Peter Tosh
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Peter Tosh (* 19. Oktober 1944 in Grange Hill, Jamaika; † 11. September 1987 in Kingston; eigentlich Winston Hubert McIntosh) war ein jamaikanischer Sänger. Er war Gründungsmitglied der Roots-Reggae-Band The Wailers (später Bob Marley and The Wailers) und deren fester Bestandteil von 1963 bis 1974. In seinen zahlreichen Songs, zumeist politisch oder religiös, besang er die fehlende Gleichberechtigung der Schwarzen, und seinen Glauben, den Rastafarianismus. Er wurde 1987 ermordet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und Schaffen
[Bearbeiten] Jugend
Peter Tosh, wegen seines umfangreichen Wissens über Cannabis als Medizin auch Bush Doctor genannt, zählte mit Bob Marley und Jimmy Cliff zu den einflussreichsten und herausragendsten Vertretern des Reggae. Er wurde am 9. Oktober 1944 in Grange Hill im Church Lincoln District auf der Karibikinsel Jamaika geboren. In jungem Alter zog er nach Belmont. Durch seine Begeisterung für den amerikanischen Rhythm and Blues, entwickelte sich auch seine Leidenschaft für die Musik mehr und mehr. Mit 15 zog er von Westmoreland in das Armutsviertel Trenchtown, ein berüchtigtes Slum in Kingston. Der Reggaemusiker Joe Higgs brachte ihm das Gitarrespielen bei. Von ihm stammt auch der Spitzname Stepping Razor, der auf Toshs manchmal etwas hitziges Temperament hindeuten sollte. Durch ihn lernte Peter Bunny Wailer und Bob Marley kennen, die zusammen mit ihren Familien aus dem kleinen Dorf Nine Miles nach Kingston gezogen waren. Mit ihnen, Junior Braithwaite und den Backgroundsängerinnen Beverly Kelso und Cherry Smith gründete er 1963 eine Band, die später Musikgeschichte schreiben sollte, die Wailers. Zuvor hatte die Band bereits unter vielen anderen Namen gespielt, darunter The Wailing Rudeboys, The Teenagers, später auch The Wailing Wailers.
[Bearbeiten] The Wailers
Wenige Zeit später begannen sie die ersten Aufnahmen im Studio One von Clement "Sir Coxsone" Dodd zu machen. Das Resultat waren Hits wie "Simmer Down", (dieser allerdings noch im Ska-Stil) der sofort ein Nummer- 1 Hit in Jamaica wurde, "One Love", und den ersten Song den Peter sang, "Hoot Nanny Hoot". Die Lieder ließen erahnen, dass die drei auch in Zukunft ernsthafte, bewusst politische Musik aufnehmen würden, in denen sie immer wieder die Missstände in der jamaikanischen Gesellschaft kritisierten, und zu Liebe und Frieden aufriefen. Zwei Jahre später jedoch, 1965, verließen Junior Braithwaite, sowie Beverly Kelso und Cherry Smith die Band. Deswegen brachen die Wailers auch bald mit dem Label von Clement Dodd, und kamen bei dem Label von Lee Perry, Upsetter Records, unter Vertrag. Im Jahre 1970 stießen zwei neue Musiker zur Band. Die Brüder Aston Barrett, der Bassist, und der Schlagzeuger Carlton Barrett. Carlton Barrett wurde 1987 ermordet. Er war einer der einflussreichsten Schlagzeuger des Reggae. Um das Jahr 1970 ging auch die, bis dahin vom Ska dominierte Musik immer mehr in den Reggae (oder auch Rocksteady) über. Bis das Album Catch a Fire veröffentlicht wurde, das erste Roots-Reggae Album der Geschichte. Doch auch die Zeit bei Lee Perry und Upsetter Records sollte nicht lange andauern. Um 1973 unterzeichneten sie bei dem Label Island Records des jungen jamaikanischen Produzenten Chris Blackwell einen Vertrag, der bis zum Tod von Bob Marley, und der daraus folgenden Auflösung von Bob Marley and The Wailers halten sollte. Zu dieser Zeit hatten sie bereits ihr eigenes Label, das sie Tuff Gong nannten, gegründet. Das Studio war auf der Hope Road,56 in dem Haus von Bob Marley eingerichtet worden. Am 13. April 1973 erschien das Album Catch A Fire, dessen Veröffentlichung für viele ein großer Moment in der Geschichte des Reggae darstellte. Dieses Album war eines der ersten Roots-Reggae Arbeiten, und hob den Reggae damit auf eine komplett neue Ebene. Reggae-Hymnen wie "Trenchtown Rock", "Stir It