Peter Hammerschlag
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Peter Hammerschlag (* 27. Juni 1902 in Wien; † ermordet 1942 im Konzentrationslager Auschwitz) war ein österreichischer Dichter, Schriftsteller, Kabarettist und Graphiker.
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[Bearbeiten] Herkunft, Kindheit, Ausbildung
Peter Hammerschlag wurde im IX. Wiener Bezirk Alsergrund als Sohn des Ohrenfacharztes und a.o. Professors an der medizinischen Fakultät in Wien, Viktor Hammerschlag, und Hedwig Hammerschlag, geb. Bunzl, geboren. Seine Eltern hatten 1899 nach jüdischem Ritus geheiratet; anlässlich von Peters Eintritt in die Volksschule 1908 trat seine Mutter gemeinsam mit ihm zum katholischen Glauben über. Ein Jahr später, 1909, wurde der jüngere Bruder Valentin geboren. Schon in der Schule fiel Peter Hammerschlag durch seine außerordentliche zeichnerische und komisch-schauspielerische Begabung auf. Nach der Matura studierte Peter Hammerschlag einige Zeit Kunstgeschichte an der Universität Wien und besuchte ein Semester den Lehrgang für Buch- und Illustrationsgewerbe an der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (1921/22).
[Bearbeiten] Kabarettistisches und literarisches Schaffen
In den folgenden Jahren lebte Hammerschlag von verschiedenen, vor allem illustratorischen Auftragsarbeiten. Anlässlich zweier Aufenthalte in Berlin (Mai 1929, Dezember 1929 bis Sommer 1930) kam es zu ersten kabarettistischen Auftritten, u. a. im "Küka"; seit 1930 (bis 1937) arbeitete er auf Vermittlung seines Schriftstellerkollegen und späteren Freundes Friedrich Torberg für das Prager Tagblatt, unter anderem als Autor von zahlreichen Kindergedichten (von einem umfangreichen Kinderbuch ist nur das Exposé erhalten).
Als Stella Kadmon am 7. November 1931 die legendäre Wiener Kleinkunstbühne Der liebe Augustin eröffnete, gehörte Peter Hammerschlag als Hausautor, Conférencier, Darsteller und vor allem als Blitzdichter vom ersten Moment an zu ihrem Team. Hammerschlags Fähigkeit, auf Zuruf aus dem Publikum aus dem Stegreif Gedichte, darunter auch scheinbar ausgefeilte Parodien auf zeitgenössische Dichter wie Hugo von Hofmannsthal und Theodor Kramer, zu gestalten, passte perfekt in die improvisatorisch-spontane Linie der Bühne in ihren ersten Jahren.
Ab 1933 verfasste Peter Hammerschlag auch Beiträge für andere Wiener Kleinkunst-Etablissements, so für "Die Stachelbeere", die "Literatur am Naschmarkt" (neben Jura Soyfer, Rudolf Weys, Hans Weigel und vielen anderen), das "ABC" (wieder gemeinsam mit Jura Soyfer, neben Fritz Eckhardt, Leo Aschkenasy ...), die Österreichische Volksbühne in der Wiener "Kultur-Sternwarte" "Urania" und für die "Kleinkunst in den Colonaden". Darüber hinaus veröffentlichte er Beiträge in Zeitschriften, z. B. in der "Weltbühne", die er oft mit eigenen Illustrationen und Karikaturen ausstattete. Die Presse lobte Hammerschlag für die hohe Qualität seiner stets spontan und locker-musikalisch skizziert wirkenden Gedichte.
[Bearbeiten] Verfolgung und Tod
Im Juli 1938 wurde die elterliche Wohnung, in der auch Peter Hammerschlag lebte, "arisiert". Von Peter Hammerschlags Familie konnte sich nur sein jüngerer Bruder Valentin durch eine Flucht nach Buenos Aires vor den Nationalsozialisten retten. Peter Hammerschlag versuchte die Flucht nach Jugoslawien. Er traf in Belgrad Stella Kadmon wieder, der die Ausreise nach Israel gelang, während Hammerschlag im November 1939 in Jugoslawien verhaftet und nach Wien ausgewiesen wurde. Zum ersten Programm des Kabaretts Wiener Werkel (unter diesem Namen versuchten die "arischen" AutorInnen und DarstellerInnen der "Literatur am Naschmarkt", ihre zeitkritische Arbeit unter der Nazidiktatur fortzuführen) steuerte Hammerschlag noch einige Texte bei.
Ab 1941 musste er Zwangsarbeit verrichten. 1942 wurden die Eltern Hammerschlags deportiert und kamen im KZ Theresienstadt um. Peter Hammerschlag wurde als U-Boot von seinem Freund, dem Komponisten Alexander Steinbrecher, in dessen Wohnung versteckt. Als er Steinbrechers Wohnung verließ, wurde er verhaftet und mit dem Transport vom 17. Juli 1942 nach Auschwitz gebracht, wo er ermordet wurde. Das Datum seines Todes ist unbekannt.
Peters Bruder Valentin Hammerschlag kehrte 1966 aus der Emigration nach Europa zurück und wählte 1975 den Freitod.
