Herbert Gruhl
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Herbert Gruhl (* 22. Oktober 1921 in Gnaschwitz, Sachsen; † 26. Juni 1993 in Regensburg) war ein Politiker (CDU, GAZ/GRÜNE, ÖDP) und Umweltschützer.
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[Bearbeiten] Werdegang
Gruhl wurde 1921 als Bauernsohn in Gnaschwitz (Sachsen) geboren. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft studierte er in Berlin Germanistik, Geschichte und Philosophie. 1957 promovierte er mit einer Arbeit über Hugo von Hofmannsthal zum Dr. phil.
[Bearbeiten] Politische Karriere
1954 trat er in die CDU ein, für die er 1969 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. 1969/70 war Gruhl zunächst Mitglied des Innenausschusses des Deutschen Bundestags und wurde Sprecher der Fraktion in Umweltfragen. Im Vorfeld der Bundestagswahl 1972 übernahm Gruhl den Vorsitz der innerhalb des Bundesfachausschusses Innenpolitik der CDU geschaffenen Arbeitsgruppe für Umweltvorsorge. Der dort erarbeitete Entwurf eines "Konzepts der CDU für Umweltvorsorge" wurde von Richard von Weizsäcker, "Schatten-Umweltminister" in der Wahlkampfmannschaft von Rainer Barzel, der an der Ausarbeitung nicht mitgewirkt hatte, noch beträchtlich umgestaltet. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion entwickelte Gruhl sich zu einem der wenigen Kritiker der Kernenergie und Gegner der Bewaffnung Deutschlands mit der Neutronenbombe. Die Veröffentlichung seines Buches "Ein Planet wird geplündert – Die Schreckensbilanz unserer Politik" im September 1975 avancierte zum Bestseller, wurde von der Parteispitze aber mit Schweigen quittiert. Am 11. Juli 1978 trat Gruhl aus der CDU aus, nachdem die Partei unter Helmut Kohl ihm seine Aufgaben entzogen hatte. Dem Bundestag gehörte Gruhl bis 1980 an. Von 1975 bis 1977 war er Vorsitzender des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
Nach der Trennung von der CDU gründete Gruhl die Grüne Aktion Zukunft (GAZ). Er engagierte sich für einen politischen Zusammenschluss grüner Parteien und Wählerbewegungen. Diese Bemühungen führten zur Beteiligung der Grünen an der Europawahl 1979, für die Gruhl neben Petra Kelly Spitzenkandidat war. Mit dem seinerzeit bekannten Slogan „Weder links, noch rechts, sondern vorn“ wollte Gruhl ideologische Differenzen durch eine Ausrichtung auf Zukunftsfragen überwinden. Bei der Wahl des Bundesvorsitzenden der neu gegründeten Partei unterlag er 1980 in einer Kampfabstimmung gegen Dieter Burgmann, wobei der spätere Innenminister Otto Schily den linken Zählkandidaten machte. Durch diese taktische Vorgehensweise des „Linken Flügels“ der Grünen fühlte sich Herbert Gruhl brüskiert und sah seinen wertkonservativen Flügel unterrepräsentiert. Die Grünen öffneten sich nach Gruhls Meinung zu sehr linksextremen Kräften (K-Gruppen). Vor diesem Hintergrund trennte sich Gruhl 1981 unter Protest von der Partei. Mit ihm traten etwa ein Drittel der Mitglieder der Grünen aus, die den Kern der 1982 gegründeten Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) bildeten.
1982 war Gruhl Mitbegründer der ödp, deren Bundesvorsitzender er von 1982 bis 1989 war. Nachdem es zu personellen Differenzen kam und die ÖDP einen Abgrenzungsbeschluss unter anderem zu rechtsextremen Parteien fasste, den Gruhl als einen von „linken Chaoten und Teilen der Grünen aufgezwungenen Richtungsstreit“ ablehnte, legte er auf dem Parteitag 1989 sein Amt als Vorsitzender nieder und gründete den „Arbeitskreis Ökologische Politik“, der nach Gruhls Parteiaustritt 1990 in den Unabhängigen Ökologen Deutschlands aufging.
Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn überreichte Herbert Gruhl für seine Verdienste um den Natur- und Umweltschutz 1991 das ihm vom Bundespräsidenten verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande.
