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Nordkorea

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조선민주주의인민공화국

(朝鮮民主主義人民共和國)
Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk
Demokratische Volksrepublik Korea

Flagge Nordkoreas
Wappen Nordkoreas
(Details) (Details)
Amtssprache Koreanisch
Hauptstadt Pjöngjang
Staatsform Juche-Staat mit beträchtlichem Einfluss des Militärs
Staatsoberhaupt Ewiger Präsident laut Verfassung ist Kim Il-sung

Protokollarisches Staatsoberhaupt ist Kim Yong-nam [1]

Faktischer Machthaber ist Kim Jong-il [2]

Regierungschef Pak Pong-ju
Fläche (95.) 122.762 km²
Einwohnerzahl (47.) 22.912.177 (Juli 2005)
Bevölkerungsdichte (42.) 186 Einwohner pro km²
BIP 20,8 Mrd. USD (Stand 2004)
BIP/Einwohner 914 USD
Währung nordkoreanischer Won
Unabhängigkeit seit 1948
Nationalhymne Achimun pinnara
Zeitzone UTC+9 (KST)
Kfz-Kennzeichen KP
Internet-TLD .kp (reserviert, wird nicht verwendet)
Telefonvorwahl +850

Die Demokratische Volksrepublik Korea, allgemein besser bekannt als Nordkorea, ist ein Staat in Ostasien. Nordkorea umfasst den nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel und ist nach dem Zusammenfall des Ostblocks einer der wenigen verbliebenen kommunistischen Staaten.

Im Süden bildet die demilitarisierte Zone die Grenze zu Südkorea („Republik Korea“), mit dem Nordkorea bis zu dessen Annexion durch Japan 1910 einen gemeinsamen Staat bildete. Die Teilung des Landes begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Aufteilung Koreas in eine US-amerikanische und eine sowjetische Besatzungszone, in welchen 1948 zwei unabhängige Staaten gegründet wurden, und wurde mit dem Koreakrieg (1950 bis 1953) besiegelt.

Nordkorea steht etwa seit 2000 wegen seiner Weitergabe von militärischer Raketentechnologie und in letzter Zeit zusätzlich wegen seines Atomwaffenprogramms im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Bezeichnungen

In Deutschland und Österreich wird offiziell die Bezeichnung Demokratische Volksrepublik Korea verwendet und in der Schweiz schlicht Nordkorea. Nordkorea selbst bevorzugt die in der damaligen DDR etablierte Übersetzung Koreanische Demokratische Volksrepublik sowie die Abkürzung KDVR.

In Nordkorea ist die Kurzform Pukchosŏn (Hangeul: 북조선, Hanja: 北朝鮮, Nord-Chosŏn) üblich. In Südkorea, wo Gesamtkorea Hanguk statt Chosŏn genannt wird, heißt Nordkorea Bukhan (Hangeul: 북한, Hanja: 北韓, Nord-Han).

[Bearbeiten] Geographie

Hauptartikel: Geographie Nordkoreas

Im Norden grenzt das Land hauptsächlich an die Volksrepublik China, hinzu kommt ein ca. 19 km langer Grenzstreifen zu Russland entlang des Flusses Tumen. Nordkoreas Westküste liegt an der Bucht von Korea, einem Teil des Gelben Meeres. Im Osten befindet sich das Japanische Meer, das von den Koreanern als Ostmeer bezeichnet wird (siehe hierzu auch Namensstreit Japanisches Meer).

Das Landesinnere ist wegen seines gebirgigen Charakters nur dünn besiedelt. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die Küstenregionen im Westen und Osten des Landes. Dementsprechend befinden sich dort auch die größten Städte Nordkoreas; neben der Hauptstadt Pjöngjang sind dies Hamhŭng, Kaesŏng, Sinŭiju sowie Ch'ŏngjin.

Der höchste Berg ist der Paektu-san (2.744 m), der in Nordkorea als heilig verehrt wird. Die wichtigsten Flüsse sind der Tumen (im Norden) und der Amrok (bekannter unter seiner chinesischen Bezeichnung Yalu).

[Bearbeiten] Klima

Klimadiagramm Pjöngjang
Klimadiagramm Pjöngjang

Nordkorea besitzt im Wesentlichen ein gemäßigtes Kontinentalklima mit vier ausgeprägten Jahreszeiten. Der Jahresniederschlag fällt hauptsächlich während des Monsuns (jangma) im Zeitraum von Juni bis August. Die Wintermonate sind durch Kälte und Trockenheit gekennzeichnet. Im Herbst ist das Land gelegentlich von Taifunen betroffen.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerung Nordkoreas hat sich in den letzten 40 Jahren fast verdoppelt: Lebten 1960 noch 12,3 Millionen im Land, sind es heute 23 Millionen Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer beträgt 68 Jahre, die der Frauen 74 Jahre. Durch die immer wieder auftretenden Hungersnöte und die medizinische Versorgung, die sich seit den 90er Jahren drastisch verschlechtert hat, ging die Lebenserwartung jedoch deutlich zurück.

Nordkorea ist ethnisch homogen und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil weltweit auf. Sieht man von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes ab, so leben fast ausschließlich Koreaner im Land. Ein Grund hierfür ist die geringe Attraktivität des Landes für Einwanderer. Es gilt als praktisch unmöglich, sich als Ausländer in Nordkorea niederzulassen.

Seit Gründung der KDVR besteht, angetrieben durch die politischen Repressionen sowie die schlechten wirtschaftlichen Lebensbedingungen, ein vor allem in den vergangenen Jahren stark angewachsener Flüchtlingsstrom. Die Statistik des südkoreanischen Ministeriums für Wiedervereinigung über die Zahl der im Süden eintreffenden nordkoreanische Flüchtlinge[3] zeigt eine deutliche Tendenz, die auch Aufschluss über die Entwicklung der Lebensumstände in Nordkorea gibt. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass viele Nordkoreaner, wenn sie im Süden eintreffen, bereits längere Zeit in anderen Ländern, v.a. in China, gelebt haben:

Im Süden ankommende Flüchtlinge aus Nordkorea
Im Süden ankommende Flüchtlinge aus Nordkorea
  • 1990: 9
  • 1991: 9
  • 1992: 8
  • 1993: 8
  • 1994: 52
  • 1995: 41
  • 1996: 56
  • 1997: 85
  • 1998: 71
  • 1999: 148
  • 2000: 312
  • 2001: 583
  • 2002: 1139
  • 2003: 1281
  • 2004: 1894
  • 2005: 1387
Panoramablick auf Pjöngjang
Panoramablick auf Pjöngjang

Da es nahezu unmöglich ist, die innerkoreanische Grenze auf direktem Wege zu überqueren, fliehen viele Nordkoreaner zunächst nach China. In den letzten Jahren ist hier aufgrund der sich verschlechternden Lebensbedingungen in Nordkorea die Zahl der Flüchtlinge stark angestiegen. So wird vermutet, dass sich zwischen 50.000 und 300.000 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufhalten, die es noch nicht geschafft haben, sich nach Südkorea durchzuschlagen, oder aus anderen Gründen in China geblieben sind. China schiebt jedoch aufgegriffene Flüchtlinge aus Nordkorea ab, sodass diese zurück nach Nordkorea müssen. Gemäß unbestätigten Berichten von Amnesty International soll es zu Folterungen und auch Hinrichtungen von Flüchtlingen gekommen sein, die von der chinesischen Grenze zurückkommen. Während in der Zeit der akuten Hungersnot die Grenze relativ schwach bewacht wurde und das Überqueren dieser mehr oder weniger geduldet wurde, wird in letzter Zeit von einer Verschärfung der Situation berichtet. Das Passieren der Grenze ist demnach nur noch durch Bestechung mehrerer Wachposten möglich.

Es wurde wiederholt berichtet, dass die Einwohner von der Regierung in drei Klassen eingeteilt seien:

  1. „Genossen“, d.h. loyale Personen
  2. „schwankende Personen“
  3. „feindlich gesinnte Personen“

Diese Einteilung wurde bereits in den 1950er Jahren vorgenommen. In den 1960er Jahren wurde ein verfeinertes System mit 51 Untergruppen eingeführt. Zur loyalen Klasse gehören zum Beispiel Arbeiter, die einer Arbeiterfamilie entstammen, Mitglieder der Partei der Arbeit Koreas sowie Kriegshelden aus dem Koreakrieg. Zur Gruppe der „schwankenden Personen“ gehören ehemalige Händler und Handwerker. Zur Gruppe der „feindlich gesinnten Personen“ gehören unter anderem Arbeiter mit „schwieriger sozialer Herkunft“ (d.h. ehemalige Unternehmer und Beamte), ehemalige Großbauern, Personen, die an projapanischen oder proamerikanischen Aktivitäten beteiligt waren, sowie gläubige Christen und Buddhisten. [4]

Die Klassenzugehörigkeit beeinflusst den Zugang zu Ausbildung, Beruf und auch zu von der Regierung verteilten Gütern wie z.B. Lebensmitteln. Man schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu der Klasse der feindlich Gesinnten gerechnet wird. Die letzten Jahre brachten dem nordkoreanischen Klassensystem einen gewissen Bedeutungsverlust, da zumindest der materielle Status eines Menschen (sofern er nicht der Nomenklatura angehört) durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch zunehmend nicht mehr vom staatlichen Versorgungssystem abhängig ist, sondern sich mehr und mehr durch den Handel auf den neu entstandenen Märkten ergibt.

