Mulberry-Hafen
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Der Mulberry-Hafen war ein im Zweiten Weltkrieg von den Alliierten konstruierter und aufgebauter Nachschubhafen.
Die Planung des Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force sah im Rahmen der Operation Neptune nach der erfolgreichen Landung in der Normandie die Errichtung zweier großer Anlegestellen für Transportschiffe vor. Ein Hafen, Mulberry "A", sollte vor Vierville-Saint-Laurent von den Amerikanern und ein zweiter, Mulberry "B", vor Arromanches von den Briten errichtet werden. Die Einzelteile wurden in England vorgefertigt und dann vor der Normandieküste zusammengebaut.
Das Prinzip war für beide Häfen das gleiche. Sie sollten Schutz vor der rauhen See bieten und die Entladung der Schiffe auch während des Tidenhubs erlauben. Ersteres konnte durch das Anwenden von Phoenix-Senkkästen und alten versenkten Schiffen erreicht werden, die ein künstliches Riff rund um den Hafen bildeten, an dem sich die Wellen brachen. Weiter draußen auf See wurden große Metallstrukturen, sogenannte Bombardons verankert, die ebenfalls zur Abschwächung der Wellen dienten. Für die Realisation einer "Rund um die Uhr Entladung" mussten sich die Piers mit Ebbe und Flut auf- und abbewegen. Auch hierfür wurden Senkkästen benutzt, in die lange Metallpfähle eingelassen waren. An diesen glitten die Pierköpfe mit der Tide auf und ab. Das Straßensystem zum Abtransport der Nachschubgüter umfasste im Hafen rund 500 ha.
An Land bauten die Alliierten große Speicherhäuser und Fuhrparks. Alte Straßen wurden verbreitert und neue zum schnelleren Warenabtransport zur Front angelegt.
Der Baubeginn der beiden Häfen war der 7. Juni 1944, ein Tag nach der Landung. Schon nach drei Tagen konnten die ersten Schiffe entladen werden. Die Fertigstellung sollte am 20. Juni erfolgen. Ein sehr heftiger Sturm, der am 19. Juni begann und sich erst nach drei Tagen abschwächte, zerstörte Mulberry "A" fast vollständig. Die Amerikaner verzichteten auf die Reparatur, so dass die noch verwendbaren Teile zur Komplettierung des leichter beschädigten Hafens Mulberry "B" benutzt wurden. Bei Vierville-Saint-Laurent entluden die Amerikaner allerdings noch Transportschiffe an Land, was sich später sogar als effektiver erwies, als die Entladung auf See.
Der britische Hafen Mulberry "B" ging kurz darauf voll in Betrieb. Insgesamt konnten hier bis zum 31. Oktober 628.000 t Nachschubgüter, 40.000 Fahrzeuge und 220.000 Soldaten an Land gehen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- J. Evans, E. Palmer und R. Walter: A Harbour Goes to War: The Story of Mulberry and the Men Who Made It Happen, Brook House, 2000, ISBN 1873547307
- Guy Hartcup: Code name Mulberry: The planning, building, and operation of the Normandy harbours, Hippocrene Books, 1977, ISBN 0882544438
[Bearbeiten] Weblinks
- Bericht über Mulberry "B" (englisch)
- Die Mulberry-Häfen (englisch)
- Weitere Infos zum Omaha Beach (deutsch/englisch)