Hermaphroditismus
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Der Begriff Hermaphroditismus ist eine veraltete Bezeichnung der Medizin für Menschen mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen. Die systematische Bezeichnung ist Intersexualität. In der Zoologie wurden Zwitter, also doppelgeschlechtliche Spezies, ebenfalls als Hermaphrodit bezeichnet, was aber nicht der Intersexualität, also dem Hermaphroditismus, entspricht.
In der Regel ist bei Intersexualität das Geschlechtsorgan ungewöhnlich verformt, u.a. eine Vagina vergrößert, selten ist die Bestimmung des Geschlechts visuell unmöglich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dies bald nach der Geburt operativ korrigiert und damit ein geschlechtstypisches Aussehen hergestellt, mittlerweile ist diese Praxis umstritten.
Inhaltsverzeichnis |
Klassifikation nach ICD-10 | ||
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Q56 | Unbestimmtes Geschlecht und Pseudohermaphroditismus | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
[Bearbeiten] Etymologie und Literatur
Das Wort Hermaphrodit leitet sich von Hermaphroditos ab, einer Figur aus der griechischen Mythologie.
Ovid beschrieb in seinen Metamorphosen, wie aus dem Sohn Aphrodites und Hermes' durch die feste Umarmung der verliebten Nymphe Salmakis ein zweigeschlechtliches Wesen entstand, und deutet dies als "Ätiologie" der Zwitterbildung.
Jeffrey Eugenides beschreibt in seinem Roman Middlesex, für den er mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, die Lebensgeschichte der hermaphroditen Hauptfigur Calliope und über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens mit ihrem Schicksal.
In der S.F.-Literatur wird Hermaphrodismus oft als Kennzeichnung aliener Spezies verwendet oder auch als (absichtlich hervorgerufener) "fremdartiger" Zustand zukünftiger Menschen(kulturen) eingeführt (z.B. die Herm vom Planeten Beta in: Barryar-Zyklus von Lois McBujold).
In Gustav Meyrinks Roman "Der Golem" spielt der Hermaphroditismus ebenfalls eine wichtige Rolle.
[Bearbeiten] Pseudohermaphroditismus
Unter dem Begriff Pseudohermaphroditismus versteht man Zustände, bei denen das chromosomale Geschlecht und das gonadale Geschlecht (die inneren Geschlechtsorgane) nicht mit dem Aussehen der Genitalien, somit dem genitalen Geschlecht, sowie den sekundären Geschlechtsmerkmalen übereinstimmen. Man spricht auch häufig von Androgynität. Klinisch kommt es zum Auftreten eines virilisierten weiblichen oder eines mangelhaft virilisierten männlichen Genitales.
Es gibt zwei Arten des Pseudohermaphroditismus: masculinus (männlich) und femininus (weiblich). Beim männlichen Pseudohermaphroditismus ist das gonadale Geschlecht männlich, das äußere Erscheinungsbild aber weiblich, während es beim weiblichen Pseudohermaphroditismus umgekehrt ist.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Smith-Lemli-Opitz-Syndrom (Typ II mit Pseudo-Hermaphroditismus)*
- Swyer-Syndrom
- Zwitter
- Heteronormativität
- Intersexualität
- Androgynität
- Futanari
- Karl M. Baer
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Hermaphrodit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Intersex Society of North America (ISNA) - Interessenorganisation in den USA
- Das verordnete Geschlecht - Engagierter Dokumentarfilm