Luckenwalde
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
|
|
Basisdaten | ||
Bundesland: | Brandenburg | |
Landkreis: | Teltow-Fläming | |
Koordinaten: | Koordinaten: 52° 5′ N, 13° 10′ O52° 5′ N, 13° 10′ O | |
Höhe: | 48 m ü. NN | |
Fläche: | 46,75 km² | |
Einwohner: | 21.582 (31. Juli 2005) | |
Bevölkerungsdichte: | 462 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 14943 | |
Vorwahl: | 03371 | |
Kfz-Kennzeichen: | TF | |
Gemeindeschlüssel: | 12 0 72 232 | |
Stadtgliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 10 14943 Luckenwalde |
|
Webpräsenz: | ||
Bürgermeisterin: | Elisabeth Herzog-von der Heide (SPD) |
Luckenwalde ist die Kreisstadt des Landkreises Teltow-Fläming, Bundesland Brandenburg, Deutschland. Luckenwalde besaß große Bedeutung als Industriestadt, seit der Wiedervereinigung entwickelt sich der Tourismus zum wirtschaftlichen Schwerpunkt der Stadt und ihrer Umgebung.
[Bearbeiten] Geografie
[Bearbeiten] Geografische Lage

Luckenwalde liegt bei den geografischen Koordinaten 52° 4' nördlicher Breite und 13° 10' östlicher Länge. Das ist etwa 50 Kilometer südlich von Berlin, was durch den Merkspruch Luckenwalde, Luckenkien, 50 Kilometer vor Berlin. ausgedrückt wird. Nördlich von Luckenwalde liegt Trebbin, südlich Jüterbog, östlich Baruth/Mark und westlich Treuenbrietzen. In der Nähe des Marktturms beträgt die Höhe über dem Meeresspiegel 49 Meter, bei den Weinbergen westlich des Zentrums sind es 77 Meter.
[Bearbeiten] Geografischer Überblick und Geologie
Die Stadt liegt in einer Bucht des Baruther Urstromtals, welches hier weit nach Süden ausgreift und mit einer unscharfen Grenze bei Kloster Zinna in den weiter südlich gelegenen Fläming übergeht. Dieser sanfte Übergang hat mit seiner Verkehrsgunst die Entstehung der Stadt sicher gefördert. Einige Kilometer südwestlich (Keilberg) und südöstlich (Golmberg) der Stadt ist die Grenze jedoch sehr scharf ausgebildet.
Durch das Stadtgebiet verläuft die Brandenburger Eisrandlage. Diese Linie markiert den weitesten Vorstoß des skandinavischen Inlandeises während der jüngsten Eiszeit (der Weichseleiszeit) nach Süden. Die Weinberge, obwohl im Kern schon während der älteren Saaleeiszeit angelegt, sind eine Endmoräne dieses Eisvorstoßes. Die Abdachung der Weinberge nach Westen bildet die dazugehörige Sanderfläche. Auf den Weinbergen hat man in Ton- und Sandgruben sowohl die älteren saalezeitlichen Ablagerungen (meist toniger Geschiebemergel) als auch die jüngeren, sandigen weichselzeitlichen Sedimente abgebaut.
Dennoch ist die Landschaft in und um Luckenwalde im Wesentlichen durch das Urstromtal geprägt, sandig bis moorig und recht eben. Der Schmelzwasserabfluss im Urstromtal hat bis auf die Weinberge alle anderen Zeugnisse des Eisvorstoßes wieder abgetragen bzw. verschüttet. Während die älteren Abflüsse im Urstromtal noch nach Westen gerichtet waren, erfolgte die jüngere Entwässerung schon nach Norden. Die Nuthe folgt heute dieser von den Schmelzwässern des Eises vorgegebenen Richtung. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der Lauf der Nuthe in prähistorischer Zeit zunächst westlich der Stadt verlief und sie damals weiter in Richtung des Pfefferfließes floss. Entsprechende Altläufe der Nuthe sind südlich und südwestlich der Stadt bis heute erhalten. Erst später nahm sie ihren Lauf östlich der Weinberge durch das heutige Stadtgebiet ein, wobei der genaue Zeitpunkt des Umschwenkens noch nicht bestimmt wurde.
