Sandalen Christi
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Die Sandalen Christi zählen zu den bedeutendsten Reliquien des Mittelalters. Als Pippin III. mit Papst Stephan II. in der Pippinschen Schenkung 754 die Gründung des Kirchenstaates vereinbarte, waren einige Gegenleistungen der Kirche vorausgegangen. Stephans Vorgänger, Papst Zacharias, hatte Pippins Wahl zum König anerkannt und ihm 752 die Reliquie der Sandalen Christi übereignet.
Von ihrer religiösen Bedeutung abgesehen, war die Reliquie die materielle Verkörperung dessen, was die Päpste dem fränkischen König bieten konnten: Legitimation durch die Kirche.
Pippin konnte die Sandalen gut gebrauchen. Er hatte vor, die Abtei Prüm, ein kleines, rund 30 Jahre zuvor gegründetes Kloster in der Eifel, aufzuwerten. Also überließ er der Abtei riesigen Grundbesitz und zudem, wiederum auch zur Legitimation, die Reliquie. Die Abteikirche von Prüm erhielt daraufhin den Namen "Sankt Salvator" (Heiliger Erlöser), und das Kloster wurde in der Folge die bedeutendste Abtei und das Hauskloster der Karolinger.
Wer mit der mächtigen Fürstabtei konkurrieren wollte, tat gut daran, wenn er Reliquien ähnlicher Provenienz und Güte besaß. Im 12. Jahrhundert vermeldete das aufstrebende und Machtzuwachs suchende Bistum Trier die Entdeckung eines solchen Gegenstandes: Ein Gewand Christi, der heilige Rock - zwar von fragwürdiger Herkunft, aber zweifellos größer und eindrucksvoller als Sandalen.
Es sollte aber noch vier Jahrhunderte dauern, bis Trier den Machtkampf gegen Prüm gewann. 1524 fand die erste große Wallfahrt zum Heiligen Rock statt. 1574 verlor die Abtei Prüm ihre Selbständigkeit an Trier.
Die Sandalen Christi - genau genommen: Partikel der Sandalen - sind heute noch in Prüm zu sehen und werden dort verehrt. Ihre politische Bedeutung, die sie im Mittelalter zweifellos hatten, haben sie verloren, geblieben ist die religiöse Bedeutung.