[Bearbeiten] Religion

Hauptartikel: Religion in Nordkorea.

Die traditionellen Religionen Koreas sind der Buddhismus und der Konfuzianismus, heute ist aber vermutlich ein Großteil der Bevölkerung atheistisch. Der Artikel 68 der nordkoreanischen Verfassung gewährt dessen Bürgern freie Ausübung ihrer Religion, solange dies nicht „zur Infiltration durch äußere Kräfte oder zur Verletzung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung“ missbraucht wird [5]. Trotzdem berichten christliche Organisationen wie Open Doors, dass praktizierende Christen in Umerziehungslagern interniert würden. Es gibt mehrere Schaukirchen zu Propagandazwecken, das in der Verfassung verbriefte Recht würde den Christen aber verweigert, da es sich nicht um eine staatlich kontrollierte Organisation handelt. Trotzdem gebe es eine aktive Untergrundkirche [6]. Auch amnesty international kritisiert die nicht vorhandene Religionsfreiheit und die Internierung von Christen [7]. Das Christentum war lange besonders in Pjöngjang stark vertreten. Allein dort gab es um 1907 rund 100 Kirchen und 13-14.000 Gläubige, weswegen die Stadt auch als „Jerusalem des Ostens“ bezeichnet wurde. Im Jahr 2006 wurde in Pjöngjang eine Russisch-orthodoxe Kirche eröffnet [8].

[Bearbeiten] Geschichte

Die Geschichte vor dem Zweiten Weltkrieg ist unter Korea zu finden.

[Bearbeiten] Installation des kommunistischen Regimes

Nachdem durch die Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg sein Ende genommen hatte, wurde das seit 1910 von Japan besetzte Korea von den Siegermächten entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen aufgeteilt. Der Süden wurde von amerikanischen Truppen besetzt, der Norden kam unter Kontrolle der Roten Armee.

Die Sowjets hatten ein strategisches Interesse daran, einen ihnen wohlgesinnten koreanischen Staat aufzubauen. Dieser sollte als Puffer gegenüber Japan dienen. Die koreanische Halbinsel wurde als mögliche Operationsbasis für einen Angriff auf die Sowjetunion gesehen. Abgesehen davon, dass Japan und Russland auf eine konfliktreiche gemeinsame Geschichte zurückblicken, verstärkte dieses Anliegen die Einsicht, dass Japan rasch nach seiner Kapitulation zu einem Verbündeten der USA wurde. Der mächtigste Vertreter der Sowjets im besetzten Korea war Generaloberst Terenti F. Schtykow, offizielles Oberhaupt der am 3. Oktober 1945 gebildeten Sowjetischen Zivilverwaltung war jedoch Generalmajor Andrei A. Romanenko.

Im Folgenden wurde in Nordkorea eine Wirtschafts- und Staatsform nach sozialistischen Vorstellungen eingerichtet.

Die Situation unterschied sich von der in den osteuropäischen Staaten unter sowjetischer Besatzung darin, dass es hier keine einheitliche Kommunistische Partei gab, die bereits Verbindungen zu Moskau hatte. Zwar wurde bereits 1925 eine koreanische Kommunistische Partei gegründet, diese wurde jedoch schon 1928 wegen anhaltender Flügelkämpfe und Fraktionsbildungen auf Weisung der Komintern aufgelöst. Danach existierten nur noch vereinzelte kommunistische Gruppen, die im Wesentlichen im Süden des Landes aktiv waren. Im Norden spielten die Kommunisten zunächst keine Rolle. Die sowjetische Besatzungsmacht suchte so nach anderen Verbündeten. Man wollte zunächst den Nationalisten Cho Man-sik, der als einflussreichste politische Persönlichkeit im Norden Koreas galt, zum neuen starken Mann aufbauen. Es zeigte sich jedoch bald, dass die Gegensätze zwischen dem Nationalisten und der kommunistischen Besatzungsmacht zu groß waren.

Eine Straßenbahn in Pjöngjang
Eine Straßenbahn in Pjöngjang

Ende des Jahres 1945 setzte eine starke Einwanderungsbewegung von ethnischen Koreanern aus der Sowjetunion (v. a. aus den zentralasiatischen Sowjetrepubliken) ein, durch die die kommunistischen Gruppen im Norden gestärkt wurden. Die staatlichen Stellen in der Sowjetunion propagierten insbesondere die Auswanderung „politisch gebildeter“ Koreaner. Am 13. Oktober 1945 wurde das „Nordkoreanische Büro der KP Koreas“ als Sektion der gesamtkoreanischen KP (Sitz in Seoul) gebildet, zu dessen Vorsitzendem im Dezember Kim Il-sung bestimmt wurde.

Die Bevormundung durch die Sowjets und die sich abzeichnende Installation eines kommunistischen Regimes im Norden führten schon bald zu Konflikten. So kam es zu antikommunistischen Studentenprotesten in den Städten Sinŭiju und Hamhŭng, die gewaltsam niedergeschlagen wurden. Schon früh wurden von Südkorea aus, unterstützt durch Flüchtlinge aus dem Norden, terroristische Anschläge auf Kim Il-sung und andere nordkoreanische Kommunisten organisiert, von denen jedoch keiner erfolgreich war. Der Widerstand der Einheimischen gegen die Kommunisten blieb jedoch verhalten. Im Gegensatz dazu entwickelte sich im Süden des Landes eine linke Partisanenbewegung gegen die sich konstituierende Staatsmacht. Die Partisanen im Süden wurden vom Norden unterstützt. Die im September 1947 in Kandon, einem Vorort Pjöngjangs, gegründete Politische Hochschule diente der Ausbildung für den Untergrundeinsatz im Süden.

Im Februar 1946 wurde das Provisorische Volkskomitee gebildet, an dessen Spitze Kim Il-sung stand. Im Frühjahr spaltete sich die nordkoreanische Sektion der KP ab und bildete eine eigene „Kommunistische Partei Nordkoreas“, die sich am 29. Juli mit der linken „Neuen Volkspartei“ zur „Partei der Arbeit Nordkoreas“ vereinigte. Erster Generalsekretär wurde Kim Doo-bon. Die südkoreanischen Kommunisten vereinigten sich nach der Abspaltung der nordkoreanischen Sektion ebenfalls mit anderen linken Parteien zur „Partei der Arbeit Südkoreas“. In der Folgezeit erhöhte die US-amerikanische Besatzungsmacht ihren Druck auf die kommunistische Untergrundbewegung. Führende Parteimitglieder wurden verhaftet, die restlichen flohen in den Norden, von wo aus die Untergrundarbeit im Süden fortgesetzt wurde. Im Juni 1949 vereinigten sich beide Parteien zur „Partei der Arbeit Koreas“, deren Vorsitzender Kim Il-sung wurde. Darüber hinaus wurde mit der „Koreanischen Demokratischen Partei“ und der Partei der koreanischen Religionsgemeinschaft „Chŏndogyo“ eine „Nationale Einheitsfront“ gebildet.

1946 begann auch die wirtschaftliche Umgestaltung des Landes. Im Frühjahr wurde eine Bodenreform durchgeführt und im Spätsommer begann die Verstaatlichung der Industriebetriebe.

Am 3. November fanden Wahlen zu den so genannten „Volkskomitees“, den lokalen Verwaltungsorganen, statt. Es gab lediglich die Option für oder gegen die Einheitsfront zu stimmen. Offiziell entfielen 97% der abgegebenen Stimmen auf die Einheitsfront. Der 1. Kongress der Volkskomitees bestimmte am 17. Februar 1947 die erste nordkoreanische Regierung unter Kim Il-sung und wählte das „Volkskomitee Nordkoreas“ als eine Art Parlament.

