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Maya

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Volk der Maya. Für weitere Bedeutungen, siehe Maya (Begriffsklärung).

Die Maya sind ein indigenes Volk bzw. eine Gruppe indigener Völker in Mittelamerika, die insbesondere aufgrund der von ihnen im Präkolumbischen Mesoamerika gegründeten Reiche und ihrer hoch entwickelten Kultur bekannt sind.

Ehemaliges Siedlungsgebiet der Maya
Ehemaliges Siedlungsgebiet der Maya

In ihrer Blütezeit stellten sie eine mächtige Hochkultur dar. Man spricht zumeist von einer Maya-Kultur; tatsächlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Fundstellen aus der Vergangenheit - doch stehen hinter dieser Kultur verschiedene Völker mit einander mehr oder weniger eng verwandten Maya-Sprachen. Nicht nur aufgrund der räumlichen Gegebenheiten unterscheidet man traditionell zwischen Hochland- (in Chiapas und Guatemala) und Tieflandmaya (in Yucatán, im Petén und Belize). Im Lauf der Geschichte lässt sich eine Verschiebung der hochkulturellen Zentren vom Hochland ins Tiefland und dann in den Norden von Yucatán beobachten.

Zur Zeit der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhunderts lagen die Zentren der nachklassischen Maya-Kultur im äußersten Norden von Yucatán, während das zentrale Tiefland nur noch dünn besiedelt war. Im südwestlichen Hochland existierte zu diesem Zeitpunkt eine recht eigenständige Maya-Kultur: die Kultur der Quiché. Im Gegensatz zu vielen anderen indigenen Völkern existieren die Maya noch heute und leben auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras.

Maya-Bürgermeister aus dem Hochland Guatemalas um 1891
Maya-Bürgermeister aus dem Hochland Guatemalas um 1891

Berühmt sind die Maya für ihre Mathematik und für ihren hoch entwickelten Kalender, geschrieben in Hieroglyphen. Wichtige Errungenschaften sind der Anbau von Mais, die Entwicklung des sehr präzisen Maya-Kalenders und der Maya-Schrift. Die heute (2006) weitgehend entzifferte Schrift, obwohl auf Bildsymbolen basierend, war mehr als eine reine Ideogrammschrift und stellt das höchstentwickelte Schriftmedium in Altamerika dar. Kunsthandwerk (Bearbeitung von Stein, Keramik, Holz, Textilien) und Malerei waren hoch entwickelt, Metallverarbeitung (Gold, Silber, Kupfer) spielte erst spät und fast nur für rituelle Zwecke eine Rolle, nicht für die Werkzeugherstellung. In den Städten gab es bis zu 65 m hohe Stufenpyramiden, Paläste, Observatorien und Ballspielplätze.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Kulturgeschichte

Bildrelief aus Palenque
Bildrelief aus Palenque

[Bearbeiten] Frühe Vorklassik (ca. 3000-900 v. Chr.)

In der Frühen Vorklassik kommt es zu ersten dauerhaften Siedlungen und zur Entwicklung von Landwirtschaft im Mayagebiet. Erste den Maya zugerechnete archäologische Funde aus Cuello (Belize) werden auf etwa 2000 v. Chr. datiert. Von diesem Ursprungsort aus wird eine Aufspaltung und Bewegung nach Norden (Golf von Mexiko) angenommen. In Copán (Honduras) siedelten Jäger um ca. 1100 v. Chr. Ebenfalls in der Frühen Vorklassik wurde Lamanai gegründet, das mit einer permanenten Besiedlungszeit von etwa 3000 Jahren zu den am längsten genutzten Mayastädten gehört. Ca. 1000 v. Chr. wurde Cahal Pech besiedelt und blieb es bis ca. 700 n. Chr.

[Bearbeiten] Mittlere Vorklassik (ca. 900-400 v. Chr.)

In der Mittleren Vorklassik kommt es zur durchgehenden Besiedlung im gesamten Mayagebiet und zur Entwicklung von Handel zwischen den Städten. Etwa im 7. Jh. v. Chr. finden sich die ersten Siedlungsspuren im Gebiet von Tikal in Guatemala. Am Golf von Mexiko lassen sich etwa 500 v. Chr. erstmals Siedlungsbauten und steinerne Tempel nachweisen. Zu den ersten großen Städten der Maya gehören El Mirador mit der höchsten bekannten Maya-Pyramide (72 m) und Nakbe im heutigen Guatemala, von denen letzteres seine Glanzzeit zwischen 800 und 400 v. Chr. hatte.

