St. Pantaleon (Köln)
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St. Pantaleon ist ein frühromanischer Kirchenbau in Köln im Bereich der südlichen Altstadt. Sie ist eine der zwölf großen romanischen Basiliken in der Altstadt Kölns, deren Erhalt vom Förderverein Romanische Kirchen Köln unterstützt wird. Die Kirche ist dem heiligen Pantaleon (lateinische Namensform), sowie Cosmas und Damian geweiht. Der griechische Originalname des spätantiken Märtyrers St. Pantaleon lautet Panteeleimon und bedeutet Allerbarmer. Ein Hospital war schon seit dem 9. Jahrhundert mit dieser Kirche assoziiert.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Antike
Die mittelalterliche Kirche entstand etwa 200 Meter außerhalb des antiken Kölns wahrscheinlich über dem Standort einer römischen Mansio. Die Bebauung an dieser Stelle reicht bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. zurück. 2005 wurden wie schon in den 1950er Jahren erneut Spekulationen über eine archäologisch jedoch nicht belegbare frühchristliche Nutzung seit dem 3. Jahrhundert laut. Reste der römischen Bebauung, die genauso wie alle Nachfolgebauten um 31 Grad von der Ostung abweicht, sind unter dem Chor von St. Pantaleon gefunden worden. Es handelt sich um einen schlichten Saal (ca.14 : 5 Meter) und eine vorgelagerte, mit Malerei und Marmorinkrustationen aufwändig dekorierte Raumflucht einer villa oder eben einer mansio.
[Bearbeiten] Mittelalter
In den antiken Bauresten wurden in der Merowingerzeit teils reich ausgestattete Gräber eingebracht. Es folgen zwei karolingische Bauphasen, deren reiche Ausstattung teilweise bekannt ist. Für das 9. oder 10. Jahrhundert sind hier Fragmente von Monumentalskulptur überliefert (Engel und Drache).[1] Zu dieser Zeit erreicht die Kirchenanlage auch ihre größte Ausdehnung: Zwischen zwei vorgelagerten Atrien liegt ein oktogonaler Zentralbau unbekannter Funktion vor dem karolingischen Westwerk mit differenziertem, gewölbtem Untergeschoss. 866 wird die Kirche erstmals schriftlich erwähnt in der sog. Guntharschen Güterumschreibung. Otto der Große gründete hier im 10. Jahrhundert ein Benediktinerkloster.
Unter der Kaiserin Theophanu wird das Westwerk umgebaut und spätestens nach 980 mit dem monumentalen Skulpturenzyklus an der Westfassade außen versehen. Unter einer von drei Engeln flankierten Majestas Domini standen monumentale Heiligenfiguren der Titularheiligen Cosmas und Damian und Pantaleons, sowie darunter weitere Heilige (Albanus/Quirinus und Maurinus - Zuschreibung unsicher). Der heutige Westbau ist eine Konstruktion des 10. Jahrhunderts.
Pantaleon stammte wahrscheinlich aus Kleinasien, dem Gebiet der heutigen Türkei. St. Pantaleon in Köln ist die älteste Pantaleonskirche westlich von Byzanz. Erste Reliquien wurden entweder über Aachen in der Karolingerzeit oder, wahrscheinlicher, bereits früher übertragen. Diese Beziehung zum Oströmischen Reich drückt sich auch noch in einer weiteren Tatsache aus: Kaiserin Theophanu, die Gemahlin Kaisers Otto II., liegt gemäß ihrem Wunsch in der Kirche begraben. Theophanu war die Nichte des oströmischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes - mit ihrer Vermählung mit dem Kaisers des Heiligen Römischen Reiches wurde nach Jahrhunderten des Streites eine friedvolle Koexistenz der beiden mittelalterlichen Römischen Reiche begründet. Auch der Bruder Ottos I., der Klostergründer Brun, Erzbischof von Köln liegt gemäß seinem Wunsch in der Krypta der Kirche begraben.
