Prizren
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Prizren (albanisch Prizren, serbisch-kyrillisch Призрен) ist eine Stadt im Südwesten des Kosovo (serbisch Kosovo i Metohija/albanisch Kosovë oder Kosova). Sie ist Hauptsitz der Großgemeinde Prizren in der zu Serbien gehörenden, aber von der UNO verwalteten Provinz Kosovo. Prizren ist Sitz der katholischen Apostolischen Administratur Prizren, diese ist für die Verwaltung der Katholiken im Kosovo zuständig. Es ist Hauptsitz der Multinationalen Task Force South der KFOR. Ihr Hauptquartier befindet sich in der ehemaligen Kaserne der Jugoslawischen Volksarmee.
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[Bearbeiten] Geografie
Prizren ist von Hochgebirgen umgeben: Im Süden befinden sich die Malet e Sharrit/Šar Planina und im Westen das Pashtrik-Gebirge. Die Stadt gehört zur historischen Region Rrafshi Dugagjinit (serb. Metohija). Prizren liegt an den Ufern des Flusses Bistrica e Prizrenit (alb.)/Prizrenska Bistrica (serb.).
[Bearbeiten] Bevölkerung
Prizren hat 107.614 Einwohner (Stand 31. Dezember 2003). Die ethnische Struktur hat sich durch den Kosovo-Krieg jedoch deutlich gewandelt. Im Jahr 2002 lebten, nach Schätzungen der OSZE, in der Großgemeinde Prizren rund 180.000 Albaner (1991: 132.000), 21.000 Bosniaken (1991: 19.000) 14.000 Türken (1991: 7.200), 5.000 Roma (1991:4.000) und 200 Serben (1991: 11.000).
Damit setzt sich die Bevölkerung prozentual zusammen aus 81,6 Prozent Albanern, 9,6 Prozent Bosniaken, 6,4 Prozent Türken, 2,3 Prozent Roma und 0,09 Prozent Serben. Prizren ist eine muslimisch geprägte Stadt: 94 Prozent gehören dieser Glaubensrichtung an (Albaner, Bosniaken, Türken, Roma und Aschkali), fünf Prozent sind Katholiken (Albaner) und ein Prozent serbisch-orthodox. Die Zusammenarbeit zwischen muslimischen und katholischen Gemeinden gilt als gut.
[Bearbeiten] Geschichte
- Siehe auch: Geschichte des Kosovo
Prizren spielt im historischen Bewusstsein von Serben und Albanern eine entscheidende Rolle. Prizren wird erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts in byzantinischen Quellen als Sitz eines Bischofs erwähnt. Eine Bulle des Kaisers Basileios II. nennt Prizren als eine der dem Erzbistum Ohrid unterstellten Eparchien. Sie umfasste damals nur einen Teil des heutigen Kosovo.
Spätestens 1216 wird Prizren - bis dahin unter byantinischer Herrschaft stehend - Teil des serbischen Reiches. Im serbischen mittelalterlichen Reich des Königs Stefan Uroš IV. Dušan war Prizren Handelszentrum; in seine Regierungszeit fällt auch die erste Erwähnung einer katholischen Kirche in Prizren. Von 1330 bis 1380 wurde eine Reihe katholischer Bischöfe von Prizren ernannt, allerdings ist nicht bekannt, ob diese Ernennung rein nominell war oder ob die ernannten Bischöfe je ihre Diözese besuchten. Die Tolerierung eines katholischen Elementes in Prizren geht vermutlich auf die Anwesenheit kroatischer Kaufleute aus Dubrovnik zurück.
Gegen Endes des 19. Jahrhunderts war Prizren Sitz eines Sandschak im europäisch-türkischen Vilayet Kosovo. In Prizren wurde 1878 von den Albanern die Liga von Prizren gegründet, dies gilt als Geburtsstunde der albanischen Nationalbewegung.
Nach dem Ersten Balkankrieg 1912/13 fiel das Kosovo mit Prizren an das Königreich Serbien. Ende 1918 wird die Stadt Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien). Im föderalen System des sozialistischen Jugoslawien ab 1945 kommt Prizren zur neu geschaffenen Republik Serbien als Teil der Provinz Kosovo und Metochien. Seit 1999 gehört die Stadt gehört zu der unter UN-Verwaltung stehenden Provinz Kosovo.
Am 17. März 2004 wurde das ehemalige serbische Viertel Podkalaya (unter den Ruinen der ehemaligen Türkischen Festung Kalaya) von randalierenden Albanern in Schutt und Asche gelegt. Zerstört oder beschädigt wurden außerdem zwei serbisch-orthodoxe Klöster, darunter das berühmte Erzengelkloster, das orthodoxe Priesterseminar und fünf andere orthodoxe Stätten. Die gemäßigte politische Führung der Kosovo-Albaner verurteilte die Übergriffe gegen Serben.
[Bearbeiten] Politik
Drei Parteien der ethnischen Minderheiten haben ihren Hauptsitz in Prizren: KDTP (Türken), DSB (eine der bosnischen Parteien) und PREBK (eine der Roma-Parteien).
Das 41-köpfige Parlament der Großgemeinde Prizren setzt sich seit den Kommunalwahlen 2002 wie folgt zusammen (in Klammern die nationale Zugehörigkeit der Partei, soweit bekannt):
- LDK (alb.): 16 Sitze
- PDK (alb.) : 12 Sitze
- KDTP (türk.): 4 Sitze
- AAK (alb.): (2) Sitze
- VATAN (bosn.): 2 Sitze (2)
- KP (serb.) 1
- DPP: 1
- PD: 1
- BSDAK (bosn.): 1
- PSHDK: 1
Die Roma sind nicht im Parlament vertreten. Präsident der Municipality ist Eqrem Kryeziu (LDK), Verwaltungschef ist Ragip Gajraku (LDK).
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Prizren ist eine altertümliche Stadt mit orientalischem Flair. Eine alte Türkenbrücke genannt Ura e gurit überspannt den Fluss Bistrica e Prizrenit/Prizrenska Bistrica.
Die serbisch-orthodoxe Muttergotteskirche Ljeviska in Prizren ist die einzige erhaltene mittelalterliche serbische Stadtkathderale. Sie wurde in den Jahren 1306/06 errichtet und enthält Wandmalereien von höchster Qualität. Im Juli 2006 wurde sie in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
In Prizren steht die größte Moschee (Gjamia e Sinan Pashës/Sinan Pašina Džamija) des Landes. Auch weitere alte Klöster sind in der Stadt zu finden. Prizren ist außerdem Sitz eines serbisch-orthodoxen Bischofs.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Anton Pashku, albanischsprachiger Schriftsteller und Verlagslektor
- Arian Beqaj , albanischer Nationalspieler
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Prizren – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 42° 14' N 20° 44' O