Riesen-Bärenklau
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Riesen-Bärenklau | |||||||||||||||
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Systematik | |||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | |||||||||||||||
Heracleum mantegazzianum | |||||||||||||||
Somm. & Lev. |
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude, oder Herkuleskraut genannt, ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler. Die ursprünglich im Kaukasus beheimatete Pflanze zählt in Europa und Nordamerika zu den Neophyten.
Der Riesen-Bärenklau bildet photosensibilisierende Substanzen namens Furanocumarine, die in Kombination mit Sonnenlicht phototoxisch wirken; beim Umgang mit der Pflanze ist deshalb große Vorsicht geboten. Bereits bloße Berührungen und Tageslicht können bei Menschen zu schmerzhaften und schwer heilenden Verbrennungen bzw. Quaddeln (Photodermatitis) führen. Es wird deshalb empfohlen, bei der Bekämpfung der Pflanze vollständige Schutzkleidung zu tragen, zu der auch ein Gesichtsschutz gehört.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Merkmale
[Bearbeiten] Erscheinungsbild
Der Riesen-Bärenklau ist eine oft bis zu 3,4 Meter hohe krautige Pflanze mit sehr großen, dekorativen Doldenblüten. Die größte bisher gemessene Pflanze, die ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde, erreichte eine Höhe von 3,65 Meter. Die mäßig dicht behaarten Stängel der Pflanze sind an der Basis im Durchmesser zwei bis zehn Zentimeter dick. Sie besitzen oft zahlreiche große dunkle weinrote Flecken.
Die Blätter des Riesen-Bärenklaus erreichen normalerweise eine Länge von 1 m, jedoch können sie auch 3 m lang werden. Sie können entweder dreiteilig oder fünf- bis neunteilig gelappt sein. Die seitlichen Blattabschnitte können eine Länge von über 1 m und eine Breite von mehr als 20 cm erreichen. Diese sind meist wiederum tief fiedrig geteilt.
[Bearbeiten] Blüten und Samen
Die einzelnen Dolden erreichen häufig einen Durchmesser von 30 bis 50 Zentimeter. Sie sind 30- bis 150-strahlig. Die Dolden einer einzigen Pflanze können bis zu 80.000 Einzelblüten enthalten und bis zu 30.000 Diasporen (Samen) ausbilden. Die äußeren Blüten sind einseitig vergrößert. Ihr Durchmesser beträgt ein bis zwei Zentimeter. Der Durchmesser der Blüten im Inneren der Dolden dagegen beträgt nur vier bis acht Millimeter. Die Blütenfarbe ist weiß; die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Juli.
Der Aufbau der Blüte wird mit folgender Blütenformel beschrieben:
Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab. Kommt sie nicht zur Blüte, kann die Pflanze mehrere Jahre überdauern.
Die Samen sind oval, flach, zehn bis 14 Millimeter lang, sechs bis acht Millimeter breit und haben aufwärtsgebogene, borstig behaarte Randrippen. Aufgrund der hohen Anzahl von Diasporen ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze mit ausgeprägten Pioniereigenschaften. Ihre Samen sind außerdem in der Lage, über mehrere Jahre hinweg keimfähig zu bleiben. Auf die Dauer der Keimfähigkeit kann nur aufgrund einzelner Erfahrungsberichte bei der Beseitigung von Riesen-Bärenklaustauden geschlossen werden. Bei zumindest einem Fall ging nach einer siebenjährigen Beweidung durch Schafe der Bestand an dieser Pflanze vollständig zurück, ohne dass neue Keimlinge entstanden.
[Bearbeiten] Wuchseigenschaften
Die Diasporen des Riesen-Bärenklau keimen sehr früh im Jahr aus - in Abhängigkeit des Mikroklimas des jeweiligen Standorts kann dies bereits Anfang bis Mitte Februar geschehen. Damit hat der Riesen-Bärenklau gegenüber konkurrierenden Pflanzenarten einen wesentlichen Vorteil, der sich durch das starke Wachstum der Pflanze noch verstärkt. Einjährige Pflanzen erreichen zu Beginn des Monats Mai, wenn die meisten in Mitteleuropa heimischen Pflanzen noch kein größeres Längenwachstum aufweisen, bereits eine Höhe von bis zu einem Meter. Die großen Blätter verschatten die übrige Vegetation sehr stark, so dass deren Gedeihen in starkem Maße eingeschränkt wird. Ende Juni können ausgewachsene Pflanzen bereits eine Höhe von 3,2 Meter erreicht haben.
