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Kaugummi - Wikipedia

Kaugummi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ausgepackter Kaugummi (auf der typisch silbernen Verpackung liegend)
Ausgepackter Kaugummi (auf der typisch silbernen Verpackung liegend)

Ein Kaugummi ist eine elastische, meist süße, manchmal auch saure Masse, auf der man einige Stunden lang kauen kann, ohne dass sie zerfällt. Meist enthält Kaugummi Aromastoffe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zusammensetzung

Kaugummi kann aus den Basisstoffen Mastix-Harz, das Chicle des Sapotillbaums oder künstlichen Stoffen bestehen.

Mastix wird seit dem Altertum auf der griechischen Insel Chios gewonnen und vor allem in den arabischen Raum exportiert. Chicle ist eine vor allem in Japan beliebte Kaugummibasis. Heute wird der größte Anteil an Kaugummibasis allerdings aus petrochemischen Grundstoffen erzeugt. So besteht der Kaugummi jetzt zu 50 bis 60 Prozent aus Zucker, die Kaumasse aus Kunststoffen, vorwiegend Polyisobuten, der Rest sind Füllstoffe, wie Aluminiumoxid, Kieselsäure oder Zellulose. Ebenfalls enthalten sind Weichmacher, Feuchthaltemittel, Antioxidantien, Aromen, Säuren, Farbstoffe und Emulgatoren.

Entfernen von Kaugummis von Kleidung ist relativ einfach, auch wenn es auf den ersten Blick unmöglich scheint. Einfach in einen Gefrierschrank legen und den erkalteten Kaugummi locker abziehen. Aufpassen bei Wolle, Seide etc., dass man den Stoff nicht beschädigt.

[Bearbeiten] Geschichte

Aus archäologischen Funden weiß man, dass schon in der Steinzeit bestimmte Baumharze gekaut wurden. In Südschweden fanden Archäologen bei der Ausgrabung einer 9000 Jahre alten Siedlung den angeblich ältesten Kaugummi aus Birkenpech. Dieses übelschmeckende Material wurde vermutlich nur gekaut, um es weichzumachen. Ähnliche Funde sind aus Süddeutschland und der Schweiz belegt. Im alten Ägypten fanden Kaugummis bei Riten Verwendung. Die Römer verwendeten das Harz des Mastixbaumes, das auch im osmanischen Reich beliebt war und heute noch als Lokum verwendet wird. Als die Spanier im 16. Jahrhundert auf die zentralamerikanischen Ureinwohner trafen, hatte das Kauen von tzicli oder chictli bei den Mayas und den Azteken bereits lange Tradition. Chicle, so die spanische Variante des Nahuatl-Wortes, wird aus dem Latexsaft des Sapotill- oder Breiapfelbaumes (Manilkara zapota) gewonnen, den die Indios außerdem wegen seiner süßen Früchte (Sapotille) schätzen.

Der erste Kaugummifabrikant war der US-Amerikaner John Curtis Jackson. Er verwendete ein nordamerikanisches-indianisches Rezept mit Fichtenharz als Grundstoff. 1848 begann er mit der Produktion seines Kaugummis und war auf Anhieb erfolgreich.

Der ganz große Durchbruch jedoch gelang erst dem New Yorker Fotografen und Erfinder Thomas Adams. Der kaufte 1869 Chicle von dem mexikanischen Ex-General Antonio López de Santa Anna. Adams versuchte erfolglos, aus dem Grundstoff preiswerten synthetischen Kautschuk herzustellen. Schließlich verfiel er auf die Idee, Latex als Alternative zu den damals beliebten Kauriegeln aus Paraffinwachs auf den Markt zu bringen.

Die ersten Chicle-Kugeln von Adams waren geschmacklos, kosteten einen Penny und wurden 1871 in einem Drugstore in Hoboken, New Jersey verkauft. Nach kurzer Zeit dehnte die Familie Adams den Verkauf auf die Ostküste aus. Das neue Kaugummi wurde in langen, schmalen Streifen mit Einkerbungen verkauft, die es den Händlern ermöglichte, Stücke zu einem Penny abzutrennen.

Der erste, der Chicle mit einem Aromastoff anreicherte, war 1875 John Colgan aus Louisville, Kentucky. Er verwendete den medizinischen Tolubalsam, ein Harz des südamerikanischen Balsambaums (Myroxylon) das gegen Husten wirkte. Der Kaugummi hieß Taffy-Tolu und war am Markt erfolgreich.

Thomas Adams brachte nun einen Kaugummi auf den Markt, das mit Harz des Sassafras aromatisiert wurde, dann eines mit Lakritz, das er Black Jack nannte und das sich fast 100 Jahre lang auf dem Markt hielt.

Ein Hersteller aus Cleveland, Ohio brachte 1880 zum ersten Mal einen Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack heraus.

