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Rufzeichen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Begriff des Rufzeichens im Funkbetrieb; Zum Satzzeichen siehe Ausrufezeichen.

Ein Rufzeichen (engl. callsign) dient nach den Regelungen der Internationalen Fernmeldeunion (Kürzel ITU; englisch International Telecommunication Union) zur Identifikation einer Funkstation.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Ein Rufzeichen besteht aus einer Folge von Buchstaben und Ziffern, die nach bestimmten Schemata gebildet werden. Die ersten Zeichen dienen zur Kennzeichnung der Nationalität der Funkstation. Diese Präfixe werden von der ITU festgelegt und in einem oder mehreren Blöcken den Staaten zugeteilt. Sie bestehen üblicherweise aus zwei Zeichen, von denen mindestens einer ein Buchstabe ist. Von einigen größeren Ländern werden Präfixe aus nur einem Zeichen benutzt, und in Ausnahmefällen werden drei Zeichen verwendet.

Amateurfunk-Rufzeichenblöcke in Deutschen Staaten, Österreich und der Schweiz
Land Präfixe Bemerkungen
Deutsches Reich D 1935 bis 1945
Saarland 9 S 1949 bis 1957
DDR DM–DT, Y2–Y9 DM-DT 1949 bis 1979, Y-Rufzeichen 1980 bis 1990
BRD DA–DR, Y2–Y9 Bis 1979 nur DA-DL. Die ITU wies der BRD 1979 den von der DDR abgegebenen Rufzeichenblock DM-DR zu. Die Y-Rufzeichen wurden nach dem Beitritt für eine Übergangszeit in der BRD verwendet, werden aber nicht mehr vergeben.
Österreich OE Erste Lizenzen nach dem Zweiten Weltkrieg ab Juni 1954
Schweiz HB, HE Das Präfix HB0 wird von Liechtenstein verwendet.

Zur besseren Unterscheidung und leichteren Handhabung bei der Vergabe werden den Funkdiensten Rufzeichen nach bestimmten Schemata zugeteilt:

Rufzeichenbildung für verschiedene Funkdienste (Auswahl)
Funkdienst Mögliche Rufzeichen
Fester Funkdienst NNA, NNA9, NNA99, NNA999
Seefunkdienst NNAA, NNAA9, NNAA, NA9999, NNA9999
Flugfunkdienst NNAAA, NAAAA, N9999 (weitere Rufzeichen möglich)
Mobiler Landfunkdienst NA9999, NNA9999, NNAA9999
Amateurfunkdienst NN9A, NN9NA, NN9NNA, NN9NNNA, A9A, A9NA, A9NNA, A9NNNA
(N = Buchstabe oder Ziffer, A = Buchstabe, 9 = Ziffer)
Von den ersten beiden Zeichen ist wenigstens eines ein Buchstabe.
In den meisten Fällen dürfen die Ziffern 0 und 1 nicht einem Buchstaben folgen

Rufzeichen werden von den nationalen Verwaltungsbehörden entsprechend vergeben. Dabei werden nicht alle Möglichkeiten zur Rufzeichenbildung wahrgenommen. In Deutschland erfolgt die Rufzeichenvergabe durch die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA).

[Bearbeiten] Amateurfunkrufzeichen in Deutschland

Die Anwendung/Nennung der Rufzeichen im Amateurfunk bei den verschiedenen Betriebsarten wird von der jeweiligen Betriebstechnik vorgegeben.

Die folgende Liste enthält die Unterteilungen des deutschen Rufzeichenkontingents, die von der Bundesnetzagentur für den Amateurfunkdienst vergeben werden. Voraussetzung für die Zuteilung ist ein Amateurfunkzeugnis. Diese Unterteilung gilt auf Grund der Amateurfunkverordnung und darauf aufbauend der Vfg. 12/2005 der ehemaligen RegTP.

