Militärparade
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![Abordnung der US-Militärakademie West Point bei der Parade zum 14. Juli in Paris](../../../upload/shared/thumb/e/ec/Bastille_Day_2002_westpoint2.jpg/180px-Bastille_Day_2002_westpoint2.jpg)
Unter einer Militärparade versteht man ein militärisches Zeremoniell, bei dem Soldaten ihre Bewaffnung und Ausrüstung, aber auch ihren Ausbildungsstand und Disziplin der Öffentlichkeit präsentieren. Häufiger Bestandteil einer Militärparade ist auch ein sog. Vorbeimarsch, bei dem die beteiligten Truppenteile in Marschformationen gegliedert werden und (meist unter Begleitung durch militärische Marschmusik) dann an einem oder mehreren “Abnehmenden” (v.a. hohe Militärs, Repräsentanten des Staates) vorbeimarschieren. In vielen Ländern gibt es für den Vorbeimarsch besondere Formen des Gleichschritts (z.B. den bekannten “Stechschritt”). Vorbeimärsche sind allerdings nicht zwingend Bestandteil einer Militärparade und dürfen keineswegs als Synonym für diesen Begriff missverstanden werden.
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[Bearbeiten] Herkunft der Militärparade
Bereits aus der Antike sind sog. Heerschauen, in denen Befehlshaber sich von Disziplin und Ausbildungsstand ihrer Truppen überzeugten, in großer Zahl überliefert. So führte z.B. der spätere römische Kaiser Titus während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. einen großen Appell durch, bei dem seine Legionäre mit voller Ausrüstung und Bewaffnung ihren Sold ausbezahlt bekamen, um den belagerten Gegner einzuschüchtern. Ebenso gehören die bekannten Triumphzüge siegreicher Feldherrn bei ihrer Rückkehr nach Rom nach heutigen Maßstäben in die Kategorie der Militärparade. Mit dem Ende großer, stehender Heere im Mittelalter wurden derartige Heeresschauen nur noch sehr selten durchgeführt (Ausnahmen sind z.B. die Kreuzzüge). Erst als mit dem Dreißigjährigen Krieg wieder größere Truppenkontingente dauerhaft zusammengestellt wurden, gehörten derartige Inspektionen wieder zum Alltag der Soldaten, vor allem, um die oft mangelhafte Disziplin wenigstens in Ansätzen aufrechterhalten zu können. Als Ludwig XIV. von Frankreich dann ab etwa 1660 begann, wieder eine stehende Armee aufzubauen, wurde die Grundlage für eine Militärparade nach heutigem Verständnis gelegt: die Präsentation von Waffen und Gerät anlässlich eines Appells und der Vorbeimarsch der Truppen vor den Befehlshabern mit der Absicht, den Soldaten regelmäßig ihre Vorgesetzten vor Augen zu führen und sie an ihre Pflicht ihnen gegenüber zu erinnern. Gleichzeitig sollte durch den Vorbeimarsch die Marschdisziplin der Truppen demonstriert werden, zur damaligen Zeit ein wichtiger Faktor in Schlachten, in denen die geordnete Bewegung geschlossener Formationen entscheidend war. Dieser Ablauf ist grundlegende Form der Militärparade geblieben, einzig bedeutender Unterschied ist die heute stärkere Einbindung der Öffentlichkeit.
[Bearbeiten] Militärparaden heute
Nur noch in wenigen Staaten finden Militärparaden als personenbezogene Ereignisse statt, die einen realen “Unterwerfungscharakter” haben. Es handelt sich dabei v.a. um diktatorisch bzw. autoritär regierte Staaten wie z.B. Nordkorea oder Weißrussland. Traditionell ebenfalls personenbezogen sind auch Paraden in monarchisch geführten Staaten wie Großbritannien oder Spanien. Da dort allerdings die Monarchen keine tatsächlichen Machtbefugnisse mehr haben, handelt es sich bei diesen Paraden wie in allen anderen demokratischen Staaten um eine Art Staatsakt, der vom Militär als einer der Säulen staatlicher Ordnung durchgeführt wird. Allgemein wird in demokratischen Staaten den Vertretern der Regierung als Repräsentanten des Volkes mit einer Parade zu besonderen Anlässen Reverenz erwiesen. Oft sind auch ausländische Gäste (Botschafter, Militärattachés) zu Paraden eingeladen, um sich einen Eindruck von Stärke und Ausrüstung der Armee machen zu können. In demokratischen Staaten haben Militärparaden grundsätzlich keinen Einschüchterungscharakter, sondern sind als reines Traditions- und Selbstrepräsentationssymbol zu verstehen. Im Unterschied dazu sind autoritäre Regime bemüht, potentielle Gegner durch Demonstration militärischer Stärke einzuschüchtern. Jüngstes Beispiel war die Militärparade der iranischen Armee in Teheran im April 2006, die als Drohgebärde insbesondere gegen Israel gerichtet war.
[Bearbeiten] Deutschlands Sonderrolle
In der Bundesrepublik Deutschland werden offiziell keine Militärparaden durchgeführt, dies ist ein Zugeständnis an die militaristisch vorbelastete Geschichte bis 1945. Es ist deutschen Soldaten aber erlaubt, auf Einladung an Militärparaden im Ausland teilzunehmen. In Deutschland finden nur sog. “Feldparaden” statt, die meist am Rande von Großübungen stattfinden und von den beteiligten Kommandeuren abgenommen werden, dabei tragen die Soldaten aber keine besonderen Uniformen (Paradeuniformen) und es wird weniger Wert auf Disziplin als auf die Präsentation von Waffen und Gerät gelegt. Während des Kalten Krieges fanden in Deutschland allerdings auch Aufmärsche statt, die offiziell zwar "Feldparaden" genannt wurden, aber eher dem Charakter einer klassischen Militärparade entsprachen. Sie fanden aber nicht öffentlich auf abgesperrten Arealen statt (Nürburgring) und waren eine Antwort auf die als Einschüchterung gedachten Großparaden in der Sowjetunion und dem Warschauer Pakt.
[Bearbeiten] Kritik
Wie alle Elemente militärischen Zeremoniells stehen auch Militärparaden heute unter Kritik linker und pazifistischer Gruppen, die sie für unzeitgemäß und militaristisch halten. Es ist daher wahrscheinlich, dass wenigstens in demokratischen Staaten ein Rückgang der Zahl durchgeführter Militärparaden zu beobachten sein wird. Es ist allerdings fraglich, ob eine derart drastische, künstlich herbeigeführte Wegnahme von Traditionen, die das Militär in der Öffentlichkeit einbinden, dem Wunsch nach einer in der Gesellschaft verwurzelten Armee entsprechen kann.
[Bearbeiten] Bekannte Militärparaden
[Bearbeiten] Historisch:
- Parade zu Hitlers 50. Geburtstag in Berlin (1939)
- Siegesparade der Roten Armee in Moskau (1945)
- Parade der Nationalen Volksarmee der DDR in Ostberlin zum 1. Mai bzw. 7. Oktober (1956 - 1989)
[Bearbeiten] Aktuell (alljährlich stattfindend):
- Trooping the Colour - Geburtstagsparade für den britischen Monarchen in London
- Parade in Moskau zur Erinnerung an den Sieg im Zweiten Weltkrieg
- Parade in Paris zum Nationalfeiertag am 14. Juli
- Parade in Wiener Neustadt zur Ausmusterung der Leutnante Anfang September