Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
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Das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes war während des Zweiten Weltkrieges die höchste regulär verliehene Klasse des Eisernen Kreuzes und somit die höchste deutsche militärische Tapferkeitsauszeichnung. Das Großkreuz steht zwar über dem Ritterkreuz, wurde aber während des Zweiten Weltkriegs nur einmal, an Hermann Göring, verliehen. Als Vorgänger des Ritterkreuzes in der Hierarchie der deutschen militärischen Orden gilt die bis 1918 verliehene Militärklasse des Ordens Pour le Mérite.
Das Ritterkreuz gilt international als eine der angesehensten Tapferkeitsauszeichnungen der neueren Geschichte.
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[Bearbeiten] Allgemeines
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 1. September 1939, wurde durch die „Verordnung über die Erneuerung des Eisernen Kreuzes“ zwischen die bereits bekannten drei Stufen (EK II, EK I sowie dem Großkreuz) eine weitere Stufe eingeschoben, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.
Es folgte dem EK I und übernahm weitgehend die Stellung des bis 1918 verliehenen Ordens Pour le Mérite, welcher auch als „Blauer Max“ bekannt war und der nur an Offiziere verliehen worden war.
Mit dem Ritterkreuz wurden bis 1945 insgesamt 7.318 Soldaten ausgezeichnet, darunter auch 438 Angehörige der Waffen-SS.
Insbesondere in den Anfangsjahren des Zweiten Weltkrieges und später nur noch bei den höheren Klassen wurde die Auszeichnung persönlich durch Adolf Hitler verliehen.
Gemeinsam mit der Ordensübergabe erhielt der jeweils Ausgezeichnete auch eine Verleihungsurkunde, welche die Form eines aufklappbaren Buches hatte.
Diese Verleihungsurkunden/Verleihungsbücher zeichneten sich wie folgt aus:
- Ritterkreuz: Roter Einband mit goldgeprägtem Reichsadler auf der Außenseite.
- Ritterkreuz mit Eichenlaub: Weißer Einband mit goldgeprägtem Reichsadler auf der Außenseite
- Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern: Weißer Einband mit umlaufender breiter goldener Verzierungsleiste und einem goldgeprägten Reichsadler auf der Außenseite.
- Ritterkreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten: Dunkelblauer/schwarzer Einband mit umlaufender breiter goldener Verzierungsleiste und einem goldgeprägten Reichsadler auf der Außenseite.
- Ritterkreuz mit goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten: wie vorige Stufe, jedoch mit goldenem statt silbernem (bzw. eisenfarbigem) Eichenlaub.
Allen Verleihungsurkunden/Verleihungsbüchern ist gemein, dass im Innenteil der Name und der zum Zeitpunkt aktuelle Rang des Beliehenen genannt werden.
In den späteren Jahren des Krieges wurden die Verleihungsurkunden nicht mehr ausgegeben, sondern im Führerhauptquartier zurückgehalten. Sie sollten erst nach dem „Endsieg“ verteilt werden. Mit der Verleihung war auch das staatliche Vorhaben verknüpft, die Träger nach dem Krieg von sämtlichen Steuern zu entbinden.
Laut Ordensgesetz vom 26. Juli 1957 ist das Tragen des EK aus dem Zweiten Weltkrieg (in allen seinen Stufen) nur in einer Form ohne Hakenkreuz und mit Nachweis seines berechtigten Erwerbes erlaubt. Veteranen können sich hierzu „entnazifizierte“ Orden – auch als Miniatur – anfertigen lassen, auf denen das Hakenkreuz durch Eichenlaub ersetzt ist, wie es auch schon das erste Eiserne Kreuz von 1813 zierte.
Der Name Ritterkreuz für eine Halsdekoration ist ungewöhnlich. Bei allen europäischen Orden ist das Ritterkreuz die niedrigste, die 4. oder 5. Stufe der Auszeichnung. Die einzige Ausnahme bilden die alten einstufigen geistlichen Ritterorden, bei denen das Ritterkreuz eine Halsdekoration ist.
Da der Krieg länger dauerte als erwartet, wurde das Ritterkreuz sukzessive um drei Klassen erweitert. Zum Ende des Krieges wurde noch eine fünfte Klasse hinzugefügt, die jedoch nur einmal vergeben wurde.
[Bearbeiten] Insignie
Das Ritterkreuz entspricht im Aussehen dem Eisernen Kreuz I. Klasse, unterscheidet sich aber dadurch, dass es
- etwas größer ist
- als Halsorden am Band in den Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot getragen wird.