Präfix Amateurfunkzeugnis-
klasse
Verwendung
DA0 A Klubstationen - (nur Kurzzeitzuteilung, diese können aber verlängert werden)
DA1-2 A Ausländische Funkamateure (z.B. NATO-Armeekräfte): Personen, Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen
DA3 A Klubstationen (nur mit einstelligem Suffix), (vorher: Ausländische Funkamateure: Personen)
DA4 E Experimentelle Funkstellen. (vorher: Ausländische Funkamateure: Personen, Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DA5 A Experimentelle Funkstellen. Der erste Buchstabe nach DA5 bezeichnet die Nutzung, z. B. DA5U* für PACTOR-Gateways
DA6 E Ausländische Funkamateure (z. B. NATO-Armeekräfte): Personen, Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen
DA7-9 E Klubstationen (nur mit einstelligem Suffix)
DB0 A Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen (auslaufend Klubstationen)
DB1-9 A Personen
DC0 A Personen (auslaufend: Klubstationen)
DC1-9 A Personen
DD0 A Personen (auslaufend: Klubstationen)
DD1-9 A Personen
DE - Empfangsamateure (keine Funkamateure im Sinne des Gesetzes), Rufzeichenvergabe durch den Deutschen Amateur Radio Club
DEØAAA bis DEØPZZ - Empfangsmeister (DEM) 10.816 Möglichkeiten; Rufzeichenvergabe durch den Deutschen Amateur Radio Club
DEØQAA bis DEØQZZ - Ausbildungsempfangsstationen in Ortsverbänden des DARC/VFDB und auch an Schulen, 676 Möglichkeiten; Rufzeichenvergabe durch den Deutschen Amateur Radio Club
DEØRAA bis DEØZZZ - Empfangsmeister (DEM) 6.084 Möglichkeiten; Rufzeichenvergabe durch den Deutschen Amateur Radio Club
DE1AAA bis DE9ZZZ - Kurzwellenhörer (SWL) 158.184 Möglichkeiten; Rufzeichenvergabe durch den Deutschen Amateur Radio Club
DF0 A Klubstationen (auslaufend Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DF1-9 A Personen
DG0 A Personen (auslaufend Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DG1-9 A Personen
DH0 A Personen (auslaufend Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen, Digipeater,Gateways)
DH1-9 A Personen
DI - DI-Rufzeichen werden seit 1950 für diverse Expeditionen und für Experimentalfunkstellen genutzt (kein Amateurfunkbetrieb)
DJ0 A Personen (auslaufend Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DJ1-9 A Personen
DK0 A Klubstationen (auslaufend: Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DK1-9 A Personen
DL0 A Klubstationen (auslaufend: Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen)
DL1-9 A Personen
DM0A-Y A Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen
DM0Z A Relaisfunkstellen mit neuen Anwendungen, z.B. Echolink
DM1-9 A Personen
DN0 E Klubstationen (auslaufend: Ausbildungsrufzeichen Klasse A für besondere Zwecke - die letzten werden am 18. Februar 2007 ablaufen)
DN1-3 A Ausbildungsrufzeichen
DN4-6 A Ausbildungsrufzeichen
DN7-8 E Ausbildungsrufzeichen
DN9 - unbelegt (vorher: Ausbildungsrufzeichen für ausländische Funkamateure (vgl. DA1-2,DA6))
DO0A-R E Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen (auslaufend: Klubstationen)
DO0S-Y E Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen
DO0Z E Relaisfunkstellen mit neuen Anwendungen, z. B. Echolink
DO1-9 E Personen
DP0-1 A Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen und Experimentalfunkstellen an exterritoralen Standorten
DP2 E Klubstationen, Relaisfunkstellen, fernbediente Funkstellen und Experimentalfunkstellen an exterritoralen Standorten
DP3-9 A Klubstationen (nur mit einstelligem Suffix)
DQ A Klubstationen (nur mit einstelligem Suffix), wurde 2000 für die 100 Jahr Feier Borkumer Funkstelle (ex. KBM) als DQ0KBM zugeteilt
DR A Klubstationen (nur mit einstelligem Suffix)

Außerdem gelten für die Verwendung in Peilsendern (für Fuchsjagd oder Amateur Radio Direction Finding) die Rufzeichen MO, MOE, MOH, MOI, MOS und MO5 jedem Funkamateur als zugeteilt.

Zu fast allen oben aufgeführten Präfixen werden auch Rufzeichen mit einstelligem Suffix als Klubstationsrufzeichen ausgegeben. Genauere Informationen zur Rufzeichenvergabe findet man in der Mitteilung 151/2005 der Bundesnetzagentur.

Die persönlichen Daten von Funkamateuren weltweit (soweit sie die Daten zur Veröffentlichung bereitgestellt haben) können durch Eingabe des Rufzeichens auch im Internet z. B. auf der Seite http://www.qrz.com abgefragt werden. Adressen deutscher Funkamateure können seit Juni 2006 über ein Abfrageportal der Bundesnetzagentur unter http://ans.bundesnetzagentur.de/Amateurfunk/Rufzeichen.aspx abgefragt werden.