[Bearbeiten] Späte Vorklassik (ca. 400 v. Chr. - 250 n. Chr.)

In der Späten Vorklassik entstehen durch starkes Bevölkerungswachstum große Mayazentren und es kommt zur Einführung des Königtums.

[Bearbeiten] Frühe Klassik (ca. 250-600 n. Chr.)

In Tikal findet sich die erste datierte Maya-Stele von 292 n. Chr. Im Jahr 562 kommt es zu einem großen Krieg zwischen Calakmul und Tikal. Chichén Itzá wurde um das Jahr 650 gegründet.

[Bearbeiten] Späte Klassik (ca. 600-900 n. Chr.)

Tempelruinen von Tikal
Tempelruinen von Tikal
Yaxchilán
Yaxchilán

Die klassische Maya-Zivilisation umfasste eine Reihe von Stadtstaaten, die jeweils einen eigenen Herrscher und ihm untergebene Verwalter hatte. Mit der Ausbreitung über die ganze Yucatán-Halbinsel erreichte die Hochkultur der Maya ihre Blütezeit, während deren auch Uxmal und Coba gegründet wurden. Weitere wichtige Städte waren Tikal, Calakmul, Bonampak und Quiriguá. Viele Städte waren durch Dammstraßen (Sakbe) miteinander verbunden. Die Städte hatten teilweise mehr als 10.000 Einwohner und waren damit größer als die größten Städte des damaligen Mitteleuropa.

Zu den Maya-Zentren der Klassik gehören unter anderen Bonampak, Calakmul, Caracol, Xunantunich, Lubaantun, Copán, Dos Pilas, Nakum, Naranjo, Palenque, Piedras Negras, Rio Azul, Tikal, Yaxchilán oder Yaxha.

[Bearbeiten] Der Kollaps der Maya-Zentren im zentralen Tiefland

Bereits im 9. Jh. kommt es zur Aufgabe einzelner Maya-Zentren im südlichen Tiefland und in der Folgezeit zu einem rapiden Bevölkerungsverlust in der gesamten Zentralregion Yukatans. Zahlreiche Städte werden verlassen, die Bewässerungssysteme verfallen. Nach der Mitte des 10. Jahrhunderts werden im gesamten Tiefland keine monumentalen Steinstelen mehr errichtet. Der Zusammenbruch der Maya-Gesellschaft ist Gegenstand einer breiten und langanhaltenden Forschungsdiskussion. Dabei lassen sich zwei Hauptansätze unterscheiden: Ökologische und Nicht-Ökologische Erklärungsmodelle.

Die ökologischen Erklärungsmodelle konzentrieren sich auf das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Während der späten klassischen Periode scheint sich dieses Verhältnis deutlich verschlechtert zu haben; einer stark gewachsenen Bevölkerung steht eine begrenzte Ackerbaufläche mit z. T. nur geringwertigen Böden gegenüber, die - trotz Bewässerung - offenbar hauptsächlich im traditionellen und flächenintensiven Milpa-System bearbeitet wird. Aufgrund dieser Beobachtungen formulierte O.F. Cook im Jahre 1921 seine Hypothese der Bodenverarmung.
Die nicht-ökologischen Erklärungsmodelle umfassen Erklärungsansätze der unterschiedlichsten Art, wie Invasionen, Katastrophen, Epidemien und Klimaveränderungen. Archäologische Belege für das Eindringen der Tolteken in Nordyukatan (Seibal) scheinen die Invasions-Hypothese zu stützen. Die Mehrzahl der Maya-Forscher bezweifelt jedoch, dass eine Eroberung als Hauptgrund für den flächendeckenden gesellschaftlichen Zusammenbruch im Tiefland infrage kommt. Die Vermutung, dass Klimaschwankungen und insbesondere Dürren für den Untergang der Hochkultur verantwortlich gewesen seien, hat durch den Nachweis verminderter Niederschläge im 9. und 10. Jh. in Venezuela unter Leitung des Geologen Gerald Haug im Jahre 2003 Auftrieb erhalten. [1] Als ein weiterer wesentlicher Grund für den Zusammenbruch der klassischen Maya-Gesellschaft im zentralen Tiefland wird das Ende der Metropole Teotihuacan in Zentralmexiko diskutiert, welches ein außerordentliches Machtvakuum hinterließ, das sich bis nach Yukatan hin auswirkte und von den rivalisierenden Stadtstaaten der Maya nicht ausgefüllt werden konnte.

