Lumpenproletariat
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Lumpenproletariat ist ein Begriff aus dem Marxismus. Er bezeichnet eine neben dem Proletariat stehende, in der Regel nicht „klassenbewusste“ Bevölkerungsschicht. Kennzeichnend ist, dass ihr zugerechnete Personen keiner werterzeugenden Arbeit nachgehen. Damit sind zum Beispiel sesshafte und wandernde Bettler, Obdachlose, Prostituierte, Zuhälter, Lumpensammler, Taschendiebe, Lastträger, Scherenschleifer, Kesselflicker, Vagabunden, Glücksspieler, Gauner, Gaukler sowie Lazzaroni gemeint. Ein Lumpensammler etwa setzt seiner Ware, den gesammelten Lumpen, keinen Neuwert zu. Eine Prostituierte, die ihren Körper als ihre Ware anbietet, ebenso nicht; genausowenig wie der Bordellbetreiber, der die Frauen verkauft.
Dem gegenüber hebt Marx die ökonomische Produktivität der Sklaven, Bauern oder Arbeiter (Proletariat) hervor, und grenzt davon die „schmarotzenden Schichten“ ab: Funktionärsklasse und Lumpenproletariat. Dass das Lumpenproletariat sich nicht wie das normale Proletariat verhielt, sich nämlich nicht in die Arbeiterklasse einband, sahen Karl Marx und Friedrich Engels als Problem. Im Manifest der Kommunistischen Partei propagierten sie die Integration des Lumpenproletariats in die revolutionäre Bewegung: „Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.“
[Bearbeiten] Weitere Begriffsnutzungen
In Marx' Nachfolge wurde der Begriff recht unterschiedlich behandelt, Mao Zedong beispielsweise differenzierte ihn für die chinesische Gesellschaft.
Auch mit der sogenannten „neuen Unterschicht“ hat man ihn in Zusammenhang gebracht - einer Gruppe von Menschen, die für den Produktionsprozess im Gegensatz zu den Arbeitenden nicht oder eher nicht mehr benötigt wird.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Gerd Stein: Lumpenproletarier - Bonze - Held der Arbeit. Verrat und Solidarität. Kulturfiguren und Sozialcharaktere des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 5, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch 1985, ISBN 3-596-25039-0
- Richard Albrecht: Pauper(ismus); in: ders., Werner Seppmann u.a., Umbau der Klassengesellschaft. Beiträge zur Klassen@analyse. Band 2. Essen: Neue Impulse, 2006, S. 138-145; erweiterte kostenfreie online-Version