[Bearbeiten] Amateurfunkrufzeichen in Österreich

Ein Rufzeichen baut sich in Österreich wie folgt auf: Es beginnt immer mit dem Präfix OE. Danach folgt eine Zahl und ein Suffix, das aus zwei oder drei Buchstaben besteht. Die Zahl zeigt an, wo sich die Station befindet. Jedes Bundesland hat seine eigene Nummer. Die Nummern sind wie folgt verteilt:

1 Wien
2 Salzburg
3 Niederösterreich
4 Burgenland
5 Oberösterreich
6 Steiermark
7 Tirol
8 Kärnten
9 Vorarlberg

Die Ausnahme bildet die Zahl 0. Sie wird für österreichische Stationen in internationalen Gewässern, für Luftfahrzeuge und Clubstationen verwendet. Weiters werden besondere Präfixe vergeben wie z. B. OE50 für des 50-Jahre-Jubiläum des OEVSV oder OE75 für 75 Jahre Amateurfunk in Österreich. Diese Sonderpräfixe können beantragt werden.

Das Suffix besteht aus zwei oder drei Buchstaben und wird in Österreich normalerweise nur einmal vergeben. Somit ist es möglich, das Suffix in ein anderes Bundesland mitzunehmen. Das heißt also, wenn z. B. der Wiener OE1ABC nach Kärnten zieht, dann muss er nur den Präfix auf OE8 ändern lassen. Die zweistelligen Suffixe sind mittlerweile sehr selten geworden. Sie wurden nämlich vor nur von 1954 bis 1964 vergeben.

Wenn man sich in Österreich weniger als drei Monate an einem anderen Ort oder mit einem Mobilfunkgerät unterwegs ist, dann fügt man an das Rufzeichen einen Schrägstrich und die Nummer des Bundeslandes an, wo man sich gerade befindet. Das heißt also, wenn z. B. unser OE1ABC auf Sommerfrische an den Wolfgangsee fährt und dort mit seiner Funkstation funkt, muss er das Rufzeichen OE1ABC/2 verwenden. /p für Portabel- bzw. /mob für Mobilbetrieb sind, im Unterschied zu Deutschland, im österreichischen Amateurfunkgesetz nicht vorgesehen.

[Bearbeiten] Funkrufzeichen in der Luftfahrt

In der Luftfahrt wird zwischen Bodenfunkstellen und Luftfunkstellen unterschieden.

[Bearbeiten] Rufzeichen von Bodenfunkstellen

Das Rufzeichen einer Bodenfunkstelle setzt sich zusammen aus einer Ortsbezeichnung oder dem Namen einer Bodenfunkstelle und einer der nachfolgend aufgeführten Funktionsbezeichnungen:

Funkverkehr in englischer Sprache
CONTROL Bezirkskontrolle ohne Radar
APPROACH An- und Abflugkontrolle ohne Radar
RADAR Flugverkehrskontrolle mit Radar
DEPARTURE Abflugkontrolle mit Radar
ARRIVAL Anflugkontrolle mit Radar
DIRECTOR Endanflugkontrolle mit Radar
PRECISION Endanflugkontrolle mit Präzisionsradar
TOWER Flugplatzkontrolle
GROUND Flugverkehrskontrolle auf dem Rollfeld
DELIVERY Übermittlung von Streckenfreigaben
INFORMATION Fluginformationsdienst der DFS
APRON Bewegungslenkung auf dem Vorfeld
INFO Flugplatzinformationsdienst durch Luftaufsichtspersonal oder Flugleiter
DISPATCH Übermittlung von Flugbetriebsmeldungen einer Luftverkehrsgesellschaft
Funkverkehr in deutscher Sprache
TURM Flugplatzkontrolle
ROLLKONTROLLE Flugverkehrskontrolle auf dem Rollfeld
INFORMATION Fluginformationsdienst der DFS
START oder SCHULE Ausbildung von Luftfahrern
INFO Flugplatzinformationsdienst durch Luftaufsichtspersonal oder Flugleiter
VORFELD Bewegungslenkung auf dem Vorfeld
SEGELFLUG Segelflugbetrieb
RÜCKHOLER Segelflugbegleit- und Rückholbetrieb
VERFOLGER Freiballonbegleit- und Rückholbetrieb
WETTBEWERB Wettbewerbsveranstaltungen

