Peter Hartz
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Peter Hartz (* 9. August 1941 in St. Ingbert) ist ein ehemaliger deutscher Manager. Er war bis Juli 2005 der Personalvorstand und Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG.
Nach ihm wurden die als Hartz-Konzept benannten Arbeitsmarkt-Reformen der frühen 2000er Jahre benannt. Peter Hartz ist Mitglied der SPD und der IG Metall.
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Leben
Peter Hartz wuchs als jüngster von drei Söhnen eines Hüttenarbeiters im saarländischen Niederwürzbach auf. Nach seiner mittleren Reife machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Nach seinem zweiten Bildungsweg folgte 1965 ein dreijähriges Studium in Saarbrücken. Peter Hartz lebt heute noch im Saarland, ist verheiratet und hat einen Sohn.
Hartz ist Stifter und Kuratoriumsmitglied der SHS-Foundation, einer Stiftung mit dem Ziel, alle Saarländer rund um die Welt zu vernetzen. Sein Bruder Kurt Hartz war von 1980 bis 1999 Abgeordneter im saarländischen Landtag für die SPD.
Von der Universität Trier erhielt Hartz 1994 die Ehrendoktorwürde. 2004 wurde ihm vom Ministerpräsidenten des Saarlands Peter Müller der Ehrentitel Professor verliehen.
Karriere
Hartz führte in der Folge mehrere saarländische, aber auch internationale Unternehmen. War Personalchef der Dillinger-Hütte. Parallel initiierte er gemeinnützige Projekte und sicherte so Beschäftigten den Arbeitsplatz. So gilt er auch als Initiator der deutschen Stahlstiftung.
Ab 1993 war Hartz Personalvorstand bei der Volkswagen AG in Wolfsburg. Hier erarbeitete er Projekte wie die Vier-Tage-Woche oder 5000×5000. Das Projekt 5000×5000 bedeutete, dass Volkswagen 5000 neue Arbeitnehmer einstellte, die allerdings nicht nach dem geltenden Haustarifvertrag bezahlt wurden, sondern brutto jeweils 5000 DM pro Monat verdienten.
Zu größerer Bekanntheit kam Hartz Anfang 2002, als er von der Bundesregierung zur Entwicklung von Reformen am Arbeitsmarkt beauftragt wurde. Dies tat er zusammen mit der nach ihm benannten Hartz-Kommission, die das ebenfalls nach ihm benannte Hartz-Konzept erarbeitet hat. Einige seiner Maßnahmen wurden allerdings nicht umgesetzt.
Veruntreuung von Firmengeldern
Er gilt als Freund des früheren Škoda-Managers Helmuth Schuster, gegen den im Juli 2005 wegen Untreue und Betrugs im Rahmen der VW-Korruptionsaffäre ermittelt wird. Auch Personalvorstand Peter Hartz geriet in diesem Zusammenhang immer mehr in die Schusslinie, nachdem ruchbar geworden war, dass er sich mehrfach auf Firmenkosten mit der brasilianischen Prostituierten Joselia R. vergnügt hatte. Am 8. Juli 2005 bot er seinen Rücktritt an, nachdem in der Presse immer wieder von einer Mitwisserschaft Hartz' spekuliert wurde. Am 13. Juli 2005 empfahl das vierköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrates einstimmig, das Rücktrittsangebot von Peter Hartz als Personalvorstand anzunehmen. Hartz wurde jedoch keine Abfindung gewährt. Seit seinem Ausscheiden aus dem Vorstand bezieht er eine altersbedingte Rente. Dem Präsidium gehörten zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende des Aufsichtsrates Ferdinand Piëch, der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen Christian Wulff, der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Metall Jürgen Peters sowie der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der Volkswagen AG Bernd Osterloh an.
Am 7. Oktober 2005 gab die Staatsanwaltschaft Braunschweig an, ein Ermittlungsverfahren gegen Hartz wegen Verdachts der Untreue einzuleiten.
