Ruth Niehaus
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Ruth Hildegard Rosemarie Niehaus, eigentlich Ruth Lissner, (* 11. Juli 1925 in Krefeld manche Quellen nennen 1928 als Geburtsjahr; † 24. September 1994 in Hamburg) war eine deutsche Schauspielerin und Regisseurin.
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[Bearbeiten] Biografie
Ihre Eltern waren Elisabeth Niehaus, geb. Nettesheim, und der Ingenieur Dr. Fritz Niehaus. Ihr Bruder war der Münchener Chirurg Dr. Helmut Niehaus (1928–1994). Ruth Niehaus wuchs in der Gartenstadt Meererbusch, heute Meerbusch, Am Willer 3 auf.
Nach dem Abitur an der Luisenschule in Düsseldorf besuchte sie die dortige Schauspielschule unter Peter Esser. Sie erhielt Bühnenengagements in Krefeld, Oldenburg, Berlin, Basel, Düsseldorf bei Gustaf Gründgens, München, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg (1964–1968) bei Prof. Oscar Fritz Schuh und am Burgtheaterin Wien.
Ruth Niehaus wurde die deutsche Rita Hayworth des deutschen Films der 1950er Jahre genannt, galt als Fräuleinwunder und war in den 1950er Jahren das Titelgirl, der Titelvamp, die Titeldame von „Stern“ und „Film und Frau“. 1950 lernte sie in Hamburg den US-Schauspieler Orson Welles kennen, der sie gleich nach Hollywood exportieren und heiraten wollte, doch Ruth Niehaus blieb in Deutschland und lehnte das Angebot ab. 1964 wurde sie vom bedeutenden Fotografen Peter Basch in seinem Atellier in New York fotografiert und in seinem Buch „Junge Schönheit“ abgebildet.
Außerdem wirkte sie bei Hörspielproduktionen wie Die drei ??? und das Narbengesicht mit. Gastauftritte hatte sie auch in Fernsehshows, wie u.a. bei Hans-Joachim Kulenkampff in „Einer wird Gewinnen“ (1985) oder bei Heinz Schenk im „Zum blauen Bock“ (1982)
1988 und 1990 begab sie sich auf Spurensuche nach China, um dort mehr über das Leben ihres verstorbenen Mannes, Dr. Ivar Lissner zu erfahren. Sie schrieb an einem Drehbuch über das Leben von Ivar Lissner, das sie kurz vor ihrem Tod noch fertigstellen konnte. 1994 wollte sie wieder eine Fernsehrolle übernehmen; dazu kam es dann aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr.
Ruth Niehaus ist die Großcousine der Schauspielerin Valerie Niehaus.
[Bearbeiten] Filmengagements
1951 gab sie in der Curt-Goetz-Verfilmung Das Haus in Montevideo als Tochter der von Goetz und seiner Ehefrau Valérie von Martens verkörperten Hauptfiguren ihr Spielfilmdebüt. 1951 spielte sie neben O.W. Fischer und Lilo Pulver in Heidelberger Romanze. Im darauf folgenden Jahr spielte sie im Drama Rosen blühen auf dem Heidegrab neben Hermann Schomberg bereits ihre erste Hauptrolle. Es folgten mehreren Hauptrollen in Filmproduktionen wie Rosenmontag, neben Dietmar Schönherr (unter der Regie von Willy Birgel), Am Anfang war es Sünde (nach Guy de Maupassant), Weg ohne Umkehr (neben Ivan Desny) (1954 Bundesfilmpreis) und Studentin Helene Willfüerneben Hans Söhnker, Elma Karlowa und Harald Juhnke (nach Vicki Baum). 1960 stand sie in Argentinien für die Produktion „Cavalcade“ vor der Kamera.
Zu Beginn der 60er Jahre zog sich Ruth Niehaus weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück und übernahm nur noch sporadisch Rollen in Film- und Fernsehproduktionen wie der Erich-Kästner-Adaption Fabian, der Tatort Folge Miriam sowie Episoden der Fernsehserien Der Alte und Sonderdezernat K1. 1987 sah man sie in der Rolle der Anna neben Heinz Baumann in der Produktion von Wolfgang Menge und Horst Königstein „Reichshauptstadt privat“ 1988 drehte sie mit Königstein zusammen das Filmportrait „Ein König in seinem Reich“ über ihren langjährigen Freund, den HÖRZU-Gründer Eduard Rhein. 1989 drehte die ARD in der Reihe „Frauengeschichten“ ein Portrait über Ruth Niehaus. Ihre letzte Rolle spielte sie in der Kinoproduktion von Detlev Buck „Wir können auch anders“, im Jahr 1991.
