Friedrich Wilhelm II. (Preußen)
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Friedrich Wilhelm II. (* 25. September 1744 in Berlin; † 16. November 1797 in Potsdam) war König von Preußen, im Volk Der dicke Lüderjahn genannt. In seiner Eigenschaft als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg wird er als Friedrich Wilhelm III. gezählt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Bei seinem Regierungsantritt 1786 war er bereits 42 Jahre alt. Der Bruder seines Vaters August Wilhelm war Friedrich der Große, dem er wegen dessen Kinderlosigkeit auf dem Thron folgte. Friedrich Wilhelm II. wird als gutherzig und wohlwollend, aber charakterschwach, sinnlich und zu mystischen Schwärmereien neigend charakterisiert. Er glaubte, im Besitz eines großen Staatsschatzes und eines als unbesiegbar geltenden Heers, mit vollen Händen geben und Preußens Kraft überall einsetzen zu können. Er gab große Summen für Kunst und Bautätigkeit aus, ließ etwa in Berlin das Brandenburger Tor errichten. Politisch hat er meist mit Geschick agiert.
An die Stelle der Selbstregierung seiner Vorgänger trat eine Kabinettsregierung, die den König von den Ministern abschloss und ihn dem Einfluss unwürdiger Günstlinge wie Wöllner preisgab. Statt dem Volk einen frischen Antrieb politischen und geistigen Lebens mitzuteilen, wurden am 9. Juli 1788 das berüchtigte Religionsedikt und am 19. Dezember das Zensuredikt erlassen, welche dem preußischen Volk die Freiheit auf dem einzigen Gebiet, das ihm Friedrich gelassen, dem religiösen und literarischen, auch noch rauben sollten.
Der Feldzug gegen die Niederlande 1787 wegen der Beleidigung der Prinzessin von Oranien, einer Schwester des Königs, kostete Friedrich allerdings viele Millionen.
Das 1790 begonnene Unternehmen, Friedrich Wilhelm an die Spitze der vereinigten Macht Mitteleuropas zu stellen, während Russland und Österreich in den türkischen Krieg verwickelt waren, und ihm so eine schiedsrichterliche Herrschaft zu verschaffen, brachte nach kostspieligster Rüstung der König selbst zum Scheitern, indem er aus unzeitiger und kurzsichtiger Großmut den Vertrag von Reichenbach (27. Juli 1790) abschloss, der Österreich von dem unheilvollen Türkenkrieg befreite, und zeigte hierdurch der Welt, dass er die herrschende Stellung Preußens nicht behaupten könne. Der Fürstenbund löste sich infolgedessen auf.
Nicht minder sprunghaft - ähnlich wie die Politik seines Onkels von Allianzenwechsel geprägt war - war die Politik des Königs gegen Frankreich. Nach Ausbruch der französischen Revolution wandte er sich zunächst gegen Frankreich, um Ludwig XVI. zu befreien, schloss mit Österreich 1792 den Pillnitzer Vertrag und begleitete selbst die Armee auf dem Feldzug in die Champagne; trotz der militärischen Schwäche Frankreichs endete dieser mit der erfolglosen Kanonade von Valmy, die in ihren Folgen einem Sieg der Franzosen gleichkam.
1793 schloss sich der König noch der ersten Koalition an und eroberte Mainz. Dann aber wendete er sein Augenmerk Polen zu, das für die preußischen Interessen von eminenter Bedeutung war. Russland hatte durch die Konföderation von Targowica am 14. Mai 1792 die politische Reorganisation Polens vereitelt und durch Besetzung des ganzen Landes mit seinen Truppen dessen Einverleibung vorbereitet. Um dies zu verhindern, schloss der König am 23. Januar 1793 einen zweiten Teilungsvertrag mit Russland, in dem er Danzig, Thorn und Südpreußen, 57.000 km² mit 1.100.000 Einwohnern, und damit eine vortreffliche Abrundung seiner Ostgrenze gewann. Da Österreich hierbei leer ausging, steigerte sich die Eifersucht zwischen beiden deutschen Mächten und lähmte ihre kriegerische Aktion gegen Frankreich. Daher beutete die preußische Armee ihre Siege bei Pirmasens vom 14. September 1793 und Kaiserslautern (28.–30. November) nicht zu einem Einfall in Frankreich aus. Aber auch zum Rücktritt von der Koalition konnte sich Friedrich Wilhelm nicht entschließen, obwohl die Finanzen Preußens bereits völlig erschöpft waren, und ließ sich lieber zu dem Haager Vertrag herab (19. April 1794), mit den Seemächten, durch den er ein Heer von 64.000 Mann an diese vermietete, denen auch die Eroberungen desselben gehören sollten. Dieses Heer schlug die Franzosen zweimal bei Kaiserslautern (23. Mai und 18.–20. September), drang aber um so weniger in Feindesland ein, als Friedrich Wilhelm gleichzeitig durch den polnischen Aufstand von 1794 in einen Krieg im Osten verwickelt wurde. Die preußische Armee unter dem König selbst eroberte Krakau, belagerte aber Warschau vergeblich. Indem es erst den Russen gelang, den Aufstand niederzuschlagen, fiel diesen die Entscheidung über die letzte Teilung Polens zu, und diese wurde im Vertrag zwischen Russland und Österreich vom 3. Januar 1795 so geregelt, dass Friedrich Wilhelm außerordentlich große Gebiete bekam, nämlich Masowien, Warschau und Białystok (Neuostpreußen), 47.000 km² mit einer Million Einwohnern, bekam; am 24. Oktober 1795 unterzeichnet es den dritten Teilungsvertrag (siehe auch Teilungen Polens). Damit war das Gebiet Preußens mit den gewonnenen polnischen Gebieten in einem kompakten Staatsgebilde verbunden. Da 1791 auch Ansbach und Bayreuth unter preußische Herrschaft kamen, war das Staatsgebiet auf 300.000 km² mit 8.700.000 Einwohnern angewachsen. Preußens Bevölkerung bestand fast zur Hälfte aus Polen. Freilich sah die spätere deutsch-nationale Geschichtsschreibung die Bildung eines deutsch-polnischen Staates überaus kritisch, ja sogar als Irrweg an. Die ohne Zweifel vorhandenen beachtlichen Leistungen Friedrich Wilhelms wurden - wohl aus deutsch-nationalen Motiven - nachhaltig in Misskredit gebracht, weil der König, ganz Kind des 18. Jahrhunderts, nicht in Kategorien des nachfolgenden Jahrhunderts dachte.
