Herat
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Herat | |
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Blick auf Herat, Juni 2005 | |
Lage der Provinz Herat | |
Basisdaten | |
Staat: | Afghanistan |
Provinz: | Herat |
Geografische Lage: | Koordinaten: 34° 21' N, 62° 11' O34° 21' N, 62° 11' O |
Fläche: | xxx km² davon xxx km² Land |
Einwohner Stadt: - Provinz: |
254.800 (2003) 1.200.000 (2004) |
Bevölkerungsdichte: | xxx Einwohner je km² |
Höhe: | 925 NN |
Zeitzone: | xxx |
Stadtgliederung: | xxx |
Postleitzahlen: | xxx |
Vorwahl: | xxx |
Webseite: | xxx |
Herat, (persisch: هرات, in der Antike Haraiva[ta]), ist eine Stadt im westlichen Afghanistan im Tal des Hari Rud. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Herat und die zweitgrößte Stadt des Landes nach Kabul. Ihre Einwohnerzahl beträgt 254.800 (2003), hauptsächlich Tadschiken (Eigenbezeichnung Farsi).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Basisdaten
Sie ist eine alte Stadt mit vielen historischen Bauwerken, obwohl diese unter den militärischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte litten. Die meisten Gebäude sind aus Lehmziegeln erbaut. Die Ruine einer Zitadelle, die unter Alexander dem Großen errichtet wurde, beherrscht die Ansicht der Stadt, im 15. bis 17. Jahrhundert wurde Herat auch als das Florenz Asiens bezeichnet.
Herat hat eine günstige Lage an den Handelsrouten zwischen Iran, Indien, der Volksrepublik China und Europa. Die Straßen nach Turkmenistan und in den Iran sind noch immer von strategischer Bedeutung.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Antike
Der iranische Stamm Aria, altpersisch Haraiva[ta], gründete das heutige Herat ca. 1200 v. Chr. unter dem Namen Artacoana. Sie war die Hauptstadt der Region Aria und der gleichnamigen persischen Satrapie.
- Es gibt auch Spekulationen darüber, dass die oben genannten Aria Vorfahren der Bewohner des heutigen Kroatiens waren und später zum Teil nach Europa zogen (der Kroate nennt sich selber Hrvat - siehe Ähnlichkeit zum altpersischen Namen der Stadt H(a)r(ai)vat(a)).
Alexander der Große eroberte die Stadt 330 v. Chr. und baute sie neu auf. In dieser Zeit entstand die berühmte Zitadelle der Stadt. Die Region um Herat wurde nach dem Fall der Seleukiden von den einheimischen Parthern erobert - von hier aus begann die Gründung des mächtigen Parther-Imperiums.
[Bearbeiten] Mittelalter
Mit dem Fall der persischen Sassaniden wurde Herat Teil des muslimischen Kalifats. Die Samaniden ernannten später Herat zu ihrer Hauptstadt und entwickelten sie zu einem Zentrum der persischen Kunst, Kultur und Literatur.
Um 1000 n. Chr. eroberten die türkischen Ghaznawiden die Stadt und circa 1100 die Seldschuken. Ab 1175 herrschten in Herat für eine kurze Zeit die einheimischen Ghoriden, bevor sie Teil des Khawarazm-Reichs wurde. In dieser Zeit war Herat ein wichtiges Zentrum der Herstellung von Metallwaren, besonders Bronze, die oft mit kunstvollen Einlegearbeiten aus wertvollen Metallen verziert wurden.
1221 eroberten die Mongolen unter Dschingis Khan Herat und zerstörten sie. Im Jahre 1245 wurde die Stadt an die Kart Maliks vergeben.
Timur Lang zerstörte Herat um 1381. Unter seinem Sohn Schah-Rukh wurde sie wieder aufgebaut und zur Hauptstadt Khorassans und des Timuridenreiches erklärt. Beispielsweise errichtete Schah-Rukhs Frau Gauhar Shad den Musalla-Komplex mit seinen vielen Minaretten.
Die Usbeken eroberten Herat 1507; nur wenige Jahre später wurde die Stadt von Ismail Safawi eingenommen. Herat wurde wieder Teil von Persien und blieb bis zur Eroberung durch die Afghanen eine der wichtigsten Städte der Safawiden in Khorassan.
[Bearbeiten] Frühe Neuzeit
Zwischen 1718 und 1880 gab es viele Schlachten um Herat, bis die Stadt schließlich im Laufe des Great Game, dem politischen Schach der beiden europäischen Kolonialmächte Russland und Großbritannien, Afghanistan zugesprochen wurde. Damit entstand eine Pufferzone zwischen Russland und Britisch-Indien, die gleichzeitig die Unabhängigkeit Persiens und Afghanistans versicherte.
[Bearbeiten] Jüngste Geschichte
Schon vor der sowjetischen Invasion Afghanistans Ende 1979 gab es eine umfangreiche Präsenz von sowjetischen Beratern mit ihren Familien in Herat. Vom 10. bis zum 20. März 1979 meuterte die Armee in der Stadt unter Führung von Ismail Khan und 350 Sowjetbürger wurden getötet. Die Sowjets bombardierten die Stadt, was zu umfangreichen Zerstörungen und zu tausenden Toten führte, und eroberten die Stadt mit Panzern und Fallschirmjägern zurück.
Ismail Khan wurde Mujahedin-Kommandeur und nach dem Abzug der Sowjets Gouverneur von Herat. 1995 eroberten die Taliban Herat, doch am 12. November 2001 fiel sie an die Nordallianz und Ismail Khan kam in der Region wieder an die Macht.
Im Jahre 2004 setzte Hamid Karzai Ismail Khan ab und ernannte Said Mohammad Kheir-Khowa zum neuen Gouverneur. Kurz danach rebellierten die Einwohner Herats, da sie mit der Entscheidung Karzais nicht einverstanden waren.
[Bearbeiten] Kultur
Herat war lange Zeit ein Zentrum der persisch-muslimischen Kulturwelt. Besonders bekannt ist die Stadt für ihre bedeutdende Kunst- und Literaturtradition. Einer der bekannsten Dichter Persiens, Dschami, der gleichzeitig als der letzte bedeutende Sufi-Meister des Mittelalters gilt, war aus Herat. Auch der Halveti- und der Cheschti Sufi-Orden wurden in Herat gegründet. Eine weitere Berühmtheit der Stadt war Ustad Kamal-ud Din Behzad, der bedeutendste Vertreter der persisch-muslimischen Miniaturmalerei.
Herat ist zudem für seine handgeknüpften Perserteppiche bekannt. Der (nach der Stadt benannte) Herat-Stil gehört zu den teuersten und bekannsten seiner Art.
Bis zum Zerfall des Safawiden-Reichs war Herat, damals auch bekannt als Perle Persiens, die zweitgrößte Stadt des Königreichs und die wichtigste Metropole im Osten Persiens.
[Bearbeiten] Bedeutende Personen aus und in Herat
- Gauhar Shad, persische Adelige und Ehefrau des timuridischen Sultans Schah-Rukh
- Khwaja Abdullah Ansari, persischer Sufi-Dichter
- Dschami, persischer Sufi-Meister
- Ustad Kamal-ud Din Behzad, persischer Miniaturmaler
- Mir Ali Sher Nava'i, uighurischer Dichter, Politiker und Bauherr
- Mirwais Sadik, afghanischer Politiker
- Nadia Anjuman, afghanische Dichterin
- Rangin Dadfar Spanta, amtierender afghanischer Außenminister