Parallel zur allmählichen Herausbildung der Strukturen von Staat und Einheitspartei entwickelte sich der Polizei- und Militärapparat. Bereits 1946 wurden die ersten Abteilungen einer nordkoreanischen Armee unter sowjetischem Kommando gebildet. Ähnlich der Vorgehensweise in Ostdeutschland (siehe Kasernierte Volkspolizei) fand auch in Nordkorea der Aufbau der Armee getarnt statt: Die ersten Einheiten waren offiziell der Polizei oder der Eisenbahnverwaltung unterstellt. Die Anfänge der nordkoreanischen Marine fungierten offiziell als Küstenwache. Bis zum 8. Februar 1948, dem Tag, an dem der Norden die Existenz seiner Armee öffentlich machte, waren die Streitkräfte bereits so weit entwickelt, dass sie ein beträchtliches Bedrohungspotenzial gegenüber dem Süden darstellten. Polizei und Sicherheitsdienst wurden ebenfalls schon 1946 gebildet. Beim Provisorischen Volkskomitee gab es ein „Sicherheitsbüro“ mit einer „Politischen Staatsschutzabteilung“ zur Bekämpfung von „Konterrevolutionären“. Chef der Staatsschutzabteilung wurde Pan Hak-syo.

Im Spätherbst 1947 wurde offiziell die Ausarbeitung einer Verfassung angekündigt, womit die baldige Ausrufung eines eigenständigen nordkoreanischen Staates besiegelt schien. Die Verfassung wurde in Moskau redigiert und schließlich von Stalin genehmigt. Am 25. August fanden Wahlen zur Obersten Volksversammlung statt, die am 8. September die Verfassung bestätigte. Einen Tag später wurde die Demokratische Volksrepublik Korea proklamiert.

Zuvor war am 15. August in Seoul die Republik Korea ausgerufen worden. Beide Staaten erkannten einander nicht an und sahen sich jeweils als den einzig rechtmäßigen koreanischen Staat an.

[Bearbeiten] Der Koreakrieg

Hauptartikel: Koreakrieg

Amerikanisches Bombardement in Wŏnsan, 1951
Amerikanisches Bombardement in Wŏnsan, 1951

Nordkoreanische Truppen überschritten am 25. Juni 1950 die Grenze zur Republik Korea. Ziel des Angriffs war die gewaltsame Integration Südkoreas in die kommunistische Demokratische Volksrepublik. Dem Norden gelang zunächst ein rasches Vorrücken und die Eroberung fast der gesamten koreanischen Halbinsel. Mit Unterstützung der UNO und vor allem der USA gelang es jedoch den Vormarsch zu stoppen und die Truppen des Südens und seiner Verbündeten rückten bis an die chinesische Grenze vor. China, das ein amerikanisch dominiertes Korea nicht dulden wollte, kam dem Norden zu Hilfe. In diesem nunmehr faktisch amerikanisch-chinesischen Konflikt stabilisierte sich die Front schließlich nahe der Ausgangspositionen. Am 27. Juli 1953 wurde in P'anmunjŏm ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das eine gegenüber der Vorkriegssituation geringfügig veränderte Demarkationslinie festschrieb. Der Krieg zementierte so die Teilung des Landes.

Die sich zurückziehende Koreanische Volksarmee beging oft Massaker an der Zivilbevölkerung, hier das Daejeon Massaker
Die sich zurückziehende Koreanische Volksarmee beging oft Massaker an der Zivilbevölkerung, hier das Daejeon Massaker

Nordkorea hatte bei Beginn des Krieges damit gerechnet, dass sich die Bevölkerung des Südens nach dem Angriff auf seine Seite schlagen würde und so der südkoreanische Staat von selbst zusammenbrechen würde. Zwar wurden die Truppen des Nordens zunächst auch freudig begrüßt, jedoch verging diese Sympathie schnell, als die Nordkoreaner in den besetzten Gebieten eine Bodenreform durchführten und die Sicherheitsdienste ihre Arbeit aufnahmen.

Auf einem Parteitag der Partei der Arbeit Koreas während des Krieges machte Kim Il-sung den Kommandeur der 2. nordkoreanischen Armee Kim Mu-jong für das offensichtliche Scheitern des Eroberungsfeldzuges verantwortlich. Kim Mu-jong wurde unehrenhaft aus der Armee entlassen und emigrierte nach China.

[Bearbeiten] Die Herrschaft Kim Il-sungs

[Bearbeiten] Die Konsolidierung der Alleinherrschaft

In den 1950er Jahren arbeitete Kim Il-sung an der Konsolidierung seiner unangefochtenen Führungsposition in Staat und Partei. Bis dahin bestand die Partei der Arbeit Koreas aus verschiedenen Fraktionen, die einander wenig Sympathie entgegenbrachten. Kim wollte zunächst die Gruppe der China zugeneigten Genossen aus der Partei ausschließen. Dies stieß auf den Widerstand der VR China und der UdSSR. Kim wurde mit seiner Absetzung gedroht. Durch zeitweilige Zugeständnisse konnte er sich noch einmal retten. Das Erlebnis der Bedrohung von außen führte zu einer Verstärkung der isolationistischen Bestrebungen Kims. In den folgenden Jahren wurden so doch die Peking- und Moskautreuen Funktionäre ausgeschaltet. Durch diese „Säuberung“ in den Jahren 1957–1962 wurde Kims Position nachhaltig gestärkt, so dass sie zu Beginn der 1960er Jahre unangefochten war. Im Gegensatz zu den Säuberungen in der sowjetischen KP der Stalinzeit ging es in Nordkorea relativ unblutig zu. Viele Parteigenossen konnten nach China und in die Sowjetunion emigrieren. Bereits Ende der 1960er Jahre tauchte in den staatlichen Medien Nordkoreas erstmals die Bezeichnung Führer für Kim Il-sung auf. Bis dahin war diese Ehre innerhalb der internationalen kommunistischen Bewegung Lenin und Stalin vorbehalten gewesen.

[Bearbeiten] Die Wirtschaftsentwicklung nach dem Koreakrieg

Die wirtschaftliche Entwicklung Nordkoreas nach dem Krieg profitierte sehr von der materiellen Unterstützung durch China und vor allem der Sowjetunion. Der Drei-Jahres-Plan (1954–56) reparierte die durch den Krieg entstandenen Schäden und brachte die Industrieproduktion wieder auf Vorkriegsniveau. Der folgende Fünf-Jahres-Plan (1957-61) und der Sieben-Jahres-Plan (1961–1967) brachten ein weiteres Wachstum der Produktion und die Entwicklung von Infrastruktur mit sich. Bis 1969 war Nordkorea wirtschaftlich dem lange politisch und wirtschaftlich instabilen Süden überlegen. Gegen Ende der 1960er Jahre zeigte die nordkoreanische Wirtschaft jedoch Anzeichen einer Stagnation, die der anderer Staaten des Ostblocks ähnelte. Ein Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion und der Mangel an Konsumgütern führten zu einem Niedergang der Wirtschaft, die immensen Militärausgaben taten ihr Übriges.

[Bearbeiten] Nordkorea zwischen China und der Sowjetunion

Der in den 1950er Jahren aufkeimende Streit zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China über die weitere Entwicklung des Kommunismus verkomplizierte die Situation Nordkoreas. Zunächst lavierte man zwischen beiden benachbarten Großmächten. Die Kritik der sowjetischen Führung an Stalin, beginnend mit dem XX. Parteitag der KPdSU 1956, verstand Kim Il-sung als Infragestellung seiner eigenen Position. Ebenso lehnte er das von den Sowjets propagierte Konzept der „friedlichen Koexistenz“ ab. 1962 schlug sich Kim endgültig auf die Seite Mao Zedongs und übernahm von ihm insbesondere das strikte Festhalten an traditionellen Ideen des Kommunismus sowie Konzepte des Personenkults. Ausschlaggebend für den Bruch mit der Sowjetunion war deren Verhalten in der Kubakrise, das die Nordkoreaner als Defätismus verstanden. Die Sowjets kappten daraufhin alle Hilfen für Nordkorea, das neben Albanien einer der engsten Verbündeten Chinas wurde. China, das selbst in den Wirren der Kulturrevolution gefangen war, konnte die UdSSR jedoch als Handelspartner nicht ersetzen. Die Bestrebungen, militärstrategische Unabhängigkeit von den Sowjets zu erreichen, belastete die nordkoreanische Volkswirtschaft zusätzlich, so dass Kim Il-sung ab 1965 wieder auf eine Normalisierung des Verhältnisses zur UdSSR hinarbeitete.

[Bearbeiten] Isolation

Nordkoreanisches Propagandabild: ein nordkoreanischer Soldat zerstört das Kapitol in Washington D.C.
Nordkoreanisches Propagandabild: ein nordkoreanischer Soldat zerstört das Kapitol in Washington D.C.

Die Propagierung der Chuch'e-Ideologie gegen Ende der 1960er Jahre, die die Autarkie Nordkoreas als oberstes Ziel definiert, erscheint als Reaktion auf die zunehmend isolierte Position Nordkoreas. Nordkoreanische Medien feierten Chuch'e als eine selbst dem Leninismus überlegene Ideologie, und Kim Il-sung wurde fortan als Großer Führer bezeichnet. Die Isolation des Landes verstärkte sich zunehmend dadurch, dass das Regime sich genötigt sah, den wirtschaftlichen Erfolg Südkoreas, gegenüber dem Niedergang im Norden, unbedingt vor der nordkoreanischen Bevölkerung geheimzuhalten. Der Zusammenbruch des sozialistischen Lagers verschärfte die Abschottung weiter.