[Bearbeiten] Bühnenengagements
Als seriöse Charakterdarstellerin war Ruth Niehaus auf allen großen Bühnen zu sehen. Ihre Theaterkarriere begann 1947–1948 am Stadttheater Krefeld, 1948–1949 Deutsches Schauspielhaus in Hamburg, 1949–1950 Stadttheater Oldenburg, 1952–1954 bei Gründgens in Düsseldorf, 1955 wurde sie an die Hamburger Kammerspiele verpflichtet und spielte auch an den städtischen Bühnen in Wuppertal, 1957 stand sie bei den Luisenburg Festspielen in Wunsiedel als „Käthchen von Heilbronn“ auf der Bühne und spielte auch bei den Festspielen in Schwäbisch Hall 1957 das „Gretchen“, dort spielte sie auch die heilige Johanna. 1959 spielte sie das „Gretchen“ 1961 und 1962 die Rolle der „Titania“ in „Ein Sommernachtsstraum“ von William Shakespeare bei den Festspielen in der Stiftsruine in Bad Hersfeld. 1959 spielte sie an der Wiener Burg und von 1964 bis 1968 bei Prof. Oscar Fritz Schuh am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. In Hamburg rührte sie den anwesenden Autor Jean Cocteau durch ihre Darstellung der „Eurydice“ in seinem Schauspiel „Orpheus“ zu Tränen. 1959 wurde sie als „Nathalie“ im „Prinz von Homburg“ an das Wiener Burgtheater verpflichtet. Ihre erfolgreichsten Jahre waren von 1964 bis 1968 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 1987 konnte sie ihr 40. Bühnenjubiläum feiern. Bis 1992 stand Ruth Niehaus auf der Bühne.
Ihre großen Rollen waren: Johanna, Gretchen, Pippa, Luise, Undine, Ophelia, Mrs. de Winter, Desdemona, Medea, Gigi, Cressida, u.v.a.
Bereits 1948 gehörte Ruth Niehaus zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.
Wichtigste Bühnenrollen am Deutschen Schauspielhaus waren:
- 1948 „Phania“ in Penthesilea von Heinrich von Kleist
- 1948 „Luise“ in Kabale und Liebe von Friedrich von Schiller
- 1949 „Emma“ in Titus Feuerfuchs von Johann Nepomuk Nestroy
- 1952 „Solvejg“ in Peer Gynt von Henrik Ibsen
- 1964 „Alarica“ in Der Lauf des Bösen von Jaques Audiberti
- 1965 „Mee Lan“ in Die Chinesische Mauer von Max Frisch
- 1965 „Penelope“ in Ein Unglücklicher Zufall von James Saunders
- 1965 „Zoe“ in Ein Duft von Blumen von James Saunders
- 1965 „Titania“ in Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare
- 1965 „Belisa“ in In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa von Federico Garcia Lorca
- 1966 „Undine“ in Undine von Jean Giraudoux
- 1966 „Cressida“ in Troilus und Cressida von William Shakespeare
- 1967 „Klärchen“ in Egmont von Johann Wolfgang von Goethe
- 1967 „Lucile“ in Dantons Tod von Georg Büchner
- 1968 „Wäscherin / Leni“ in Der Prozeß von Franz Kaffka
- 1968 „Palastaufseher Charlotte Legion“ in Opus von James Saunders
- 1968 „Martha Laine“ in Der Tausch von Paul Claudel
1968 verließ Ruth Niehaus gemeinsam mit dem Intendanten Prof. Oscar Fritz Schuh das Hamburger Schauspielhaus und verkörperte weitere Rollen in Schuhs Inszenierungen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1984 war Schuh einer der engsten Freunde der Künstlerin.
[Bearbeiten] Regiearbeiten
Auch als Regisseurin machte sie sich einen Namen. 1994 erhielt sie zusammen mit Christa Auch-Schwelk für den Dokumentarfilm Jeffrey – Zwischen Leben und Tod den Medienpreis der deutschen AIDS-Stiftung. Mit Christa Auch-Schwelk „Höchstpersönlich“ realisierte sie auch andere Projekte im TV.
Als Theaterregisseurin war sie auch erfolgreich, so inszenierte sie 1987 „Rebecca“ an den Münchener Kammerspielen.