[Bearbeiten] Positionen
Ökologisch denkend vertrat Gruhl die Position, dass es ein immerwährendes Wachstum nicht geben kann und übte an entsprechenden Theorien vom Wirtschaftswachstum Kritik. In Gruhls Gedankenwelt verband sich Ökologie auch mit bevölkerungspolitischen Fragen. Er äußerte sich dabei auch zuwanderungskritisch. Ein besonders drängendes ökologisches Problem war für ihn der ressourcenintensive Lebensstil der reichen Länder, aber auch die Überbevölkerung der Erde, die er mit Begriffen wie „Menschenflut“ oder „Menschenlawinen“ drastisch beschrieb. Er befürchtete, für einige Völker könnte zur Lösung ihrer Überbevölkerungsprobleme im Trikont der Einsatz von Atomwaffen in Frage kommen. Dass die weltweite Klimaschutzpolitik so erfolgreich wird, dass die weltweiten Treibhausgase abnehmen und sich für die Umwelt alles zum besseren wendet, hielt Gruhl anlässlich des UN-Umweltgipfels in Rio de Janeiro (1992) für eine unbegründete Hoffnung.
[Bearbeiten] Autoren-Karriere
Größere Bekanntheit erlangte er 1975 durch sein Buch "Ein Planet wird geplündert – Die Schreckensbilanz unserer Politik". Gruhl prangert darin den Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen durch immer mehr Wirtschaftswachstum an und macht deutlich, dass "der Mensch ... von den Grenzen unserer Erde ausgehend denken und handeln" müsse. Das Buch wurde zum Bestseller und Klassiker der Umweltliteratur. Mit seiner schonungslosen Analyse vom Raubbau des Menschen an der Erde unter dem Titel "Himmelfahrt ins Nichts – Der geplünderte Planet vor dem Ende" fand Gruhl 1992/93 noch einmal eine größere mediale Beachtung.
[Bearbeiten] Werke
- Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik, S. Fischer, Frankfurt am Main 1975
- Das irdische Gleichgewicht. Ökologie unseres Daseins, Erb, Düsseldorf 1982
- Glücklich werden die sein ... – Zeugnisse ökologischer Weltsicht aus vier Jahrtausenden, Erb, Düsseldorf 1984
- Der atomare Selbstmord, Herbig, München 1986
- Überleben ist alles. Erinnerungen des Autors von "Ein Planet wird geplündert", Herbig, München 1987, ISBN 978-3-7766-1457-2
- Himmelfahrt ins Nichts. Der geplünderte Planet vor dem Ende, Langen-Müller, München 1992, ISBN 978-3-7844-2396-8
- Unter den Karawanen der Blinden. Schlüsseltexte, Interviews und Reden (1976–1993). Mit einem einleitenden Essay von Franz Vonessen, hg. v. Volker Kempf, Peter Lang, Frankfurt 2005, ISBN 978-3-631-54618-5
[Bearbeiten] Literatur
- Kempf, Volker: Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie. Im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischer Realität, L. Stocker 2006, ISBN 978-3-7020-1070-6
- Naturkonservativ heute. Jahrbuch der Herbert-Gruhl-Gesellschaft e.V., Verlag Die Blaue Eule, Essen:
- Jahrbuch 2001, ISBN 978-3-89206-088-8
- Jahrbuch 2002, ISBN 978-3-89206-007-9
- Jahrbuch 2003, ISBN 978-3-89924-029-0
- Jahrbuch 2004, ISBN 978-3-89924-087-0
- Jahrbuch 2005, ISBN 978-3-89924-122-8
- Jahrbuch 2006, ISBN 978-3-89924-156-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Herbert Gruhl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage der Herbert-Gruhl-Gesellschaft e.V.
Herbert Gruhl (1982-1989) | Hans-Joachim Ritter (1989-1993) | Bernd Richter (1993-1995) | Hans Mangold (1995-1997) | Susanne Bachmaier (1997-2000) | Uwe Dolata (2000-2003) | Klaus Buchner (2003-heute)
Personendaten | |
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NAME | Gruhl, Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | rechtsökologischer Politiker (ÖDP) |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1921 |
GEBURTSORT | Gnaschwitz, Sachsen, Deutschland |
STERBEDATUM | 26. Juni 1993 |
STERBEORT | Regensburg, Bayern, Deutschland |