Das sonst recht ebene Urstromtal wird durch Binnendünen merklich belebt, die vor allem in der ausgehenden Eiszeit aufgeweht wurden. Am Südrand der Stadt beginnt mit den Rauhen Bergen solch ein Flugsandgebiet. Eine Besonderheit ist die aktive Binnendüne auf dem ehemaligen sowjetischen Truppenübungsplatz Zinna, wenige Kilometer südlich der Stadt. Die vorher bewachsene Düne wurde durch das Militär (wahrscheinlich ein Waldbrand) wieder aktiviert und ist bis heute in Bewegung (ca. 1 m pro Jahr).
Wie der Beiname Luch im Walde schon andeutet, war Luckenwalde von großen Waldgebieten umgeben. Auch heute noch findet sich viel Wald in Luckenwaldes Umgebung. Die Laubwälder in Luckenwaldes Umgebung, auf Sanderflächen auch Kiefern, gehen direkt in eines der größten Forstgebiete in Brandenburg über.
Durch Luckenwalde fließt die Nuthe. Diese führte oft zu Hochwasser im Luckenwalder Stadtgebiet oder der Umgebung, die letzte große Überflutung in der Stadt war 1941. Daher wurden Wehre und Kanäle angelegt und der Flusslauf begradigt. Einige Kanäle sind der Königsgraben, der Röthegraben durch den Park und der Dämmchengraben. Im Mittelalter war die Nuthe mit Kähnen von Luckenwalde bis zur Mündung in die Havel schiffbar. Der Fluss war damals bis zu 40 Meter breit. Heute ist die Nuthe im Luckenwalder Stadtgebiet durch die meliorativen Maßnahmen auf einen zwei Meter breiten und einen halben bis 1 Meter tiefen Fluss kanalisiert.
Die Wälder und Wiesen sind Nahrungsquelle für Schwarzwild, Rehwild und Feldhasen. Das Wahrzeichen Brandenburgs, der Rote Milan ist hier auch beheimatet.
Luckenwalde liegt am Rand des Naturparks Nuthe-Nieplitz.
[Bearbeiten] Stadtgliederung
Die Stadt Luckenwalde hat nach den Eingemeindung der Gemeinden Frankenfelde und Kolzenburg am 5. Dezember 1993 drei Ortsteile: Luckenwalde, Frankenfelde und Kolzenburg.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Ur- und Frühgeschichte
Die Anwesenheit von Menschen in dieser Gegend ist durch archäologische Funde in der Umgebung seit der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) belegbar. In der Römischen Kaiserzeit (etwa ab Christi Geburt) war die Gegend von Luckenwalde Siedlungsgebiet der germanischen Semnonen. Burgunden zogen während der Völkerwanderungszeit durch das Gebiet nach Westen.
[Bearbeiten] Der Ort Lugkin im frühen und hohen Mittelalter
Seit dem späten 7. und 8. Jahrhundert siedelten aus Ostmitteleuropa eingewanderte Slawen in Brandenburg und der Niederlausitz. Das vergleichsweise dünn besetzte Gebiet um Plane, Nieplitz und Nuthe tritt später als pagus Ploni (Gau) in den Quellen auf und gehörte wahrscheinlich zum Siedlungsgebiet der Heveller. Bis zum Beginn der hochmittelalterlichen Ostsiedlung im 12. und 13. Jahrhundert und noch weit darüber hinaus prägten Slawen die lokale Geschichte.
An der Stelle, an der heute Luckenwalde liegt, existierte der slawische Ort Lugkin. Aus Lugkin wurde später die deutsche Bezeichnung Luckenwalde. Dabei bedeutet Lug Bucht, Biegung oder Bogen. Dies bezieht sich auf die Lage in einer Bucht des Baruther Urstromtals und auf den Flusslauf der Nuthe.
Wahrscheinlich im frühen 10. Jahrhundert wurde eine hölzerne Burg mit Wall, Palisadenzaun und drei wasserführenden Gräben errichtet. Der innere Durchmesser dürfte etwa 60 bis 80 Meter betragen haben. Um das Jahr 1007 geriet Lugkin unter die Vorherrschaft des expandierenden Piastenstaats. In der Mitte des 12. Jahrhunderts - während des Wendenkreuzzugs - gelangte Lugkin unter die Vorherrschaft der Wettiner. Die slawische Burg wurde geschleift und durch neue Anlagen in Stein ersetzt.
[Bearbeiten] Erste Erwähnung
Die Burganlage wurde am 28. Dezember 1216 durch das Bistum Brandenburg als Lukenwalde erstmals urkundlich erwähnt. Sie bildete das Zentrum eines Burgwardbezirks. Der noch heute existente Marktturm war ein Teil jener Burganlage.