[Bearbeiten] Privates
1950 heiratete Ruth Niehaus den Journalisten und Schriftsteller Dr. Ivar Lissner (1909–1967). Ivar Lissner war Chefredakteur der Zeitschrift „Kristall“ und schrieb Bestseller, wie „Die Cäsaren“, „So habt ihr gelebt“ oder „Wir sind das Abendland“. Am 4. September 1967 starb Ivar Lissner unerwartet, im Alter von nur 58 Jahren in Chesieres sur Ollon. Aus dieser Ehe stammt ihre einizige Tochter Imogen Jochem-Lissner *1951, die als Kunsterzieherin an einem katholischen Gymnasium in Hamburg arbeitet. Ruth Niehaus hat 3 Enkelkinder: Clemens Jochem, Dominik Jochem und Barbara Jochem. Das Ehepaar Niehaus – Lissner hatte seinen ersten Wohnsitz in Chesieres sur Ollon, Les Ecovets, in einem Chalet, 1300m hoch gelegen, in der Schweiz in direkter Nachbarschaft zu Jean Anouilh. Noch heute existiert das Ferienhaus der Familie in Carona, Casa Ivar, oberhalb des Luganer See im Tessin, das mietbar ist. Ruth Niehaus bewohnte seit 1950 auch eine kleine Wohnung in den Hamburger Grindelhochhäuser.
Ruth Niehaus starb am 24.September 1994, im Alter von nur 69 Jahren, in Hamburg infolge einer schweren Erkrankung. Beerdigt ist sie in Meerbusch – Büderich bei ihren Eltern. Joseph Beuys hat 1951 den Grabstein für die Familiengrabstätte gestaltet, der an den Vater von Ruth Niehaus, Dr. Fritz Niehaus, erinnert. Joseph Beuys hatte 1948 im Haus der Familie Niehaus in Meerbusch, Am Willer 3, gewohnt. Der Hamburger Architekt Hans Jochem, hat 1995 eine Grabplatte für Ruth Niehaus und ihre Mutter Elisabeth Niehaus entworfen, damit der Beuys Grabstein unverändert blieb. Ein Wegweiser auf dem Friedhof führt direkt zum Grab der Familie Niehaus.
Schicksalsschläge für Ruth Niehaus waren der frühe Tod ihres Vaters im Jahr 1950, der Tod ihres Mannes im Jahr 1967, der Tod ihrer engsten Freunde Oscar Fritz Schuh, 1984 und Eduard Rhein, 1993. Drei Monate vor ihrem eigenen Tod starb ihr Bruder.
Ihre Großcousine Valerie Niehaus sieht ihr nicht nur ähnlich, sondern ist auch eine gefragte und bekannte Schauspielerin geworden.
[Bearbeiten] Filmografie (Auswahl)
- 1951 Das Haus in Montevideo
- 1951 Heidelberger Romanze
- 1952 Rosen blühen auf dem Heidegrab
- 1953 Weg ohne Umkehr (1954 Bundesfilmpreis)
- 1954 Am Anfang war es Sünde
- 1955 Rosenmontag
- 1956 Studentin Helene Willfüer
- 1958 Auferstehung
- 1960 Cavalcade
- 1962 Der erste Frühlingstag
- 1962 Gabriel Schillings Flucht
- 1964 Die Verschwörung des Fiesco zu Genua
- 1966 In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa
- 1967 Tränen trocknet der Wind
- 1969 Adriene Mesurat
- 1969 Der Tausch
- 1970 Teresa
- 1971 Hilfe, meine Frau will Jungfrau bleiben
- 1975 Pariser Geschichten
- 1978 Der Alte: Malcolms Erben
- 1980 Fabian
- 1981 Steckbriefe
- 1982 Sonderdezernat K1 Tödlicher Ladenschluss
- 1983 Tatort: Miriam
- 1987 Reichshauptstadt Privat
- 1988 Ein König in seinem Reich
- 1989 Lohengrin popelt
- 1989 Hard Days, Hard Nights
- 1989 Frauengeschichten: Ruth Niehaus
- 1991 Wir können auch anders
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1954 Bundesfilmpreis (Weg ohne Umkehr)
- 1994 Medienpreis der deutschen AIDS Stiftung
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Niehaus, Ruth |
ALTERNATIVNAMEN | Niehaus, Ruth Hildegard Rosemarie |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 11. August 1928 bzw. 1925 |
GEBURTSORT | Krefeld; |
STERBEDATUM | 27. November 1994 |
STERBEORT | Hamburg |