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Kubakrise - Wikipedia

Kubakrise

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Kubakrise war eine äußerst ernste Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion im Jahr 1962. Auslöser war die Stationierung US-amerikanischer, nuklearer Mittelstreckenraketen des Typs Thor und Jupiter in Italien und der Türkei im Jahre 1959, gefolgt von der Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba im Jahre 1962. Die Kubakrise wird als Höhepunkt und gleichzeitig als Wendepunkt in der Geschichte des Kalten Krieges angesehen. Niemals zuvor war ein Atomkrieg so wahrscheinlich wie zu diesem Zeitpunkt.

Inhaltsverzeichnis

Teilnehmer

Die Protagonisten an der Kubakrise waren die USA, die Sowjetunion und indirekt Kuba.

Vorgeschichte

Aus dem Zweiten Weltkrieg waren die USA und die Sowjetunion als Supermächte hervorgegangen. Sie standen für zwei gegensätzliche Wirtschaftssysteme und Ideologien und versuchten, dem Gegner mit immer neuen Waffentechnologien die eigene Überlegenheit zu demonstrieren.

Dabei wurde selbst ein nuklearer Erstschlag nicht ausgeschlossen, der den Gegner durch massiven Einsatz von Kernwaffen vernichten und jede Vergeltung unmöglich machen sollte. Konventionelle Waffen besaßen für ein solches Vorhaben nicht genug Feuerkraft.

Interkontinentalraketen der damaligen Zeit erreichten Ziele innerhalb von 18.000 km; die beiden Supermächte konnten einander also von heimischem Boden aus mit solchen Raketen beschießen. Auch die Bomberflotten des Typs B-52 und Tu-95 besaßen entsprechende Reichweiten. Allerdings machten die langen Vorwarnzeiten einen Überraschungsangriff unmöglich. Also mussten Raketen näher am Ziel installiert werden.

Dies hatten die USA, wie erwähnt, im Januar 1959 mit der Aufstellung von nuklearen Mittelstreckenraketen des Typs Thor und Jupiter in Italien und der Türkei getan, während die Sowjetunion sich zu einer entsprechenden Maßnahme nicht in der Lage sah – die Wurzel der Kubakrise.

Die Lage änderte sich, als die kubanische Guerilla unter Fidel Castro und Ernesto Che Guevara den Diktator Fulgencio Batista im Januar 1959 aus Kuba vertrieb. Castro bildete eine Revolutionsregierung, in der anfangs noch verschiedene oppositionelle Gruppen vertreten waren, darunter auch die bald bevorzugten Kommunisten. Batista war von den USA unterstützt worden, und auch Castro wollte die Beziehung aufrecht erhalten; er bat die USA um ein Darlehen. Für die USA kam er jedoch als Partner nicht in Frage. Eisenhower lehnte das Darlehen ab, die amerikanische Regierung unterstützte die kubanische Opposition durch Terror- und Sabotageakte, ja sogar Mordanschläge gegen das Castro-Regime.

Die UdSSR beobachtete diese Entwicklung aufmerksam und nahm im Mai 1959 diplomatische Beziehungen zu Kuba auf. Castro hoffte, mit der wirtschaftsstarken UdSSR im Rücken ein Vorbild für die nationale Unabhängigkeit in Lateinamerika werden zu können. Die USA werteten dies als inakzeptablen Versuch, den Kommunismus in Süd- und Mittelamerika salonfähig zu machen.

Am 19. Oktober 1960 verbot die Regierung der USA per Dekret, Erdöl nach Kuba zu exportieren, und sie verbot jedweden Import aus Kuba. Das Politbüro unter Chruschtschow sagte hierauf wirtschaftliche und militärische Unterstützung zu. Diese Zusagen gelten heute als Anlass für die Schweinebuchtinvasion am 17. April 1961, die mit einem Fiasko endete.

Das Bündnis zwischen der Sowjetunion und Kuba war für beide Staaten vorteilhaft. Die UdSSR konnte ihr taktisches Defizit gegenüber den USA ausgleichen, nämlich die Erreichbarkeit des gegnerischen Territoriums mit Nuklearraketen, und Kuba betrachtete die Sowjetunion als wichtigsten Handelspartner und Schutzmacht, die das Überleben der Regierung Castro sicherte.

