Michael Ballhaus
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Michael Ballhaus (* 5. August 1935 in Berlin) ist ein deutscher Kameramann. Er gilt als einer der bedeutendsten Kameramänner des deutschen und internationalen Films.
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[Bearbeiten] Leben
Seine Eltern waren die Theaterschauspieler Oskar Ballhaus († 1972) und Lena Hutter (1911-2003), Mitbegründerin (1946) und bis zu ihrem Tod Prinzipalin des nach seinem heutigen Spielort genannten „Fränkischen Theaters Schloss Maßbach“ (ab 1960), durch die er über das Theater zum Film kam. Seine Jugend verbrachte er im unterfränkischen Wetzhausen, wo seine Eltern im Jahr 1948 ein erstes festes Domizil für ihr Privattheater gefunden hatten.
Ballhaus durfte 1955 die Dreharbeiten des Films Lola Montez von Max Ophüls aus der Nähe beobachten. Kameramann dieses Films war der Franzose Christian Matras. Dieses Erlebnis führte ihn zum Entschluss, selber Kameramann zu werden. Nach einer abgeschlossenen Fotografenlehre begann Ballhaus beim SWR eine Kamerassistenz. Dennoch hat er nie eine klassische Ausbildung zum Kameramann absolviert. Bereits ab 1960 arbeitete er dann als Kameramann fürs Fernsehen zunächst vor allem des Südwestfunks. Sein erster Film dort entstand für den Regisseur Peter Lilienthal, Bis 1966 war er beim Südwestfunk Chefkameramann. 1968 drehte er seinen ersten Kinofilm: die Komödie Mehrmals täglich mit Dieter Hallervorden.
Durch die Mitarbeit an einigen Low-Budget Produktionen Ende der 1960er Jahre traf er auf Rainer Werner Fassbinder. Mit ihm allein drehte er dann siebzehn Filme, die ihn über Deutschland hinaus in der Filmszene bekannt machten und ihm die Türen auch in Hollywood öffneten. Über die Arbeit an zahlreichen Independent-Produktionen in den USA werden auch renommierte Regisseure auf ihn aufmerksam. Seit dem Film Die Zeit nach Mitternacht 1985 ist er der Kameramann von Martin Scorsese. Insgesamt hat Michael Ballhaus die Bildregie für über 80 Kinofilme geführt. Er arbeite unter vielen anderen auch mit Mike Nichols, Volker Schlöndorff, Wolfgang Petersen, Peter Lilienthal, Francis Ford Coppola, Jeannine Meerapfel und Peter Stein zusammen. Seine effiziente, gleichzeitig gestalterische Arbeitsweise machen ihn nicht nur bei Regie-Neulingen zu einem begehrten Chefkameramann. 1987 erhält er für seine Arbeit an Nachrichtenfieber seine erste Oscar-Nominierung. Zwei Jahre später wird er für Die fabelhaften Baker Boys ein weiteres Mal nominiert. 2007 wird Ballhaus für sein Schaffen als erster Deutscher mit dem International Achievement Award der Vereinigung US-amerikanischer Kameraleute ausgezeichnet, der American Society of Cinematographers (ASC).
In der US-amerikanischen Filmproduktion wird die Berufsbezeichnung Kameramann mit dem Begriff director of photography abgedeckt, der indes auch im tatsächlichen Verantwortungsumfang breiter angelegt ist. Dort sind erfahrene Kameraleute wie Michael Ballhaus auch künstlerisch mit einem eigenen Team als Regisseur für alle Kamera- und Lichteffekte im Film verantwortlich. In diesem Team hat er dort häufig seine beiden erwachsenen Söhne mitarbeiten lassen, die zu Beginn des 21. Jahrhunderts längst selbst als Kameraleute und Regisseure erfolgreich sind. Der eigentliche Filmregisseur ist dort entsprechend auf eine enge Zusammenarbeit angewiesen, zugleich von der direkten Entscheidungsfindung in Fragen der Ausleuchtung und Bildausschnittfestlegung entlastet.
Als regelmäßiger Gast der Berlinale ist er mittlerweile als Dozent auf dem Berlinale Talent Campus und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin bemüht, seine Erfahrungen jungen Kameraleuten weiterzugeben.
In der Rückschau auf sein Leben verweist Ballhaus auch immer auf die enge vertrauensvolle berufliche und keineswegs nur private Rolle seiner Ehefrau Helga Maria, mit der er über viele Jahrzehnte ein Laufbahn-Team bildet. Aus der gleichen Branche kommend, schon zu Zeiten der Fassbinder-Filme als Ausstatterin am Drehort im Produktionsprozess beteiligt, hat sie nach seinen Aussagen (z.B. WDR5-Redezeit April 2006) großen Anteil an seinem Berufserfolg beigetragen. Noch heute unterhält Ballhaus Wohnungen sowohl in Berlin, New York und im Fränkischen, wo er heranwuchs.
