Rote Brigaden
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Als Rote Brigaden (italienisch Brigate Rosse) bezeichneten sich militante linksradikale Gruppen in Italien, die in verschiedene Zellen unterteilt waren. Sie versuchten mit dem bewaffneten Kampf als Mittel der Propaganda, eine kommunistische Gesellschaftsordnung zu erreichen. Die letzte Organisation dieses Namens war von etwa 1970 bis Mitte der 80er Jahre in Italien aktiv. Anfang 2007 wurden 15 Verdächtige festgenommen, die mehrere Anschläge unter anderem auf Silvio Berlusconi geplant haben sollen und in denen die Behörden eine Nachfolgeorganisation vermuten.
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[Bearbeiten] Organisation und Aktionsformen
Die Roten Brigaden waren eine aus etwa 50 - 60 aktiven Mitgliedern bestehende Organisation, die für eine Vielzahl politischer Morde verantwortlich gemacht wurde, die häufig auch mit Erpressungen einher gingen. Ansonsten werden der Organisation Entführungen, Attentate und Sprengstoffanschläge zugerechnet. Die Roten Brigaden finanzierten sich sowohl über so genannte "proletarische Enteignungsaktionen", d.h. den bewaffneten Überfall, als andererseits auch durch im Auftrag anderer (nicht selten auch politisch entgegengesetzt Denkender) gegen Geld ausgeführte Anschläge und Morde. Die häufigsten Ziele dieser Überfälle waren Banken in ganz Italien. Nachdem Margherita Cagol am 5. Juni 1975 nach ihrer Verhaftung von der italienischen Polizei erschossen (ein beteiligter Komplize sprach von einer Exekution, die Autopsie ergab, dass Magherita durch einen einzigen Schuss in die Seite getötet wurde, während sie ihre Arme erhoben hatte) und ihr Mann Renato Curcio am 18. Februar 1976 verhaftet wurde, begann der Abstieg der Roten Brigaden. Cagol und Curcio waren wohl die mächtigsten Führer der Roten Brigaden. Als Folge der Verhaftung Curcios und des Todes von Cagol wurde Hardliner Mario Moretti Chef der Brigaden.
[Bearbeiten] Nach dem Machtwechsel
Nachdem Moretti die Macht innerhalb der RB übernommen hatte, wurde das Vorgehen der Brigaden immer aggressiver und die Tötung von Menschen wurde zum Mittel ihres Kampfes. Die Roten Brigaden konnten 1982/83 von den Justizbehörden zerschlagen werden, nachdem sie wegen der Entführung und Ermordung von Aldo Moro, dem Parteivorsitzenden der Democrazia Cristiana im Jahre 1978, viel Rückhalt in der Arbeiterschaft verloren hatte.
[Bearbeiten] Unterwanderung der Roten Brigaden durch die Geheimdienste
Wie aus den Ermittlungen einer parlamentarischen Kontrollkommission Anfang der neunziger Jahre hervorgeht, waren 1974 schon mehrere Agenten in die RB eingeschleust worden. Einer von ihnen ist Francesco Marra gewesen, der als Fallschirmjäger in einem italienischen NATO-Stützpunkt auf Sardinien stationiert war und bei der Gladio-Spezialgruppe ausgebildet wurde. Die Gladio-Gruppe war eine Spezialeinheit der NATO, dort geführt unter dem Namen „stay behind“. Die „Gladiatoren“, europaweit dürften es über 15.000 gewesen sein, unterstanden maßgeblich der CIA. Marra war es, der nach späteren Aussagen von Renato Curcio nach der Entführung des Genueser Gerichtsvorsitzenden Mario Sossi 1974 für dessen Exekution plädierte. Die Führungsriege der Roten Brigaden lehnte das ab. Auch in die Entführung von Aldo Moro scheint Gladio verwickelt gewesen zu sein: Fünf Leute im Auto wurden getroffen. Moro selber blieb unverletzt: Der BR-Chef Moretti gab Jahre später im Wortlaut zu Protokoll, dass es „mit der militärischen Präzision der BR nie weit her gewesen ist“, bei dem Aktionsablauf seien „keine hervorragenden Schützen“ gewesen. Bei einem habe die Maschinenpistole gar Ladehemmungen gehabt. Trotzdem wurden, auch das wird erst Jahre später bekannt, am Tatort 93 Patronenhülsen gefunden. Knapp die Hälfte war mit militärischem Speziallack überzogen, der nur bei den Gladio-/NATO-Truppen verwendet wurde. Munition mit diesem Lacküberzug konnte man für einen längeren Zeitraum vergraben.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber, Ekkehard Sieker: Das RAF-Phantom - Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchen, Droemer Knaur 1997. Information des Verlages ISBN 3426800101
- Mario Moretti, Carla Mosca, Rossana Rossanda Brigate Rosse. Eine italienische Geschichte, Assoziation A, Berlin/Hamburg 2006 (Neuauflage). ISBN 3-935936-38-9