Manufaktur
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Eine Manufaktur (von lat. manus - Hand, lat. factura - das Machen, die Herstellung) ist ein Betrieb in Übergangsform von Handwerk zu Fabrik.
Manufakturen entstehen privat oder staatlich in Früher Neuzeit auf zweierlei Weisen:
1. Die Zusammenfassung verschiedener Handwerke zu einem Arbeitshaus. Zuvor dezentral eigenständige Berufsstände arbeiten nun zentral unter einem Dach; z.B. Drechsler, Schlosser, Vergolder und andere Zünftler in einer Kutschenmanufaktur.
2. Die Zergliederung eines Handwerks. Vielfältige Tätigkeiten eines Berufsstandes werden nun von hochspezialisierten Teilarbeitern in Einzelschritten verrichtet; z.B. im Falle des Nadlers.
Zusammenfassung und Zergliederung bilden die Arbeitsteilung ab,und führen zu allgemeiner Steigerung der Produktivität. Technischer Fortschritt geht zwar mit der Arbeitsteilung einher, äußert sich jedoch vorwiegend in Herstellung neuartiger Werkzeuge und Verfeinerung vorhandener; er überwindet den durchweg handwerklichen Charakter der Produktion in Manufakturen nicht.
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[Bearbeiten] Entstehung
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Die Wirtschaftslehre des Merkantilismus leitet Fürsten an, Einfuhren von Fertigerzeugnissen zu verringern, stattdessen Ausfuhren eigener Erzeugnisse zu fördern. Zu diesem Zwecke werden z.B. Seiden- und Porzellanmanufakturen errichtet. Finden die Manufakturgüter keinen Absatz, zwingen Fürsten die wohlhabenden Bürger durchaus zum Kauf der Erzeugnisse. Bei Arbeitskräftemangel werden nebst Waisenkindern auch Bettler zur Arbeit in Manufakturen herangezogen. Waisenhäuser werden gegründet, die für Kinder gleichsam als Spinnerei fungieren.
Ökonomische Prinzipien des Kapitalismus scheinen im Zuge der Errichtungen von Manufakturen erstmals durch, bevor jene Prinzipien in Zeiten der Industrialisierung vom gesamten Wirtschaftsleben Besitz ergreifen: Optimierungen der Arbeitsabläufe, oft zu Ungunsten der Arbeitnehmer, dienen der Kosteneinsparung und Effizienzsteigerung.
[Bearbeiten] Kritik
Massengründungen von Manufakturen führen freilich zu höherer Produktivität, doch sind handwerkliche Tätigkeiten durchaus nachteilig.
- Stetige Wiederkehr derselben Detailarbeiten belastet Körperpartien schadsam einseitig.
- Monotone Arbeiten werden als intellektuelle Verharrung wahrgenommen.
- Viele manuelle Arbeiten erfordern wenig Kenntnis; arbeitswillige Kräfte rücken stets zu Niedriglöhnen nach.
In seinem Hauptwerk "Wealth of Nations" punktuiert der Nationalökonom Adam Smith die nachteiligen Effekte für Teilarbeiter in Manufakturen: Sie zerstört selbst die Energie seines Körpers und verunfähigt ihn, seine Kraft schwunghaft und ausdauernd anzuwenden, außer in der Detailbeschäftigung, wozu er herangezogen ist.
Wenn auch zunächst nur in geringen Umfange, bildet die Manufakturperiode erstmals eine Hierarchie der Arbeiter heraus. Einfache Anlerntätigkeiten werden gering entlohnt; Tätigkeiten, die Weiterbildung und Spezialisierung verlangen, werden hingegen höher entlohnt.
[Bearbeiten] Der Begriff heute
Die Werbebranche schraffiert den Begriff Manufaktur neu - wertige Handwerkskunst, verbürgte Qualität, Luxusgut, Exklusivität.
- Daimler Chrysler betreibt die Maybach-Manufaktur.
- Volkswagen fertigt den VW Phaeton in der Gläsernen Manufaktur.
- Eine Uhrenmanufaktur bezeichnet einen unabhängigen Betrieb, der eigene Uhrwerke entwickelt, herstellt und weitgehend auf Zulieferer verzichtet. Die Herstellung von Armbanduhren teilt sich in viele Arbeitsschritte, besonders Montage und Justage des Uhrwerkes betreffend, sodass angesichts manueller, filigraner Arbeit der wörtliche Sinn über Manufaktur erfasst ist.
- Koch & Bergfeld betreibt eine der letzten noch tätigen Silberwarenmanufakturen Europas.
- Der Begriff Manufaktur, auch Feinkostmanufaktur, wird gern von kleineren Delikatessenherstellern gebraucht.
[Bearbeiten] Literatur
- J. Kermann: Die Manufakturen im Rheinland 1750 -1830, Bonn 1972