Kreuzweg
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Als Kreuzweg (Weg des Kreuzes) bezeichnet man ursprünglich die Nachahmung der Via Dolorosa (Schmerzhafte Straße) in Jerusalem als Stationenweg vor Wallfahrtskirchen. Aus dem Heiligen Land zurückgekehrte Pilger legten Nachbildungen der Heiligen Städte in ihrer Heimat an. Oftmals übertrugen sie exakt die Länge der Via Dolorosa auf ihren heimischen Kreuzweg. Das Ziel der in der Heimat angelegten Kreuzwege war nicht selten ein Kalvarienberg (von Lat. calvariae locus; Schädelstätte), auf dem eine Grabeskirche oder die Kreuzigungs-Darstellung aufgebaut war. Diejenigen, die sich nicht leisten konnten, selbst nach Jerusalem zu pilgern, wollten aber dem Leidensweg Jesu so nah wie möglich sein. Die Pilger wollten sich in Ermangelung von Reisemöglichkeiten in das Heilige Land wenigstens geistig auf den Leidensweg von Jesus Christus begeben, wie er seit dem Mittelalter in Jerusalem mit mancherlei frommen Ausschmückungen gezeigt und beschritten wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Kreuzwegstationen
In Jerusalem hielt man beim Kreuzweg anfangs nur an zwei Stationen inne (Verurteilung beim Haus des Pilatus und Kreuzigung), aber nach und nach entstanden weitere Stationen, an denen der (teilweise biblisch begründeten, teils legendarisch überlieferten) Erfahrungen Jesu auf diesem Weg gedacht wurde. Im 14. Jahrhundert gab es in Jerusalem unter der Führung der Franziskaner Prozessionen auf dem Leidensweg Christi für Pilger. Diese brachten die Andachtsform in ihre Heimatländer.
Es wurden zuerst sieben - so z.B. erhalten in der Kirche St. Marien zu Homberg (Efze) -, seit der Zeit um 1600 14 bebilderte Stationen errichtet. Sie zeigten den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Tod und zur Grablegung. Als 15. Station diente die jeweilige Kirche als Abbild der Grabes- (und Auferstehungs-) Kirche von Jerusalem.
Wegen der großen Beliebtheit dieser Andachtsform, blieb schließlich kaum eine römisch-katholische Pfarrkirche mehr ohne die Darstellung der 14 Stationen, nun aber im Inneren der Kirche.
Die freitägliche Kreuzwegandacht ist in der Fastenzeit auch heute noch ein vielerorts praktiziertes meditatives Gebet vor den Stationen, oft auch ergänzt durch eine 15. Station, die der Auferstehung gedenkt. Betend denken die Christen dabei auch an die Leidenden unserer Tage, die ungerecht verurteilt, gefoltert und getötet, ihres Lebensunterhalts beraubt oder verspottet werden.
[Bearbeiten] Die traditionellen 14 Stationen
Station | Name | Bibelstellen, welche die Station erwähnen | Weitere, in kath. Prozessionen teils verwendete Stellen |
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1 | Jesus wird zum Tode verurteilt. | Aus dem Evangelium nach Matthäus. 27, 22-23.26: Pilatus sagte zu ihnen: Was soll ich dann mit Jesus tun, den man den Messias nennt? Da schrien sie alle: Ans Kreuz mit ihm! Er erwiderte: Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Da schrien sie noch lauter: Ans Kreuz mit ihm! Darauf ließ er Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.
Vgl. auch Markus 15, 1-15; Lukas 23, 13-25; Johannes 18, 28-19, 16a. |
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2 | Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. | Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 27-31: Da nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus, führten ihn in das Prätorium, das Amtsgebäude des Statthalters, und versammelten die ganze Kohorte um ihn. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Dann flochten sie einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und gaben ihm einen Stock in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie und verhöhnten ihn, indem sie riefen: Heil dir, König der Juden! Und sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf. Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.
Vgl. auch Markus 15, 16-20b; Johannes 19, 16b-17. |
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3 | Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz. | *** | Jesaja. 53, 4-6 |
4 | Jesus begegnet seiner Mutter. | *** | Lukas. 2, 34-35, 51 |
5 | Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. | Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 32: Auf dem Weg trafen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon; ihn zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen.
Vgl. auch Markus 15, 21; Lukas 23, 26. |
Matthäus, 16, 24 |
6 | Veronika reicht Jesus das Schweißtuch. | *** | Jesaja. 53, 2-3; Psalmen 27, 8-9 |
7 | Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz. | *** | Klagelieder. 3, 1-2, 9, 16 |
8 | Jesus begegnet den weinenden Frauen. | Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. 23, 28-31: Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? | |
9 | Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz. | *** | Klagelieder. 3, 27-32 |
10 | Jesus wird seiner Kleider beraubt. | Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 33-36: So kamen sie an den Ort, der Golgota genannt wird, das heißt Schädelhöhe. Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Dann setzten sie sich nieder und bewachten ihn.