[Bearbeiten] Kloster Zinna und Entwicklung zur Handelsstadt
1285 kaufte das Zisterzienserkloster Zinna die Stadt und die Burg. Bis dahin waren diese im Besitz der magdeburgischen Ministerialen von Richow gewesen. Die Stadt wurde als Oppidum (befestigte Marktsiedlung) bezeichnet.
Luckenwalde lag am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Straßen. Der Salztransport aus Halle in Richtung Berlin lief über Luckenwalde.
Luckenwalde begann verstärkt und erfolgreich Bier zu brauen und zu verkaufen. Laut Theodor Fontane schien das Nuthefließ nur dazu da zu sein, um in die (Luckenwalder) Bottiche und Braupfannen zu fließen. Dies führte zu einer Beschwerde durch die Stadt Jüterbog, welche sich in ihren Stadtrechten beschnitten sah. Der Streit um das Bier hatte eine lange Fehde mit Jüterbog zur Folge, der laut Fontane am liebsten handfest auf allen Kirchweihen ausgetragen wurde und Jüterboger Spottverse hervorbrachte wie: Lieber die Rute, als Luckenwalde an der Nuthe.
Der Erzbischof Gunther von Magdeburg bestätigte jedoch am 9. Januar 1430 das Brau- und das Handelsrecht. Damit erhielt Luckenwalde erste Stadtrechte. 1471 wird erstmals ein Bürgermeister erwähnt. 1540 erhält Luckenwalde sein erstes Stadtwappen. Luckenwalde erhält das Privileg eines zweiten Marktes 1562.
[Bearbeiten] Schornsteine statt Luch im Wald
Theodor Fontane beschrieb auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg die Wandlung zur Industriestadt: «Luch im Wald und Luckenwalde» – wann sich der Umschwung ... zu vollziehen begann, ist nicht genau mehr zu bestimmen. ... Es war ... noch Luch im Wald, als die Mönche von Kloster Zinna kamen und eine christliche Kirche neben dem heidnischen Wartturm bauten; aber Luch im Walde wurde Luckenwalde in demselben Augenblick, wo König Friedrich Wilhelm I. sich ins Mittel legte und der erste Webstuhl voigtländischer Weber in Luckenwalde zu klappern begann. Das Mittelalter war hin und die Neuzeit fing an. ... Nicht mehr die Kirche bildet den Mittelpunkt geistigen Lebens, städtischer Interessen, sondern der Schornstein, der «Stylit des Gewerbefleißes». ... Luckenwalde ist eine Stadt mit 10.000 Einwohnern und 50 Schornsteinen. Die Wandlung zur Industriestadt verlief chronologisch wie folgt:
[Bearbeiten] Brandenburg und Entwicklung zur Industriestadt
1680 übernahm Brandenburg - Preußen die Herrschaft über Luckenwalde. 1684 gründete der Zeugmacher Christian Mauhl aus Schandau in Sachsen ein Unternehmen zur Versorgung der preußischen Regimenter. Weitere Tuch- und Zeugmacher folgen. 1745 wird Luckenwalde zur Amtsstadt.
Nach dem großen Stadtbrand in Gera zogen 1780 und 1781 24 Tuchmacherfamilien nach Luckenwalde. Es entstand eine 'Große Fabrik', aus der später der Betrieb Volltuch hervorging. 1808 erhält Luckenwalde durch die Städtereform des Freiherrn vom Stein endlich komplette Stadtrechte. 1875 stellten sich einige Tuchfabrikanten auf die Hutproduktion um und wurden zur Konkurrenz für die Hutstadt Guben.
Nachdem sie 1841 an die Bahnlinie Berlin-Halle, die Anhalter Bahn, angeschlossen wird, wächst die Stadt weiter. Mitte des 19. Jahrhunderts ist Luckenwalde ein Industriezentrum, man zählt 1858 15 öffentliche Gebäude, 736 Wohnhäuser und 1169 Wirtschaftsgebäude.
1867 patentiert Hermann Henschel den Pappteller. Luckenwalde entwickelt sich zur Stadt der Schornsteine. Wichtige Fabriken sind ein Pianowerk und das Feuerlöschgerätewerk. In der Weimarer Republik sind daher auch Sozialdemokraten und Kommunisten stark vertreten. 1930 wird ein Gemeinschaftsgebäude einer Schule und des Stadttheaters im Bauhaus-Stil fertiggestellt.