Der Riesen-Bärenklau übersteht auch mehrfaches Mähen und gelangt trotzdem zur Blüte. Diese Regenerationsfähigkeit ist auf eine rübenartige Verdickung von Spross und Wurzeln zurückzuführen. In dieser speichert die Pflanze Stärke, was ihr ermöglicht, sehr früh auszutreiben und bereits im Juni eine Höhe von drei Meter zu erreichen. Blüht die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht. Die Pflanze stirbt dann ab.
[Bearbeiten] Standortansprüche
Riesen-Bärenklau zählt zu den stickstoffliebenden Pflanzen, stellt ansonsten aber wenig Ansprüche an den Boden. Lediglich mit sehr sauren Böden kommt er nicht zurecht. Selbst wenn der Samen auskeimt, sterben Keimlinge in stark saurem Milieu mit pH-Werten von 3,3 und weniger innerhalb weniger Wochen wieder ab. Zur Ausbildung von Dolden und damit von Diasporen kommt es jedoch nur an sonnigen Standorten. Pflanzen an Standorten mit wenig Sonnenbestrahlung können allerdings mehrere Jahre vegetativ überleben.
[Bearbeiten] Inhaltsstoffe
Der Riesen-Bärenklau enthält photosensibilisierende Substanzen, ätherische und fette Öle; letztere sind jedoch nur in den Früchten vorhanden. Zu den toxischen Komponenten zählen u.a. Xanthotoxin, Psoralen, Bergapten. Sie sind in allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind die Stängel erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und nur noch das weiße Zellskelett steht.
[Bearbeiten] Vorkommen
[Bearbeiten] Natürliches Verbreitungsgebiet
Diese Pflanze kommt ursprünglich aus dem Kaukasus. Daher wird diese auch manchmal als Kaukasischer Bärenklau bezeichnet. Sie ist in Gärten, Parks, an Straßenrändern, in Bach- und Flusstälern sowie an Brachen anzutreffen. Sie kann die heimische Flora verdrängen. Sie besitzt dekorative Fruchtstände, die oft als Zierde verwendet werden. Die reifen Dolden werden dazu transportiert, wodurch der Mensch zur Verbreitung beiträgt. Der Riesen-Bärenklau ist inzwischen in ganz Mitteleuropa und Teilen Nordamerikas verbreitet und zählt dort zu den Neophyten. Aufgrund seiner guten Aussamung wurde er schnell zu einer Plage und bildet in kürzester Zeit große Bestände, welche sich nur sehr schwer entfernen lassen.
[Bearbeiten] Einführung nach Europa
Für die Ausbreitung in Mitteleuropa ist vor allem der russische Zar Alexander I. „verantwortlich“. Er schenkte dem Fürsten Metternich nach dem Wiener Kongress eine riesige Malachitvase voll Samen des Riesen-Bärenklau. Der Fürst wiederum pflanzte diese in den Treibhäusern seiner Sommerresidenz in Böhmen im Schloss Königswart, als Zierpflanze an. Später wurde diese dann unkontrolliert im Freien ausgesetzt.
Im restlichen Europa wurde der Riesen-Bärenklau etwa 1890 als Zierpflanze eingeführt und zuerst in den Parks des englischen Königshofes angepflanzt. Als Zierpflanze wird er noch heute gelegentlich in Gärten und Parks verwendet.
Zur mitteleuropäischen Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus hat wesentlich beigetragen, dass der Pflanze ein wirtschaftlicher Nutzen unterstellt wurde. Imkern wurde er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederholt als Bienenweide empfohlen und in der Forstwirtschaft verwendete man ihn, weil man mit den dichten Beständen dieser Pflanze dem Wild zusätzliche Deckung geben wollte und man der Überzeugung war, mit dieser Pflanze Böschungen befestigen zu können. Aufgrund dieses unterstellten wirtschaftlichen Nutzens wurde sie wiederholt in freier Natur angesalbt. In Deutschland ist dies allerdings nach §41 des Bundesnaturschutzgesetzes eigentlich genehmigungspflichtig.