Am 9.Oktober 2006 soll Peter Hartz gegenüber der Braunschweiger Oberstaatsanwältin Hildegard Wolff zugegeben haben, dass er ein Jahrzehnt lang den einstigen Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert „begünstigt“ hat. Angeblich ohne Wissen des damaligen Vorstandschefs Ferdinand Piëch und anderer Top-Manager des VW-Konzerns zahlte Hartz an Volkert zwischen 1995 und 2005 Jahr für Jahr einen „Sonderbonus“ von 200.000 Euro – insgesamt somit zwei Millionen Euro. Zu dem System der Vergünstigungen soll auch gehört haben, dass Hartz der brasilianischen Geliebten von Volkert, Adriana Barros, ein Zusatzeinkommen verschaffte. Lange Zeit soll sie 7.600 Euro pro Monat erhalten haben – insgesamt 399.000 Euro.
Am 15. November 2006 wurde bekannt, dass gegen Peter Hartz in Braunschweig ein Strafverfahren wegen Untreue als VW-Vorstand in 44 Fällen eröffnet wurde. Ihm drohte für jede dieser 44 Taten eine Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren und damit als Gesamtstrafe eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.
Am 17. Januar 2007 gestand Hartz in der auf lediglich zwei Tage angesetzten Gerichtsverhandlung alle 44 Klagepunkte ein, der Gesamtschaden dieser Schmiergeld-Affäre beträgt 2,6 Millionen Euro, wofür zehn Jahre Freiheitsstrafe verhängt werden können. Fast zwei Millionen Euro dieser Summe zahlte Hartz an seinen engen Freund Klaus Volkert, damaliger Chef des Betriebsrats. Staatsanwaltschaft und Verteidiger einigten sich allerdings auf 2 Jahre Bewährungsstrafe und 300.000 Euro Geldstrafe im Gegenzug zum vollen Geständnis. Außerdem wurde auf die Vernehmung einer Reihe von Zeugen verzichtet. Dieser "kurze" Prozess wurde in Zeitungskommentaren kritisiert. Nach der Sächsischen Zeitung vom 18. Januar 2007 sei es "instinktlos, 'Urteilsabsprachen' schon bei Prozessbeginn zu treffen." Schon das Wort zeuge von mangelndem Gefühl für die gesellschaftliche Bedeutung dieses Prozesses.
Das Landgericht Braunschweig verurteilte Hartz am 25. Januar 2007 wegen Untreue und Begünstigung des VW-Betriebsratschefs zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.
Somit gilt Peter Hartz, der maßgeblich an der größten Arbeitsmarktreform der Bundesrepublik Deutschland mitgewirkt hat, als vorbestraft.
Außerdem muss Hartz eine Geldstrafe von rund 576 000 Euro zahlen. Unklar ist noch, ob Volkswagen die 2,6 Millionen Euro zurückfordern wird. Wobei hierbei die Tatsache nicht verkannt werden darf, dass die Strafe für den Tatbestand, welcher als schwere Korruption eingestuft werden kann, sehr mild ausgefallen ist.
Weblinks
PND: kein individualisierter Datensatz vorhanden (Stand: 13. November 2006)
Nicht individualisierter Eintrag zum Namen Peter Hartz im Katalog der DNB |
- Frigga Haug: "Schaffen wir einen neuen Menschentyp". Von Henry Ford zu Peter Hartz. - Das Argument 252/2003
- Hartz fällt das Schweigen schwer – Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.08.2004, S.16
- VW-Affäre - Staatsanwalt ermittelt gegen Hartz - STERN vom 7.10.2005
- Polizei durchsucht VW-Büro von Hartz - Süddeutsche vom 7.10.2005
- VW-Affäre: Anklage gegen Ex-Arbeitsdirektor Hartz - NDR, 15.11.2006
Personendaten | |
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NAME | Hartz, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Manager |
GEBURTSDATUM | 9. August 1941 |
GEBURTSORT | St. Ingbert, Saarland, Deutschland |
Kategorien: Mann | Deutscher | Manager | Volkswagen | SPD-Mitglied | Geboren 1941