Schwebung
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Als Schwebung bezeichnet man die Resultierende der additiven Überlagerung (Superposition) zweier Schwingungen, die sich in ihrer Frequenz nur wenig voneinander unterscheiden. Schwebungen treten bei allen Wellen auf, für die das Superpositionsprinzip gilt, also beispielsweise Schallwellen und elektromagnetischen Wellen; siehe Differenztonfaktor.
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[Bearbeiten] Akustik
In der Akustik ist die Schwebung deutlich zu hören: Erklingen zwei Töne, deren Frequenzen sich nur wenig unterscheiden, so ist ein Ton zu hören, dessen Frequenz dem Mittelwert der Frequenzen der beiden überlagerten Töne entspricht. Dieser Ton ist moduliert, seine Lautstärke schwankt mit der sogenannten Schwebungsfrequenz, die der Differenz der Frequenzen der beiden Töne entspricht.
Übersteigt der Frequenzunterschied etwa fünf Prozent, vernimmt man einen Ton rauer Klangfärbung, der sich bei weiterer Vergrößerung der Frequenzdifferenz in zwei Einzeltöne aufspaltet.
Als kritische Bandbreite wird derjenige Bereich um eine Tonfrequenz f0 bezeichnet, innerhalb dessen die Frequenz eines zweiten Tones liegen muss, damit ein rauer oder schwebender Ton statt zwei getrennter Töne wahrgenommen wird. Die Größe der kritischen Bandbreite hängt von der Frequenz f0 ab: Je kleiner die Frequenz f0 ist, desto größer ist die kritische Bandbreite.
Klangbeispiel ?/i: Dem Grundton von 440 Hz ist ein zweiter Ton überlagert, dessen Frequenz von 440 Hz auf 490 Hz ansteigt.
[Bearbeiten] Formeln
In der folgenden Berechnung ist:
- f1 die Frequenz der Sinus-Schwingung 1,
- f2 die Frequenz der Sinus-Schwingung 2,
- y1,2 die Amplitude der einzelnen Schwingungen (gleich für 1 und 2),
- t der Zeitpunkt,
- π die Kreiszahl,
- yR die resultierende Summenschwingung,
- ihre Amplitude,
- fR ihre Frequenz und
- fS die resultierende Schwebungsfrequenz.
Dann kann die Summenschwingung so dargestellt werden:
- .
Diese Berechnung kann umgeformt werden in die folgende Formel:
- .
Die letzte Formel besagt, dass die Frequenz der Überlagerungsschwingung die mittlere Frequenz der beiden Teilschwingungen ist (entspricht dem Sinus-Glied der Formel, siehe fR unten) und dass die resultierende Amplitude sich zeitlich ändert (die Schwebungsfrequenz; diese wird durch das Kosinus-Glied ausgedrückt, siehe fS unten). Es gilt:
- .
Für fS findet man oft den Ausdruck - dieses ist die Frequenz, die sich rechnerisch aus dem Kosinus-Glied ergibt. Da es für die Umhüllende der Überlagerungsschwingung (d.h. für die hörbare Amplitudenschwankung) egal ist, ob sich der Kosinus im plus- oder minus-Bereich befindet, ist die hörbare Frequenz der Lautstärkeänderung doppelt so groß, also:
- fS = f1 − f2
[Bearbeiten] Unreine Schwebung
Ist die Amplitude der beiden beteiligten Schwingungen nicht gleich, dann spricht man von der so genannten Unreinen Schwebung. Bei dieser ist das entsprechende Kosinus-Glied anders ausgebildet, und es treten keine Stilleperioden (wenn die resultierende Amplitude der reinen Schwebung durch Null geht) auf. Des Weiteren schwankt die Schwingungsdauer, anders ausgedrückt, die resultierende Frequenz (das Sinus-Glied oben) ist nicht konstant.
[Bearbeiten] Weitere Klangbeispiele
Um das Verständnis der akustischen Schwebung etwas zu erleichtern, finden sich hier vier beispielhafte unterschiedliche Schwingungen. Alle besitzen dieselbe Startfrequenz, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wellenform: Dreieck, Rechteck, Sägezahn, Sinus
In allen vier Klangbeispielen wurden zwei Schwingungen überlagert. Ab Sekunde 4 wurde begonnen, eine dieser Schwingungen langsam in der Frequenz zu erhöhen. Einen exakten Verlauf stellt folgendes Diagramm dar:
[Bearbeiten] Anwendungen
Das Phänomen der Schwebung kann vielseitig angewendet werden. In der Musizierpraxis wird sie als
- belebender Klangeffekt bei Musikinstrumenten beispielsweise als zuschaltbarer sogenannter Tremoloeffekt oder als spezielles Register in Pfeifenorgeln eingesetzt.
- Das Leslie Lautsprecher-Kabinett verwendet den Doppler-Effekt zur Erzeugung der Schwebung. Hierbei wird der konstante Originalton mit einem in der Tonhöhe vibrierenden Ton überlagert.
- Das Stimmen eines Musikinstruments nach Gehör (ohne Stimmgerät mit optischer Anzeige), also das eigentliche Einstimmen auf den Kammerton als Referenzfrequenz, erfolgt solange, bis keine Schwebung mehr zu hören ist: Der Ton ist „schwebungsnull - er stimmt“ .
Mit zwei elektrischen Schwingkreisen können Systeme gebaut werden, die folgenden Effekt nutzen: Ein Schwingkreis erzeugt eine (manuell justierbare,) feste Referenzfrequenz. Ein zweiter Schwingkreis wird über seine Dipolantenne in seiner Frequenz beeinflusst. Beide Frequenzen werden überlagert, die daraus resultierende Schwebung wird weiterverarbeitet. Dies kann wie bei dem
- Theremin ein durch Handbewegungen beinflusstes Musikinstrument sein.
- Bei Metallsuchgeräten beeinflusst Metall einer bestimmten Masse die Frequenzen,
- bei Überwachungsanlagen mit Bewegungsmeldern wird beispielsweise durch Annäherung eines Menschen das Signal eines Wärmesensors als Stellglied im veränderbaren Schwingkreis ausgenutzt.