1901 zählt der Chronist 19 Tuch- und Buckskinfabriken, 12 Hutfabriken, 21.000 Einwohner und 1.400 Wohnhäuser in Luckenwalde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt weitgehend verschont. Es kam nur zu wenigen Schusswechseln, als die Rote Armee am Morgen des 22. April 1945 Luckenwalde einnahm. In der Umgebung aber wurde in Wald- und Luchgebieten zwischen dem 25. April und dem 1. Mai 1945 heftig gekämpft. Von 1939 an bis zum Ende des Krieges 1945 existierte das Kriegsgefangenlager Stalag III A. Hier waren Kriegsgefangene aus 10 Ländern inhaftiert. Mehr als 5.000 Gefangene - besonders aus der Sowjetunion - starben insbesondere an Hunger und Krankheiten. Der Lagerfriedhof und eine Ausstellung im Heimatmuseum erinnern an diese Zeit.
[Bearbeiten] 1945-1990 (Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik)
Am 24. August 1945 wurde Luckenwalde Kreisstadt des Kreises Luckenwalde-Jüterbog und löste in dieser Funktion Jüterbog ab. Mit der Verwaltungsreform 1952 wurden Luckenwalde und Jüterbog eigenständige Kreise im nunmehrigen Bezirk Potsdam.
Auch in der DDR behielt Luckenwalde seine Stellung als wichtiger Industriestandort. Wichtige Betriebe waren VEB Volltuch, VEB Wälzlagerwerk "Willy Sägebrecht", VEB Kontaktbauelemente, VEB Baustoffwerk, VEB Feuerlöschgerätewerk (FGL), VEB Hutmoden, VEB Luwal (Schuhfabrik), VEB Deutsche Piano-Union Leipzig - BT Luckenwalde, VEB Pappen und Papier, Gärtnerische Produktionsgenossenschaft "Blütenfreude", VEB Plasteverarbeitung, VEB Beschläge, VEB Märkische Möbelwerke Trebbin - BT Luckenwalde, VEB Blankschrauben, Innenraumgestaltung, VEB Getränkeproduktion (Lucks-Bräu) und der Spirituosenhersteller Falckenthal - VEB Edelbrände und Spirituosen.
Dies führte zu verstärktem Wohnungsneubau. Bei Bauarbeiten am Neubaugebiet Burg wurden historische Gegenstände aus der Zeit des slawischen Burgwalls entdeckt und ausgegraben. In den 1980er Jahren wurde die innerstädtische Breite Straße zur Fußgängerzone (Boulevard) umgestaltet.
In der Schmenkel-Schule in Luckenwalde wurde eine Russisch-Förderklasse eingerichtet, die bereits in der 3. Klasse mit dem Russischunterricht begann. Der Sport wurde mit einer Kinder- und Jugendsportschule (KJS) gefördert. Der Ringer Hans-Dieter Brüchert des Dynamo Luckenwalde holt sich in den Olympischen Spielen 1976 in Montreal die Silbermedaille. Der 1949 in Luckenwalde geborene Hartmut Briesenick errang 1970 und 1974 den Europameistertitel im Kugelstoßen.
Schon zu DDR-Zeiten begann die Einwohnerzahl in Luckenwalde langsam abzunehmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es fast 30.000 Einwohner, diese Zahl sank auf etwa 27.000 ab.
[Bearbeiten] Nachwendezeit
1993 wurden die Kreise Luckenwalde, Zossen und Jüterbog zum Landkreis Teltow-Fläming zusammengeschlossen. Luckenwalde wurde die Kreisstadt des neugebildeten Kreises.
1995 wurde der Beschluss zum Bau eines neuen Kreishauses in Luckenwalde gefasst. Im Jahr 2000 wurde der 24.800 m² große Gebäudekomplex offiziell eingeweiht.
Der Abwanderungstrend aus DDR-Zeiten setzte sich nach der Wende verstärkt fort. Die Einwohnerzahl sank von 26.544 im Jahr 1990 über 22.111 im Jahre 2001 auf 20.854 (zur Vergleichbarkeit hier ohne Eingemeindungen) im Jahre 2004. Durch die Abwanderung hauptsächlich der Jugend und eingebrochener Geburtenzahlen stieg der Altersdurchschnitt rapide. Außerdem kam es wie in anderen ostdeutschen Städten zu einem verstärkten Wohnungsleerstand.
Die Bedeutung als Industriestadt ging verloren. Viele Betriebe wurden geschlossen und die Arbeitslosigkeit stieg auf 23,7% (im Januar 2005). Daher wurden Aktivitäten unternommen neue Schlüsseltechnologien anzuziehen (zum Beispiel Biotechnologiepark) und den Dienstleistungssektor zu stärken.