[Bearbeiten] Heutige Verbreitung
Ausgehend von Gärten und Parks sowie insbesondere den Standorten, an denen er angesalbt wurde, besiedelte der Riesen-Bärenklau Straßenränder, Brachen sowie Bach- und Flusstäler und ist heute in Europa von Zentralrussland bis Frankreich, auf den Britischen Inseln, von Norwegen bis Ungarn zu finden. Auch in Nordamerika sind Bestände bekannt.
Das Spektrum an Standorten, an denen der Riesen-Bärenklau gedeiht, ist dabei sehr viel größer als im Ursprungsgebiet. Er breitet sich in Europa auch auf trockeneren und wärmeren Standorten aus als in ihrer Heimat und ist deshalb nicht nur in der Saumvegetation von Hecken, Waldrändern, Bächen und Flüssen zu finden, sondern auch auf Halden und Ruderalstandorten.
[Bearbeiten] Ausbreitungsmechanismus
[Bearbeiten] Wind- und Schwimmausbreitung
In Europa und Nordamerika ist der Riesen-Bärenklau eine durch Menschen eingeführte Pflanze, die auf natürlichem Wege diese Lebensräume nicht erreicht hätte. Sie wird deswegen auch als hemerochore Pflanze bezeichnet. Sie nutzt in ihrem neuen Lebensraum unterschiedliche natürliche Ausbreitungsstrategien. Damit erschloss sie auch in ihrem ursprünglichen Lebensraum ihren Nachkommen neuen Lebensraum.
Der Riesen-Bärenklau verbreitet seine Diasporen überwiegend durch den Wind (sogenannte Anemochorie). Die Ausbreitungsdistanzen, die dabei von der Mutterpflanze ausgehend überwunden werden, betragen allerdings nur acht bis zehn Meter. Zu der Fähigkeit dieser Pflanze, sehr schnell große Räume zu besiedeln, trägt stärker bei, dass die Diasporen bis zu drei Tagen schwimmfähig sind und damit die Samen einer Pflanze, die am Rand eines Gewässers steht, sehr große Distanzen zurücklegen können. Diese Schwimmausbreitung, die der Riesen-Bärenklau erfolgreich nutzt, wird in der Botanik auch als Nautochorie bezeichnet.
Untersuchungen von Invasionsbiologen haben am Beispiel der Verbreitung am Bach Auschnippe nördlich von Dransfeld (Landkreis Göttingen) zeigen können, dass offenbar alle Riesen-Bärenklauansiedlungen entlang dieses Baches auf eine in der Mitte von Dransfeld stehende Einzelpflanze zurückgingen. Vom Bach aus eroberte der Riesen-Bärenklau durch Windausbreitung erfolgreich weitere angrenzende Flächen wie Wiesen oder Brachland sowie Weiden.
[Bearbeiten] Verbreitung durch Tiere und unbeabsichtigten Transport
Die Untersuchungen ergaben jedoch auch, dass zur Ausbreitung der Diasporen auch unbeabsichtigter Transport beiträgt (so genannte Agochorie). Vor allem landwirtschaftliche Fahrzeuge sind daran beteiligt. Als Beispiel führt Kowarik (s. Lit.) eine Anpflanzung durch einen Imker in der Mitte der 1980er-Jahre am Kleinen Drakenberg an. Obwohl an diesem Ort keine Fließgewässer die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus förderten, befanden sich 15 Jahre später Pflanzen bis zu 3,5 Kilometer von diesem ursprünglichen Ausbreitungsraum entfernt. Damit war die Art in der Lage, jährlich eine durchschnittliche Distanz von 233 Metern zu überwinden. Die Anpflanzungen fanden sich überwiegend entlang von Wegen, die durch Kraftfahrzeuge genutzt wurden sowie entlang von Wildwechseln, die vor allem von Wildschweinen passiert wurden. Letzteres wird als Beleg dafür angeführt, dass Riesen-Bärenklau auch zoochor, also durch Tiere verbreitet werden kann.
[Bearbeiten] Riesen-Bärenklau als invasiver Neophyt
Der Riesen-Bärenklau wird als invasiver (= problematischer) Neophyt eingeordnet und seine Ausbreitung häufig sehr emotional wahrgenommen oder reißerisch in der Presse kommentiert. Diese Reaktion ist darauf zurückzuführen, dass die Pflanze erhebliche gesundheitliche Risiken in sich birgt und bereits bloße Berührungen ernsthafte gesundheitliche Schädigungen nach sich ziehen können.