Aus der 1960 geschlossenen Ehe mit der Schauspielerin und Filmaustatterin Helga Maria Betten-Ballhaus gehen die beiden Söhne Sebastian und Florian (Kamera bei Flightplan und Der Teufel trägt Prada) hervor, mit denen er eng zusammenarbeitet. Seine Frau Helga verstarb am 28. September 2006 in Los Angeles.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1973: Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold (Kamera) für Die bitteren Tränen der Petra von Kant
- 1978: Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold (Kamera) für Despair
- 1985: American Video Award (Kamera) für I'm on Fire
- 1994: DIVA-Award
- 1996: Auszeichnung als „Ehrenkameramann“ durch die Jury des Deutschen Kamerapreises
- 2000: Goldene Leinwand für sein Lebenswerk
- Ballhaus war bisher dreimal für einen Oscar nominiert.
- 2001: Lucky Strike Designer Award
- 2003: Festival Honors / eDIT Filmmaker's Festival
- 2007: International Achievement Award der American Society of Cinematographers (ASC)
[Bearbeiten] Filmografie (Auswahl)
- 1960 - Die Kassette - Regie: Rudolf Noelte TV-Fernsehspiel
- 1960 - Die Nachbarskinder - Regie: Peter Lilienthal, TV-Fernsehspiel
- 1965 - Der große Wildenberg - Regie: Herbert Vesely
- 1965 - Abschied - Regie: Peter Lilienthal
- 1966 - Große Liebe - Regie: Johannes Schaaf
- 1967 - Ganze Tage in den Bäumen- Regie: Tom Toelle
- 1968 - Mehrmals täglich - Regie: Ralf Gregan
- 1969 - Wir-Zwei - Regie: Peter Schamoni
- 1969 - Darf ich Sie zur Mutter machen? (auch als Darsteller) - Regie: Ralf Gregan (mit Dieter Hallervorden)
- 1970 - Whity - Regie: Rainer Werner Fassbinder
- 1970 - Warnung vor einer heiligen Nutte - Regie: Rainer Werner Fassbinder
- 1970 Fassbinder produziert Film No. 8 (Dokumentation) - Regie: Michael Ballhaus u. Dieter Berner
- 1972 - Die bitteren Tränen der Petra von Kant - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Margit Carstensen, Hanna Schygulla und Eva Mattes)
- 1973 - Tschetan, der Indianerjunge - Regie: Hark Bohm (mit Dschingis Bowakow und Marquard Bohm)
- 1973 - Tote brauchen keine Wohnung - Regie: Wolfgang Staudte aus der TV-Reihe Tatort (mit: Walter Sedlmaier
- 1973 - Welt am Draht - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Klaus Löwitsch, Mascha Rabben und Barbara Valentin)
- 1973 - Martha - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Margit Carstensen)
- 1974 - Made in Germany und USA - Regie: Rudolf Thome
- 1974 - Faustrecht der Freiheit - Regie: Rainer Werner Fassbinder
- 1975 - Das Amulett des Todes - Regie: Ralf Gregan (mit: Rutger Hauer, Walter Sedlmayr)
- 1975 - Mutter Küsters Fahrt zum Himmel - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Brigitte Mira, Ingrid Caven und Karlheinz Böhm)
- 1975 - Ich will doch nur, daß ihr mich liebt - Regie: Rainer Werner Fassbinder
- 1976 - Sommergäste - Regie: Peter Stein (mit Edith Clever, Bruno Ganz, Jutta Lampe, Ilse Ritter und Otto Sander)
- 1976 - Satansbraten - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Kurt Raab, Margit Carstensen und Helen Vita)
- 1976 - Chinesisches Roulette - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Anna Karina, Margit Carstensen und Brigitte Mira)
- 1977 - Frauen in New York - Regie: Rainer Werner Fassbinder (Theater-Produktion)
- 1978 - Despair - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Dirk Bogarde, Andréa Ferréol und Klaus Löwitsch)
- 1979 - Die Ehe der Maria Braun - Regie: Rainer Werner Fassbinder (mit Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch, Ivan Desny, Gisela Uhlen und Elisabeth Trissenaar)
- 1979 - Der Aufstand - Regie: Peter Lilienthal
- 1979 - Die erste Polka - Regie: Klaus Emmerich
- 1982 - Der Zauberberg - Regie: Hans W. Geißendörfer (mit Christoph Eichhorn, Hans Christian Blech, Rod Steiger und Marie-France Pisier)
- 1982 - Baby it's you - Regie: John Sayles
- 1983 - Heller Wahn - Regie: Margarethe von Trotta (mit Hanna Schygulla und Angela Winkler)
- 1983 - Das Autogramm - Regie: Peter Lilienthal
- 1984 - Ediths Tagebuch - Regie: Hans W. Geißendörfer (mit Angela Winkler und Vadim Glowna)