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
Zwischen 1933 und 1990 schwankte die Bevölkerungszahl der Stadt zwischen 25.000 und 31.000. Im Jahre 1946 hatte Luckenwalde mit etwa 31.000 die höchste Einwohnerzahl seiner Geschichte erreicht. Seit der Wende in der DDR verlor die Stadt durch Abwanderung und Geburtenrückgang, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit, 6.000 ihrer Einwohner.
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bei 1830 handelt es sich um eine Schätzung, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) und amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die "Ortsanwesende Bevölkerung", ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die "Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung". Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
|
|
¹ Volkszählungsergebnis
[Bearbeiten] Das Luckenwalder Wappen
Das Luckenwalder Wappen setzt sich aus einem Wappen im Wappen zusammen, auf dem ein Pelikannest ist. Diese seltsame Form kommt zustande, weil die Luckenwalder ihr Wahrzeichen, den Pelikan, oben auf dem Wappen haben wollten, das preußische Beamtentum diese abweichende Wappenform aber nicht akzeptieren wollte.
Die zwei Stäbe im inneren Wappenschild deuten auf die kirchlichen Oberherren von Luckenwalde hin: den Abt in Kloster Zinna und den Erzbischof in Magdeburg. Die zwei Sterne deuten an, dass Luckenwalde auch der Gerichtsbarkeit dieser beiden Städte untersteht. Außerdem sind sie Symbole für Glück und Ruhm. Die goldene Kiefer deutet auf das Braurecht hin.
Über diesem inneren Wappenschild ist ein Pelikannest mit vier Jungvögeln und der Pelikanmutter. Die Legende besagt, dass die Mutter in einer Hungersnot sich die Brust aufgerissen hat, um mit ihrem Blut die Jungen zu füttern. Dieses Symbol soll an die Sorge der Stadtväter um die Bürger erinnern.
Luckenwalde durfte erst 1540 ein eigenes Wappen haben, über 100 Jahre nach der Verleihung erster Stadtrechte. Das Bild links zeigt das Wappen aus dem Jahr 1637. Wie in anderen alten Versionen des Wappens sieht man hier einen Pelikan, der sein Revier verteidigt. Auch ist der Baum als Symbol des Braurechts ein Laubbaum, und nicht wie später eine Kiefer.
[Bearbeiten] Politik
Als Industriestadt war Luckenwalde klassischerweise eine 'rote' Stadt, deren Bürger zu Zeiten der Weimarer Republik bevorzugt Sozialdemokraten wählten. Nach der Wende wurde die SPD erneut stärkste Partei und kam bei Landtags- und Bundestagswahlen teilweise über 50%. Bei Kommunalwahlen wurde sie zumeist stärkste Fraktion, erreichte jedoch angesichts einer starken PDS bei weitem nicht wieder die absolute Mehrheit.
Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide (SPD) wurde 2001 nach gewonnener Stichwahl gegen einen PDS-Kandidaten am 05. Januar 2002 offiziell von der Stadtverordnetenversammlung auf 8 Jahre als Bürgermeisterin berufen.
Die derzeitige Stadtverordnetenversammlung umfasst 28 gewählte Mandate und zusätzlich die Bürgermeisterin als stimmberechtigte Mitglieder. Nach den Kommunalwahlen am 26. Oktober 2003 erhielt die PDS 10 Sitze, die SPD 9, die CDU 6 und die FDP, das BürgerBündnis freier Wähler e.V. sowie das Luckenwalder Komitee für Gerechtigkeit jeweils einen Sitz.
Bei der Bundestagswahl am 22. September 2002 ergab sich als Luckenwalder Teilergebnis: 52,5% für die SPD, 19,4% für die CDU und 17,1% für die PDS. Alle anderen Parteien blieben unter 5%, die FDP mit 4,6% nur knapp.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten] Stadtzentrum
Das Stadtzentrum wird durch den Marktplatz und die sich anschließende Breite Straße (umgangssprachlich Boulevard) geprägt.
Die Breite Straße ist als Hauptgeschäftsstraße der Stadt komplett als Fußgängerzone ausgewiesen. Hier findet der alljährliche Luckenwalder Weihnachtsmarkt statt, dessen Markenzeichen die Märchenfiguren des Grafikers Gebert und eine große Tanne neben dem Kariedelbrunnen sind.