Der berühmte William Wrigley Jr. trat 1890 auf den Plan; ihm gelang es, zum erfolgreichsten Kaugummifabrikanten der Welt zu werden. Seine ersten beiden Produkte gerieten schnell in Vergessenheit. Doch 1892 stellte er Wrigley's Spearmint her und ein Jahr später Juicy Fruit, das schnell zur beliebtesten Sorte Amerikas wurde.

Schon von 1921 gibt es einen Bericht aus Deutschland, der von großer Kaugumminachfrage in Koblenz erzählt. Dort wurde vor allem importierter Kaugummi konsumiert, der in den Läden der damaligen Besatzungsmächte erhältlich war. Durch die nach dem Zweiten Weltkrieg in West-Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten wurde der Kaugummi allgemein populär in Deutschland.

In Singapur war der Verkauf von Kaugummi von 1992 bis Mai 2004 absolut verboten. Grund hierfür war, dass Jugendliche mit Kaugummi die Sensoren der MRT-Türen blockierten, was Störungen im Betriebsablauf des Metro-Systems zur Folge hatte. Die private Einfuhr zum Eigenkonsum war davon allerdings nie betroffen. Mittlerweile ist der Verkauf von Kaugummi zwar gestattet, jedoch weiterhin stark eingeschränkt. Der Käufer muss ein ärztliches Rezept und seinen Personalausweis vorzeigen. Falls der Apotheker es versäumt, den Namen des Käufers aufzuzeichnen, kann gegen ihn eine Geldstrafe von 3.000 Singapur-Dollar verhängt werden. Über die Gründe für die Aufhebung gibt es verschiedene Meinungen. Es wird behauptet, die Aufhebung des Kaugummiverbots einer Studie zu verdanken, nach der die Zähne der Singapurer wegen des Verbots eher schlecht seien. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass für effektive Anti-Raucherkampagnen auch der Verkauf von Nikotinkaugummis ermöglicht werden musste. Auf Druck von Wrigley wurden auch andere zuckerfreie und „der Gesundheit dienliche“ Kaugummisorten freigegeben.[1]

[Bearbeiten] Wirkung

Die anregende Wirkung des Kaugummis kommt weniger von den Inhaltsstoffen (zum Beispiel Spearmint), sondern vielmehr durch die Arbeit der Kaumuskeln, welche die Blutversorgung des Kopfes und damit die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert. Zusätzlich wird das Gehirn durch die Reizung des im dicht mit Nerven durchzogenen Mundraums angeregt, d.h. es hat zum Einen anregende und zum anderen entspannende Funktion.

Die zahnschädigende Wirkung bestimmter Inhaltsstoffe normaler Kaugummis, vor allem des Zuckers, wird teilweise oder ganz durch die zahnreinigende Wirkung kompensiert, für die speziell die Zahnpflegekaugummis konzipiert sind. Es gibt auch zuckerfreie Kaugummis, die die Zähne reinigen. Neuerdings gibt es auch Kaugummis mit Granulaten, die die Zähne zusätzlich reinigen.

In Helsinki haben Wissenschaftler einen Kaugummi entwickelt, der Krebs vorbeugen soll. Die Substanz Acetaldehyd spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Mundhöhlen-, Rachen- oder Speiseröhrentumoren. Sie entsteht durch Rauchen und Alkoholgenuss. Der Kaugummi aus Finnland verleiht nicht nur guten Atem, sondern neutralisiert mit der Aminosäure Cystein die krebserregende Substanz und verringert so deren Konzentration.

[Bearbeiten] Sorten

Heutzutage gibt es eine große Auswahl von verschiedenen Sorten und Anwendungsarten.

  • Kaugummis zum Blasen machen (Bubble Gum)
  • Zahnpflegekaugummis
  • Kaugummis zum Bekämpfen von Mundgeruch
  • Kaugummis die beim Nikotinentzug helfen
  • Kaugummis zum Bleichen von Zähnen
  • Kaugummis gegen Durchfall oder auch Verstopfungen
  • Kaugummis gegen Übelkeit oder Erbrechen

[Bearbeiten] Kurioses

Die größte Kaugummisammlung der Welt befindet sich im Besitz von Volker und Thomas Martins. Die beiden Sammler aus Freiburg haben seit Gründung ihrer Sammlung am 12. Januar 1976 über 2.500 verschiedene Streifen-Kaugummipäckchen aus mehr als 60 Ländern und mit mehr als 50 verschiedenen Geschmacksrichtungen (u. a. Jasmin, Rosenblüte, Ginseng, Schokolade, Kardamom …) zusammengetragen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Charles Panati, Universalgeschichte der ganz gewöhnlichen Dinge, München 1998. ISBN 3-423-36088-7
  • Dieter Thierbach, Warum juckt der Mückenstich, Berlin 2006. ISBN 3-548-36789-5

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Kaugummi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/3512498.stm

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