[Bearbeiten] Nachklassische Zeit / Postklassik (ca. 900-1511)

Pyramide in Chichén Itzá; deutlich ist der Stilunterschied zu den Maya-Pyramiden der klassischen Zeit zu erkennen, vgl. Bild "Tikal" oben
Pyramide in Chichén Itzá; deutlich ist der Stilunterschied zu den Maya-Pyramiden der klassischen Zeit zu erkennen, vgl. Bild "Tikal" oben

In der Architektur der Maya kamen nun vermehrt toltekische Einflüsse auf. Zu den Maya-Zentren der Postklassik gehören unter anderen Coba, Chichén Itzá, Ek Balam, Mayapan, Tulúm und Uxmal.

[Bearbeiten] Spanische Kolonialzeit

[Bearbeiten] Conquista (1511-1697)

Kurz nach den ersten Erkundungen der Region versuchten die Spanier, die Maya zu unterwerfen und eine koloniale Verwaltung in den Maya-Gebieten einzurichten. Aufgrund der landschaftlichen und politischen Gegebenheiten (Fehlen eines politischen Zentrums) brauchten die Spanier jedoch 170 Jahre, bis sie die Region weitgehend kontrollierten. Der letzte Maya-Staat, der Itza-Staat von Tayasal im Petén, wurde erst 1697 unterworfen.

[Bearbeiten] Die Maya in Mexico, Guatemala und Belize

Ungefährer Machtbereich der zeitweise unabhängigen Maya um 1870
Ungefährer Machtbereich der zeitweise unabhängigen Maya um 1870

Ab 1847 rebellierten die Nachkommen der Maya im so genannten Kastenkrieg gegen die Autorität des mexikanischen Staates und bauten um den 1850 errichteten Tempel des Sprechenden Kreuzes ihre Hauptstadt Chan Santa Cruz, die erst 1901 von der mexikanischen Armee erobert werden konnte.

[Bearbeiten] Die Maya heute

Heute leben ca. 6,1 Millionen Maya [2] auf der Yucatán-Halbinsel sowie in Belize, Guatemala und Honduras. In Guatemala zählen etwa 40% der Gesamtbevölkerung zu den Maya - in Belize sind es rund 10%. Auch heute noch leben die meisten Maya vom Maisanbau. Die heutige Mayareligion ist eine Mischung aus Christentum und alten Maya-Traditionen. Jede Maya-Gemeinde hat ihre eigenen religiösen und weltlichen Oberhäupter. Opfergaben von Hühnern, Gewürzen oder Kerzen sind üblich. Die einzelnen Mayagruppen identifizieren sich über besondere Elemente ihrer traditionellen Kleidung, in der sie sich jeweils von anderen Maya-Gruppen unterscheiden.

Als noch sehr traditionell lebende Gruppe wurden die Lacandon-Maya in Chiapas bekannt. Sie tragen z. T. noch die weiße Baumwollkleidung, die aus alten Abbildungen bekannt ist, und auch das Christentum hatte bei ihnen bis vor kurzem allenfalls sehr oberflächlich Einzug gehalten. Durch Tourismus und die Mission evangelikaler Gruppen ist allerdings auch die Lakandonen-Gesellschaft dabei, sich stark zu verändern. Allgemein hält trotz des Festhaltens an mancherlei Traditionen der technische und wirtschaftliche Fortschritt bei den Maya Einzug. Immer mehr von ihnen tragen moderne Kleidung, haben Strom, Radios oder auch Fernsehen und in den Maya-Dörfern gibt es bereits das eine oder andere Auto. Manche Maya leben inzwischen auch vom Tourismus, da mehr und mehr Besucher die Welt der Maya und die alten Bauwerke kennenlernen wollen.