Unmittelbare Vorgeschichte

Von 1959 an stationierten die USA in Italien 30 und in der Türkei 15 Atomraketen, die auf die UdSSR gerichtet waren.

Am 26. und 27. Oktober 1960 starteten die USA von der Laughlin Air Force Base in Texas erstmals auch U-2-Aufklärungsflüge über Kuba. Am 5. September 1961 wurden erstmals Aufnahmen von Flugabwehrraketen vom Typ SA-2 und von Kampfflugzeugen vom Typ MiG-21 Fishbed gemacht.

Im April 1962 wurden die amerikanischen Thor- und Jupiter-Atomraketen in der Türkei einsatzbereit. Weil sie wegen ihrer ungeschützten Aufstellung leicht angreifbar waren, konnten sie nur zu einem atomaren Erstschlag genutzt werden.

Zudem fuhren auf den Meeren US-U-Boote mit Polaris-Atomraketen. Diese Raketen konnten auch unter Wasser abgefeuert werden und waren entsprechend schwer zu treffen. Die Sowjetunion hatte nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.

Im Mai 1962 begann die UdSSR unter dem Decknamen Operation Anadyr, auf Kuba heimlich SS-4 Mittelstreckenraketen (mit Atombomben bestückbar) und 40.000 Soldaten der Sowjetischen Armee zu stationieren, die Kuba vor einer drohenden US-amerikanischen Invasion schützen sollten. So konnte die Sowjetunion das militärische Gleichgewicht wieder herstellen, das mit der Stationierung der US-Mittelstreckenraketen in Europa zu Gunsten der USA verschoben worden war.

Am 5. und 29. August 1962 ging die CIA Agentenhinweisen nach und entdeckte auf Fotos des US-Spionageflugzeuges U-2 erstmals in der Provinz Pinar del Río Raketenabschussvorrichtungen.

Am 8. September 1962 legte das sowjetische Frachtschiff "Omsk" mit einer Ladung von SS-4 Mittelstreckenraketen in Havanna an, brachte die Fracht aber nicht an Land.

Zeittafel der Krise im Oktober 1962

Zur eigentlichen Krise kam es im Oktober 1962.

Luftaufnahme der Raketenstellung nahe San Cristobal am 14. Oktober 1962
Luftaufnahme der Raketenstellung nahe San Cristobal am 14. Oktober 1962
Luftbild vom 17. Oktober 1962 mit einer Raketenstellung
Luftbild vom 17. Oktober 1962 mit einer Raketenstellung
  • Sonntag, 14. Oktober: US-Präsident John F. Kennedy genehmigt erneut Luftaufnahmen der Spionageflugzeuge Lockheed U-2. Zweimal überfliegen U-2F-Flugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Laughlin in Texas aus die Raketenstellungen auf Kuba. Sie entdeckten sowjetische Techniker und Soldaten, die im Begriff waren Abschussrampen für sowjetische Mittel- und Langstreckenraketen des Typs SS-4 und SS-5 in der Nähe von San Cristobal in Kuba zu bauen. Sie schossen mehrere Fotos, doch die Sowjets entdeckten das Flugzeug schossen es aber nicht ab.
  • Montag, 15. Oktober:: Auf den ausgewerteten Fotos wird der unmittelbare Beweis erbracht: Die Raketen existieren, und es handelt sich um SS-4 Mittelstreckenraketen. Sie befinden sich nahe San Cristobal im Nordosten Kubas und sind in der Lage, Washington, sowie weite Teile der USA zu erreichen.
  • Dienstag, 16. Oktober: John F. Kennedy wird vom Sicherheitsberater McGeorge Bundy informiert und beruft sofort seinen Beraterstab (Executive Committee, ExComm) ein. Verschiedene Reaktionen werden erörtert: Hinnehmen der Stationierung, diplomatische Lösungsversuche, Seeblockade, Luftangriff und Invasion. Alle Beratungen und Ergebnisse werden vor der Öffentlichkeit (und somit auch vor der Sowjetunion) geheim gehalten. Präsident Kennedy ordnet weitere U2-Aufklärungsflüge an.