Up" oder die Tosh-Marley-Co-Produktion "Get Up, Stand Up" machten die Wailers danach zu weltweit bekannten Musikern und jamaikanischen Nationalhelden. Mit wachsendem internationalen Erfolg steigerten sich jedoch auch die Spannungen innerhalb der Gruppe. Insbesondere Peter Tosh traute Chris Blackwell nicht und bemerkte zudem, dass Bob Marley immer mehr zum großen Star avancierte, während die anderen Wailers in seinem Schatten standen. Die Hervorhebung von Bob Marley führte später auch zu der Umbenennung der Band in Bob Marley and The Wailers. Nachdem Peter und Bunny auf dem Album Burnin´ überwiegend nur noch als Backgroundsänger auftreten durften, kam es zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen, die 1974 letztendlich auch zur Trennung führten. Peter und Bunny verließen die Band. Dennoch blieben beide, Tosh und Wailer, ihrem alten Freund und Bruder Bob, bis zum Tod von Bob Marley 1981, in Freundschaft verbunden. Bunny Wailer produzierte und produziert bis heute ehemalige Bob-Marley-Titel und erinnert immer wieder an seinen Spirit.
[Bearbeiten] Solokarriere
Nachdem Peter Tosh sich von The Wailers getrennt hatte unterzeichnete er einen Plattenvertrag bei Capitol Records, und startete somit seine Solokarriere. In seinem ersten Album Legalize It forderte er die Legalisierung von Marihuana. Sein zweites Album Equal Rights, auf dem er vor allem die Ungerechtigkeit überall auf der Welt kritisierte, wird von vielen Menschen und zahlreichen Musikkritikern für seine beste Arbeit gehalten. Mit seiner Word, Sound and Power Band, in der auch der berühmte Schlagzeuger Sly Dunbar und der Bassist Robbie Shakespeare Mitglieder waren, nahm er alte Songs wie Downpressor Man oder auch Get Up, Stand Up neu auf. Kurz nachdem das Album veröffentlicht wurde, trat er neben vielen anderen Künstlern bei dem One Love Peace Concert am 22. April 1978 in Kingston auf. Dort tadelte er Premierminister Michael Manley und Oppositionsführer Edvard Seaga heftig für deren Untätigkeit im Bezug auf Hilfe für die armen Bevölkerungsschichten, und rief gleichzeitig dazu auf, Marihuana zu legalisieren. Außerdem attackierte er das "Shitstem", welches seiner Meinung nach dazu benutzt wurde, die Schwarzen in der ehemals englischen Kolonie Jamaika zu unterdrücken. Auf diese Aussagen reagierten die Politiker empört und brutal und ließen Peter Tosh wegen Drogenbesitzes inhaftieren. In Haft wurde er von mehreren Polizisten über neunzig Minuten lang zusammengeschlagen.
Bald unterzeichnete er bei dem Label der Rolling Stones nachdem Mick Jagger Peters Performance auf dem Konzert gesehen hatte. Während dieser Zusammenarbeit veröffentlichte Peter Tosh drei Alben. Das erste, Bush Doctor, wurde im Jahre 1978 veröffentlicht. Auf diesem Album sang er ein Duett mit Mick Jagger, Don't Look Back. Danach spielte er auf der US-Tour der Band auf dem Eröffnungskonzert, bevor er die Arbeit an den Alben Mystic Man von 1979 und Wanted Dread And Alive von 1981 begann. Für letzteres Album nahm er auch einen Song auf, dessen ursprünglich von Bob Marley für den holländischen Produzenten Ted Pouder gesungene Originalversion die Inspiration für den Song Fools Die (For Want Of Wisdom) wurde. Dieser Song, früher auch einfach Wisdom oder auch Lips of the Righteous genannt, wurde und wird von vielen Kritikern als Peter Toshs Redemption Song angesehen. 1983 erschien das Album Mama Africa auf dem auch die Coverversion Johnny B. Goode von Chuck Berry enthalten war. Das Konzert im Greek Theatre in Los Angeles im August 1983, wurde auf der DVD Peter Tosh Captured Live festgehalten. Zu dieser Zeit war Peter Tosh in vielen Ländern bekannt. Allerdings legte Peter Tosh auch ein aggressives und (bedingt durch schlechte Erfahrungen) extrem misstrauisches Verhalten an den Tag, was ihn zunehmend ins Abseits manövrierte. Anfang September 1987 veröffentlichte er das Album No Nuclear War, und plante auf das Album eine Tournee folgen zu lassen.
