Oldenzaal
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Provinz | Overijssel | ||||
Bürgermeister | F.T.J.M. (Frans) Backhuijs | ||||
Sitz der Gemeinde | Oldenzaal | ||||
Fläche – Land – Wasser |
21,98 km² 21,59 km² 0,40 km² |
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Einwohner – Bevölkerungsdichte |
31.362 (1. Juni 2005) 1.453 Einwohner/km² |
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Koordinaten | Koordinaten: 52° 18′ 33" N, 6° 55′ 38" O52° 18′ 33" N, 6° 55′ 38" O | ||||
Bedeutender Verkehrsweg | A1, N342, N343 | ||||
Vorwahl | 0541 | ||||
Postleitzahlen | 7570-7579 | ||||
Offizielle Website | www.oldenzaal.nl |
Oldenzaal (anhören ?/i) (Niedersächsisch: Oldenzel) ist eine Stadt und Gemeinde mit 31.000 Einwohnern in der Region Twente, Provinz Overijssel, in den Niederlanden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage und Wirtschaft
Oldenzaal liegt 10 km östlich von Hengelo und 15 km westlich von Bad Bentheim an der Autobahn A1 Amsterdam–Osnabrück und der Eisenbahnlinie zwischen denselben Städten. Die Stadt hat zwar einen Bahnhof, aber es verkehren nur noch Lokalzüge nach Hengelo.
Der Militärflugplatz Twente, wo auch kleinere Zivilmaschinen landen und aufsteigen, liegt 7 km südlich der Stadt (in Richtung Enschede).
Wegen der Nähe zur Grenze mit Deutschland haben sich, als noch eine Zollabfertigung erforderlich war, viele Transportunternehmen in der Stadt niedergelassen. Wegen der Konkurrenz aus Polen ist dieses Gewerbe mittlerweile rückläufig geworden. In Oldenzaal haben sich auch einige Betriebe der Nahrungsmittelindustrie niedergelassen. Anonsten gibt es viel Kleingewerbe. Auch der Tourismus ist von gewisser Bedeutung.
In der Umgebung gibt es Landwirtschaft. Früher wurde hier hauptsächlich Weißkohl angebaut, in der lokalen Mundart boeskool genannt. Daran erinnert ein Standbild in der Innenstadt und das Rezept Oldenzaalse boeskool, in dem feingeschnittener Weißkohl zunächst gekocht und anschließend mit Butter, Zwiebeln und Speck gebraten, mit Muskatnuss und Kreuzkümmel gewürzt und warm serviert wird.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon im frühen 8. Jahrhundert war die Stelle bewohnt, wo sich heute der Stadtkern befindet. Der schottische Mönch, Plechelmus, errichtete hier 765 eine Kirche.
Der Ortsname lautete im Mittelalter Aldensele, was „alter Saal, altes Herrenhaus, alte Siedlung“ bedeutet. 954 ließ Balderich von Utrecht, Bischof des Bistums, das damals die weltliche Gewalt über Overijssel ausübte, dort ein steinernes Gotteshaus, die heutige St.- Plechelmus-Kirche, bauen.
Der deutsche Kaiser Heinrich III. verlieh Oldenzaal 1049 das Recht, einen Wochenmarkt und am 21. Oktober eines jeden Jahres einen Jahrmarkt zu halten. Stadtrecht wurde Oldenzaal 1249 verliehen. Im Spätmittelalter schloss sich Oldenzaal der deutschen Hanse an. Der Utrechter Bischof kam oft zu Besuch; die Stadt war ein wichtiges kirchliches Zentrum mit mehreren Klöstern. Eine Großstadt wurde es jedoch, mangels eines Hafens, nie.
Die Reformation beeinflusste die Oldenzaaler kaum. Als im Achtzigjährigen Krieg der Feldherr Moritz von Nassau 1597 die Stadt für die protestantischen Niederlande erobert hatte, wurde die Rückeroberung durch den Grafen Spinola im Jahr 1605 eher als eine Befreiung empfunden. Die katholisch gebliebene Bevölkerung konnte unter spanischer Herrschaft frei ihren Glauben praktizieren. Auch wanderten katholische Flüchtlinge u.a. aus Deventer zu. Die Religionsfreiheit endete aber doch, als sich Oldenzaal 1626 den Truppen der Republik der Vereinigten Niederlande ergeben musste. Bis 1810 wurde der Kalvinismus die herrschende Religion. Sogar die alte Plechelmuskirche wurde reformiert.
