationen Vertragspartner.
[Bearbeiten] Vorteile des Hausarztmodells
Die Krankenkassen gewähren den Versicherten einen oder mehrere Vorteile, z.B. reduzierte Zuzahlungen in den Apotheken, Erstattung bzw. Wegfall der Praxisgebühr oder niedrigere Krankenkassenbeiträge. Die Beziehung zum Haus- und Familienarzt wird gestärkt. Der Hausarzt kennt den Patienten seit Jahren, teilweise seit Jahrzehnten. Der „Ärztetourismus“ wird reduziert. Dadurch, dass einfache Behandlungsfälle beim Hausarzt verbleiben (nicht jeder banale Schnupfen muss von einem HNO-Arzt behandelt werden), können sich die Fachärzte auf schwerere Erkrankungen ihres Gebietes konzentrieren. Teilnahmewillige Hausärzte können von den Krankenkassen zur Teilnahme an bestimmten -auch kostenpflichtigen- Weiterbildungsmaßnahmen neben der eigentlichen Weiterbildung gezwungen werden.
[Bearbeiten] Nachteile des Hausarztmodells
Gegner des Hausarztmodells sehen das Recht auf freie Arztwahl beschränkt. Außerdem sei die Möglichkeit erschwert, vergleichende Untersuchungen und differenzierte Therapieempfehlungen („Zweitmeinung“) bei verschiedenen Fachärzten einzuholen. Zudem kann es gefährlich sein, jahre- oder jahrzehntelang einem einzigen Arzt zu vertrauen. Manche Hausarztverträge schränken die Therapiefreiheit der Ärzte ein, indem sie die Befolgung von durch die Krankenkassen beeinflussten Behandlungsleitlinien vorschreiben.
Einige Kritiker bezweifeln auch, dass die Qualifikation der Hausärzte ausreichend ist für eine so komplexe Aufgabe. Wenn nicht alle Hausärzte teilnehmen, ist der Patient, der an dem Programm teilnehmen will, zu einem Wechsel des Hausarztes gezwungen. Für teilnehmende Ärzte ist mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand zu rechnen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Das Glossar zur Gesundheitsreform: Hausarztsystem
- Nachrichten und Kommentare zum Hausarztmodell
- Der Hausarzt als "Lotse" - Dreamteam oder Mogelpackung, Qualität oder Sparmodell, welche Kasse macht mit?
- Das Hausarzt-Spar-Modell der Barmer, in: Datenschutz Nachrichten 2/05
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