Reformationsdenkmal (Genf)
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Das Internationale Reformationsdenkmal (französisch: Monument international de la Réformation) in Genf erinnert an die internationale Ausstrahlung der Genfer Reformation.
Der Grundstein des Denkmals wurde am vierhundertsten Geburtstag von Johannes Calvin im Jahre 1909 gelegt. Das aus einem Wettbewerb mit 70 Konkurrenten siegreich hervorgegangene Projekt stammte von vier Schweizer Architekten, zu denen Alphonse Laverrière und Jean Taillens gehörten, und die Statuen wurden von den beiden französischen Bildhauern Paul Landowski und Maurice Reymond ausgeführt. Vollendet wurde das Denkmal 1917.
Es besteht aus einer etwa 100m langen, bewusst schmucklos gehaltenen Skulpturenwand im Parc des Bastions beim Hauptgebäude der Universität Genf. Die zum Bau verwendeten Steine stammen aus den Steinbrüchen von Pouillenay im Burgund. Gegenüber der Wand liegt eine Treppe aus Granit vom Mont Blanc, in deren Seitenmauern die Namen "Luther" und "Zwingli" eingemeisselt sind.
Auf einem Sockel, der mit der griechischen Abkürzung des Namens Jesu (ΙΗΣ) beschriftet ist, stehen in der Mitte die vier wuchtigen Statuen von Guillaume Farel, Calvin, Theodor Beza und John Knox. Links und rechts davon folgen Reliefs zu wichtigen Ereignissen der Reformationsgeschichte.
Zu jedem Relief gehört wiederum eine kleinere Statue einer mit dem auf dem Relief dargestellten Ereignis in mehr oder weniger nahem Zusammenhang stehenden reformierten Persönlichkeit (dazu jeweils das Thema des Reliefs):
- Gaspard de Coligny (1517-1572): Der französische König Heinrich IV. unterzeichnet am 13. April 1598 das Toleranzedikt von Nantes
- Wilhelm von Nassau (1533-1584): Am 26. Juli 1581 verkündigen die versammelten Generalstaaten der Niederlande im Haag die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Provinzen
- Stephan Bocskai (1556-1606): Am 13. Dezember 1606 übergibt Bocskai dem ungarischen Landtag den Friedensvertrag von Wien, worin Kaiser Rudolf II. den Ungaren Religionsfreiheit zusichert
- Oliver Cromwell (1599-1658): Das Unterhaus und das Oberhaus des englischen Parlamentes präsentieren Wilhelm von Oranien und seiner Frau Maria am 26. Oktober 1689 die Declaration of Rights
- Roger Williams (1604-1685): Die Pilgerväter gründen 1620 an Bord der Mayflower die Kolonie Plymouth in Neuengland, die später mit Massachusetts vereinigt wurde
- Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688): Der Große Kurfürst nimmt nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 in seinen Territorien hugenottische Exulanten auf (siehe auch: Edikt von Potsdam)
Zwei weitere Reliefs beziehen sich auf Farel und Knox:
- bei einer Versammlung in einem Haus an der Rue Basses vollzieht Pierre Viret, der spätere Reformator der Waadt, in Anwesenheit von Farel und Antoine Froment am 22. Februar 1534 erstmals in Genf eine reformierte Taufe
- John Knox predigt in der Kirche St. Giles zu Edinburgh vor dem Hofstaat Maria Stuarts
Über das ganze Denkmal zieht sich die Inschrift POST TENEBRAS LUX ("Nach der Dunkelheit Licht") – der Wappenspruch des reformierten Genf und aller Reformierten, die in der reformatorischen Wiederentdeckung der Bibel eine Rückkehr zum Licht sahen.
Am 3. November 2002 wurde die Mauer anlässlich des Reformationsfestes mit drei weitere Namen von Vorläufern der Reformation versehen (Petrus Waldes, John Wyclif und Jan Hus) sowie mit dem ersten Namen einer Frau, nämlich der Theologin und Reformationshistorikerin Marie Dentière (ca. 1495-1561) aus Tournai.
[Bearbeiten] Siehe auch
Commons: Reformers wall – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 46° 12′ 1″ N, 6° 8′ 44″ O