[Bearbeiten] Aggression und Staatsterrorismus

Der höchste Flaggenmast der Welt nahe der innerkoreanischen Grenze
Der höchste Flaggenmast der Welt nahe der innerkoreanischen Grenze

Der zeitweilige Bruch mit Moskau führte zu einer aggressiveren Haltung gegenüber Südkorea, da der mäßigende Einfluss der Sowjets nicht mehr gegeben war. So wollte Pjöngjang im Süden des Landes nach vietnamesischem Vorbild regierungsfeindliche Partisanengruppen unterstützen. Der bekannteste Fall dieser subversiven Tätigkeiten ist der gescheiterte Versuch eines Überfalls auf das Blaue Haus in Seoul (den Sitz des südkoreanischen Präsidenten) am 21. Januar 1968. 30 nordkoreanische Agenten wurden dabei getötet, einer konnte entkommen und einer wurde gefasst.

Zwei Tage später, am 23. Januar 1968 kaperte die nordkoreanische Marine unter ungeklärten Umständen das amerikanische Spionageschiff USS Pueblo (AGER-2) aus internationalen Gewässern. Nach einem Jahr Verhandlungen konnten die USA schließlich eine Freilassung der Crew erwirken. Die Pueblo befindet sich heute im Hafen von Pjöngjang und kann besichtigt werden.

Im Herbst 1968 kam es an der Demarkationslinie zu Gefechten zwischen nord- und südkoreanischen Truppen, nachdem nordkoreanische Soldaten auf das Territorium des Südens vorgedrungen waren.

Am Geburtstag des „Großen Führers“, dem 15. April 1969, wurde über dem Japanischen Meer ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen, wobei die gesamte Besatzung ums Leben kam.

In den 1970er und 1980er Jahren kam es regelmäßig zu Entführungen von Südkoreanern und Japanern nach Nordkorea, von denen einige bis heute nicht zurückgekehrt sind. Der spektakulärste Entführungsfall ereignete sich 1978. Shin Sang-ok, ein südkoreanischer Regisseur und dessen Ex-Frau, die Schauspielerin Choi Eun-hee wurden in Hongkong getrennt voneinander gekidnappt und per Schiff nach Nordkorea gebracht. Erst 1983 erfuhren sie, dass sie dasselbe Schicksal ereilt hatte und trafen sich in Pjöngjang wieder. 1986 gelang ihnen auf einer Europareise die Flucht.

Am 9. Oktober 1983 verübten drei nordkoreanische Agenten ein Attentat auf eine hohe südkoreanische Regierungsdelegation in der burmesischen Hauptstadt Rangun. Präsident Chun Doo-hwan überlebte den Anschlag. Der Außenminister und der stellvertretende Außenhandelsminister sowie 15 weitere Südkoreaner kamen ums Leben.

Im November 1987 deponierte der nordkoreanische Geheimdienst eine Bombe in einem südkoreanischen Passagierflugzeug, das über dem Indischen Ozean explodierte. Dabei starben 115 Menschen. Die Attentäterin Kim Hyon-hui wurde gefasst, ein anderer Agent entging der Verhaftung durch Selbstmord.

[Bearbeiten] Personenkult und Clanherrschaft

Arbeit auf einem Reisfeld 1989
Arbeit auf einem Reisfeld 1989

1972 nahm Nordkorea eine neue Verfassung an, aufgrund derer Kim Il-sung zum Präsidenten erklärt wurde. Der Kult um seine Person nahm von jetzt an bisher unbekannte Ausmaße an. Offiziell wird er seitdem als Urheber und zentrale Figur der kommunistischen Bewegung in Korea dargestellt. Auch die Familie Kims wurde einbezogen, nicht nur Kim Jong-il, sein designierter Nachfolger, sondern auch seine verstorbene Frau Kim Jong-suk.

Die kommunistische Diktatur entwickelte sich immer mehr zur Herrschaft weniger Familienclans mit der Familie Kims an der Spitze. Neben seinem Sohn wurde auch Kims dritte Frau Kim Song-ae einbezogen, die hohe Posten in Partei und Massenorganisationen einnahm. Da die ehemaligen Weggefährten Kims aus der Zeit der mandschurischen Partisanen langsam wegstarben, gaben auch sie vermehrt ihre Posten an ihre Kinder und Enkel weiter.

[Bearbeiten] Nordkorea unter Kim Jong-il

Kim Il-sung starb 1994. Nach einer staatlich verordneten dreijährigen Trauerzeit übernahm sein Sohn Kim Jong-il die Posten des Generalsekretärs der Partei der Arbeit Koreas sowie des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission. Der Posten des Präsidenten ist bis heute frei, da Kim Il-sung der Ewige Präsident sei. Kim Jong-il wird seitdem als Geliebter Führer bezeichnet.

[Bearbeiten] Wirtschaftskrise und Hungerkatastrophe

In den 1990er Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation Nordkoreas weiter und das Land wurde von großen Hungersnöten heimgesucht. In dieser Zeit sollen bis zu zweieinhalb Millionen Menschen, gut ein Zehntel der Gesamtbevölkerung Nordkoreas, verhungert sein. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation sind noch heute acht Millionen Menschen in Nordkorea chronisch unterernährt.[9] Eine Untersuchung des World Food Programs im Jahr 2004 ergab, dass 37 % aller Kinder chronisch unterernährt seien.[10]

[Bearbeiten] Entspannung zwischen Nord und Süd

Im Jahr 2000 zeichneten sich im Rahmen der Sonnenscheinpolitik Kim Dae-jungs Entspannungserfolge zwischen Nord- und Südkorea ab. Kurzfristig waren Besuche von seit Jahrzehnten durch die koreanische Teilung getrennt lebenden Familienangehörigen möglich. Es wurde die Erneuerung der Verkehrsverbindungen zwischen beiden Staaten, die bislang außer Betrieb waren, vereinbart. Südkoreanische Touristen können seitdem die Kŭmgang-san-Berge besuchen und südkoreanische Unternehmen produzieren in nordkoreanischen Sonderwirtschaftszonen (Industrieregion Kaesŏng). Die Mannschaften Nord- und Südkoreas marschierten gemeinsam bei den Olympischen Spielen im selben Jahr ein. Schließlich kam es sogar zum ersten Gipfeltreffen der beiden Staatsoberhäupter. Eine grundlegende Wandlung in Richtung auf die Einheit Koreas hat sich dadurch jedoch noch nicht wirklich ergeben.

[Bearbeiten] Nordkoreas Atomwaffenprogramm

Hauptartikel: Nordkoreanisches Kernwaffenprogramm

Zuletzt stand Nordkorea häufig im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit wegen des Streits um sein Atomwaffenprogramm. Nach eigenen Angaben verfügt Nordkorea über mehrere einsatzbereite Atombomben. Eine zurzeit in Nordkorea in Entwicklung befindliche Interkontinentalrakete des Typs „Taepodong-2“ soll, mit einem Atomsprengkopf bestückt, die Westküste der USA erreichen können. Nach eigenen Angaben hat Nordkorea am 9. Oktober 2006 erstmalig einen unterirdischen Atomtest erfolgreich durchgeführt. Messungen russischer und südkoreanischer Experten bestätigten die Meldung, dass eine Sprengung durchgeführt wurde. Ob es sich um eine atomare oder eine konventionelle Sprengung handelte, ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Am 10. Oktober 2006 zitierte Süd-Koreas Nachrichtenagentur Yonhap einen nordkoreanischen Regierungsmitarbeiter: „Wir hoffen, dass die Lage geklärt ist, bevor es zu einem unglücklichen Zwischenfall kommt und wir eine Atomrakete abfeuern“, was als indirekte Drohung gesehen wird.[11]

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Politisches System

Der Chuch'e-Turm in Pjöngjang
Der Chuch'e-Turm in Pjöngjang

Nordkorea ist laut Verfassung ein sozialistischer Staat. Der Marxismus wurde allerdings offiziell durch die von Staatsgründer Kim Il-sung entwickelte „Chuch'e-Ideologie“ ersetzt.

Der Regierungsapparat wird von der kommunistischen Partei der Arbeit Koreas (Abk.: PdAK; auch: Koreanische Arbeiterpartei) dominiert, deren Führungsrolle in der Verfassung verankert ist. Das höchste Machtorgan des Staates bildet formell das Parlament (Oberste Volksversammlung), dessen Mitglieder auf fünf Jahre gewählt werden. Da dieses allerdings lediglich ein bis zweimal im Jahr für wenige Tage zusammentritt, wird das Land während der Sitzungspausen vom Präsidium der Obersten Volksversammlung regiert. Dessen Vorsitzender, zurzeit Kim Yong-nam, ist theoretisch das Staatsoberhaupt. Daneben existiert das Verteidigungskomitee, das für die Außenpolitik zuständig ist sowie den Oberbefehl über das Militär besitzt.