Die Klassen des Ritterkreuzes sind aufsteigend:
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub (ab 3. Juni 1940)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern (ab 21. Juni 1941)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (ab 15. Juli 1941)
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten (ab 29. Dezember 1944)
In den Verleihungsbestimmungen für das Ritterkreuz heißt es, dass dies ausschließlich für
- besondere Tapferkeit vor dem Feind und
- für hervorragende Verdienste in der Truppenführung
verliehen werden solle.
Generelle Voraussetzung war außerdem ein selbständiger Führungsentschluss im Sinne der Auftragstaktik.
[Bearbeiten] Verleihungspraxis
Das Ritterkreuz konnte nicht nur an Soldaten der Wehrmacht oder der SS verliehen werden, sondern z. B. auch an Polizeivollzugsbeamte, Feuerwehrmänner oder SA-Mitglieder.
Die höheren Klassen des RK wurden äußerst selten verliehen und ihre Inhaber (nicht: Ritter) genossen innerhalb der Waffengattungen hohes Ansehen, denn es handelte sich durchwegs um herausragende fronterprobte Soldaten oder hervorragende Strategen. Sie durften den Mantelkragen offen tragen, damit die Auszeichnung sichtbar war.
Ab der Klasse „mit Eichenlaub“ wurde die Verleihung nummeriert; so war Generalfeldmarschall Erwin Rommel beispielsweise der 6. Träger der Brillanten.
Der zu Beleihende musste vor der Verleihung des RK beide Klassen des Eisernen Kreuzes besitzen. Ein bereits verliehenes EK aus dem Ersten Weltkrieg wurde nicht angerechnet. In Ausnahmefällen wurde das RK gleichzeitig mit dem EK II und I verliehen. Eine Verleihung nach dem Tode war ebenfalls in Ausnahmefällen möglich. Das Ritterkreuz mit goldenem Eichenlaub hätte höchstens 12 Mal verliehen werden sollen.
[Bearbeiten] Verleihungszahlen
- Ritterkreuz: 7.313 (andere Quellen sprechen von 7.318 bzw. bis zu 7.361; darunter 73 Ausländer)
- Ritterkreuz mit Eichenlaub: 882 + 8 Ausländer (Degrelle, Dumitrescu, Koga, Lascar, Munoz Grandes, Rebane, Teodorini, Yamamoto)
- Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern: 159 + 1 Ausländer (Isoroku Yamamoto)
- Ritterkreuz mit Eichenlaub, Schwertern und Brillanten: 27 (Kesselring, Rommel, Model, Schörner, Dietrich, Balck, Hube, v. Manteuffel, v. Saucken, Dr. Mauss, Ramcke, Gille, Tolsdorff, Galland, Schulz, Graf Strachwitz, Lent, Mölders, Gollob, Rudel, Brandi, Lüth, Nowotny, Schnaufer, Graf, Hartmann, Marseille)[1]
- Ritterkreuz mit goldenem Eichenlaub, Schwertern und Brillanten: 1 (Rudel)
In diesen Verleihungen enthalten sind auch die 41 Ritterkreuzträger der Streitkräfte der Achsenmächte und anderer verbündeter Nationen:
- Rumänien: 18 RK (3 RK mit EL: Generaloberst Petre Dumitrescu, Generalleutnant Mihai Lascar, Generalmajor Corneliu Teodorini) (weiterhin z. B. Marschall Ion Antonescu)
- Italien: 9 RK
- Ungarn: 8 RK, u. a. Admiral Miklós Horthy
- Japan: 2 RK (1 RK mit EL und Schwertern: Großadmiral Isoroku Yamamoto (postum), 1 RK mit EL: Großadmiral Mineichi Koga)
- Finnland: 2 RK (1 RK mit EL Feldmarschall Carl Gustaf Mannerheim)
- Slowakei: 2 RK
sowie 32 Träger aus den Reihen der freiwilligen Waffen-SS-Verbänden, freiwilligen Waffen- bzw. Heeres-Verbänden und Legionen:
- Lettland: 12 RK
- Belgien: 4 RK (1 RK mit EL: SS-Sturmbannführer d.R. Léon Degrelle)
- Estland: 4 RK (1 RK mit EL: SS-Sturmbannführer Alfons Rebane)
- Niederlande: 4 RK
- Dänemark: 3 RK (u. a. SS-Untersturmführer Sören Kam)
- Frankreich: 3 RK
- Spanien: 2 RK (1 RK mit EL: Generalleutnant Augustín Munoz Grandes)
Bei allen Verleihungen sind Offiziere überrepräsentiert. Sie wurden zwar grundsätzlich nicht bevorzugt ausgezeichnet, kamen aber auf Grund ihrer Führungspositionen eher für eine Verleihung in Frage. Statistisch gesehen erhielten die absolut meisten Soldaten das Ritterkreuz im Dienstgrad Hauptmann (d. h. als Kompanie-/ Batteriechef bzw. Staffelkapitän). Für ausschließliche Kampftaten existierte eine Vielzahl anderer, damals zum Teil ebenso hoch angesehener Waffen- und Kampfabzeichen: das Deutsche Kreuz (in Gold und in Silber, auch „Spiegelei“ genannt), die Nahkampfspange (Bronze, Silber, Gold), die Ehrenblatt- bzw. (Marine) Ehrentafelspange, das Infanterie-Sturmabzeichen, das Allgemeine Sturmabzeichen, das Abzeichen für die eigenhändige Vernichtung von Feindpanzern usw.