Neben gesundheitlichen Gefährdungen, die durch Riesen-Bärenklau verursacht werden, gibt es noch folgende:
- In Schweden kam es aufgrund hoher Riesen-Bärenklaustauden an Straßenrändern zu Sichtbeschränkungen im Straßenverkehr.
- Da die Wurzeln des Riesen-Bärenklaus keine böschungsbefestigende Wirkung haben, diese Pflanze jedoch häufig am Rand von Fließgewässern gedeiht, kann von ihnen eine erhöhte Erosionsgefahr ausgehen.
- Erosionsgefährdung trat auch an den Hängen von Hohlwegen auf.
- Zu Ertragsverlusten kann es kommen, wenn Riesen-Bärenklaustauden sich auf Äckern und Wiesen etablieren.
- Standorte, die vom Riesen-Bärenklau dominiert werden, weisen im Vergleich zur benachbarten Vegetation ein geringeres Artenspektrum auf. Er breitet sich vorwiegend an solchen Standorten aus, die durch menschliche Eingriffe stark verändert sind - in der Botanik werden solche als „anthropogen gestörte Standorte“ bezeichnet. Arten, die sich wegen ihrer Gefährdung auf der Roten Liste befinden, sind auf solchen Standorten selten zu finden. Vereinzelt dringt der Riesen-Bärenklau in gefährdete Biotope ein und konkurriert mit seltenen Arten oder behindert die Pflegemaßnahmen des Naturschutzes.
Der ökologische Schaden, der vom Riesen-Bärenklau ausgeht, ist verglichen mit anderen invasiven Neophyten wie beispielsweise der Späten Traubenkirsche oder der Gewöhnlichen Robinie gering. Die breite öffentliche Wahrnehmung des Riesen-Bärenklaus als problematischer Neophyt resultiert daher vor allem aus den Risiken für die menschliche Gesundheit.
[Bearbeiten] Gesundheitliche Schädigungen durch den Riesen-Bärenklau
[Bearbeiten] Gesundheitliche Risiken
Photosensibilisierende Substanzen namens Furanocumarine sind in der Pflanze (auch im Wurzelsystem) enthalten. Diese rufen bei Hautkontakt* insbesondere in Kombination mit Sonnenlicht phototoxische Reaktionen hervor. Diese Reaktionen zeigen sich in Rötungen, Hautentzündungen, Reizungen und in schlimmen Fällen in einer bullösen Wiesendermatitis, die auch erst nach ein bis drei Tagen auftreten kann und sich mit entzündlichen, schmerzhaften Blasenbildungen äußert. Diese können großflächig sein und Verbrennungen 1. bis 2. Grades hervorrufen. Zu diesen Reaktionen kommt es besonders bei gleichzeitig oder auch Tage später auf die betroffene Haut einstrahlendem Sonnenlicht. Die Hautreizungen bzw. Blasen können wochenlang anhaltende nässende Wunden verursachen und mit anhaltenden Pigmentveränderungen einhergehen. Auch Fieber, Schweißausbrüche und Kreislaufschocks können die Folge des Umgangs mit der Pflanze sein.
Auch der Pflanzensaft kann Probleme hervorrufen. Beim Arbeiten mit dem Rasentrimmer oder beim Abhacken der Pflanze kann dieser selbst durch die Kleidung hindurch Schwierigkeiten bereiten. Die Furanocumarine, die bei Hitze ausgasen, können eine 3 Wochen anhaltende Bronchitis verursachen.
Furanocumarine bilden sich auch auf den Blättern, so dass bei dafür empfindlichen Menschen Hautreizungen die Folge sein könnten. Es kann helfen, sofort nach Kontakt schattige Orte aufzusuchen und die betroffenen Kontaktstellen mit Wasser und Seife zu reinigen. Es ist zu empfehlen, nach einem Kontakt mit der Pflanze einen Arzt aufzusuchen.
* An heißen Tagen werden diese Substanzen von der Pflanze an die Umgebung abgegeben. Dann kann es schon bei einem längeren Aufenthalt neben der Pflanze in der Sonne zu Verbrennungen kommen. Auch Atemnoterscheinungen treten auf.