Eine besondere Situation besteht bei den von den Zapatistas kontrollierten Dörfern der Maya im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, die in den letzten Jahren eine weitgehende Autonomie gewonnen haben und sich selbst verwalten.

[Bearbeiten] Religion der Maya

siehe auch: Götter der Maya

[Bearbeiten] Gottkönigsstädte im Regenwald

Auffällig an den Ruinenstätten der Maya-Kultur ist die Dominanz religiöser Bauten. Die Religion überhaupt und ihre Funktionäre (Priester u. a.) scheinen im Leben der klassischen Maya eine herausragende Rolle gespielt zu haben. In klassischer Zeit werden die Stadtstaaten zumeist von Königen geleitet, die die höchste oder doch zumindest eine sehr wichtige religiöse Funktion innehaben. Darstellungen zeigen allerdings, dass sich gerade auch Herrscher und Führungsschicht der Mayagesellschaft den oft grausam anmutenden religiösen Ritualen unterwerfen mussten.

[Bearbeiten] Zeit und Kosmos

Ähnlich anderen mesoamerikanischen Völkern glaubten die Maya an einen zyklischen Charakter der Zeit. Die Rituale und Zeremonien waren eng mit den astronomischen und irdischen Zyklen der Natur verbunden. Immer wiederkehrende Vorgänge wurden systematisch beobachtet und in verschiedenen Kalendern verzeichnet. Die Aufgabe der Maya-Priester lag darin, die Zyklen zu interpretieren, was insbesondere dadurch geschah, dass verschiedene Zyklen (Kalendermessungen) aufeinander numerisch bezogen wurden. Laut ihren Voraussagen sollte die Zeit der fünften Sonne, dem letzten Zyklus in dem wir heute leben, am 23. Dezember 2012 durch eine riesige alles verschlingende Überschwemmung enden. Eine Wiedergeburt des Kosmos sollte diesem Untergang folgen. (Quelle:Robert Bauval, Adrian Gilbert and Graham Hancock) Vieles an den religiösen Traditionen der Maya ist Gegenstand anhaltender wissenschaftlicher Debatten, gesichert scheint jedoch, dass die Maya sich den Kosmos in (mindestens) drei Ebenen gegliedert vorstellten, nämlich Unterwelt, Erde und Himmel.

[Bearbeiten] Götter und Opfer

Wie bei anderen Kulturen Mittelamerikas spielt auch bei den Maya das menschliche Blut eine besondere Rolle. Hochgestellte Persönlichkeiten gewannen das Blut z. B., indem sie sich dornige Fäden durch Lippe oder Zunge zogen oder auch den Penis mit Seeigelstacheln anstachen. Die Schmerzhaftigkeit dieser Praxis war offenbar für ihren religiösen Wert von großer Bedeutung. Abbildungen aus klassischer Zeit verbinden das dargestellte Blutopfer zudem oft mit der Darstellung einer sogenannten Visionsschlange, ob dies ein Hinweis darauf ist, dass der Blutverlust zu religiösen Eingebungen führte, ist bis heute ungeklärt. Aus Sicht der Maya war das Blut Sitz der Seele und Lebenskraft, die Seele selbst stellte man sich jedoch luft- oder rauchförmig vor (Atemseele). Daher fing man das gewonnene Blut durch Papierstreifen auf, die man anschließend verbrannte. Die Maya-Religion war polytheistisch, wobei die Götter der Maya analog den Menschen als sterbliche Wesen vorgestellt wurden. Wie bei den Azteken und anderen mittelamerikanischen Religionen auch, diente das Opfer daher auch nicht allein dazu, die Götter gewogen zu machen, vielmehr war es der Opferdienst der Menschen, der die Götter in gewisser Weise am Leben erhielt. So wird auch die durchaus übliche Darstellungsweise in der Maya-Kunst verständlich, die uns Könige zeigt, welche einen Gott als Säugling im Arm tragen. Gleichwohl wurden die Götter zugleich als Wesen vorgestellt, die uralt sein konnten.