Otto I. bedachte die von ihm gegründete Klosteranlage mit vielen Schenkungen. Neben herrschaftlichem Glanz brachte Theophanu auch den Nikolauskult aus Konstantinopel mit. Sie ließ das dominante Westwerk umbauen. Um 1160 wurde die einschiffige karolingische und ottonische Saalkirche dann unter dem Abt Wolbero zu einer dreischiffigen Basilika erweitert. Im Verlaufe der hochmittelalterlichen Stadterweiterungen und Ummauerung Kölns wurde St. Pantaleon dann in des Stadtgebiet einbezogen.
Während des Spätmittelalters wurden andere Klöster in und um Köln erheblich mehr mit Stiftungen bedacht. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der spätgotische Lettner errichtet, welcher heute die Orgel trägt.
[Bearbeiten] Neuzeit
Ab 1618 wurde die Kirche in mehreren Bauabschnitten barockisiert. Davon ist heute noch der Orgelprospekt von 1652 und die Chorausstattung nebst Kanzel von 1747 erhalten. Baufälligkeit führte 1757 zum Einsturz eines der beiden Seitentürme und danach zur Erneuerung des Mittelturms und der beiden Seitentürme in verminderter Größe mit barocken Turmabschlüssen.
Die französische Besetzung Kölns 1794 brachte die Auflösung des Klosters mit sich. Die Kirche wurde zunächst Pferdestall, in der Preußenzeit nach 1815 dann evangelische Garnisonskirche. Auf dem Mittelturm wurde ein optischer Telegraph installiert, der die schnelle Übermittlung von Nachrichten von und nach Berlin ermöglichen sollte. Nachdem diese Einrichtung durch die Entwicklung der elektrischen Telegraphie nicht mehr benötigt wurde, wurde das Westwerk 1890-92 romanisch restauriert. Finanziert wurde die Restaurierung durch das preußische Kriegsministerium, da St. Pantaleon als Garnisonskirche Eigentum der Armee war.Quelle?
Nach der Entmilitarisierung des Rheinlands tauschte die evangelische Gemeinde 1922 St. Pantaleon gegen die wenige hundert Meter entfernte Kartäuserkirche mit ihren Klostergebäuden beim preußischen Staat ein. St. Pantaleon wurde danach katholische Pfarrkirche.
Im zweiten Weltkrieg wurden das Dach, Teile der Außenmauern und ein Großteil der Inneneinrichtung zerstört. Wertvollere Teile, wie zum Beispiel die Schreine, der Hochaltar und der Lettner wurden vorher geschützt oder ausgelagert. Der Wiederaufbau versuchte weitgehend die romanische Architektur wiederherzustellen. Gleichzeitig fanden zwischen 1955 und 1962 Ausgrabungen statt. Das gewölbte Kirchenschiff wurde wieder durch eine Flachdecke ersetzt. In dem barocken Orgelgehäuse befindet sich seit 1963 eine neue Orgel der Firma Klais.
In der linken Seitenapsis wurde eine von Prof. Elmar Hillebrand und Clemens Hillebrand gestaltete Heiligenkapelle für den Hl. Josefmaria, Gründer des Opus Dei, eingerichtet, die am 10. August 2006 vom Kölner Erzbischof Kardinal Meisner eingeweiht wurde.[2]
Im Kranz der zwölf großen romanischen Kirchen Kölns ist St. Pantaleon nicht nur die älteste, sondern auch diejenige mit der reichsten Innenausstattung aus Vorkriegszeiten.
[Bearbeiten] Das Geläut
Vier klangschöne Glocken hängen in der Glockenstube des Mittelturmes. Sie wurden 1956/57 von Hans Hüesker aus Gescher gegossen. Bruchstücke der im 2. Weltkrieg zerstörten Glocke von 1572 sind auf der Empore zu sehen.
