Vibrato
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[Bearbeiten] Definition
Das Vibrato ist in der Musik das leichte Zittern oder Vibrieren eines Tons, das mit der Stimme, sowie auf Saiten- und Blasinstrumenten durch bestimmte Techniken erzeugt wird. Das Vibrato ist ein Stilmittel, das meistens bei langen Tönen eingesetzt wird. Es wird durch periodische Tonhöhenschwankungen, z.T. auch in Kombination mit Lautstärkenschwankungen, hervor gerufen. Am wirkungsvollsten sollen hierbei 4 bis 6 Hz sein.
In den meisten Fällen wird das Vibrato als Tonhöhenschwankung = Frequenzmodulation; Δ f, also als eine schnelle Frequenzänderung erzeugt; im Gegensatz zum Vibrato ist das Tremolo jedoch eine Amplitudenmodulation; Δ A, also eine schnelle Schalldruckänderung. Ein Sonderfall des Tremolos ist die Schwebung; in diesem Fall erklingen gleichzeitig zwei Töne mit geringem Frequenzunterschied. Durch Frequenzüberlagerung entstehen dabei die vibratoähnlichen periodischen Schalldruckänderungen. Vom Vibrato zu unterscheiden ist weiterhin die Bebung, bei welcher es sich um eine rasche Tonwiederholung handelt.
- Beispiel für ein Vibrato durch Frequenzmodulation ?/i
- Beispiel für ein Tremolo ("Vibrato") durch Amplitudenmodulation ?/i
- Beispiel für ein Tremolo ("Vibrato") durch Schwebung ?/i
- Beispiel für eine "Bebung" durch schnelle Tonwiederholungen ?/i
Zu beachten ist allerdings, dass die Terminologie des Vibrato nicht einheitlich gehandhabt wird. Vor allem in der älteren Literatur ist die Abgrenzung des Vibratos zum Tremolo und zur Bebung nicht einheitlich und neben diesen Bezeichnungen bestehen noch zahlreiche andere Begriffe zur Beschreibung des Vibratos und Vibrato-ähnlicher Effekte. Ausserdem werden Vibrato, Tremolo und Schwebung, wie obige Tonbeispiele zeigen, als sehr ähnlich wahrgenommen.
[Bearbeiten] Gesangsvibrato
Die menschliche Stimme besitzt ein natürliches Vibrato. Das Vibrato fehlt zwar häufig bei unausgebildeten Stimmen, ist aber insofern natürlich, als es sich bei der Ausbildung meistens von alleine einstellt, ohne besonders gelehrt und geübt zu werden. Weiterhin wird es nicht durch willentliche, gezielte Tonhöhenänderungen erzeugt und schließlich führt die Unterdrückung des Vibratos oft zu Stimmermüdung und zur Heiserkeit. Ein geschulter Sänger kann allerdings aus Gestaltungsgründen willentlich sein Vibrato verstärken oder einschränken.
Das Gesangsvibrato besteht in der Regel aus Schwankungen der Tonhöhe und – nachrangig – der Lautstärke sowie der Klangfarbe. Zu starke Tonhöhenschwankungen werden kritisch beurteilt. Beim Gesang wird oft auch der Begriff Tremolo abwertend für zu starkes oder zu schnelles, meckerndes Vibrato benutzt.
Die Entstehung des Vibratos beim Gesang ist nach wie vor nicht voll geklärt. Zum einen besteht die Vorstellung, dass das Vibrato als physiologischer Tremor antogonistisch wirkender Kehlkopfmuskeln hervorgerufen wird. Zum anderen besteht auch die Vorstellung, dass das Zwerchfell beteiligt sei und beim Gesang das Vibrato durch das Schwingen des Zwerchfells und der Stimmlippen (auch Stimmbänder genannt) im Kehlkopf entsteht. Durch die Koppelung beider Systeme entsteht ein sogenanntes „Komplexes Vibrato“ (nach Fischer).
Die Instrumentalisten bemühen sich um eine Imitation des Sängervibratos.
[Bearbeiten] Vibrato bei mechanischen Musikinstrumenten
Auf historischen Flöten (Blockflöte und Traversflöte) gibt es verschiedene Methoden:
- Zwerchfellvibrato
- Kehlvibrato („Meckern“)
- Schlagen mit dem Finger an den Rand eines bestimmten Loches, das nicht gedeckt werden darf.
Das Vibrato wird sparsam und gezielt eingesetzt.
Beim Saiteninstrument entsteht das Vibrato durch Hin- und Herschwingen des Fingers auf einer Saite. Hierdurch werden periodische Schwankungen der Tonhöhe erzeugt: Der Ton ist nicht ganz "geradlinig" oder klar.
Bei der Orgel gibt es die sog. Schwebungsregister. In diesem Fall gibt es zu jedem Ton zwei Stimmen, die sich in der Tonhöhe geringfügig unterscheiden; das Vibrato wird also durch Schwebung hervorgerufen. Ein Beispiel ist die Prinzipalschwebung, bei italienischen Orgeln des 16. Jhd. u.a. auch als Voce Umana ("Menschenstimme") bezeichnet. Offensichtlich galt den italienischen Orgelbauern des 16. Jhd. das Vibrato als eine charakteristische Eigenschaft der menschlichen Stimme.
Ein stärkerer Vibratoeffekt kann bei der E-Gitarre durch den eigens dafür vorgesehenen Tremolo oder das Ziehen der Saite erzeugt werden.
[Bearbeiten] Vibrato bei elektronischen Musikinstrumenten
Bei Effektgeräten oder elektronischen Musikinstrumenten werden die Begriffe Vibrato und Tremolo für unterschiedliche Effekte verwendet:
- Vibrato bezeichnet die periodische Schwankung der Tonhöhe (Frequenzmodulation)
- Tremolo bezeichnet die periodische Schwankung der Lautstärke (Amplitudenmodulation)
Die Wirkung des Effekts hängt hierbei von der Stärke und Frequenz der Schwankungen ab sowie vom dem Charakter der Schwankung (Kurvenform des Modulationssignals):
- Langsame sinusförmige Schwankungen mit geringer Frequenz klingen eher weich.
- Schnelle rechteckförmige Schwankungen mit hoher Frequenz klingen eher hart.
[Bearbeiten] Literatur
- Greta Moens-Haenen: Das Vibrato in der Musik des Barock, Graz, 1988
- Fischer: Die Stimme des Sängers, Metzeler
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Vibrato – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Dieser Artikel oder Abschnitt weist folgende Lücken auf: Es fehlen Informationen über die Benutzung bzw. Vermeidung des Vibratos in der Geschichte musikalischer Aufführung. Es fehlen Informationen über das Vibrato (bzw. andere Alterationen der Tonhöhe des klingenden Tons) in der außereuropäischen Musik.
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