Das Ende des 18. Jahrhunderts wurde von Krieg und von Raubzügen geprägt. Die Bedeutung Oldenzaals lief stark zurück, bis um 1850 die Stadt ihren Anteil an der Twentschen Textilindustrie erhielt. Auch die Eisenbahnverbindung nach Hengelo und Salzbergen brachte wirtschaftlichen Vorteil. Die reiche Familie Palthe gründete von Oldenzaal aus eine landesweite Kette von Wäschereien.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg spionierte die deutsche Gestapo mit Hilfe der holländischen Nazis (Nationaal-Socialistische Beweging) die Oldenzaaler Bevölkerung aus. Ein berühmtes Beispiel ist die Verfolgung des deutschen Jesuitenpaters Friedrich Muckermann, der nach Oldenzaal geflohen war. Die Oldenzaaler Druckerei Brüggemann druckte seine in Deutschland verbotenen Schriften weiter. Nach dem Einmarsch am 10. Mai 1940 konnte viele (potentielle) Gegner (deutsche Emigranten, Gewerkschafter, Juden, Sozialdemokraten, Kommunisten) verhaftet werden. Einige wurden sofort standrechtlich erschossen. Der Zweite Weltkrieg ließ Oldenzaal nahezu unberührt.
Um 1965 ging die Textilindustrie durch die Konkurrenz aus Asien ein, was vorübergehend hohe Arbeitslosigkeit auslöste. Als um 1990 die Autobahn A1 fertiggestellt wurde, siedelte sich wieder neues Gewerbe an.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Die Basilika St. Plechelmus, deren Turm das Stadtbild prägt, ist eine sehr sehenswerte Hallenkirche in spätromanischem Stil, mit späteren gotischen Anbauten. Sie kann im Frühling und Sommer nachmittags besichtigt werden. Im Inneren befinden sich u.a. zahlreiche Reliquiare.
Die Oldenzaaler Innenstadt wurde in den 1950er Jahren größtenteils abgerissen. Es sind trotzdem noch einzelne schöne Häuser übriggeblieben. In einem davon befindet sich das Heimatmuseum „Palthehuis“, u.a. mit einer Apotheke aus dem frühen 19. Jahrhundert. Das Haus selbst stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und präsentiert sich im Inneren heute als ehemaliges Wohnhaus der Familie Palthe im Zustand des 18. Jahrhunderts.
Die Umgebung der Stadt ist eine leicht hügelige und waldreiche Parklandschaft, die für Wanderungen und Radtouren sehr geeignet ist. In Oldenzaal sind einige Hotels und Campingplätze zu finden. Südwestlich der Stadt befindet sich das Naherholungsgebiet „Het Hulsbeek“, ein von mehreren Waldgebieten umgebener See, an dem man u.a. Wassersport treiben kann.
Alljährlich gibt es im August das Stadtfest „De boeskool is lös“, („Der Weißkohl ist (vom Erdreich) los“, also: ist geerntet), mit Markt-, Sport- und Musikveranstaltungen.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaft
Die Gemeinde Oldenzaal unterhält eine Städtepartnerschaft mit Rheda-Wiedenbrück, Nordrhein-Westfalen
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Jan Vennegoor of Hesselink, Fussballspieler
[Bearbeiten] Literatur
- Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein... Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch - niederländischen Grenzgebiet 1929–1945. LIT-Verlag. Münster 2004 (enthält u. a. Überfall auf NL, Zwangsarbeiter, Onderduiker, Verzetbeweging).
[Bearbeiten] Weblinks
- Webseite der Gemeinde (nl)
- Webseite des Verkehrsbüros (nl,de)
- Museum Het Palthehuis (nl)
- Erholungssee Het Hulsbeek (nl)
- Webseite der Plechelmuskirche mit schönen Fotos (nl)
- Webseite des Festivals "De Boeskool is lös" (nl)
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