[Bearbeiten] Die besondere Gefährdung von Kindern
Auch andere, kleinere Bärenklau-Arten wie der in Deutschland einheimische und sehr häufige Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) oder der Berg-Bärenklau (Heracleum montanum) können Photodermatitis auslösen. Die Giftigkeit des Riesen-Bärenklaus ist im Vergleich zu diesen Pflanzen jedoch deutlich höher.
Problematisch ist beim Riesen-Bärenklau insbesondere, dass Kinder versucht sind, mit diesen auffälligen und attraktiven Pflanzen zu spielen. Wie verführerisch die Pflanzen als Spielzeug sind, zeigen einige Vergiftungsfälle, bei denen Kinder anschließend stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Kinder hatten zuvor die Stängel als Schwerter in Ritterspielen verwendet, sie als Blasrohr benutzt oder sich zwischen den Blättern versteckt.
Pflanzen, die an Standorten wachsen, an denen sich Kinder aufhalten, sollten daher in jedem Fall entfernt werden. Auch sollten Kinder über die Gefährlichkeit der Pflanze aufgeklärt werden.
[Bearbeiten] Pflanzenentfernung
Da die Entfernung des Riesen-Bärenklaus nicht ungefährlich und aufwändig ist, sollte man im Zweifel die Hilfe von Fachleuten in Anspruch nehmen. Bei Auftreten der Pflanze in Ortschaften, etwa am Straßenrand oder an Böschungen, ist es zweckmäßig, umgehend die örtliche Gemeindebehörde zu verständigen, die sich im allgemeinen schnell des Problems annimmt.
[Bearbeiten] Entfernung einzelner Pflanzen
Methoden: Um die Pflanzen aus dem Garten zu entfernen, wird empfohlen, sie noch im Rosettenstadium am Wurzelansatz mit einem Spaten auszustechen. Wenn man sich bei großen Exemplaren nicht die Mühe machen will, die metertiefe Pfahlwurzel auszugraben, dann kann man sie an der Oberfläche zerstampfen und dann eine dicke Steinplatte darauf legen. Nach zwei Jahren ist die Wurzel verfault. Alternativ können im Frühjahr die Keimlinge herausgezogen oder im Herbst oder Frühjahr mitsamt der Wurzel ausgegraben werden. Dies sollte unbedingt vor der Samenbildung geschehen. Geköpfte unreife Samenstände können eine Notreife durchmachen und sich dann noch verbreiten. Deshalb die Samenstände verbrennen oder in die Mülltonne stecken, keinesfalls auf den Kompost werfen. Wird die Bekämpfung nicht sofort vorgenommen - was in soweit sinnvoll ist, weil so keine Nottriebe entstehen - sind alle Samenstände sehr frühzeitig mit einer Kunststofftüte dicht einzuschlagen. Die später zu rodenden Pflanzenreste sind dann zusammen mit den nicht wieder geöffneten Tüten zu verbrennen.
Schutzkleidung: Bei Arbeiten am Riesen-Bärenklau ist unbedingt eine Schutzkleidung zu tragen, zu der Handschuhe, Schutzbrille, langärmelige Kleidung und Gummistiefel gehören. Vom Tragen von Schnürschuhen wird abgeraten. Alle Arbeiten sollten nur an nicht-sonnigen Tagen durchgeführt werden. Die Schutzkleidung sollte direkt nach der Pflanzenentfernung umstülpend ausgezogen und an der Außenseite nicht berührt werden. Duschen nach der Arbeit ist empfehlenswert, denn die Furane im Saft können durch Textilien hindurchwandern. Dies ist auch bei gummibeschichteten Handschuhen möglich. Es wird außerdem häufig empfohlen, die Gummistiefel nach der Arbeit von oben her mit Brennspiritus abzubürsten.
[Bearbeiten] Entfernung großer Bestände
Zur Beseitigung dichter Bestände sind dieselben Maßnahmen wie bei der Einzelpflanzenentfernung möglich. Sie sind jedoch aufwändig und damit kostspielig. Außerdem ist es erforderlich, diese Arbeiten über mehrere Jahre hinweg fortzusetzen, da im Boden befindliche Diasporen über mehrere Jahre keimfähig sind. Vorher ist außerdem die sichere Artbestimmung abzuklären, damit eine Bekämpfung einheimischer Arten wie des Wiesen-Bärenklaus ausgeschlossen wird.