Cenote in Chichen Itza, neben zahlreichen Opfergaben barg man vom Grund dieses Cenotes über fünfzig Skelette
Cenote in Chichen Itza, neben zahlreichen Opfergaben barg man vom Grund dieses Cenotes über fünfzig Skelette

In der Religion der Maya waren Menschenopfer durchaus üblich. Die Art der rituellen Hinrichtungen reichte von Köpfen, Ertränken (z. B. in Cenotes), Erhängen, Steinigen, Vergiften, Verstümmeln bis hin zu lebendig begraben. Zu den grausamsten Tötungsarten gehörte wie bei den Azteken das Aufschlitzen des Bauches und das Herausreißen des noch schlagenden Herzens. Letzteres ist vor allem für die Postklassik indirekt (über Kultgegenstände, siehe chakmol) belegbar. Geopfert wurden sowohl Kriegsgefangene als auch Mitglieder der eigenen Gruppe, auch aus der Oberschicht. Die Bedingungen, wer wann, wie und wo geopfert wurde, werden zur Zeit noch erforscht. Sicher - und durch Darstellungen gut belegt - ist die Tötung von Kriegsgefangenen im größeren Maßstab, vielleicht aus der Oberschicht des gegnerischen Staates. Ob die Maya jedoch wie die Azteken Kriege nur zur Gewinnung von möglichen Menschenopfern geführt haben oder die Könige mit der Opferung ihrer Gegner nur ihre Macht vor den Menschen und ihre Pietät vor den Göttern belegen wollten, ist noch unklar. Zwar war die Mayakultur sehr kriegerisch, wie man heute weiß, doch ist es aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlich, dass die Maya im Umfang der Menschenopferung auch nur annähernd den Azteken gleichkamen. Das frühere Bild jedoch, dass sich die Maya im Gegensatz zu den Azteken durch Friedlichkeit und nur sehr seltene Opferungen auszeichneten, wurde durch neuere Forschungsergebnisse (insbesondere seit die Schrift 1973 teilweise entziffert wurde) deutlich relativiert. Der Unterschied in der Wahrnehmung von Azteken und Maya hat historische Ursachen: Als die Spanier in Mittelamerika eintrafen, wurden sie noch Augenzeugen der aztekischen Religionsausübung, während die klassische Maya-Kultur längst untergegangen war. In den postklassischen Städten im Norden Yukatans hatte sich die Kultur hingegen deutlich verändert. So lässt sich zum Beispiel an den Bauten der heutigen Ruinenstädte aus der Zeit der spanischen Eroberung gut ablesen, dass die Religion offensichtlich nicht mehr die herausragende Rolle spielte wie in der Zeit der Klassik. Trotz der heute grausam und z. T. abstoßend wirkenden Fremdartigkeit der Maya-Religion sind doch auch viele herausragende kulturelle Leistungen eng mit der Religion der Maya verbunden. Hierzu zählen Kalenderwesen, Schrift und Bauwesen.

[Bearbeiten] Politische und gesellschaftliche Situation der Maya

Die Maya waren vor allem außenpolitisch stark engagiert, dies war unter anderem dadurch begründet, dass die einzelnen Stadtstaaten ständig untereinander rivalisierten und gleichzeitig die Handelswege zur Versorgung mit Ferngütern kontrollieren mussten. Die politischen Strukturen waren je nach Region, Zeitraum, Einzelvolk und auch nach Stadt unterschiedlich. Neben erblichen Königtümern unter der Herrschaft eines Ajaw (auch weibliche Herrscherinnen sind überliefert), treten oligarchische und aristokratische Herrschaftsformen auf. Bei den Quiche gab es verschiedene Adelsfamilien, die unterschiedliche Aufgaben im Staat wahrnahmen. In der Postklassik Nordyukatans scheint es Städtebünde und kollektive Adelsherrschaften (Liga von Mayapan) gegeben zu haben, die in manchem an die antiken Handelsrepubliken Griechenlands erinnern. Auch demokratische Strukturen sind zumindest auf der unteren gesellschaftlichen Ebene zu beobachten: Die noch heute existierende Tradition, alle drei Jahre einen neuen Bürgermeister, den "Maya-Bürgermeister", zu wählen, scheint bereits lange zu existieren.

