Kanzlerbungalow
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Mit Kanzlerbungalow wird das ehemalige Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers in der Konrad-Adenauer-Allee 143 in Bonn bezeichnet. Es befindet sich im Park zwischen dem ehemaligen Bundeskanzleramt (heutiges Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und dem Palais Schaumburg, dem zweiten Dienstsitz des Bundeskanzlers.
Der Kanzler-Bungalow gilt als Paradebeispiel der 1960er-Jahre-Architektur mit Traditionen bis zurück in die 1920er-Jahre.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Baugeschichte
Bundeskanzler Ludwig Erhard gab die Residenz als Symbol weltoffener und moderner Gesinnung der Bundesrepublik Deutschland in Auftrag. Sein Vorgänger, Konrad Adenauer, war täglich von seinem Privathaus in Rhöndorf nach Bonn gekommem, was mittlerweile unangemessen schien. So wurde der Architekt Sep Ruf, der mit Erhard befreundet war, beauftragt, 1963 bis 1964 ein repräsentatives und modernes Gebäude in der Tradition der klassischen Moderne und des Barcelona-Pavillons im Park des damaligen Bundeskanzleramts, des Palais Schaumburgs, zu errichten. Der Bau gilt als herausragendes Beispiel westdeutscher Nachkriegsarchitektur. [1]
Der beabsichtigte Eindruck der Schwerelosigkeit führte zu einem Entwurf, der auf einer Stahlskelettkonstruktion mit Punktstützen und Flachdach führte. Es handelt sich um zwei gegeneinander versetzte Quadrate mit 24×24 Metern und 22×22 Metern Außenlänge, die jeweils über einen 8×8 Meter großen Atriumhof verfügen.
Das größere Quadrat ist den Wohn- und Repräsentationsfunktionen vorbehalten. Es verfügt neben der Eingangs- und Empfangshalle über ein Arbeitszimmer, einen großen Empfangsraum, einen Musikraum, einen Speiseraum, eine Kamindiele, die Küche sowie ein Familienesszimmer, das zum Wohn- und Schlaftrakt überleitet. Beim Einzug von Kanzler Kurt Georg Kiesinger wurde es mit einem angrenzenden Gästezimmer zu einem Privat-Wohnzimmer zusammengefügt.
Die Raumkonstruktion ist variabel und erlaubt Durchblicke. Schiebe- und Versenkwände erlauben angepasste Raumkombinationen.
Die Kanzler- und Gattin-Schlafräume im Wohnquadrat sind spiegelbildlich und haben jeweils Ankleide, Arbeitsecke, Schlafraum und Bad. Sie ziehen sich U-förmig um das Schlaf-Atrium mit Schwimmbassin. Weiterhin sind hier noch drei Dienstbotenzimmer, zwei Gästezimmer und der Personalaufenthaltsraum am Übergang zur Küche untergebracht.
Die Materialien sind dem Zeitgeist entsprechend edel und schlicht. Fußböden und Terrassen sind in Travertin gefliest, die Decken mit brasilianischer Kiefer abgehängt. Die Ausstattung wurde durch die verschiedenen Bewohner verändert und ergänzt. [2]
[Bearbeiten] Nutzungsgeschichte
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Ihre Einstellung zum Gebäude war unterschiedlich: Adenauer verspottete den Bau – wie auch dessen Bauherrn, seinen Nachfolger im Amt. Kiesinger bezog ihn widerstrebend und ergänzte die Ausstattung um Antiquitäten. Willy Brandt blieb in seiner Außenminister-Dienstvilla und feierte nur große Partys im Bungalow. Helmut Schmidt wohnte zwar acht Jahre hier, monierte aber die Dimensionen – er nannte den Bau ein „Schlafwagenabteil“.
Richtig wohl fühlte sich Kanzler Helmut Kohl, der über mehr als 16 Jahre von 1982 bis 1998 am längsten Hausherr im Kanzlerbungalow war und als privates Haus in Ludwigshafen-Oggersheim ebenfalls einen Bungalow bewohnte. Kanzler Schröder überließ Kohl bis zum Regierungsumzug den privaten Schlafteil des Bungalows und nutzte nur sporadisch den Repräsentationsteil.
[Bearbeiten] Derzeitige Nutzung
Seit dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin 1999 steht das Gebäude leer; der Bundeskanzler hat allerdings im zum Gelände gehörenden Palais Schaumburg seinen Zweitsitz eingerichtet. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist Ende 2005 in das umgebende Bundeskanzleramt und dessen Erweiterungsbauten eingezogen, jedoch nicht in den Kanzlerbungalow, da dieser sich nicht für die Nutzung durch das Ministerium eignet. 2003 wurde der Bungalow kurzzeitig für einige Sendungen des TV-Politmagazin »Kanzlerbungalow« des WDR genutzt. In Berlin war eigentlich vorgesehen, im so genannten »Kanzlergarten« des neuen Kanzleramtes wiederum eine Kanzlerresidenz zu errichten. Dazu kam es aus Kostengründen nicht. Stattdessen gibt es nur eine kleine Wohnung im obersten Stock des Mittelbaus, die als so unpraktisch gilt, dass Kanzlerin Merkel dort nicht eingezogen ist.
Im Juni 2006 wurden Planungen bekannt, das Gebäude zu renovieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dort soll die Bau- und Nutzungsgeschichte gezeigt werden. Des Weiteren soll der Bungalow laut Presse- und Informationsamt der Bundesregierung „ein Ort hochwertiger kultureller und politischer Kommunikation werden“. Investor der zweijährigen, im Herbst 2006 beginnenden Arbeiten ist die Wüstenrot-Stiftung.
[Bearbeiten] Quellenangaben
- ↑ H. Riese: Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers (Kanzler-Bungalow). In: Mathias Schreiber (Hrsg.): Deutsche Architektur nach 1945. 40 Jahre Moderne in der Bundesrepublik. DVA, Frankfurt am Main 1986, S73 ff.
- ↑ Paul Swiridoff: Der Bungalow. Wohn- und Empfangsgebäude für den Bundeskanzler in Bonn. Neske Verlag, Pfullingen 1967 (Text von Erich Steingräber)
[Bearbeiten] Weblinks
- Pressemitteilung des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung zur Renovierung in Zusammenarbeit mit der Wüstenrotstiftung
- stern-Artikel zum Kanzlerbungalow
- Deutschlandfunk: Kanzlerbungalow museumsreif?
- Zur WDR-Sendung aus dem Kanzlerbungalow
Koordinaten: 50° 43' 17" N, 7° 7' 4" O