Mitglieder des ExComm:

- Vizepräsident Lyndon B. Johnson

- Außenminister Dean Rusk

- Verteidigungsminister Robert McNamara

- Vorsitzende der Joint Chiefs of Staff General Maxwell Taylor

- Sicherheitsberater Mc. George Bundy

- Finanzminister Douglas Dillon

- CIA Direktor John Mc. Cone

- Justizminister Robert Kennedy

- Unteraußenminister George Ball

- Berater Theodore Sorensen

- Stellvertretender Verteidigungsminister Roswell Gilpatric

- Sowjetspezialist Liewellyn Thompson


  • Mittwoch, 17. Oktober: Es folgen sechs weitere U-2-Aufklärungsflüge über die Raketenstellungen. Die Luftaufnahmen beweisen die Existenz von 16 bis 32 Raketen (Typ SS-4 und SS-5) mit einer Reichweite von bis zu 4500 km. Diese Raketen hätten neben der US-amerikanischen Hauptstadt auch die wichtigsten Industriestädte der USA erreichen können; die Vorwarnzeit hätte nur fünf Minuten betragen. Außerdem werden IL-28-Bomber entdeckt.
  • Donnerstag, 18. Oktober: Der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko besucht Kennedy, wie schon seit längerem geplant. Kennedy spricht die Situation auf Kuba nicht an, da er aus taktischen Gründen Geheimhaltung wahren will. Allerdings wird mehrfach die alte sowjetische Forderung angesprochen, West-Berlin müsse entmilitarisiert werden. Dadurch erhärtet sich die amerikanische Annahme, die Sowjetunion wolle durch ihr Vorgehen auf Kuba die eigene Position in neuen Berlinverhandlungen verbessern. Eine Auffassung, die auch die Westalliierten teilen, die sich jedoch als Fehlinterpretation erweisen wird. Meldungen von umfassenden neuen Waffenlieferungen nach Kuba verbreiten sich in Washington DC. Die Militärs werden ungeduldig. Eine Seeblockade halten die US-Generäle für zu schwach: Man müsse sofort mit Luftangriffen und anschließender Invasion handeln. Air-Force-General Curtis LeMay drängt auf eine Attacke: "Der rote Hund gräbt im Hinterhof der USA und muss dafür bestraft werden." Robert Kennedy lässt durch seinen Stellvertreter Nicholas Katzenbach die Rechtsgrundlagen für eine Seeblockade Kubas prüfen.
  • Freitag, 19. Oktober: Katzenbach unterrichtet das ExComm über die rechtlichen Umstände der Blockade. Das ExComm wird in unterschiedliche Gruppen eingeteilt, in denen verschiedene Möglichkeiten zur "Bekämpfung" der Raketen auf Kuba ausgearbeitet werden.
  • Sonntag, 21. Oktober: Kennedy genehmigt die Seeblockade und ruft die Chefs großer Zeitungen an, um eine verfrühte Berichterstattung zu unterbinden.
  • Montag, 22. Oktober: Einer der wichtigsten Tage der Krise: Die US-Streitkräfte werden in erhöhte Einsatzbereitschaft (Defense Condition III) versetzt, weitere US-Soldaten werden zur Vorbereitung einer Invasion nach Florida verlegt und rund 200 Schiffe um Kuba in Stellung gebracht. Die Regierungsvertreter Großbritanniens, Frankreichs, Westdeutschlands und Kanadas werden informiert und versichern Kennedy ihre volle Unterstützung. In einer Fernsehansprache verkündet Kennedy den Beginn der Seeblockade für den 24. Oktober. Er fordert den sowjetischen Regierungschef Nikita Chruschtschow zum Abzug der Raketen aus Kuba auf und droht für den Angriffsfall mit einem atomaren Gegenschlag. Im Kreml wird das Schlimmste befürchtet, womöglich eine Invasion auf Kuba.
Luftbild vom 27. Oktober 1962 mit einer Raketenstellung
Luftbild vom 27. Oktober 1962 mit einer Raketenstellung
Heck des abgeschossenen U2-Aufklärungsflugzeuges im Revolutionsmuseum in Havanna, Kuba
Heck des abgeschossenen U2-Aufklärungsflugzeuges im Revolutionsmuseum in Havanna, Kuba
Das Triebwerk derselben Maschine (ebenfalls Havanna, Kuba)
Das Triebwerk derselben Maschine (ebenfalls Havanna, Kuba)
  • Dienstag, 23. Oktober: Chruschtschow verkündet, die Blockade nicht zu akzeptieren, versichert jedoch, die stationierten Raketen dienten allein der Verteidigung. Die OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) stimmt in einer Sitzung gegen Kuba und bestätigt die Quarantäne.