- 1985 - Die Zeit nach Mitternacht - Regie: Martin Scorsese (mit Griffin Dunne und Rosanna Arquette)
- 1985 - Tod eines Handlungsreisenden - Regie: Volker Schlöndorff (mit Dustin Hoffman und John Malkovich)
- 1986 - Unter dem Kirschmond - Regie: Prince
- 1986 - Die Farbe des Geldes - Regie: Martin Scorsese (mit Paul Newman und Tom Cruise)
- 1987 - Die Glasmenagerie - Regie: Paul Newman (mit Joanne Woodward und John Malkovich)
- 1987 - Nachrichtenfieber – Broadcast News - Regie: James L. Brooks (mit William Hurt und Holly Hunter)
- 1988 - Baja Oklahoma
- 1988 - Das Haus in der Carroll Street - Regie: Peter Yates (mit Kelly McGillis und Jeff Daniels)
- 1988 - Die letzte Versuchung Christi - Regie: Martin Scorsese (mit Willem Dafoe und Harvey Keitel)
- 1988 - Die Waffen der Frauen (Working Girl) - Regie: Mike Nichols (mit Harrison Ford, Sigourney Weaver, Melanie Griffith und Alec Baldwin)
- 1989 - Die fabelhaften Baker Boys - Regie: Steven Kloves (mit Jeff Bridges, Michelle Pfeiffer und Beau Bridges)
- 1990 - Grüße aus Hollywood - Regie: Mike Nichols (mit Meryl Streep, Shirley MacLaine, Dennis Quaid und Gene Hackman)
- 1990 - Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia - Regie: Martin Scorsese (mit Robert De Niro, Ray Liotta und Joe Pesci)
- 1992 - Bram Stoker's Dracula - Regie: Francis Ford Coppola (mit Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins und Keanu Reeves)
- 1993 - Zeit der Unschuld - Regie: Martin Scorsese (mit Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer und Winona Ryder)
- 1994 - Quiz Show - Regie: Robert Redford (mit John Turturro und Ralph Fiennes)
- 1995 - Outbreak - Regie: Wolfgang Petersen (mit Dustin Hoffman, Morgan Freeman, Donald Sutherland und Kevin Spacey)
- 1996 - Sleepers - Regie: Barry Levinson (mit Kevin Bacon, Robert De Niro, Minnie Driver, Vittorio Gassman, Dustin Hoffman und Brad Pitt)
- 1997 - Air Force One - Regie: Wolfgang Petersen (mit Harrison Ford, Gary Oldman und Glenn Close)
- 1998 - Mit aller Macht - Regie: Mike Nichols (mit John Travolta, Emma Thompson, Billy Bob Thornton und Kathy Bates)
- 1999 - Wild Wild West - Regie: Barry Sonnenfeld (mit Will Smith, Kevin Kline, Kenneth Branagh und Salma Hayek)
- 2000 - Die Legende von Bagger Vance - Regie: Robert Redford (mit Will Smith, Matt Damon und Charlize Theron)
- 2000 - Good Vibrations – Sex vom anderen Stern Regie: Mike Nichols ( mit Garry Shandling und Annette Bening ).
- 2002 - Gangs of New York - Regie: Martin Scorsese (mit Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent und Liam Neeson)
- 2003 - Was das Herz begehrt - Regie: Nancy Meyers (mit Diane Keaton, Jack Nicholson, Keanu Reeves und Frances McDormand)
- 2003 - Uptown Girls - Eine Zicke kommt selten allein - Regie: Boaz Yakin (mit Brittany Murphy, Dakota Fanning, Heather Locklear)
- 2004 - Sonntagsluft (Gespenster) - Regie: Frank Alva Buecheler in Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Theater Schloss Maßbach und der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
- 2006 - Departed – Unter Feinden - Regie: Martin Scorsese (mit Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson)
[Bearbeiten] Literatur
"Das Fliegende Auge" Michael Ballhaus, Director of Photography im Gespräch mit Tom Tykwer, Berlin Verlag, 2003 "Zwischen Kunst und Technik - Die Kameraarbeit bei Michael Ballhaus", Hans Hofele, Magisterarbeit, Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Ruhr-Universität Bochum 1996
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Michael Ballhaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Ballhaus in der Internet Movie Database
- filmportal.de mit Biographie, Interview etc.
- „Michael Ballhaus: Der Abschied einer Kameralegende“, ARD-Kultur, 12. Februar 2007, Ballhaus im Gespräch mit Tom Tykwer
Personendaten | |
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NAME | Ballhaus, Michael |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kameramann, erhielt zweimal den Bundesfilmpreis |
GEBURTSDATUM | 5. August 1935 |
GEBURTSORT | Eichelsdorf bei Hofheim in Unterfranken |