In der Mitte der Breiten Straße steht der rekonstruierte Kariedelbrunnen. Der originale Kariedelbrunnen steht im Nuthepark, ist jedoch nicht in Betrieb. Er wurde 2004 durch eine künstlerische Arbeit aufgewertet. Die originalen Kariedelfiguren gingen im 2. Weltkrieg verloren. Die Figuren stellen zwei Kinder dar, die kariedeln gehen, d.h. Nahrungsmittel sammeln und diese auf Stöcke aufstecken.
Am angrenzenden Marktplatz befinden sich das historische Gebäude des Rathauses und daneben das Heimatmuseum. Gegenüber dem Rathaus steht die Sankt-Johannis-Kirche und nur wenige Meter daneben der Marktturm, das Markenzeichen Luckenwaldes. Mehrmals in der Woche ist Markttag und der Platz ist von den Ständen der Händler belegt.
[Bearbeiten] Marktturm
Der Marktturm ist das Wahrzeichen der Stadt Luckenwalde. Er steht auf dem Marktplatz, wenige Meter von der Kirche entfernt, was zu einer lokalen Legende führte:
In früheren Zeiten stand der Marktturm direkt bei der Kirche, er war noch ein Kirchturm. Die Jüterboger jedoch waren neidisch, und wollten den Kirchturm stehlen. Deshalb luden sie ihn bei Nacht auf einen großen Wagen. Sie kamen jedoch nicht weit, nach wenigen Metern zerbrach der Wagen, und der Turm landete wieder auf dem Boden. An dieser Stelle steht er bis heute.
Die ältesten Teile des Turmes stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Dabei gehörte der Burgwart Luckenwalde (castrum, nordöstlich der Johanniskirche im Niederungsgebiet, archäologische Ausgrabung 1987) zu den bedeutenderen Burgwarteinheiten des Nieplitz-Nuthe-Gebietes. Seit 1484 dient der Turm der Pfarrkirche St. Johannis als Glockenturm. Er ist 38m hoch. Von seiner Aussichtsplattform kann man bei klarem Wetter den 50,5 km entfernten Berliner Fernsehturm sehen. Der Marktturm ist Anlass des alljährlichen Turmfestes.
[Bearbeiten] St. Johanniskirche
Die Hauptkirche der Stadt wurde im spätgotischen Stil im 15. Jahrhundert errichtet.
[Bearbeiten] Stadtpark
Der Stadtpark ist eine Parkanlage am Rand von Luckenwalde. Wege, kleine Wäldchen, Buschanlagen, Wiesen sowie ein Parkcafé bilden die Grundlage für den Park als Ausflugsziel. Ein Teil des Stadtparks nimmt der städtische Tierpark ein. Einmal im Jahr wird ein Parkfest veranstaltet. Direkt neben dem Stadtpark liegt die als Veranstaltungsort genutzte Festwiese.
[Bearbeiten] Kunsthalle Vierseithof
Die Kunsthalle (eröffnet im Herbst 1997) bietet neben Werken namhafter zeitgenössischer Künstler aus dem In- und Ausland, auch Arbeiten junger Künstler aus Ostdeutschland.
Das ehemalige Maschinenhaus wird, unter Vorsitz des Berliner Künstlers Reinhard Stangl, vom "Verein der Freunde und Förderer der Kunsthalle Vierseithof in Luckenwalde" geführt. Neben den Ausstellungen bietet die Kunsthalle auch andere kulturelle Veranstaltungen wie Musik, Theater oder Lesungen.
Gezeigte Werke von: Olaf Martens, Moritz und Grita Götze, Via Lewandowsky, Carsten Nicolai, Albert Oehlen, Hans-Hendrik Grimmling, Geccelli, Robert Weber 2006.
[Bearbeiten] Elsthal
Das Elsthal ist eine Niederung in Luckenwaldes direkter Nachbarschaft, durchflossen von der Nuthe. Deshalb war das Elsthal auch besonders von den Überflutungen betroffen, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde gern auf den überfluteten und dann gefrorenen Elsthalwiesen Schlittschuh gelaufen.
Bis heute ist das Elsthal ein schöner, naturnaher Ausflugsort. Ausflugsziel ist die Jagdgaststätte Elsthal und das benachbarte Freibad. Das Elsthal wird auch für eine Gartensiedlung genutzt.
Der Stadtpark befindet sich in Nachbarschaft zum Elsthal, auf der anderen Seite ist der Beginn der Skatebahn. Dort befindet sich auch ein Hochseilgarten.