Das Verfahren zur Besetzung öffentlicher Ämter wird in der Verfassung als „demokratischer Zentralismus“ bezeichnet. Aus Wahlen geht in der Regel der einzige, von der Partei der Arbeit Koreas aufgestellte, Kandidat mit überwältigender Mehrheit als Sieger hervor.

Die tatsächlichen Machtstrukturen innerhalb des Landes sind diffus, im Ausland wird Nordkorea als totalitäre Diktatur unter der Führung Kim Jong-ils angesehen. Seit dem Tod seines Vaters wird der Posten des Präsidenten nicht mehr besetzt, da dieser für immer Kim Il-sung (dem „Ewigen Präsidenten“) vorbehalten sei. Kim Jong-il vereinigt jedoch neben anderen Spitzenämtern den Vorsitz der Partei der Arbeit Koreas und des Verteidigungskomitees auf sich, der vom Parlament inzwischen als das „höchste Amt des Staates“ erklärt wurde. Dies kann als Konsequenz der von Kim Jong-il eingeführten Songun-Politik gesehen werden, nach der alle Belange des Staates der Entwicklung und Verbesserung des Militärs unterzuordnen sind. „Der Schutz der revolutionären Führung um jeden Preis ist der höchste Patriotismus und die erste Priorität unseres Militärs und des Volkes“, hieß es nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einem Leitartikel der offiziellen Zeitung Rodong Sinmun. Begründet wird dies mit einem Bedrohungsszenario, welches von der stets akuten Gefahr einer Invasion durch ausländische Truppen ausgeht. Nicht zuletzt wird durch Songun auch der Aufbau des Atomwaffenarsenals gerechtfertigt. Als Folge leidet die Bevölkerung immer wieder an Hungersnöten, es mangelt an Konsumgütern, die Infrastruktur ist unzureichend und das Gesundheitssystem ungenügend.

[Bearbeiten] Menschenrechte

Nordkoreanisches Grenzhaus bei P'anmunjŏm
Nordkoreanisches Grenzhaus bei P'anmunjŏm

Nordkorea zählt zu jenen Ländern, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden. Kritik an der Führung wird streng bestraft. Die Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert, nicht genehmigte Versammlungen sind verboten. Es ist den Nordkoreanern nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Auch der Aufenthaltsort im Land wird von den Behörden vorgeschrieben. Zum Tode verurteilte Personen werden oft in der Öffentlichkeit hingerichtet.

Menschenrechtsgruppen berichten von mehreren Gefangenen- und Arbeitslagern im Land, in denen u. a. auch viele politische Gefangene, sowie Menschen, die lediglich aufgrund ihres Glaubens verhaftet wurden, inhaftiert sind. Selbst schwangere Frauen werden in diesen Lagern zu langer und harter Arbeit gezwungen. Die Inhaftierten sind der Willkür der Wärter ausgeliefert, zudem existieren Berichte über Folter. Inhaftierte starben infolge von Folter, Hunger, durch Nahrungsmittelentzug oder wurden aufgrund von geringen Vergehen hingerichtet. Westlichen Hilfsorganisationen zufolge sind rund 200.000 Menschen interniert (Stand 2005), von denen etwa 10 bis 20 % jährlich durch die miserablen Lagerverhältnisse oder Exekutionen zu Tode kommen. Vereinzelte Zeugen (z.B. Kang Chol-hwan oder Lee Soon-ok), denen es gelungen ist, aus den Lagern und aus Nordkorea zu fliehen, berichten zudem über Menschenversuche an Gefangenen mit Gasen oder Viren.

Die Religionsfreiheit in Nordkorea ist nicht gewährleistet (siehe Abschnitt Religion).

Nach China geflüchtete Nordkoreaner, die aus China zurück nach Nordkorea abgeschoben wurden, sollen hingerichtet worden sein, teilweise öffentlich, um Landsleute vor einer Flucht abzuschrecken. So sollen Anfang 2005 in nur einem Monat 70 Menschen auf diese Weise ermordet worden sein.

Die Verteilung von durch das Ausland gelieferten Nahrungsmitteln und anderer Hilfsgüter wurde bisher immer durch die Behörden durchgeführt. Die Regierung verschlimmerte so besonders während der Hungersnot der 1990er Jahre die Situation, da regierungsfreundliche Personen und insbesondere das Militär bevorzugt wurden. Da eine gerechte Verteilung der Hilfsgüter nicht gewährleistet werden konnte, zogen sich mehrere Hilfsorganisationen aus Nordkorea zurück.

[Bearbeiten] Informationsfreiheit

Die öffentlichen Medien werden vollständig vom Staat und dessen Nachrichtenagentur KCNA kontrolliert. Die Bürger haben praktisch keinen Zugang zu unabhängigen und ausländischen Nachrichtenquellen. In der 2004 von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichten Rangliste zur Pressefreiheit belegte Nordkorea den letzten Platz.

Im Juni 2004 – 18 Monate nachdem der erste Mobilfunknetzbetreiber seinen Dienst aufgenommen hatte – verfügte die Regierung Nordkoreas, dass alle Mobiltelefone eingezogen werden sollen und alle Mobilfunkbetreiber verboten werden. Es soll damit verhindert werden, dass unliebsame Informationen ins Land kommen oder dasselbe verlassen.

Medienberichten zufolge wurden Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im nordkoreanischen Fernsehen gezeigt, jedoch nicht live. Spiele, die von Mannschaften als feindlich angesehener Staaten gewonnen wurden, wurden nicht ausgestrahlt.[12]

Die nordkoreanische Regierung ist bestrebt, freie Berichterstattung in Nordkorea zu unterbinden. Journalisten, auch aus dem Ausland, dürfen sich nur in Begleitung von staatlich bestellten Kontrolleuren im Land bewegen. Beispielsweise ist dies daran erkennbar, dass Schriftsteller aus Südkorea, die nordkoreanische Kollegen besuchen durften, anschließend in ihrer Dokumentation lediglich über nordkoreanisches Essen berichteten.

Nordkorea ist im Wesentlichen vom globalen Internet abgeschottet. Die Domain .kp ist inaktiv. Die wenigen offiziellen Webseiten, die über Nordkorea existieren, werden im Ausland gehostet. Es ist anzunehmen, dass der Nomenklatura der Zugang zum globalen Internet gewährt wird. Etliche offizielle Stellen sowie Regierungsangestellte, Touristenguides und Studenten, mit denen westliche Besucher sich unterhalten dürfen, haben E-Mail-Adressen bei Providern in China, die ein Nordkoreanisch-Chinesisches Joint-Venture darstellen. Unter diesen sind sie auch aus dem Westen erreichbar, sofern der Absender zuvor bei offiziellen nordkoreanischen Stellen registriert wurde. Ausländische Organisationen und Privatleute können eine Internetleitung bei der deutschen Firma KCC Europe mieten, welche über Satellit Berlin mit Pjöngjang verbindet. DSL-Anschlüsse sind verfügbar, aber teuer und unzuverlässig.

Es gibt ein landesweites Intranet, das hauptsächlich Firmen, Behörden und Ministerien verbindet. In der Großen Studienhalle des Volkes dürfen westliche Besucher beobachten, wie Studenten über dieses Intranet chatten. Zivile Nutzung ist eingeschränkt von Mitarbeitern der angeschlossenen Organisationen möglich.

Im Jahr 2004 wurde ein Lesesaal des Goethe-Instituts in Pjöngjang eröffnet. Der Bestand umfasst neben deutscher Literatur vor allem praktische Fachbücher von Medizin bis Bauingenieurwesen. Zusätzlich sollen dort deutsche Zeitschriften und Zeitungen frei zugänglich sein. Inwieweit es der nordkoreanischen Bevölkerung tatsächlich möglich ist, dieses Angebot anzunehmen, ist allerdings umstritten.

[Bearbeiten] Internationale Verträge

Nordkorea vereinbarte 1961 mit der Sowjetunion und der Volksrepublik China jeweils einen Freundschaftsvertrag, der gegenseitige militärische und wirtschaftliche Hilfen umfasste. Russland kündigte den Vertrag am 7. August 1996 kurz vor seinem Ablauf im September des gleichen Jahres und ersetzte ihn durch einen 2006 unterzeichneten Vertrag, der keine militärische Beistandsklausel mehr enthielt. Der Vertrag mit der VR China ist noch in Kraft, doch wurden die gegenseitigen Verpflichtungen verringert.

Am 17. September 1991 wurde Nordkorea Mitglied in den Vereinten Nationen. Der Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag erfolgte im Dezember 1985 und der Austritt im April 2003.

