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Johannes XXIII. - Wikipedia

Johannes XXIII.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den Papst Johannes XXIII. Für den Gegenpapst siehe Johannes XXIII. (Gegenpapst).
Statue von Johannes XXIII. in Sofia, Bulgarien
Statue von Johannes XXIII. in Sofia, Bulgarien

Johannes XXIII. (* 25. November 1881 in Sotto il Monte; † 3. Juni 1963 in der Vatikanstadt) - bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli - war Papst vom 28. Oktober 1958 bis zu seinem Tod am 3. Juni 1963. Er wird auch der "Konzilspapst" oder im Volksmund "il Papa buono" ("der gute Papst") genannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Jugend

Angelo Giuseppe Roncalli wurde als Sohn von Giovanni Battista Roncalli und dessen Ehefrau Marianna in ärmlichen Verhältnissen am Rande der Alpen geboren. Er wuchs mit zwölf weiteren Geschwistern in einer Großfamilie auf. Ein besonderes Verhältnis hatte der junge Angelo zu seinem Großonkel Zaverio, der bezüglich des Glaubenslebens richtungsweisend wurde. Die Begabung des Knaben wurde durch den Gemeindepfarrer Don Rebuzzini erkannt und gefördert. Mit privatem Lateinunterricht förderte der Pfarrer seinen Schüler. Doch Angelos Vater war dagegen, da er auf dessen Arbeitskraft nicht verzichten konnte und einem Priesterberuf seines Sohnes skeptisch gegenüber stand. Nur mühsam konnte der Vater überzeugt werden. 1892 wurde Angelo ins Vorbereitungsseminar in Bergamo aufgenommen. Anschließend konnte er das theologische Seminar besuchen. 1901 leistete er eine einjährige Militärdienstzeit ab. Anschließend studierte er in Rom, wo er am 18. Dezember 1903 zum Diakon geweiht wurde. Ein Jahr später schloss er sein Studium mit der Promotion zum Dr. theol. ab.

[Bearbeiten] Priester

Am 10. August 1904 wurde er zum Priester geweiht. Während der Priesterweihe wurde er dem damaligen Papst Pius X. vorgestellt. Er lernte auch die späteren Päpste Eugenio Pacelli und Achille Ratti früh persönlich kennen. Von 1905 bis 1914 wirkte Roncalli als Sekretär des Bischofs Graf Radini-Tedeschi von Bergamo, den er zeitlebens sehr verehrte. Mit dem Bischof unternahm Roncalli viele Auslandsreisen, u. a. 1906 ins vom osmanischen Reich besetzte Palästina. Er blieb seinem Seminar in Bergamo weiterhin verpflichtet und lehrte dort Kirchengeschichte. Mit dem Tod seines Förderers verlor Roncalli sein Sekretärsamt.

Mit der Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn am 23. Mai 1915 wurde Roncalli eingezogen. Erst diente er als Sanitätssoldat, später wurde er Militärseelsorger. Nach dem Krieg wirkte er als Jugend- und Studentenpfarrer. Von Papst Benedikt XV. 1921 nach Rom versetzt, wurde er zum Präsidenten des Zentralrates des Päpstlichen Missionswerkes in Italien und zum Monsignore erhoben.

[Bearbeiten] Vatikandiplomat

Am 3. März 1925 wurde Roncalli zum Apostolischen Visitator für Bulgarien ernannt. 1931 wurde er zum Apostolischen Delegaten erhoben. Er erhielt den Titel eines Titularbischofs von Aeropolis/Palästina, nach der Demission aus Bulgarien von Mesembria.

1934 wechselte Roncalli als Apostolischer Delegat in die Türkei und nach Griechenland. Hier wurde er vom Zweiten Weltkrieg überrascht. Im Laufe desselben half er Juden zur Flucht aus Ungarn, das von der deutschen Wehrmacht besetzt war. Am 22. Dezember 1944 wurde er von Papst Pius XII. als Apostolischer Nuntius nach Frankreich versetzt. Dies war eine äußerst schwierige Aufgabe, da sein Vorgänger im Amt mit dem Regime unter Pétain zusammengearbeitet hatte. Durch seine ihm eigene Art konnte Roncalli trotzdem überzeugen. Es gelang ihm, die meisten seitens der französischen Republik unerwünschten Bischöfe im Amt zu halten.