[Bearbeiten] Weitere Sehenswürdigkeiten
Von 1928 bis 1930 wurde das Stadttheater mit angrenzender Schule im Bauhausstil errichtet. Bis heute ist es ein Zentrum des kulturellen Lebens in Luckenwalde, hier finden Konzerte, Theateraufführungen und offizielle Empfänge statt.
Weitere Touristenattraktionen ist das Freizeitbad "Fläming-Therme" und das Heimatmuseum, welches eine ständige Ausstellung zur industriellen Entwicklung hat. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das im Sommer 2003 restaurierte ehemalige Schulgebäude Am Markt 12a, das heute die Kultur- und Begegnungsstätte beherbergt. Das Gebäude wurde Mitte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf dem nicht mehr genutzten Friedhofsbereich der St. Johanniskirche errichtet. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden zahlreiche Gräber um das Gebäude geborgen.
Am Stadtrand in Richtung Kloster Zinna steht ein Industriebaudenkmal ersten Ranges: die Hutfabrik Steinberg, Herrmann & Co., 1921-1923 erbaut von Erich Mendelsohn, einem der wichtigsten Architekten des 20. Jhs. Ein Förderkreis ermöglichte den Erhalt und Sanierung, die auch von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert wurde. Die Berliner Akademie der Künste und die neuen Inhaber, die Berliner Unternehmerfamilie Ayad, haben eine Dauerausstellung zu Ehren Mendelsohns eingerichtet. Eine Besichtigung der Ausstellung ist nach vorheriger Anmeldung möglich: LUBA GmbH, Tel. 03371-6 28 88 50.
[Bearbeiten] Sportangebote
Im Bereich von Luckenwalde verläuft die Skatebahn "Flaeming-Skate". Luckenwalde bietet für die Skater und Radfahrer zwei Einstiegspunkte in die Skatebahn - einen am Kreishaus, einen im Elsthal - und bezeichnet sich daher auch als Tor zur Fläming-Skate. Sie ist mit mittlerweile mehr als 185 km Länge die längste Inline-Skater-Bahn Deutschlands.
In unmittelbarer Nähe zur Skatebahn existiert eine BMX-Anlage. Sie besteht aus drei Starthügeln, besitzt Sprunghügel und Steilkurven.
Siehe auch: Radrouten in Brandenburg
[Bearbeiten] Vereinsleben
In Luckenwalde existieren knapp 30 Sportvereine. Der wohl größte darunter ist der "1. LSC" (1. Luckenwalder Sportclub) mit seinen Abteilungen Ringen und Schwimmen. Im März 2006 (Saison 2005/ 2006) wurde der 1. LSC Deutscher Mannschafts-Meister in der 1. Bundesliga im Ringen.
Der Fußballverein FSV Luckenwalde spielt in der Verbandsliga Brandenburg. Außerdem wurde er - im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 - als Sieger der Kampagne "Klub 2006" ausgelost, gegen die Deutsche Fußballnationalmannschaft zu spielen. Das Spiel fand am 16. Mai 2006 im Mannheimer Carl-Benz-Stadion statt. Deutschland gewann 7:0. Dabei hatte sich jedoch der Nationalspieler Philipp Lahm verletzt, so dass er bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nur mit einer Armschiene spielen konnte.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Theodor Fontane besuchte die Stadt und widmete ihr in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg das eigene Kapitel Luch im Wald. Es gibt eine Gedenktafel auf dem Marktplatz, die an Fontane erinnert. Außerdem veranstaltet der Heimatverein Fontane-Lesungen.
Der Architekt Erich Mendelsohn realisierte in Luckenwalde einige Arbeiten. Besonders bekannt ist sein Bau der Hutfabrik Steinberg, Herrmann & Co.
Der Mathematiker und einflussreiche Fachdidaktiker Hans Freudenthal wurde 1905 in eine jüdische Familie geboren; er wirkte ab 1930 in den Niederlanden.
Der Kunstmaler Ewald Deul lebte in Luckenwalde. Nach Studium in München und internationaler Arbeit (Ausstellung u.a. in Japan) hat er in Luckenwalde gearbeitet. Ein großer Teil seiner Arbeiten wurde dem Museum in Luckenwalde geschenkt.
Der spätere Studentenführer Rudi Dutschke wurde 1940 in Schönefeld bei Luckenwalde (heute Gemeinde Nuthe-Urstromtal) geboren und wuchs hier auf. Daran erinnert eine Gedenktafel vor dem von ihm besuchten Gymnasium.