[Bearbeiten] Militär

siehe: Koreanische Volksarmee

[Bearbeiten] Verwaltungsgliederung

Nordkorea gliedert sich in neun Provinzen sowie drei „besondere Verwaltungsregionen“. Zwei Städte werden direkt von der Regierung verwaltet.

[Bearbeiten] Provinzen

Unterteilung Nordkoreas
Unterteilung Nordkoreas

[Bearbeiten] Besondere Verwaltungsregionen

[Bearbeiten] Städte unter direkter Verwaltung der Regierung

  • Pjöngjang (P'yŏng-yang Chik'alshi; 평양 직할시; 平壤直轄市)
  • Rasŏn (Rajin-Sŏnbong) (Rasŏn Chik'alshi; 라 선 (라진-선봉) 직할시; 羅先 (羅津-先鋒) 直轄市)


Siehe auch: Liste der Städte in Nordkorea

[Bearbeiten] Infrastruktur

Terminal des Sunan Airports bei Pjöngjang
Terminal des Sunan Airports bei Pjöngjang

Das Verkehrsnetz ist vor allem auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet. Hauptverkehrsträger ist die Eisenbahn. Regelmäßige internationale Zugverbindungen von Pjöngjang aus bestehen nach Shenyang in China und Ussurijsk in Russland. Von Pjöngjang führen Autobahnen nach Nordosten, nach Osten (Wŏnsan), nach Süden (Kaesŏng) und nach Westen (Namp'o), jedoch hat der motorisierte Individualverkehr in Nordkorea keine Bedeutung. Bei Pjöngjang befindet sich ein internationaler Flughafen. Regelmäßige internationale Passagierflugverbindungen der staatlichen Fluggesellschaft Air Koryo bestehen jedoch lediglich nach Peking und Shenyang in China, Bangkok in Thailand, sowie nach Wladiwostok.

Am 22. April 2004 kam es in der an der Grenze zur Volksrepublik China gelegenen Stadt Ryongchŏn zu einer großen Eisenbahn-Katastrophe. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua wurden mindestens 161 Menschen getötet und etwa 1.300 verletzt. (siehe auch: Zugunglück von Ryongchŏn)

[Bearbeiten] Wirtschaft

Hauptartikel: Wirtschaft Nordkoreas

Ein nächtliches Satellitenbild zeigt Nordkorea dunkel
Ein nächtliches Satellitenbild zeigt Nordkorea dunkel

Nordkorea besitzt eine straff zentralisierte Planwirtschaft, die im Rahmen der vorherrschenden Chuch'e-Ideologie (Juche-Ideologie) über Jahrzehnte auf Autarkie ausgerichtet wurde. Alle Hauptindustrien sowie die Landwirtschaft befinden sich in staatlicher Hand. Das Hauptaugenmerk der Pjöngjanger Führung liegt nach wie vor auf der militärisch bedeutsamen Schwerindustrie, zugunsten derer insbesondere die Produktion von Konsumgütern und die Landwirtschaft stark vernachlässigt wird.

Der Verlust der einstigen Handelspartner im Ostblock hat weitgehend zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft des Landes geführt. Aufgrund von ausstehenden Krediten in Höhe von ca. 12,9 Mrd. USD werden Bürgschaften nordkoreanischer Banken international nicht anerkannt, was den Außenhandel stark erschwert. Zur Ernährung seiner Bevölkerung ist Nordkorea auf Lebensmittellieferungen ausländischer Hilfsorganisationen angewiesen. Die Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln und Öl durch die UNO wurde allerdings beendet, nachdem Nordkorea die Einstellung seines Atomwaffenprogramms verweigerte. Als Folge der nach wie vor angespannten Versorgungssituation unternimmt die Regierung zaghafte Versuche, die Wirtschaft in marktwirtschaftliche Richtung zu reformieren. So ist es jedem Bürger inzwischen erlaubt, in seiner Freizeit eine kleine Landwirtschaft zu betreiben, wodurch sich in manchen Städten auch kleine Märkte bilden. Des weiteren versucht die Regierung, durch Joint-Ventures (siehe auch Pyonghwa Motors) und die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen (siehe auch Verwaltungsregion Sinŭiju) ausländische Investoren ins Land zu locken. Durch diese Maßnahmen in Verbindung mit äußerst geringen Lohnkosten gelang es der Regierung, den Außenhandel, insbesondere mit China und Südkorea, stark zu steigern ([1]).

Die großen Ausgaben, die zur Aufrechterhaltung seiner aus 1,2 Millionen Soldaten bestehenden Armee notwendig sind, wirken sich äußerst negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Nordkorea verbraucht ein Drittel seines Bruttonationaleinkommens für sein Militär und liegt damit an der Weltspitze, weit vor den USA und Südkorea (ca. 3 % resp. 1,4 %).

Ein Laden der südkoreanische Lebensmittelkette Family Mart in der gemeinschaftlichen Industrieregion Kaesŏng
Ein Laden der südkoreanische Lebensmittelkette Family Mart in der gemeinschaftlichen Industrieregion Kaesŏng

Es gibt Berichte, nach denen das SEK-Trickfilmstudio in Pjöngjang Auftragsarbeiten für westliche Studios übernimmt; es soll unter anderem an den Filmen König der Löwen und Pocahontas mitgearbeitet haben. Weitere Trickfilmstudios übernehmen regelmäßig Auftragsarbeiten für französische und italienische Studios.

[Bearbeiten] Tourismus

Für den Tourismus nach Nordkorea ist die staatliche Tourismusorganisation (Ryohaengsa) zuständig, über die jede Reise gebucht werden muss. Jede Reisegruppe und auch Alleinreisende werden permanent von zwei Reiseleitern begleitet, die in der Regel die Muttersprache der jeweiligen Touristen sprechen. Das gesamte Programm wird von den Reiseleitern bestimmt; nach Möglichkeit wird jeder Kontakt zur einheimischen Bevölkerung unterbunden. In den letzten Jahren hat der Tourismus stark zugenommen, wenn auch Touristen aus westlichen Ländern noch relativ selten sind. So verbringen jährlich nur rund 100 Deutsche ihren Urlaub in Nordkorea. Die meisten Touristen kommen aus China und Japan. Für Bürger der Staaten USA und Südkorea besteht in der Regel keine Möglichkeit, ein Visum für Nordkorea zu erlangen. Für den Besuch des Arirang Festival gibt es ausnahmsweise auch Visa für US-Bürger.

Im Kŭmgangsan-Gebirge gibt es einige touristische Anlagen, die vom Hyundai-Konzern gebaut wurden und betrieben werden. Reisen dorthin sind, ausnahmsweise auch für Südkoreaner und US-Amerikaner, nur in organisierten Gruppen von Südkorea aus möglich (siehe auch Touristenregion Kŭmgang-san).

[Bearbeiten] Kunst und Kultur

Propagandabild Kim Jong-ils
Propagandabild Kim Jong-ils

Die nordkoreanische Kultur ist von der Verherrlichung Kim Jong-ils und seines verstorbenen Vaters Kim Il-sung geprägt. Typisch sind Militärparaden und Massengymnastiken, an denen tausende von Menschen mitwirken. Hierbei soll die unerschütterliche Treue und Opferbereitschaft für die Staatsführung beschworen werden. In diesem Zusammenhang ist das Arirang-Festival zu nennen, das jährlich zur Feier des Geburtstages Kim Il-sungs (15. April) veranstaltet wird. Es dauert jeweils zwei Monate und beginnt mit einer Eröffnungsfeier im Rŭngnado-1.Mai-Stadion in Pjöngjang.

Eine handwerkliche Besonderheit stellen gestickte Bilder dar, die auf den ersten Blick kaum von Fotos zu unterscheiden sind.

Nach dem Tod Kim Il-sungs wurde in Nordkorea offiziell der nach der Staatsideologie benannte „Juche-Kalender“ eingeführt. Er unterscheidet sich vom Gregorianischen Kalender durch die Jahreszählung, die mit dem Geburtsjahr des Staatsgründers - 1912 - beginnt. Das Jahr 2007 ist somit das Jahr „Juche 96“.

[Bearbeiten] Nationale Feiertage

  • Geburtstag Kim Jong-ils: 16. Februar
  • Geburtstag Kim Il-sungs: 15. April
  • Tag der Armee: 25. April
  • Tag der internationalen sozialistischen Arbeiter: 1. Mai
  • Todestag Kim Il-sungs: 8. Juli
  • Tag des Sieges im Vaterländischen Befreiungskrieg (Koreakrieg): 27. Juli
  • Tag der nationalen Befreiung (von Japan): 15. August
  • Tag der Staatsgründung: 9. September
  • Tag der Gründung der Partei der Arbeit Koreas: 10. Oktober
  • Tag der Verfassung: 27. Dezember

[Bearbeiten] Bibliothekswesen

Die große Studienhalle des Volkes (Mai 2005).
Die große Studienhalle des Volkes (Mai 2005).