Bei großen Beständen empfiehlt sich bereits im Frühjahr eine Bearbeitung des Areals mit der Traktorfräse, um die Wurzeln so stark zu schädigen, dass sie sich nicht mehr regenerieren können. Auch die Mahd blühender Pflanzen führt zu einem Absterben der Pflanze und ist dann erfolgreich, wenn es noch nicht zur Diasporenbildung gekommen ist. Zur Mahd gehört jedoch mehrfache Nachkontrolle, da die Pflanzen Nachblüten bilden können. Die Mahd nichtblühender Pflanzen ist dagegen ohne Erfolg, da sich dann mit Sicherheit Seitentriebe entwickeln, die zur Blüte kommen. Insgesamt gelten die mechanischen Bekämpfungsmaßnahmen als nur mäßig erfolgreich.
Die nachhaltigste und erfolgreichste Möglichkeit der Bekämpfung wird mit Herbiziden sichergestellt. Dabei sollte die Pflanze das Stadium der großen Rosette erreicht haben und noch keine Blütenstände besitzen. Dieses Stadium erreicht die Pflanze meist im Frühjahr bzw. nach einer Mahd auch oft im Sommer. Als besonders wirksam hat sich in Versuchen der Einsatz von Triclopyr-Produkten erwiesen. Glyphosat zeigte meist keine nachhaltige Kontrolle und weiterhin den Nachteil alle anderen Gräser und Kräuter zu beseitigen. Eine Nachkontrolle der Flächen in folgenden Jahre ist notwendig um Neuaufwüchse konsequent zu beseitigen.
Die Beweidung durch Hausschafe ist eine weitere Möglichkeit der Bekämpfung. Diese muss im Frühjahr beginnen, um die Pflanzen von Beginn an in ihrem Wachstum zu reduzieren und muss gleichfalls über mehrere Jahre erfolgen.
In Dänemark wurden erfolgreich Versuche mit der Injektion von flüssigem Stickstoff in die Pfahlwurzel der Pflanze durchgeführt. Der Kälteschock führt zum Absterben der Pflanze. Ergebnisse von Langzeitstudien sind derzeit nicht bekannt.
[Bearbeiten] Alternativen zur Pflanzenentfernung
Es ist unstrittig, dass Riesen-Bärenklaustauden, die sich beispielsweise in der Nähe von Kinderspielplätzen befinden, entfernt werden müssen. Eine großräumige Rückdrängung oder völlige Ausrottung dieser Art in einem von dieser Pflanze besiedelten Gebiet hätte jedoch nur dann eine Aussicht auf Erfolg, wenn sie sorgfältig geplant und über mehrere Jahre hinweg durchgeführt würde. Bereits von einer einzelnen übersehenen Pflanze kann ein Gebiet erfolgreich wiederbesiedelt werden, wie verschiedene Untersuchungen gezeigt haben. Umfangreiche Bekämpfungsmaßnahmen müssen sich daher auf solche Orte begrenzen, von denen eine unmittelbare gesundheitliche Gefährdung ausgeht.
Invasionsbiologen wie Ingo Kowarik (s. Lit.) weisen darauf hin, dass wir mit dieser Pflanze langfristig leben und zu einem realistischen Umgang mit der Gefährdung kommen müssen. Die Dimension der Gefährdung durch den Riesen-Bärenklau wird besser greifbar, wenn man sie ins Verhältnis zu den Vergiftungen durch Arzneien und Haushaltsmitteln setzt. Für das Jahr 1971 wurden beispielsweise 5.525 Vergiftungen gemeldet. Davon gingen in diesem Jahr lediglich 5,5 % auf Vergiftungen durch Pflanzen zurück. Für den gesamten Zeitraum von 1970 bis 1991 wurden insgesamt 146 Vergiftungsfälle gemeldet, bei denen Riesen-Bärenklau der Verursacher war.
Da für eine Bekämpfung nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, ist es sinnvoll, sie auf wenige Maßnahmen zu konzentrieren:
- Aufklärung insbesondere von Kindern und Jugendlichen über die gesundheitlichen Risiken beim Umgang mit der Pflanze. Solche Maßnahmen wurden in einzelnen Städten bereits umgesetzt.