[Bearbeiten] Kardinal und Papstwahl

Am 12. Januar 1953 wurde er von Papst Pius XII. zum Kardinal (Titelkirche S. Prisca) und zum Patriarchen von Venedig ernannt. Das gute Einvernehmen mit der französischen Regierung zeigte sich daran, dass der französische Staatspräsident Auriol, einer alten Gepflogenheit gemäß, dem neu ernannten Kardinal den roten Kardinalshut aufsetzte. Nach dem Tod des Papstes Pius XII. wurde Roncalli am 28. Oktober 1958, dem dritten Tag des Konklaves, im 11. Wahlgang durch die 51 Mitglieder des Kardinalskollegiums (dem Vernehmen nach mit 38 Stimmen, gegen den zweitplatzierten Kardinal Grégoire-Pierre Agagianian), zum Papst gewählt. Er gab sich den Papstnamen Johannes, auch zu Ehren seines Vaters Giovanni Battista (zu deutsch: Johann Baptist) und des Patrons der Kirche, in der er getauft worden war. Seit dem 15. Jh. hatte sich kein Papst mehr Johannes genannt, da die letzten Träger dieses Papstnamen mit dem Avignonesischem Papsttum und mit dem Großen Abendländischen Schisma verbunden waren. Die Krönung des neuen Papstes am 4. November 1958, dem Fest des Hl. Carlo Borromeo, beeindruckte die Weltöffentlichkeit, als der Papst das Alte Testament der Bibel zitierte und sich vorstellte als "Ich bin Joseph, Euer Bruder."

[Bearbeiten] Papst

Nach seiner Wahl wurde Roncalli wegen seines hohen Alters und seiner konservativen Frömmigkeit in der Presse als Übergangspapst und Kompromisslösung bezeichnet, erwies sich jedoch bald als einer, der Mut zu historischen Veränderungen hatte. Als erster Papst seit der Reformation entwickelte er ein Bewusstsein für Ökumene. Er berief zum Staunen der Welt das Zweite Vatikanische Konzil ein, das am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde. Die Vorgänger Pius XI. und Pius XII. hatten zwar über eine Wiedereröffnung des abgebrochenen I. Vatikanischen Konzils nachgedacht, letztlich aber darauf verzichtet. Gegenüber dem frz. Philosophen Jean Guitton, den der Papst als ersten Laienbeobachter zum Konzil einlud, bekannte er sich dazu, schon sehr lange über die Ökumene nachgedacht zu haben. Das Konzil sollte das Aggiornamento (= "Heutigwerden") der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert einleiten und versinnbildlichen. Historische Verdienste erwarb er sich um die Überwindung der Kubakrise und durch zahlreiche Friedensinitiativen, zum Beispiel durch seine Enzyklika Pacem in terris. Am 11. Mai 1963 wurde dem Papst der Balzan-Preis für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern im römischen Quirinalspalast überreicht. Diese war auch der letzte öffentliche Auftritt des Papstes.

Johannes XXIII. im gläsernen Sarg im Petersdom
Johannes XXIII. im gläsernen Sarg im Petersdom

Doch er konnte den Abschluss des Konzils nicht erleben, denn am 3. Juni 1963 erlag er einem Krebsleiden. Er starb um 19.50 Uhr im apostolischen Palast. Sein von ihm stark favorisierter Nachfolger, der von ihm zum Kardinal erhobene Erzbischof Montini, Paul VI., führte das Konzil 1965 zu Ende. Von Papst Johannes Paul II. wurde er im Jahr 2000 am 3. September zusammen mit dem Konzilspapst des 1. Vatikanums (1869/70) Pius IX. seliggesprochen. Sein mumifizierter Leichnam ruht seitdem in einem gläsernen Sarg im Petersdom unter dem Altar des Heiligen Hieronymus. In dem frei gewordenen Grab wurde am 8. April 2005 Johannes Paul II. beigesetzt.

Von Johannes XXIII. existieren unzählige Anekdoten, die seine humorvolle und zugleich bodenständige Art schildern, die aus ihm einen echten Volkspapst machten. So soll er unter anderem einmal auf die Frage, wie viele Menschen im Vatikan arbeiten, geantwortet haben: "Ungefähr die Hälfte." Er ging oft in den vatikanischen Gärten spazieren, was ihm den Spitznamen "Johnny Walker" einbrachte. Als er einmal einen Gärtner sah, sagte er zu seinem Sekretär: "Geben Sie ihm ein Andachtsbildchen, mit dem er seiner Frau einen Blumenstrauß kaufen kann." Auch berühmt ist sein Ausspruch: "Papst kann jeder werden - ich selbst bin das beste Beispiel dafür." Zu Lehrdefinitionen hatte er eine eher distanzierte Einstellung. Kurz nach seiner Wahl antwortete er auf eine diesbezügliche Frage: 'Ich bin zwar jetzt unfehlbar, gedenke aber nicht, davon Gebrauch zu machen.' Einige weitere Zitate findet man hier. [1]