[Bearbeiten] Politische Auszeichnung?
Teilweise umstritten ist, ob es sich beim RK um eine eher politische oder eher militärische Auszeichnung handelte. Dass das RK in der ersten Kriegshälfte von Hitler persönlich oder von einem Stellvertreter verliehen wurde, vermag darüber wenig Aufschluss zu geben, da die Empfehlungen nicht von Hitler selbst, sondern von den vorgesetzten Offizieren ausgesprochen wurden und außerdem im Deutschen Reich und in den allermeisten Staaten dem Staatsoberhaupt die Verleihung allerhöchster Auszeichnungen vorbehalten war und ist. Die bloße Tatsache, dass lediglich 0,04 % aller deutschen Soldaten das Ritterkreuz erhielten, kann die Geehrten nicht automatisch mit dem Verdacht der NS-Ideologie belasten. Darüber hinaus ist keine Korrelation zwischen der Anzahl der Ehrungen und der politischen Gesinnung des Geehrten festzustellen. Sowohl Kriegsverbrecher wie Erich von dem Bach-Zelewski als auch Widerstandskämpfer wie Friedrich Olbricht waren Ritterkreuzträger. Der Vermutung, die Auszeichnung hätte politischen Charakter, widerspricht sowohl ihre tatsächliche Verleihungspraxis als auch der Umstand, dass nur knapp 6 % aller verliehenen Ritterkreuze an die Waffen-SS, die ca. 5 % der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg stellte, gingen.
[Bearbeiten] Trivia
Günter Grass verwendet das Ritterkreuz in seinem Roman Katz und Maus als Beispiel, wie Menschen versuchen, durch Medaillen ihre eigenen Schwächen oder körperlichen Gebrechen (hier: ein überdimensionierter Adamsapfel) zu überspielen.
[Bearbeiten] Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger
Viele der noch lebenden Ordensträger sind in der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger (OdR) organisiert. Der damalige Bundesminister der Verteidigung Rudolf Scharping entschied am 4. März 1999 auf Grund des seiner Ansicht nach revanchistischen Verhaltens dieser Gruppe, dass die Bundeswehr keine dienstlichen Kontakte zur OdR und ihren regionalen Unterorganisationen mehr unterhält. Unberührt von diesem Verbot kann zu Trauerfeierlichkeiten für Träger des RK mit Genehmigung des Bundesministers der Verteidigung ein Kleines oder Großes Ehrengeleit gestellt werden.
[Bearbeiten] Soldatensprache
In der einfachen (häufig deftigen) und manchmal entlarvenden Soldatensprache wurde die Auszeichnung auch als „Halseisen“ bezeichnet; Soldaten, die einen großen Ehrgeiz nach dem Ritterkreuz entwickelten, galten als „halskrank“, bzw. hatten „Halsschmerzen“.
Als „Ritterkreuzauftrag“ wird in der heutigen Soldatensprache oftmals ein Auftrag oder Befehl bezeichnet, der den Soldaten vor eine besondere Herausforderung stellt. Dies ist nicht immer ganz ernst gemeint. Typische „Ritterkreuzaufträge“ sind z. B. als Offizieranwärter die Tochter des Kommandeurs zum Standortball auszuführen oder als Wehrpflichtiger mit dem inspizierenden General zu Mittag zu essen.
[Bearbeiten] Weblinks
- Verbrechen unterm Eichenlaub: Die Ritterkreuzträger. Eine feine Gesellschaft, kritischer Artikel der Holocaust-Referenz
- http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Orden/ekrk.html
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ sortiert absteigend nach Dienstgrad, beginnend mit Generalfeldmarschall