- Aufklärung von Gartenbesitzern und Imkern über die gesundheitliche Gefährdung durch diese Pflanzenart. Dies ist notwendig, da viele Bestände dieser Pflanzen auf unbedachte Ansaaten zurückgehen und insbesondere den Imkern diese Pflanze lange Zeit als Bienenweide empfohlen wurde.
- Stringentere Anwendung des §41 des Bundesnaturschutzgesetzes, der vorschreibt, dass die so genannte Ansalbung von Pflanzen genehmigungspflichtig ist.
- Konzentration der Bekämpfung auf solche Standorte, von denen eine besonders hohe gesundheitliche Gefährdung ausgeht oder aus denen sich große Folgepopulationen entwickeln können, weil sie sich beispielsweise am Rande von Fließgewässern befinden.
[Bearbeiten] Kulturgeschichte
Der Riesen-Bärenklau ist in Europa eine verhältnismäßig junge Pflanze, die bisher wenig Eingang in die Kulturgeschichte gefunden hat. Eine Ausnahme stellt der Song The Return of the Giant Hogweed der Rockband Genesis dar, der den Riesen-Bärenklau als ernsthafte Gefahr darstellt. Im Song heißt es unter anderem “…turn and run, nothing can stop them, around every river and canal their power is growing…”. Der Song ist 1971 auf dem Album Nursery Cryme erschienen.
Dass eine reiche kulturgeschichtliche Tradition hilfreich ist, Aufklärung über die von einer Pflanze ausgehenden Risiken zu erzielen, zeigt sich am Beispiel des nordamerikanischen Gift-Efeus oder Gift-Sumachs. Gift-Efeu spielt eine große Rolle in der amerikanischen Folklore – „Unfälle“ mit dieser Pflanze werden immer wieder in filmischen und literarischen Anekdoten erwähnt. Diese Pflanzen nicht zu erkennen, ist ein Merkmal des „City-Slickers“, des naturunerfahrenen Stadtmenschen. Mit dem Merksatz “Leaflets three, let it be” werden nordamerikanische Kinder bereits sehr früh über die Gefahren dieser Pflanzen aufgeklärt. Europäische Kinder, die häufig amerikanische Serien sehen, kennen eher das Gefahrenpotenzial, das vom Gift-Efeu ausgeht, als das des Riesen-Bärenklau.
Eine dem Gift-Efeu vergleichbare „Behandlung“ des Riesen-Bärenklaus im Film oder in der Literatur würde daher dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit des Kontakts mit dieser Pflanze zu verringern. Kommt es trotzdem zum Kontakt mit entsprechenden Gesundheitsschädigungen, ist außerdem die Wahrscheinlichkeit höher, dass Eltern, Erzieher, Apotheker oder Ärzte die richtige Ursache dem Krankheitsbild zuordnen und frühzeitiger eine zielgerichtete Therapie eingeleitet wird.
[Bearbeiten] Literatur
- D. Aichele, H. W. Schwegler (Hrsg.): Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 3. Franckh-Kosmos-Verlag, Stuttgart 2001. ISBN 3-440-08048-X
- D. Frohne, H. J. Pfänder: Giftpflanzen – Ein Handbuch für Apotheker, Ärzte, Toxikologen und Biologen. Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1997. ISBN 3-8047-1466-8
- I. Kowarik: Biologische Invasionen – Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Eugen Ulmer, Stuttgart 2003. ISBN 3-8001-3924-3
- Mario Ludwig, Harald Gebhard, Herbert W. Ludwig, Susanne Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur – Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV Verlagsgesellschaft, München 2000. ISBN 3-405-15776-5
- Miloš Říha: Schloss Kynžvart. Vega-L, Nymburk 2005. ISBN 80-7276-004-1
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Heracleum mantegazzianum – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Riesen-Bärenklau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Praxisleitfaden Riesenbärenklau (PDF-Datei, ca. 4 MB)
- Der Riesen-Bärenklau Faltblatt Integrierter Pflanzenschutz, Heft 5, Freistaat Sachsen
- Giftpflanze Herkulesstaude, mit Bemerkungen zur Neophyten-Problematik
- Artsteckbrief von NeoFlora
- Hinweise der Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn
- Die Eindämmung der Herkulesstauden - Empfehlungen aus der Praxis
- Eine eher umstrittene Art der Entfernung
- Merkblatt Hochtaunuskreis
- Merkblatt SBB (CH)
- Merkblatt Schweizerische Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen SKEW
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