Schon vorher hatte sich Friedrich Wilhelm durch den Frieden von Basel (5. April 1795) von dem Kriege gegen Frankreich losgesagt und durch eine Demarkationslinie Neutralität und Frieden nicht nur für Preußen, sondern für ganz Norddeutschlands gesichert. Sein Sohn, der nicht in politischen, sondern moralischen Kategorien dachte, hat den Frieden später zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt verspielt.
[Bearbeiten] Nachkommen
Erste Ehe 1765-1769: Prinzessin Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Ehe wurde 1769 geschieden. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor:
- Friederike (1767-1820) ∞ 1791 Herzog Friedrich von York
Zweite Ehe 1769: Prinzessin Friederike Luise von Hessen-Darmstadt, mit dieser hatte er folgende Kinder:
- Friedrich Wilhelm III. (Preußen) (1770-1840)
- ∞ 1793 Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz
- ∞ 1825 Prinzessin Auguste von Harrach, spätere Fürstin von Liegnitz
- Wilhelmine (1772-1773)
- Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen (1773-1796) ∞ 1793 Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz
- Wilhelmine (1774-1837) ∞ 1791 König Wilhelm I. der Niederlande
- Auguste (1780-1841) ∞ 1797 Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel
- Karl Heinrich (1781-1846), Großmeister der preußischen Johanniter
- Friedrich Wilhelm Karl (1783-1851) ∞ 1804 Landgräfin Marie Anna von Hessen-Homburg
Darüberhinaus pflegte er neben vielen anderen eine außereheliche Beziehung zu Wilhelmine von Lichtenau, die ihm u. a. seinen Lieblingssohn, den Grafen Alexander von der Mark, schenkte. 1781 beendet Friedrich Wilhelm auf Druck der Rosenkreuzer, denen er angehört, den Umgang mit Wilhelmine, bleibt aber mit ihr befreundet.
1786 ging der König eine morganatischen Ehe mit Julie von Voß, der späteren Gräfin Ingenheim ein und vermählte sich nach deren Tod im Jahr 1790 mit Sophie Juliane Friederike Gräfin von Dönhoff in einer weiteren morganatischen Verbindung. Aus letzterer ging eine Tochter, Gräfin Julie von Brandenburg hervor, die ihrerseits durch morganatische Heirat mit Ferdinand von Anhalt-Köthen Herzogin wurde.
[Bearbeiten] Stammtafel
Stammtafel Friedrich Wilhelm II. von Preußen (1744-1797) | ||||||||
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Großeltern |
Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688-1740) |
Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Bevern (1680-1735) |
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Eltern |
August Wilhelm Prinz von Preußen (1722-1758) |
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Friedrich Wilhelm II. (Preußen) (1744-1797) |
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Ehe mit |
x 1765 |
x 1769 |
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Kinder |
Friederike (1767-1820) |
Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770-1840) |
Ludwig (1773-1796) |
Wilhelmine von Preußen (1774-1837) |
Augusta (1780-1841) |
Karl Heinrich (1781-1846) |
Wilhelm (1783-1851) |
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Enkelkinder |
– |
Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) |
Friedrich Wilhelm Ludwig (1794-1863) |
Wilhelm II. (1792-1849) |
? |
? |
Adalbert (1811-1873) |
[Bearbeiten] Mäzen
Der König förderte Luigi Boccherini und Johann Gottfried Schadow.
[Bearbeiten] Ikonographie
Standbild von Adolf Brütt für die Siegesallee, enthüllt am 13. Februar 1899.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Friedrich Wilhelm II – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Literatur von und über Friedrich Wilhelm II. (Preußen) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Friedrich Wilhelm II. (Preußen). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 7, S. 685.
Vorgänger |
König von Preußen 1786–1797 |
Nachfolger |
Personendaten | |
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NAME | Friedrich Wilhelm II. |
KURZBESCHREIBUNG | König von Preußen |
GEBURTSDATUM | 25. September 1744 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 16. November 1797 |
STERBEORT | Potsdam |