[Bearbeiten] Tod
Eine Woche nach der Veröffentlichung von No Nuclear War verbrachte er mit Freunden einen ruhigen Abend in seinem Haus in Kingston, bis plötzlich der Gunman Dennis "Leppo" Lobban vor der Tür stand und Geld von Peter Tosh verlangte. Kurz darauf traf DJ Jeff "Free-I" Dixon mit seiner Frau ein. Alle Gäste wurden im Wohnzimmer von Peter Toshs Haus versammelt, und nocheinmal wurde Geld gefordert. Als Peter erklärte, dass kein Geld im Haus sei, eröffnete der Gunman mit zwei seiner Komplizen das Feuer. Marlene Brown überlebte schwer verletzt. Peter starb noch am selben Abend und Jeff Dixon drei Tage darauf im Universitätskrankenhaus von Kingston an seinen Verletzungen. Peter Tosh wurde nur 43 Jahre alt. Sein Mörder erhielt später die Todesstrafe.
Sein Sohn Andrew Tosh, den er mit der Schwester Bunny Wailers, Shirley Livingston, hatte, ist auch Reggae-Musiker geworden. 2004 veröffentlichte er das Album Andrew Sings Tosh: He Never Died, in dem er an seinen Vater erinnert.
Am 6. Juni 2003 erschien das Best-Of Album von Peter Tosh. The Best Of Peter Tosh 1978-1987. Auf dem Cover befindet sich eine Signatur von Peter Tosh. Wolde Semayat, sein äthiopischer Name, der soviel wie Sohn des Donners bedeutetet.
[Bearbeiten] Diskografie
[Bearbeiten] Studioalben
The Wailers
- Catch a Fire (1972)
- African Herbsman (1973)
- Burnin' (1973)
Solo-Karriere mit der Word, Sound and Power Band
- Legalize It (1976)
- Equal Rights (1977)
- Bush Doctor (1978)
- Mystic Man (1979)
- Wanted Dread And Alive (1981)
- Mama Africa (1983)
- No Nuclear War (1987)
[Bearbeiten] Livealben
- Live & Dangerous Boston 1976 (2001)
- Live at the One Love Peace Concert 1978 (2000)
- Live at the Jamaica World Music Festival MoBay 1982 (2001)
- Captured Live (1984)
[Bearbeiten] Kompilationen
- The Toughest (1988)
- Collection Gold (1994)
- Honorary Citizen (1997)
- Scrolls Of The Prophet: The Best of Peter Tosh (1999)
- Arise Black Man (1999)
- The Essential Peter Tosh - the Columbia Years (2003)
[Bearbeiten] Film/Konzertmitschnitte
- Steppin' Razor RED X (DVD 2005)
- Captured Live (DVD 2002)
[Bearbeiten] Literatur
- Constantine, Alex: Tötet den Rock'n'Roll; 2002, Strange Verlag, 40699 Erkrath, ISBN 3-89064-813-4
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.ptosh.com/
- http://laut.de/wortlaut/artists/t/tosh_peter/index.htm
- http://www.thunderable.com/
- Discographie
Personendaten | |
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NAME | Tosh, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | McIntosh, Winston Hubert |
KURZBESCHREIBUNG | jamaikanischer Sänger |
GEBURTSDATUM | 9. Oktober 1944 |
GEBURTSORT | Grange Hill, Westmoreland Parish (Jamaika) |
STERBEDATUM | 11. September 1987 |
STERBEORT | Kingston |