1. Pantaleonsglocke
- Schlagton: b°; Gewicht: 3 000 kg; Durchmesser: 170 cm
- Inschrift: „+ O HL. PANTALEON IN TRÜBSAL, ANGST UND LEID SEI UNS ALS HELFER UND PATRON ALS GUTER ARZT BEREIT.“
2. Michaelsglocke
- Schlagton: c′; Gewicht: 2 000 kg; Durchmesser: 148 cm
- Inschrift: „+ SANCTE MICHAEL ARCHANGELE DEFENDE NOS IN PRAELIO: UT NON PEREAMUS IN TREMENDO JUDICIO.“
3. Brunoglocke
- Schlagton: des′; Gewicht: 1 800 kg; Durchmesser: 142 cm
- Inschrift: „+ ST. BRUNO SIEH DIE GROSSE NOT DIE UNSER VATERLAND BEDROHT + GETEILTES DEUTSCHLAND BALD VEREIN LASS GANZ EUROPA SCHUTZWALL SEIN.“
4. Marienglocke
- Schlagton: f′; Gewicht 750 kg; Durchmesser: 108 cm
- Inschrift: „+ MARIA ALLE TAGE SING UND SAGE LOB DER HIMMELSKÖNIGIN + JUNGFRAU, MUTTER GOTTES MEIN, LASS MICH GANZ DEIN EIGEN SEIN.“
[Bearbeiten] Gedenken an Theophanu
Kaiserin Theophanu starb bereits mit 31 Jahren am 15. Juni 991 auf einem Reichstag in Nimwegen und wurde nach ihrem Wunsch in St. Pantaleon bestattet. Acht Jahrhunderte lang wurde am 15. Juni eines jeden Jahres eine Gedenkmesse zu Ehren Theophanus gefeiert, bis Napoleon 1803 die Abtei aufhob. Die Pfarrgemeinde nahm die Tradition 1991 zum tausendsten Todestag mit einer europäisch angelegten Feier wieder auf. Theophanu ist bestattet in einem Sarkophag aus weißem griechischem Marmor, den der Bildhauer Sepp Hürten 1965 schuf und der heute im Westwerk der Kirche steht.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans J. Kracht: Geschichte der Benediktinerabtei St. Pantaleon in Köln 965-1250. Franz Schmitt, Siegburg 1975, ISBN 3877100678
- Helmut Fußbroich: Die Ausgrabungen in St. Pantaleon zu Köln. Von Zabern, Mainz 1983, ISBN 3805306016
- Anne Behrend-Krebs: Die ottonischen und romanischen Wandmalereien in St. Gereon, St. Maria im Kapitol und St. Pantaleon in Köln. (Diss.), Münster 1994, ISBN 3929207168
- Karl Heinz Bergmann: St. Pantaleon in Köln. Neuss 1986, ISBN 3880945187
- M. Gechter, D. Hochkirchen, S. Schütte: St. Pantaleon (AT). Colonia Romanica. Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen 2006 (im Druck)
- Stefan Samerski: Die Kölner Pantaleonsverehrung : Kontext - Funktion - Entwicklung. In der Reihe Forschungen zur Volkskunde. Norderstedt 2005, ISBN 3-8334-3041-9 auch online verfügbar (pdf)
- Peter von Steinitz: Pantaleon der Arzt. (Roman) Freundeskreis St. Pantaleon, Köln 2005, ISBN 3-9805197-3-2
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: St. Pantaleon (Köln) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Homepage von St. Pantaleon in Köln
- Bericht vom Besuch des Armenischen Patriarchen von Istanbul und der Türkei, Mesrob II., in St. Pantaleon (englisch)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Manfred Reinharth: 1750 Jahre christlicher Nutzung bewiesen, Kölnische Rundschau, 22. November 2006
- ↑ Kath.net: Kardinal Meisner: 'Der hl. Josefmaria vermittelte Geschmack an Gott', 12. August 2006
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Koordinaten: 50° 55' 44" N, 6° 56' 51" O