Es soll 15.000 Bibliotheken in Nordkorea geben. Jede Kommune ist verpflichtet, neben der alltäglichen Grundversorgung auch Bibliotheken einzurichten.

Allerdings gibt es keine bibliothekarische Ausbildung. Die Übernahme einer Bibliotheksleitung zumindest einer Hochschulbibliothek setzt ein Hochschulstudium voraus. Eine Initiative des Goethe-Instituts versucht seit Mai 2005, dem Land zu einer qualifizierten Ausbildungsstätte für Bibliothekare zu verhelfen.

Die Nationalbibliothek in Pjöngjang nennt sich „Große Studienhalle des Volkes“ und ist eine Mischung aus Bibliothek und Volkshochschule. Sie soll 30 Millionen Medieneinheiten beherbergen. Zu besichtigen sind in der Tat zahlreiche spezialisierte Lesesäle sowie Hörsäle, Sprachlabore und Einrichtungen für die Produktion von Fernlehrmaterialien.

Als Bibliothekssystem scheint CDS/ISIS zum Einsatz zu kommen und als Katalogisierungsformat ein MARC-Derivat.

[Bearbeiten] Kunstgattungen

[Bearbeiten] Klassische Musik

Das Nationale Sinfonieorchester der KDVR wurde aus dem 1950 bis 1953 bestehenden „Orchester der Volksarmee“ gebildet und hat heute etwa 120 Mitglieder. Es wird von Kim Byong-hwa (*1936) geleitet. Während zunächst viele der Musiker in der Sowjetunion oder Osteuropa ausgebildet worden waren, hat die jüngere Generation vor allem an der Musikhochschule von Pjöngjang studiert. Die wenigen außerhalb Nordkoreas erhältlichen Aufnahmen zeigen durchgehend ein den Maßstäben internationaler Spitzenorchester entsprechendes Niveau. Das Repertoire der nordkoreanischen Orchester besteht aus Kompositionen bekannter europäischer Komponisten der klassischen und romantischen Epoche, sowjetischen Komponisten wie Schostakowitsch und Prokofjew und vor allem zeitgenössischer nordkoreanischer Musik, die sich durchgehend am Sozialistischen Realismus orientiert und stark von koreanischer Volksmusik beeinflusst ist. Beliebt ist die Integration von Folkloreinstrumenten in den klassischen Klangkörper. Bei vielen nordkoreanischen Kompositionen wird das Nationale Sinfonieorchester als Autor angegeben. Beinahe alle Kompositionen haben programmatische Titel und beziehen sich oft auch auf aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignisse. Einer der wenigen namentlich bekannten Komponisten ist Choe Song Hwan. Ein besonderes Ansehen genießt der deutsch-koreanische Komponist Yun Isang (Isang Yun) (1917–1995), nach dem auch zahlreiche kulturelle Institutionen benannt sind. Ein weiteres bekanntes Orchester ist das Yun I Sang Philharmonic Orchestra, das von Kim Il-jin (* 1956) dirigiert wird. Die Musikausbildung mit Begabtenförderung und Spezialschulen entspricht in den Grundzügen dem sowjetischen Modell.

[Bearbeiten] Literatur

Über nordkoreanische Belletristik ist wenig bekannt. Anders als in anderen Staaten des sozialistischen Systems konnte in Nordkorea der Sozialistische Realismus in der Literatur nicht nachhaltig Fuß fassen. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass der alles beherrschende Personenkult der Belletristik ohnehin wenig Raum lässt – der nordkoreanische Buchmarkt ist wie wohl kein anderer dominiert von politischer Propagandaliteratur - und andererseits in Nordkorea kein solch markanter Bruch mit der Kultur der „vorrevolutionären“ Zeit stattfand, wie in anderen sozialistischen Ländern. Die existierende Belletristik ist somit eher von der koreanischen Nationalkultur einerseits und dem Personenkult andererseits geprägt als vom (nationalitätslosen) Sozialistischen Realismus. Eine herausragende Rolle in der nordkoreanischen Literatur der 1940er und 1950er Jahre spielte der Schriftsteller Han Sŏrya (1900-1970?), der als Protegé Kim Il-sungs zum wichtigsten nordkoreanischen Autor jener Zeit und zum Vorsitzenden des nordkoreanischen Schriftsteller- und Künstlerverbandes wurde bis er 1962 infolge einer Intrige abgesetzt und aus der Hauptstadt verbannt wurde.[13][14]

[Bearbeiten] Film

Da ausländische Kinofilme kaum in Nordkorea zu sehen sind (allenfalls einige ausgewählte chinesische und in der Vergangenheit sowjetische Produktionen), kommt der heimischen Filmindustrie besondere Bedeutung zu. Verstärkt wird dies auch dadurch, dass Staatschef Kim Jong-il als ausgesprochener Liebhaber des Kinos gilt. Wie das gesamte Spektrum der Kunst in Nordkorea befasst sich auch der Film ausschließlich mit propagandistischen Themen, sprich der Verherrlichung der beiden Kims, dem Aufbau des Chuch'e-Sozialismus und dem Kampf gegen die „US-amerikanischen Imperialisten“. Ein Film, der auch über die Grenzen des Landes hinaus - zumindest unter Cineasten - einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat, ist Das Blumenmädchen von 1972 (Drehbuch und Regie: Choe Ik-kyu und Pak Hak), der auf dem 18. Internationalen Filmfestival von Karlsbad mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wurde.

Seit 1987 findet, nunmehr alle zwei Jahre, das Internationale Filmfestival von Pjöngjang (ehemals Internationales Pjöngjanger Filmfestival der Blockfreien und anderer Entwicklungsländer) statt. Beim 9. Festival im September 2004 wurde unter anderem der Film Bend It Like Beckham gezeigt. Bei beiden Vorführungen befanden sich je etwa 2000 Nordkoreaner im Kinosaal. Der Film wie auch die anderen internationalen Filme zog viele einheimische Besucher an.[15] Das letzte Filmfestival fand vom 13. bis 22. September 2006 statt. Von den gezeigten 73 Filmen waren neun chinesische, sieben deutsche, sechs ägyptische, fünf russische, vier britische und vier nordkoreanische Produktionen. Den Preis als bester Film erhielt Dennis Gansels Film Napola – Elite für den Führer. Spezialpreise erhielten auch der Eröffnungsfilm Das Wunder von Bern von Sönke Wortmann und Marc Rothemunds Sophie Scholl - Die letzten Tage.[16]

[Bearbeiten] Architektur

Die nordkoreanische Architektur wird im Wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt. Wie in den meisten sozialistischen bzw. ehemals sozialistischen Ländern findet man auch in Nordkorea vom in den 1960er Jahren einsetzenden pragmatischen Baustil geprägte schlichte Hochbauten (Plattenbauten). Dies betrifft v. a. den Wohnungsbau. Repräsentative Bauten zeichnen sich dagegen durch ihre besondere Größe und Pracht aus. Im Gegensatz zu anderen sozialistischen Ländern sind diese Bauten in Nordkorea jedoch nicht immer vom Modernismus beeinflusst (wie etwa das Koryŏ-Hotel und das nicht vollendete Ryugyŏng-Hotel in Pjöngjang), sondern in besonderer Weise von der traditionellen koreanischen Bauweise (Pagodenstil). Beispiele hierfür sind etwa die Große Studienhalle des Volkes in Pjöngjang und die Gebäude der so genannten Freundschaftsausstellung in den Myohyang-Bergen.[17]

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Geschichte und Politik

  • Xing-hu Kuo: Nordkorea. Ein fernöstlicher Gulag. Stuttgart: Seewald 1983. ISBN 3512006817.
  • Bruce Cumings: Korea's Place in the Sun. A Modern History. W. W. Norton & Company 1998. ISBN 0393316815. (englisch)
  • Pierre Rigoulot: Verbrechen, Terror und Geheimnis in Nordkorea, in: Courtois, Stéphane/Werth, Nicolas u.a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. München/Zürich 1998 (original frz.: 1997), S. 609-629. ISBN 3492040535.
  • Jens Tevres, Vimal Vichare: Hände weg von Nordkorea!. Ahriman-Verlag 2003 (Ketzerbriefe, 115). ISBN 3894842334
  • Pierre Rigoulot: Nordkorea: Steinzeitkommunismus und Atomwaffen, Anatomie einer Krise. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2003. ISBN 3462033476.
  • Rüdiger Frank: Nordkorea: Zwischen Stagnation und Veränderungsdruck, in: Derichs, Claudia/Heberer, Thomas (Hrsg.): Einführung in die politischen Systeme Ostasiens. Opladen: Leske und Budrich 2003, S. 271-325. ISBN 3810035343.
  • Hyondok Choe, Du-Yul Song, Rainer Werning(Hg.): Wohin steuert Nordkorea? Soziale Verhältnisse - Entwicklungstendenzen - Perspektiven. Köln: PapyRossa Verlag 2004. ISBN 3894383097.
  • Hanns W. Maull und Ivo M. Maull: Im Brennpunkt: Korea. München: C.H. Beck Verlag 2004. ISBN 3406507166.
  • John Feffer: Nordkorea und die USA, die amerikanischen Interessen auf der koreanischen Halbinsel. München: Diederichs 2004. ISBN 3720524841.
  • Martin Fritz: Schauplatz Nordkorea. Das Pulverfass im Fernen Osten. Freiburg/Basel/Wien: Herder 2004. ISBN 3451054647.
  • Michael Breen: Kim Jong-il: Nordkoreas „Geliebter Führer“. Europäische Verlagsanstalt 2004. ISBN 3434505857.
  • Andrei Lankow: KNDR wtschera i segodnja. Neformalnaja istorija Sewernoj Korei. Wostok-Sapad, Moskau 2005. ISBN 5478000604 (russisch; Überblick über die Geschichte Nordkoreas.)
  • Paul French: North Korea. The Paranoid Peninsula. A Modern History. London/New York: Zed Books 2005. ISBN 1842774735. (englisch)