[Bearbeiten] Wiederentdeckung des Werkes
Die Wiederentdeckung von Peter Hammerschlags Werk ist seinem Nachlassverwalter Friedrich Torberg zu verdanken, der 1972 eine kleine Auswahl von Hammerschlags Lyrik unter dem Titel "Der Mond schlug grad halb acht" herausgab - ein großes Verdienst, auch wenn die Ausgabe wegen der starken Bearbeitung der Gedichte durch Torberg in der Folge viel kritisiert wurde (vgl. auch die ähnliche Editions- und Rezeptionsgeschichte der Auswahl-Ausgabe der Werke von Fritz von Herzmanovsky-Orlando durch Friedrich Torberg). KünstlerInnen wie André Heller, Helmut Qualtinger, Gerhard Bronner und Peter Wehle begannen in der Folge, Werke von Peter Hammerschlag in Lesungen und Vertonungen zu interpretieren. Weitere Werkausgaben folgten, wobei sich vor allem die Herausgeberin Monika Kiegler-Griensteidl um editorische Sorgfalt bemühte und auch die Illustrationen Hammerschlags der Öffentlichkeit zum Teil wieder zugänglich machte. 1997 widmete das Jüdische Museum in Wien Peter Hammerschlag die Ausstellung "Kringel Schlingel Borgia" mit einem reichen Rahmenprogramm von Lesungen und musikalischen Huldigungen an den ermordeten Künstler.
[Bearbeiten] Leseprobe
zitiert nach Peter Hammerschlag: Die Wüste ist aus gelbem Mehl. Groteskgedichte. Mit einem Nw. v. Friedrich Achleitner. Hg. v. Friedrich Achleitner u. Monika Kiegler-Griensteidl. Mit 12 Zeichnungen des Autors. Zsolnay, Wien 1997.
Der junge Hund
Der junge Hund passt nicht in seine Haut.
Stets rutscht er - in sich selber - hin und her.
Wenn er dir seine Hände anvertraut,
Dann werden seine Hinterfüße leer.
In seinem Herzen ist auch noch viel Platz,
Er ist ein unbedingter Optimist.
Mit Lächeln naht er sich der Buckelkatz,
Erst später hört er, wie pervers das ist.
Jetzt kommt der Mensch und sieht mit Kennerblick:
"... Der Hund ist nett! Nur noch ein biiiisschen nackt!"
Rasch um die Kehle einen Lederstrick!
Jetzt hat den Hund die Eitelkeit gepackt!
An dieses "Halsband" kommt ein Stückchen Blech...
"Gib acht darauf! Das kostet s e h r viel Geld!"
"Schon gut!", sagt drauf der Hund und lächelt frech
Und sagt "Heff-heff". Was er für Bellen hält.
An seinem Mund hängt so ein Gitterdings,
Das Ganze kommt an eine Lederschnur.
Er putzt verzweifelt sich, bald rechts, bald links,
Der Maulkorb sitzt... Der Hund geht auf die "Tour"...
Bald schleift er nach, bald liegt er wieder schief,
Dann ruht er tiefbetrübt auf dem Popo...
Die Falten seiner Stirne werden tief.
Er hebt das Bein... Doch - ohne Animo...
Vieltausend Lehren klingen ihm im Ohr
Und ganz verwirrt kommt er zu Hause an.
"MAN SPRINGT AN HELLEN HOSEN NICHT EMPOR!"
"MAN BEISST AUCH NICHT DIE GUTE STRASSENBAHN!"
Die Summe dessen, was man d o c h nicht darf,
- Begreift der Hund - d a s bildet dann die W e l t!
So wird der Hund... Und später wird er "scharrrf"!
... Er hat sich das g a n z anders vorgestellt ...
[Bearbeiten] Werkauswahl
Bücher:
- Peter Hammerschlag: Der Mond schlug grad halb acht. Grotesk-Gedichte. Eingeleitet und hg. v. Friedrich Torberg. Mit 51 Federzeichnungen von Bil Spira. Zsolnay, Wien-Hamburg 1972.
- Steif weht der Wind von der Postsparkassa. Groteskgedichte und Gelegenheitsprosa. Hg. v. Gerhard Bronner. Zsolnay, Wien-Hamburg 1984.
- Peter Hammerschlag: Die Wüste ist aus gelbem Mehl. Groteskgedichte. Mit einem Nw. v. Friedrich Achleitner. Hg. v. Friedrich Achleitner u. Monika Kiegler-Griensteidl. Mit 12 Zeichnungen des Autors. Zsolnay, Wien 1997.
- Peter Hammerschlag: Die Affenparty. Prosa. Mit 11 Zeichnungen des Autors. Hg. v. Volker Kaukoreit u. Monika Kiegler-Griensteidl. Zsolnay, Wien 2001.
Video:
- Bronner, Gerhard und Elfriede Ott, Der Hammerschlag des lieben Augustin. Texte v. Peter Hammerschlag, Musik v. Gerhard Bronner. Vertrieb: Hoanzl
Nachlass:
- ÖNB, Österreichisches Literaturarchiv: http://www.onb.ac.at/sammlungen/litarchiv/bestand/sg/nl/hammers.htm.
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag über Peter Hammerschlag im Österreich-Lexikon von aeiou
Personendaten | |
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NAME | Hammerschlag, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Dichter, Schriftsteller, Kabarettist und Graphiker |
GEBURTSDATUM | 27. Juni 1902 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 1942 |
STERBEORT | KZ Auschwitz |