[Bearbeiten] Maya-Kriegswesen

Die Maya führten häufig untereinander Kriege. Eine Reihe von Historikern sehen darin sogar einen der Hauptfaktoren beim Untergang der klassischen Maya-Kultur. Diese These ist jedoch insofern fragwürdig (und wohl z. T. auch ein Erbe einer pazifistischen Ideologie), als bei den klassischen Maya die Bedeutung des Krieges und die kulturelle Blüte offenbar Jahrhunderte lang Hand in Hand gegangen waren. Auch in der klassischen griechischen Kultur z. B. kann die Bedeutung des Krieges kaum überschätzt werden. Allerdings kann eine solche Kriegstradition verheerend wirken, wenn sich die übrigen Bedingungen (Klima, aber auch die Entstehung eines übermächtigen Gegners) ändern. Unter diesen Umständen können ständig ausgeübte Kriege, zwischen im Prinzip weitgehend "gleichen" Gegnern, den Niedergang aller drastisch beschleunigen. Tatsächlich finden sich eine Reihe von Indizien dafür, dass es in der Zeit des Niedergangs der klassischen Zentren vermehrt zu Kriegshandlungen kam.

[Bearbeiten] Kriegsfunktionen

Die Kriegsausübung hatte bei den Maya vielfältige Funktionen. Sie diente politischen, wirtschaftlichen und auch religiösen Zwecken: Häufiges Ziel war die dynastische Kontrolle über konkurrierende Stadtstaaten, d. h. der Krieg wurde geführt, um eine feindliche Dynastie durch abhängige Herrscher zu ersetzen. In politischer Hinsicht ebenfalls wichtig war die Reputation, die siegreiche Herrscher und teilnehmende Adlige im Krieg gewinnen konnten. In wirtschaftlicher Hinsicht war die Kontrolle des Fernhandels sowie die "Einwerbung" von Tributen wichtig; daneben wurden wohl auch einige Einwohner besiegter Städte versklavt. In religiöser Hinsicht konnten durch den Krieg Menschenopfer für religiöse Zeremonien gewonnen werden - ob letzteres jedoch ein eigentliches Kriegsziel oder vielmehr ein willkommener Effekt eines Krieges war, ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Bemerkenswerterweise wurde Krieg in aller Regel in klassischer Zeit nicht geführt um eine gegnerische Stadt zu zerstören oder um ein gegnerisches Territorium dem eigenen Territorium in eigentlicher Weise einzuverleiben. Eine besiegte Stadt und ihr Gebiet wurde also nicht eigentlich dauerhaft erobert, sondern über Tribute und ergebene und/oder verwandte Herrscher abhängig gemacht. Folgerichtiger Weise kam es in klassischer Zeit auch nicht zur Ausbildung von territorial bestimmten größeren Königreichen. Vielmehr begnügten sich mächtige Herrscher mit dem Titel eines "Oberkönigs" und abhängigen Königen, die auf ihren Herrscherstelen den Hinweis verewigten "König W von Y wurde eingesetzt durch König X von Z". Ein entscheidender Nachteil des auf persönliche Abhängigkeit zielenden Herrschaftssystems der Maya war freilich, dass die Bindungen zwischen den Städten äußerst fragil waren und so regelmäßig Grund für neue Kriege bestand.

[Bearbeiten] Bewaffnung

Die Maya-Krieger benutzten Speerschleudern ("atlatl"), Blasrohre sowie mit Obsidian-Klingen ausgestattete Schlagwaffen wie Keulen, Speere, Äxte und Messer. Ebenfalls verwendet wurden Pfeil und Bogen. Diese scheinen jedoch in klassischer Zeit keine große Rolle gespielt zu haben, während Abbildungen aus der Zeit der spanischen Eroberung zahlreiche Kämpfe zeigen, in denen Pfeil und Bogen von (den allerdings hier verschanzten) Maya-Kriegern verwendet werden. Während Helme anscheinend wenig benutzt wurden, gebrauchten die Maya aber Schilde aus Holz und Tierhaut und auch aus gewebten Matten.