[Bearbeiten] Namenswahl

Bis zu Beginn des 15. Jahrhunderts war Johannes (bezogen auf Johannes den Täufer) der beliebteste Papstname - man zählte 25 Päpste und Gegenpäpste dieses Namens. Zur Beendigung des Schismas wurde auf dem Konzil von Konstanz 1415 Gegenpapst Johannes XXIII. abgesetzt; er war einer der drei Päpste, die es zu diesem Zeitpunkt gab. Seitdem nahm bis zur Wahl Roncallis kein Papst mehr den Namen Johannes an. Ob eine Parallele beabsichtigt war oder nicht, der vorletzte Namensträger, Johannes XXII., wurde nach einem langen Konklave im hohen Alter von 71 Jahren gewählt – wohl in der Hoffnung, er würde aufgrund seines Alters kurz und ruhig regieren. Johannes XXIII. enttäuschte seine Wähler in dieser Beziehung; er regierte 5 Jahre lang und war höchst aktiv. Mit dieser Namenswahl wurde der Gegenpapst Johannes XXIII. endgültig aus der Liste der Päpste gestrichen.

In seinem „Dekalog der Gelassenheit“ schuf Johannes XXIII. zehn Gebote, in denen er auf undogmatische Weise eine einfache Lebensphilosophie anbot.

[Bearbeiten] Päpstliche Werke

Johannes XXIII. schrieb 8 Enzykliken. [2] Unter diesen gilt die Enzyklika Pacem in terris als die bedeutendste. Sie befasst sich mit den Wirren der beiden Weltkriege und ruft im Kontext des Kalten Krieges zur internationalen Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit auf. Erstmals hat der Papst eine Enzyklika nicht nur an seinen Episkopat und an die Katholiken, sondern »an alle Menschen guten Willens« adressiert. [3] Diese Enzykliken sind:

[Bearbeiten] Werke

  • Geistl. Tagebuch und andere geistl. Schriften; Verlag: Herder (1964), ASIN: B0000BJTR0
  • Brevier des Herzens, Geistl. Wegleitung durch das Jahr, mit einem Geleitwort von Julius Kardinal Döpfner, 1967;

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Andrea Lazzarini: Johannes XXIII. Das Leben des neuen Papstes, Herder. Freiburg Basel Wien, 1959.
  • Helmuth Nürnberger: Johannes XXIII. mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. ISBN 3-934097-28-6
  • Heinrich A. Mertens. Ich bin Joseph, Euer Bruder. Chronik - Dokumente - Perspektiven. Zum Leben und Wirken Papst Johannes XXIII, Paulus Verlag Recklinghausen, 1959.
  • Johannes XXIII. Das Rosenkranzgebet, Wien-München (Herold) 1962.
  • Giuseppe Alberigo: Johannes XXIII. Matthias-Grünewald-Verlag, September 2000, ISBN 3786722889
  • Renzo Allegri: Johannes XXIII. Verlag Neue Stadt, Juli 2000, ISBN 3879965218
  • Robert Rothmann: Ich bin Josef, Euer Bruder. St. Benno, März 2000, ISBN 3746213568.
  • Alexandra von Teuffenbach: Papst Johannes XXIII. begegnen, Augsburg 2003 ISBN 3-936484-47-3
  • Freddy Derwahl, Johannes XXIII. Ein Leben für den Frieden, München (Pattloch) 2004.
  • J.R. Grigulevic: Die Päpste des XX. Jahrhunderts, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin 1984
  • Horst Fuhrmann: Die Päpste, Von Petrus bis Johannes Paul II. München 2004, S.213-220, ISBN 3-406-51097-3
  • Christian Feldmann Johannes XXIII. Der gütige Prophet Herder-Verlag Freiburg, Wien, Basel, 2006. ISBN 978-3-451-29243-9

[Bearbeiten] Verfilmungen

  • Papst Johannes XXIII - Ein Leben für den Frieden. EOS Entertainment, RAI Uno 2002
  • Johannes XXIII. - Für eine Welt in Frieden (The Good Pope). Italien 2004, R: Ricky Tognazzi [4]

[Bearbeiten] Trivia

Der Circus Roncalli ist ein 1976 gegründeter deutscher Zirkus. Der Name des Zirkus stammt von dem bürgerlichen Namen des damals noch sehr populären Papstes Johannes XXIII.

[Bearbeiten] Quellen

  1. [1]weitere Zitate
  2. [2]Seine acht Enzykliken, Homepage des Vatikan
  3. [3]Pacem in terris, engl.
  4. [4]Für eine Welt in Frieden, Film

[Bearbeiten] Weblinks

s:
Wikisource Latein
Wikisource: Ioannes XXIII – Quellentexte (lat.)

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