[Bearbeiten] Reise- und Erfahrungsberichte von Ausländern

  • Luise Rinser: Nordkoreanisches Reisetagebuch Frankfurt a. M.: Fischer 1981. ISBN 3596242339.
  • Alfred Pfabigan: Schlaflos in Pjöngjang. Vom gescheiterten Versuch, einen skeptischen Europäer zu einem Mitglied der Großen Roten Familie zu machen Verlag Christian Brandstätter, Wien 1986. ISBN 3854472048. (Der Wiener Philosophie-Professor Alfred Pfabigan besuchte 1982 auf Einladung der nordkoreanischen Behörden Pjöngjang. Ergebnis ist eine Analyse der nordkoreanischen Alltags mit Personenkult und allgegenwärtiger Staatspropaganda aus Sicht eines Ausländers.)
  • Uwe Gerig: Roter Gott im „Paradies“. Reisenotizen und Bilder aus Nordkorea. Böblingen: Anita Tykve Verlag 1987. ISBN 3925434143 (Reisebericht eines DDR-Bürgers.)
  • Nanchu/Xing Hang: In North Korea. An American Travels through an Imprisoned Nation. Jefferson (North Carolina)/London: McFarland & Company 2003. ISBN 0786416912. (englisch; Reisebericht einer US-Amerikanerin.)
  • Christoph Moeskes (Hrsg.): Nordkorea. Einblicke in ein rätselhaftes Land. Berlin: Ch. Links 2004. ISBN 3861533189. (Überwiegend Berichte von Ausländern, die das Land aus verschiedenen - wirtschaftlichen, humanitären etc. - Gründen bereist haben.)
  • Norbert Vollertsen: Inside North Korea. Diary of a mad place. Encounter Books 2004. ISBN 1893554872 (englisch)
  • Guy Delisle, Pyongyang Drawn & Quarterly 2005. ISBN: 1896597890 (französischer Comic über einen dreimonatigen Aufenthalt bei SEK Studios, original erschienen bei L'Association)
  • Oliver Mohr: Hinter dem 38. Breitengrad / Mit Cap Anamur in Nordkorea, Lamuv Verlag GmbH, Göttingen. Gesamtherstellung Steidl, Göttingen (2000): ISBN 3889775861
  • Hans Maretzki: Kim-ismus in Nordkorea: eine Analyse des letzten DDR-Botschafters in Pjöngjang, Anita Tykve Verlag Böblingen(1991) ISBN 3925434496
  • Reisebericht einer geführten Nordkorea-Rundreise (auf Englisch): [2]
  • Reisebericht mit vielen Fotos auch des ländlichen Korea (auf Russisch http://www.tema.ru/travel/choson-1/, Tipp mit Google Übersetzungstool auf englisch übersetzen)

[Bearbeiten] Berichte von Nordkoreanern

  • Kim Hyun-hee: Die Tränen meiner Seele. Basel und Gießen: Brunnen Verlag 1999. ISBN 3765536253. (Erfahrungsbericht einer nordkoreanischen Agentin, die 1987 ein Attentat auf ein südkoreanisches Passagierflugzeug verübte.)
  • Kang Chol-hwan (mit Pierre Rigoulot): Les Aquariums de Pyongyang. Dix Ans au Goulag Nord-Coréen. Paris: Robert Laffont 2000. ISBN 2221091019. (französisch; englische Übersetzung: Aquariums of Pyongyang. Ten Years in the North Korean Gulag. New York: Basic Books 2001. ISBN 0465011012; Bericht eines Nordkoreaners, der als Kind zusammen mit seiner Familie 10 Jahre im Straflager Yodok verbrachte. Ein ins Deutsche übersetzter Ausschnitt ist zu finden in: Christoph Moeskes (Hrsg.): Nordkorea. Einblicke in ein rätselhaftes Land. Berlin: Ch. Links 2004.)
  • Juliette Morillot/Dorian Malovic: Évadés de Corée du Nord. Témoignages. Paris: Belfond Presses de la Cité 2004. ISBN 2714440576 (französisch; Erlebnisberichte nordkoreanischer Flüchtlinge)
  • Lee Soon-ok: Lasst mich eure Stimme sein! Sechs Jahre in Nordkoreas Arbeitslagern. Gießen: Brunnen Verlag 2005. ISBN 3765538485. (Bericht eines Lagerhäftlings)
  • Hyok Kang: Ihr seid hier im Paradies. Meine Kindheit in Nordkorea, Goldmann, 2005, ISBN 3442153468 (Erfahrungsbericht des 1986 in Nordkorea geborenen Hyok Kang, der 1998 mit seinen Eltern nach China floh und 2002 nach Südkorea gelangte, schildert die Lebenswirklichkeit seiner Heimat.)

[Bearbeiten] Bildbände

  • Christian Kracht, Eva Munz und Lukas Nikol: Die totale Erinnerung. Kim Jong Il's Nordkorea. Berlin: Rogner & Bernhard 2006. ISBN 3807710205.
  • Philippe Chancel: Nordkorea. Fotografien aus einem abgeschotteten Land. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf 2006. ISBN 3896027395.

[Bearbeiten] Reiseführer

  • Arno Maierbrugger: Nordkorea-Handbuch: unterwegs in einem geheimnisvollen Land. Berlin: Trescher 2004. ISBN 3897940396.

[Bearbeiten] Weblinks

wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Nordkorea – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
commons:Hauptseite
Commons
Commons: Nordkorea – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
n:
WikiNews
Wikinews: Nordkorea – Nachrichten

[Bearbeiten] Generelle Informationen

[Bearbeiten] Regierungsfreundliche Seiten

[Bearbeiten] Regierungskritische Seiten

[Bearbeiten] Filme

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Kim Yong-nam ist Vorsitzender des Präsidiums der Obersten Volksversammlung
  2. Auswärtiges Amt-- Länderinfo : Korea (Demokratische Volksrepublik, Nordkorea)
  3. Ministerium für Wiedervereinigung (Südkorea)
  4. Андрей Ланьков: КНДР вчера и сегодня. Неформальная история Северной Кореи. Москва: Восток-Запад 2005. S. 227-228.
  5. Die nordkoreanische Verfassung über Religionsfreiheit
  6. Länderprofil Nordkorea der Organisation Open Doors
  7. Bericht von amnesty international
  8. Nordkorea lässt russisch-orthodoxe Kirche zu - Artikel von der Seite aktuell.ru
  9. Pressemitteilung der Food and Agriculture Organization
  10. Überblick über die Ernährungssituation in Nordkorea vom World Food Program (englisch)
  11. Die Zeit: Was hat da geknallt?
  12. Dailynk.com: North Korea Rebroadcasts World Cup, Victories By Enemy Countries Not Telecasted
  13. Arno Maierbrugger: Nordkorea-Handbuch: unterwegs in einem geheimnisvollen Land. Berlin: Trescher 2004. ISBN 3897940396. S. 80ff.
  14. Brian Myers: Han Sŏrya and North Korean Literature. The failure of Socialist Realism in the DPRK. Ithaca (NY): Cornell University 1994.
  15. Bericht über das Pyongyang International Film Festival 2004 (englisch)
  16. Potsdamer Neueste Nachrichten : "Napola" gewinnt in Nordkorea - Preise für deutsche Filme auf Festival in Pjöngjang. 09.10.2006, S.28.
  17. Arno Maierbrugger: Nordkorea-Handbuch: unterwegs in einem geheimnisvollen Land. Berlin: Trescher 2004. ISBN 3897940396. S. 80ff.

Koordinaten: 39° 44' 56" N, 126° 24' 17" O

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