[Bearbeiten] Formen des Kriegswesens

Farbiges Relief aus Bonampak: Ein König besiegt seinen Gegner. Man beachte die Kopftracht des siegreichen Königs
Farbiges Relief aus Bonampak: Ein König besiegt seinen Gegner. Man beachte die Kopftracht des siegreichen Königs

Über die Formen der Kriegsausübung bei den klassischen Maya ist man auf Mutmaßungen angewiesen. Spanische Darstellungen aus der Zeit der Eroberung zeigen uns zumeist einfach gekleidete Kämpfer im weißen Baumwollkostüm und mit dem typischen Rundschild, während ältere Darstellungen aus klassischer Zeit wie die Wandgemälde von Bonampak auch äußerst aufwändig kostümierte Krieger darstellen. Die aufwändige Kriegstracht - wahrscheinlich militärischen Führern und Spezialisten vorbehalten und vorausgesetzt, sie diente nicht nur der Siegesdarstellung nach dem Kampf, sondern kam wie bei den späteren Azteken auch zum Einsatz - kann man sich am besten veranschaulichen, wenn man sich traditionelle südamerikanische Karnevalskostüme vorstellt. Der Umstand, dass es sicher schwierig war, in solcher Kostümierung zu kämpfen, zeigt schon, dass Form und Funktion des Kampfes bei den Maya z. T. offenbar anders waren als bei vergleichbaren Völkern (vor allem außerhalb Mittelamerikas). Bei den Maya scheint es keine Soldaten ("bezahlte Berufskrieger") - also kein stehendes Heer im eigentlichen Sinn - gegeben zu haben, wahrscheinlich wurden im Kriegsfall wenige militärische Führer aus dem Adel um kurzfristig ausgehobene Bauern ergänzt. Dieses Rekrutierungsverfahren erlaubte es in Zeiten geringer bäuerlicher Arbeitslast, auch sehr große Kampfverbände zusammenzustellen. Da nicht wenige Siege über Könige und ganze Städte überliefert sind, muss die militärische Mobilisierung von Zeit zu Zeit beträchtlich gewesen sein. Andererseits sind die erhaltenen Verteidigungsanlagen (Systeme aus Gräben und Palisaden) der Stadtstaaten bei weitem nicht so ausgebaut, wie man es von anderen Kulturen kennt. In der Zeit der Postklassik hingegen kommt es auch zur Anlage regelrechter Befestigungen. Besonders im südlichen Hochland, das dem Druck der Azteken ausgesetzt war, werden nun Siedlungen vermehrt auf Bergen angelegt und durch massive Steinbauten geschützt.

Krieg wurde offenbar nicht in Formation geführt, sondern es wurde anscheinend (wie weit die spanischen Überlieferungen auch für die klassische Zeit gelten, bleibt zu hinterfragen) ohne ersichtliche Taktik aufeinander gestürmt, um sich gegenseitig zu töten. Dieses Kampfprinzip setzt auf Geschwindigkeit, wer alleine überleben wollte, musste schneller und stärker als sein Gegner sein. Am Ende jeden Krieges, die offenbar fast immer für die Gegner verlustreich waren, wurden die Köpfe der toten Besiegten als Trophäen aufgespießt. Auch sogenannte "Blitz-Kriege" wurden anscheinend in der Zeit der Klassik oft ausgetragen. Dabei entführte man zuerst den feindlichen König und opferte diesen, um im Anschluss die völlig verwirrten Bürger zu attackieren.

[Bearbeiten] Architektur der Maya

Der Gouverneurspalast in Uxmal. Dass die Maya-Architektur keine weitüberspannten Innenräume kannte, lässt sich gut an diesem repräsentativen Gebäude veranschaulichen. An die Stelle der fehlenden Tiefe des Gebäudes tritt das Prinzip der horizontalen Reihung der in ihrer Funktion historisch nicht endgültig gesicherten Gebäudeteile.
Der Gouverneurspalast in Uxmal. Dass die Maya-Architektur keine weitüberspannten Innenräume kannte, lässt sich gut an diesem repräsentativen Gebäude veranschaulichen. An die Stelle der fehlenden Tiefe des Gebäudes tritt das Prinzip der horizontalen Reihung der in ihrer Funktion historisch nicht endgültig gesicherten Gebäudeteile.