Der Politiker Ludwig-Holger Pfahls wurde 1942 in Luckenwalde geboren. Er erlangte Bekanntheit, als er als Mitglied der Kohl-Regierung in einen Spendenskandal verwickelt war.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
Zur DDR-Zeit wurde die französische Stadt Dieppe Partnerstadt von Luckenwalde. Die Beziehungen wurden jedoch nach der Wende nicht weiter gepflegt. Der Verein zur Förderung Internationaler Städtekontakte bemüht sich derzeit um die Verbesserung der Beziehungen.
Nach der Wende wurde am 2. März 1990 Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen zunächst provisorisch zur Partnerstadt gewählt, nach Wahlen am 7. September 1990 wurde dieser Beschluss bestätigt.
[Bearbeiten] Wirtschaft
[Bearbeiten] Infrastruktur
Am Luckenwalder Bahnhof halten Regionalexpresszüge der Deutschen Bahn auf der Strecke Berlin-Leipzig bzw. Halle. Die Bundesstraße 101 führt durch Luckenwalde.
[Bearbeiten] Bekannte Unternehmen
- auf dem ehemaligen Volltuch-Betriebsgelände befinden sich nunmehr eine Wohnsiedlung, Hotel und Kunsthalle Vierseithof sowie eine Bowlingbahn.
- die Baulichkeiten der ehemaligen Spirituosenfabrik Gebrüder Falkenthal, deren bekanntestes Produkt der Zinnaer Klosterbruder war, wurden nach Betriebseinstellung im Jahre 2006 abgerissen.
- Luckenwalder Tüten- u. Papptellerfabrik GmbH (ursprünglich von Hermann Henschel gegründet), ununterbrochen seit der Gründung aktiv
- Rosenbauer Feuerwehrtechnik GmbH (vormals Metz-FGL Feuerwehrtechnik GmbH bzw. Koebe)
- Hesco Kunststoffverarbeitung Luckenwalde, früher bekannt als Plasteschulze (Helmut Schulze), größter Kabelschellenproduzent der DDR, sukzessive verstaatlicht und enteignet, 1990 reprivatisiert
- Luckenwalder Wurst- und Fleischwaren (schon im Mittelalter war Luckenwalde bekannt für seine Wursterzeugung)
- Biotechnologiepark, seit 1997
- INA-Schaeffler KG
- Klaus Köhler Beton- und Fertigteilwerk GmbH (Fertigung von Betonfertigteilen)
- Baustoffwerke Ruhlsdorf - im Vorort Ruhlsdorf gelegenes, 1995 errichtetes Kalksandsteinwerk
- Dr. Schiller Walz- und Werkzeugtechnik GmbH - Kaltgewalzte Wälzlagerringe aus Luckenwalde, 1992 gegründetes Unternehmen
- Gimaex-Schmitz Fire and Rescue GmbH (Feuerwehr-Fahrzeugbau, Stationäre Löschtechnik, One Seven Druckluftschaum)
[Bearbeiten] Literatur
- Heiko Tammena: Unser schönes rotes Luckenwalde. Lager, Milieu und Solidargemeinschaft der sozialistischen Arbeiterbewegung zwischen Ausgrenzung und Verstaatlichung, Dissertation, Münster: LIT-Verlag 2000. ISBN 3-8258-4599-0
- Roman Schmidt: Luckenwalde. Sutton, Erfurt 2000. ISBN 3897021854
- Uwe Mai: Kriegsgefangen in Brandenburg, Stalag III A in Luckenwalde 1939-1945. Metropol, Berlin 1999. ISBN 3932482255
- Dieter Noeske, Dieter Funke, Uta Högel: Luckenwalde im märkischen Land. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 1993. ISBN 3861341328
- Christa und Johannes Jankowiak: Unterwegs an Nuthe und Nieplitz. Stapp, Berlin 1995. ISBN 3877760619
- Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Teil 4. Spreeland. Luch im Wald. Ullstein, Frankfurt/M 1998 (Zitate nach d. Ausg.). ISBN 3-548-24381-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Webseite der Stadt
- Luckenwalde in der Encyclopaedia Britannica von 1911 (englisch)
- Stadtplan von Luckenwalde
Am Mellensee | Baruth/Mark | Blankenfelde-Mahlow | Dahme/Mark | Dahmetal | Großbeeren | Ihlow | Jüterbog | Luckenwalde | Ludwigsfelde | Niederer Fläming | Niedergörsdorf | Nuthe-Urstromtal | Rangsdorf | Trebbin | Zossen
Dieser Artikel wurde in die Liste exzellenter Artikel aufgenommen. |