  • Mittwoch, 24. Oktober: Die von John F. Kennedy als "Quarantäne" bezeichnete Seeblockade aus US-amerikanischen Kriegsschiffen beginnt. Es kommt zu einer ersten Zuspitzung, wenngleich die amerikanischen Schiffe nicht ohne den Befehl des Präsidenten schießen dürfen. Dies wurde angeordnet, um eine Eskalation zu vermeiden, sollten die sowjetischen Schiffe versuchen, den Sperrgürtel (mit Radius von 500 Meilen) zu durchbrechen. Doch alle sowjetischen Schiffe drehen ab, nachdem der Radius der Blockade verkleinert wurde, um ihnen mehr Zeit zu geben. Trotzdem ist bei der sowjetischen Regierung keine Bereitschaft zum Einlenken zu erkennen.
  • Donnerstag, 25. Oktober: Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York City: Diplomatischer Schlagabtausch zwischen den UN-Botschaftern Walerian Sorin (UdSSR) und Adlai Stevenson (USA); die US-Delegation präsentiert der Weltöffentlichkeit erstmals eindeutige Aufklärungsfotos von den sowjetischen Raketenstellungen.
  • Freitag, 26. Oktober: Trotz Blockade geht die Stationierung der Raketen auf Kuba weiter. ExComm debattiert über militärische Schritte. Die Hardliner plädieren für Luftschläge und - falls nötig - eine Invasion. Kennedy erreicht ein Schreiben von Chruschtschow, in dem dieser anbietet, die Raketen von Kuba abzuziehen, falls eine Invasion von Kuba durch die Amerikaner ausgeschlossen werde. Kennedy sichert das zu. Der erste Frachter, der von der amerikanischen Marine blockiert werden sollte, hatte allerdings einen Begleitschutz von mehreren U-Booten. Durch Übungswasserbomben zwangen die Amerikaner die U-Boote zum Auftauchen. Was aber kein Amerikaner wusste war, dass einige dieser U-Boote mit atomaren Torpedos ausgerüstet waren. Da die Kapitäne der U-Boote aber keine erforderliche Erlaubnis hatten, kam der Abschuss nicht in Frage.
  • Samstag, 27. Oktober: Der "schwarze Samstag". Morgens wird in den USA ein Test mit einer Trägerrakete durchgeführt, über den das ExComm nicht informiert war.
  • Ein US-Zerstörer zwingt mit einer Granate ein sowjetisches U-Boot zum Auftauchen. Das U-Boot hat Nuklearwaffen an Bord; um Haaresbreite bricht der Nuklearkrieg aus. Doch Vasili Alexandrovich Arkhipov, einer der drei Offiziere an Bord des U-Bootes, weigert sich, ein Torpedo ohne weiteren Befehl aus Moskau abzuschießen.
  • Ein US-amerikanisches U-2-Aufklärungsflugzeug wird über Kuba von einer SA-2-Flugabwehrrakete abgeschossen; der Pilot Major Rudolph Anderson wird dabei getötet. Der dritte Weltkrieg scheint unmittelbar bevorzustehen. Jeder rechnet binnen weniger Stunden mit einem Gegenschlag. Kennedy verzichtet darauf und erklärt sich noch einmal zu weiteren Verhandlungen bereit. Er lässt die Sowjetunion wissen, dass er auch einem Abzug der in der Türkei stationierten US-amerikanischen Jupiter-Raketen zustimmen würde, wie es bereits im zweiten - schon förmlicheren - Schreiben von Chruschtschow gefordert worden war. Diese Möglichkeit hält er vor den meisten Mitgliedern des ExComm geheim, die mehrheitlich einen Krieg fordern. Im Hintergrund findet ein Geheimtreffen zwischen Robert "Bobby" Kennedy und dem Sowjetbotschafter Dobrynin statt.
Luftbild vom 1. November 1962
Luftbild vom 1. November 1962
  • Sonntag, 28. Oktober: Die Geheimdiplomatie ist erfolgreich. Chruschtschow lenkt ein und erklärt sich bereit, die Raketen zu entfernen. Im Gegenzug erklären die USA: keine Invasion auf Kuba. Außerdem - was nicht öffentlich werden darf - Abbau der Raketen in der Türkei. Der Rückzug der sowjetischen Raketen wird über Radio Moskau von Chruschtschow bekannt gegeben. Die Krise ist beendet. Heute wird dieser Erfolg zum Teil auch Papst Johannes XXIII. zugeschrieben, der zwischen dem katholischen J.F. Kennedy und dem mit ihm korrespondierenden Chruschtschow vermittelte.