[Bearbeiten] Rufzeichen von Luftfunkstellen

Rufzeichen von Luftfunkstellen müssen einem der folgenden Typen entsprechen:

Typ a)
1. Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges
2. Name des Luftfahrzeugherstellers, Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges
3. Name des Luftfahrzeugmusters, Staatszugehörigkeitszeichen und Eintragungszeichen des Luftfahrzeuges
Typ b) Die im Sprechfunk verwendete Bezeichnung des Luftfahrtunternehmens, gefolgt von den vier Zeichen des Eintragungszeichens
Typ c) Die im Sprechfunk verwendete Bezeichnung des Luftfahrtunternehmens, gefolgt von der Flugnummer
Typ d) Ein maximal siebenstelliges Rufzeichen für militärische Luftfahrzeuge und für Luftfahrzeuge die zu besonderen öffentlichen Zwecken eingesetzt sind.

Die Rufzeichen von Luftfunkstellen dürfen während des Fluges nicht geändert werden, es sei denn, die Bodenfunkstelle hat zur Vermeidung einer Verwechslung ausdrücklich ein anderes Rufzeichen zugewiesen.

Unter bestimmten Bedingungen ist die Verwendung von verkürzten Rufzeichen erlaubt.

[Bearbeiten] Beispiele

Der Tower in München (Bodenfunkstelle) wird nach dem obengenannten Schema (Ortsbezeichnung-Funktion) auf englisch als „Munich Tower“ bzw. auf deutsch „München Turm“ gerufen.

Ein österreichischer Motorsegler mit der Kennung OE-9315 wird Oscar-Echo-Neun-Drei-Eins-Fünf gerufen. (Typ a)1 (Verkürztes Rufzeichen: Oscar-Eins-Fünf oder Oscar-Drei-Eins-Fünf)

Eine Lufthansa Boeing mit der Kennung D-ABCD die mit der Flugnummer LH-7890 fliegt, könnte Delta-Alpha-Bravo-Charlie-Delta (verkürzt Delta-Charlie-Delta) gerufen werden. Üblich ist aber bei Linien- und Charterflügen Typ c) also Lufthansa-Seven-Eight-Niner-Zero. (Im Flugfunk in englischer Sprache wird für bessere Verständlichkeit statt „nine“ „niner“ gesprochen).

Besondere Rufzeichen Typ d) sind z. B. Christoph-Eins-Neun (für Rettungshubschrauber) oder Air Force One (das Präsidentenflugzeug der USA). 1974, als Richard Nixon zurücktrat, startete er mit dem Rufzeichen Air Force One in Andrews. In dem Moment, als Gerald Ford seinen Amtseid ablegte und damit Nixon nicht mehr Präsident war, wurde das Rufzeichen in SAM 26000 geändert. SAM bedeutet Special Air Mission.

Als Werder Bremen 2004 nach dem Sieg über den FC Bayern München deutscher Fußballmeister wurde, wurde beim Rückflug von München nach Bremen ihrem Flugzeug das Rufzeichen Champ-One von der Flugsicherung zugeteilt.

[Bearbeiten] Funkrufzeichen in der Seefahrt

In der Seefahrt wird zwischen Landfunkstellen und Seefunkstellen unterschieden.

Als Landfunkstellen werden in der Regel feste Funkstellen bezeichnet, z. B. Küstenfunkstellen, Verkehrszentralen, Hafenämter u. a.

Eine Seefunkstelle ist jedes Schiff, das mit einer Funkanlage ausgerüstet ist.

[Bearbeiten] Rufzeichen von Landfunkstellen

Landfunkstellen werden über den Namen der Funkstelle gerufen. Der Name setzt sich zusammen aus der Ortsbezeichnung und dem nachgestellten Wort „Radio“ oder z. B. „Schleuse“.

[Bearbeiten] Rufzeichen von Seefunkstellen

Jede Seefunkstelle hat ein eindeutiges Rufzeichen, das sich aus mehreren Buchstaben oder einer Kombination von Buchstaben und Zahlen zusammensetzt. Ein Rufzeichen identifiziert eine Seefunkstelle eindeutig, d. h. jedes Rufzeichen ist nur einmal vergeben. Das Rufzeichen wird auch als Unterscheidungssignal bezeichnet.

Maritime Funkstellen (Wasserfahrzeuge) können darüberhinaus auch über ihren Namen gerufen werden.

[Bearbeiten] Weblinks

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