Die Ruinen der Maya sind sehr gut erhalten und zählen zu den reichhaltigsten Zeugnissen der präkolumbischen Kulturen. Die heute sichtbaren Überreste bestehen ausschließlich aus Steingebäuden, Bauwerke aus Holz oder Lehm sind aufgrund der Witterung Mittelamerikas längst verrottet. Dies bedeutet, dass es keine aufragenden Reste (sondern nur die typisch ovalen Fundamentspuren) von gewöhnlichen Wohngebäuden gibt, denn Stein wurde ausschließlich für die Errichtung adliger, beziehungsweise sakraler Gebäude verwendet.

Obwohl die Lehmhütte dem einfachen Volk vorbehalten war, bildete sie in ihren Ausmaßen und ihrer historischen Zweckmäßigkeit den Ausgangspunkt der steinernen Paläste. Kennzeichnend für die Maya-Architektur ist das völlige Fehlen von Bögen und echten Gewölben. Diese waren den Maya unbekannt und der Stil ihrer Baukunst ist somit sehr von horizontalen, vertikalen und gewinkelten Linien geprägt. Aus der Verwendung von Kraggewölben ergab sich, dass Innenräume nicht besonders weit überspannt werden konnten und somit relativ klein und eng – ihren Hütten gleich – blieben. Da die Maya zudem so gut wie keine Fenster nutzten und Licht lediglich durch die Türöffnungen einfiel, entwickelten sie keine bedeutende Innenarchitektur. Ihre Bauten waren vor allem auf die Außenwirkung konzipiert und die vorwiegend liturgischen Zwecken dienenden Räume waren allenfalls mit Wandteppichen geschmückt. Die Maya verfügten über eine Art Beton und entwickelten einen Schalenbau, in dem doppelte Mauern aus behauenem Stein ausgegossen und verfüllt wurden. Bemerkenswert ist, dass den Maya, ebenso wie den übrigen Völkern Amerikas, keine Lasttiere zur Verfügung standen und das Rad als mechanisches Hilfsmittel nicht verwendet wurde. Die großen Mengen Baumaterial wurden ausschließlich durch Menschenkraft bewegt.

[Bearbeiten] Maya-Forscher

[Bearbeiten] Berühmte Maya

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Raimund Allebrand: Die Erben der Maya. Indianischer Aufbruch in Guatemala. Horlemann, 1997, ISBN 389502063X
  • Gerard W. van Bussel: Der Ball von Xibalba. Das mesoamerikanische Ballspiel. Kunsthistorisches Museum mit Museum für Völkerkunde und Österreichisches Theatermuseum, Wien 2002, ISBN 3-85497-037-4
  • Michael D. Coe: Das Geheimnis der Maya-Schrift. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1997, ISBN 3-499-60346-2
  • Arthur Demarest: Ancient Maya. The Rise and Fall of a Rainforest Civilization. Cambridge University Press, 2004, ISBN 0521533902
  • Jared Diamond: Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3100139046.
  • Nikolai Grube: Maya, Gottkönige im Regenwald. Könemann, Köln 2000, ISBN 382901564X
  • Klaus Helfrich: Menschenopfer und Tötungsrituale im Kult der Maya. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-3013-2
  • Diego de Landa: Bericht aus Yucatan, übersetzt aus dem Spanischen vun Ulrich Kunzmann, Reclam Verlag Leipzig, 2. Auflage 1993, ISBN 3-379-00528-2
  • Timothy Laughton: Die Lebenswelt der Maya. Bechtermünz, Augsburg 1999, ISBN 3828907199
  • Victor Montejo: Voices from Exile: Violence and Survival in Modern Maya History. University of Oklahoma Press, 1999, ISBN 0806131713
  • Berthold Riese: Die Maya. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3406462642
  • Jens Rothark/Mario Krygier: Don Eric und die Maya - 23. Dezember 2012 - Werden die Götter wiederkommen?. docupoint, Magdeburg 2006, ISBN 3-938142-72-3
  • Linda Schele/David Freidel: Die unbekannte Welt der Maya. Albrecht Knaus, München 1991, ISBN 3-8135-6342-1
  • Éric Taladoire und Jean-Pierre Courau: Die Maya. Primus Verlag, Darmstadt 2006

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Maya – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

[Bearbeiten] Quellen

  1. Artikel im Tagesanzeiger über den Untergang der Maya
  2. Ethnologue.com

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