Folgen der Krise

Die beiden Staaten haben sich folgende Bedingungen auferlegt: Die Sowjetunion zieht ihre Raketen aus Kuba ab. Dagegen erklären die USA, keine weitere militärische Invasion Kubas zu unternehmen und ihrerseits die US-amerikanischen Raketen aus der Türkei und Italien abzuziehen.

Abtransport von Raketen (November 1962)
Abtransport von Raketen (November 1962)

Der Abzug aus der Türkei findet etwas später und unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die NATO-Partner der USA nicht zu brüskieren und die Vereinigten Staaten als Sieger der Krise darstellen zu können. Abgesehen von dieser Öffentlichkeitswirkung waren die Ereignisse von 1962 ein taktischer Sieg der USA.

Die Kubakrise hatte viele Auswirkungen, vor allem auf den Kalten Krieg. So war die Sowjetunion nach dem Abzug der Atomraketen von Kuba wieder mit ihrer strategischen Unterlegenheit konfrontiert. Um ein ungefähres nuklearstrategisches Gleichgewicht zwischen ihnen und den USA herzustellen unternahm die Sowjetunion nach der Kubakrise verstärkte Rüstungsanstrengungen. Diese Aufholjagd beim Rüstungswettlauf hatte Einschnitte beim Lebensstandard und die Aufgabe der teuren Agrarprogramme zur Folge.

Aber die Krise führte auch zu ersten Verhandlungen über eine Rüstungskontrolle. So wurde z.B. am 5. August 1963 in Moskau ein Vertrag zum Verbot von Nuklearwaffentests in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser (Mit Ausnahme unterirdischer Tests) unterzeichnet oder das SALT-Abkommen, das eine Begrenzung der Interkontinentalraketen beider Länder vorsah. Es gab fortan auch eine Entspannungspolitik zwischen den beiden Supermächten. So bemühten sie sich einer direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen und ihre Auseinandersetzungen in Stellvertreterkriegen wie z.B. im Vietnam oder in Afghanistan auszutragen. Ihre Interessen konzentrierten sich nach der Krise auch auf die Bereiche des Globus, die noch nicht klar zwischen Ost und West verteilt waren.

Um friedensgefährdende Missverständnisse und direkten Konfrontationen aus dem Weg zu gehen wurde der Informationsaustausch zwischen den Großmächten verbessert. So wurde z.B. 1963 als weitere Reaktion auf die Krise der so genannte „Heiße Draht“ eingerichtet, eine direkte Fernschreibverbindung zwischen dem Weißen Haus und dem Kreml, die den direkten Kontakt zwischen den Staatsmännern ermöglichen sollte. Auf diese Weise sollten in einer Krisensituation sofortige Verhandlungen möglich sein, so dass eine Eskalation abgewendet werden könne. Der Heiße Draht kam zum ersten Mal am 5. Juni 1967 kurz nach Beginn des Sechstagekriegs zum Einsatz, der zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien ausbrach. Auch danach wurde er in einer Reihe weiterer Konflikte während des Kalten Kriegs genutzt.