Vgl. auch Markus 15, 24; Lukas 23, 34; Johannes 19, 23-24. |
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11 | Jesus wird ans Kreuz geschlagen. |
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 37-42: Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Zusammen mit ihm wurden zwei Räuber gekreuzigt, der eine rechts von ihm, der andere links. Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen? Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz! Auch die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten verhöhnten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Er ist doch der König von Israel! Er soll vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben. Vgl. auch Markus 15, 22-27; Lukas 23, 33; Johannes 19, 18-19 |
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12 | Jesus stirbt am Kreuz. | Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 45-50, 54:
Von der sechsten bis zur neunten Stunde herrschte eine Finsternis im ganzen Land. Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elija. Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Laß doch, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihm hilft. Jesus aber schrie noch einmal laut auf. Dann hauchte er seinen Geist aus. Als der Hauptmann und die Männer, die mit ihm zusammen Jesus bewachten, das Erdbeben bemerkten und sahen, was geschah, erschraken sie sehr und sagten. Wahrhaftig, das war Gottes Sohn! Vgl. auch Markus 15, 33-41; Lukas 23, 44-49; Johannes 19, 25-30. |
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13 | Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt. | Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 19, 38: Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.
Vgl. auch Matthäus 27, 57-59; Markus 15, 42-46; Lukas 23, 50-53. |
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14 | Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt. | Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. 27, 59-61: Josef nahm ihn und hüllte ihn in ein reines Leinentuch. Dann legte er ihn in ein neues Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Auch Maria aus Magdala und die andere Maria waren dort; sie saßen dem Grab gegenüber.
Vgl. auch Markus 15, 46-47; Lukas 23, 53-56; Johannes 19, 39-42. |
*** Station wird in der Bibel nicht erwähnt.
Joseph von Führich und seine Schüler schufen im Nazarenerstil das Genre der Führich-Kreuzwege, die in vielen Kirchen Mitteleuropas präsent sind.
Das Kreuzweggebet eignet sich außerdem für Familienandachten oder persönliche Meditationen (ähnlich wie der Rosenkranz).
Siehe auch Ökumenischer Kreuzweg der Jugend
[Bearbeiten] Papst-Kreuzweg am Kolosseum
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Jedes Jahr findet ein Kreuzweg am Kolosseum[1] in Rom mit dem Papst statt. Benedikt XIV. hatte das Kolosseum 1750 zur Gedenkstätte für christliche Märtyrer der Antike erklärt. An dem Kreuzweg am Kolosseum nehmen jedes Jahr mehrere 10.000 Gläubige und Touristen teil. Im Schein der Fackeln und im Schatten des Monumentalbaus aus der Antike meditieren die Gläubigen die 14 Stationen des Kreuzwegs.
Jahr | Name des Verfasser | Amt oder Funktion |
---|---|---|
1991 | Johannes Paul II. | Papst |
1993 | Johannes Paul II. | Papst |
1994 | Bartholomäus I. | Seine Allheiligkeit ökumenischer Patriarch von Konstantinopel |
1995 | Johannes Paul II. | Papst |
1997 | Karekin II. | Seine Allheiligkeit obersten Patriarch und Katholikos aller Armenier |
1998 | Ungenannter Laie der orthodoxen Kirche | Laie |
2000 | Johannes Paul II. | Papst |
2001 | John Henry Newman | Kardinal |
2002 | John M. Thavis (USA) u.w. | Mehrere christliche Laien und Theologen |
2003 | Johannes Paul II. | Papst |
2004 | André Louf | Zisterziensermönch |
2005 | Josef Ratzinger | Präfekt der Glaubenskongregation (vorm. Hl. Inquisition) |
2006 | Angelo Comastri | Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Vatikanstadt |
2007 | Gianfranco Ravasi[2] | Mitglied der Päpstlichen Bibelkommission |
Benedikt XVI. setzt die Tradition seines Vorgängers fort und steht bei den Osterfeierlichkeiten an Karfreitag als Papst dem Kreuzweg selbst vor. In den letzten Jahren wurde jedes Jahr eine andere Person damit betraut, die Texte für den Kreuzweg zu verfassen.
[Bearbeiten] Bilder von Kreuzwegen
Station 12 des Kreuzwegs am Erbig bei Aschaffenburg-Schweinheim |
[Bearbeiten] Literatur
- Josef Ratzinger, Der Kreuzweg unseres Herrn, Meditationen, Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2006, ISBN 3451288931
- Tisa von der Schulenburg, Der Kreuzweg, Zeichnungen von Tisa Schulenburg, Texte von Werner Grave, Recklinghausen
- Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás, Der Kreuzweg, Köln 1982 (Adamas-Verlag)
- Marco Talarico, Der Kreuzweg Jesu, LIT Verlag, Münster 2003
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Der Heilige Stuhl: Büro für liturgische Feiern mit dem heiligen Vater
- ↑ Kath.net: Bibelwissenschaftler schreibt Texte für Papst-Kreuzweg im Kolosseum 26. Februar 2007
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Kreuzweg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Der Bamberger Kreuzweg
- Kreuzweg - Geschichte, Bedeutung, Texte
- Kreuzweg im Isental - Kreuzweg aus 14 Stelen mit vollplastischen Darstellungen
- Zeitgenössischer Kreuzweg - Bronzetafeln im Halbrelief mit 15 Stationen (St. Saturnina, Bad Driburg-Neuenheerse)
- Kreuzweg im Kolosseum 14. April 2006
- Ölbilder eines Kreuzwegs der Düsseldorfer Schule - weit verbreitete Kopien nach Zeichnungen von Friedrich Overbeck (Original im Vatikan)
- Sieben-Stationen-Kreuzweg