Des Weiteren wurde nach der Krise das US-Embargo gegen Kuba nochmals verschärft. Auf diese Weise wurde Kuba noch enger an die Sowjetunion gebunden.

Zitate

  • „It shall be the policy of this nation to regard any nuclear missile launched from Cuba against any nation in the Western Hemisphere as an attack by the Soviet Union on the United States, requiring a full retaliatory response upon the Soviet Union." ("Es ist Verfahrensweise dieser Nation, jegliche Atomrakete, die von Kuba aus auf irgendeine Nation der westlichen Hemisphäre abgeschossen wird, als einen Angriff der Sowjetunion auf die Vereinigten Staaten zu betrachten, der einen völligen Vergeltungsschlag auf die Sowjetunion erfordert.") MOV-Datei -- J.F. Kennedy, Oktober 1962
  • „Das ist so als würden die Sowjets Raketen in Mexiko aufstellen, oder in Kuba“ -- D. Eisenhower, 1959, anlässlich der Aufstellung amerikanischer Atomraketen in der Türkei
  • „Man sollte die Amerikaner spüren lassen, wie es ist, von feindlichen Nuklearbasen umgeben zu sein“ -- Chruschtschow im Mai 1962 zu seinen engsten Vertrauten angesichts der in der Türkei und Italien stationierten US-Atomraketen
  • „Die beiden mächtigsten Nationen der Welt waren zum Kampf gegeneinander angetreten, jede mit dem Finger auf dem Knopf. Man hatte gedacht, dass ein Krieg unvermeidlich war. ... Doch die Episode endete mit einem Triumph des gesunden Menschenverstandes.“ -- aus Chruschtschows Autobiografie „Chruschtschow erinnert sich“
  • „Es ist ganz natürlich, dass, wenn sie dir einen Schlag versetzen, eine physische Abwehr von deiner Seite kommen muss. ... Man weiß, dass der gewinnt, der zuerst losschießt.“ -- der sowjetische U-Boot-Kommandant Nikolaj Schumkow
  • „Zurückhaltung? Warum ist es ihnen so wichtig, den Russen das Leben zu retten? ... Wenn bei Kriegsende zwei Amerikaner und ein Russe am Leben bleiben, dann haben wir gewonnen.“ -- General Thomas Power, US-Befehlshaber, strategisches Bomberkommando
  • „Wir standen so nah am nuklearen Abgrund. Und verhinderten den atomaren Schlagabtausch nicht etwa durch ein gekonntes Management, sondern durch schieres Glück. Keiner von uns begriff damals wirklich, wie nah wir am Rand der Katastrophe standen.“ -- Robert McNamara, US-Verteidigungsminister zur Zeit der Krise
  • „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende“ -- John F. Kennedy, Präsident der USA zur Zeit der Krise
  • "Sie und ich, Herr Präsident, sind wie zwei Männer, die an einem Strick mit einem Knoten ziehen. Wird der Knoten zu fest, dann hilft nur noch das Schwert, ihn aufzulösen." -- Nikita Chruschtschow in dem ersten Schreiben an Washington am 26. Oktober 1962

Literatur

  • Robert F. Kennedy. „Dreizehn Tage. Die Verhinderung des Dritten Weltkrieges durch die Brüder Kennedy“ (Originaltitel: „Thirteen Days“), München 1969
  • Bernd Greiner. „Kuba-Krise, 13 Tage im Oktober: Analysen, Dokumente, Zeitzeugen“, Hamburg 1988
  • Christof Münger. „Kennedy, die Berliner Mauer und die Kubakrise. Die westliche Allianz in der Zerreißprobe 1961-1963“, Paderborn 2003
  • Aleksandr Fursenko et al. „One hell of a gamble: Krushchev, Kennedy and Castro 1958-1962“, New York 2000
  • Stefan Brauburger, Die Nervenprobe, Schauplatz Kuba: Als die Welt am Abgrund stand (2002)

Film

Weblinks

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