Thomas Hürlimann
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Thomas Hürlimann (* 21. Dezember 1950 in Zug) ist ein Schweizer Schriftsteller.
Thomas Hürlimann wurde am 21. Dezember 1950 als Sohn des späteren Bundesrates Hans Hürlimann in Zug geboren. Seine Mutter entstammt der St. Galler CVP-Dynastie Duft. Nachdem er die Primarschule in Zug besuchte und bei seinem Onkel Johannes Duft in der Stiftsbibliothek St. Gallen einen Sommer lang arbeitete, besuchte er die Stiftsschule Einsiedeln, wo er laut eigenen Worten ‹saure Zeiten› als ‹kahl rasiertes Mönchlein in knöchellanger Kutte› überstand. Nach der Reifeprüfung studierte er Philosophie an der Universität Zürich und der Freien Universität Berlin. Dieses Studium brach er 1974 ab und ließ sich als freier Schriftsteller in Berlin-Kreuzberg nieder. Diesen Schritt nannte er seinen «glücklichsten Tag in meinem Leben».
Als Autor debütierte Thomas Hürlimann mit dem Erzählband «Die Tessinerin» (1981). Von 1982 bis 1985 war er Regieassistent und Dramaturg am Berliner Schillertheater. 1985 kehrte er in die Schweiz zurück. Zum erzählerischem Werk des Autors, der sich immer wieder engagiert mit der jüngeren Schweizer Geschichte auseinandergesetzt hatte, gehören «Das Gartenhaus», «Die Satellitenstadt», «Das Holztheater», «Der grosse Kater», «Fräulein Stark» und «Vierzig Rosen». Dazu kommen Theaterstücke und Komödien – darunter «Der Franzos im Ybrig» (1991) und «Das Lied der Heimat» (1998) sowie «Das Einsiedler Welttheater» (2000).
Das meistbeachtete Werk war «Fräulein Stark» (2001). Der Kritiker Marcel Reich-Ranicki warf Hürlimann in der Fernsehsendung «Das Literarische Quartett» verkappten Antisemitismus vor. Hürlimann benutze ein "antisemitisches Zeichensystem". Dem widersprach die Mehrzahl der Kritiker. Außerdem fühlte sich Hürlimanns Onkel Johannes Duft als Opfer eines Schlüsselromans. Er verfasste eine Streitschrift gegen Hürlimanns «Fräulein Stark». Auch diese Einwände, es handele sich um einen Schlüsselroman, wurden von der Kritik widerlegt.
Ähnliche Diskussionen musste Hürlimann bereits nach der Veröffentlichung seines Romans «Der grosse Kater» führen, bei dem Vater Hans Hürlimann offenbar als literarisches Vorbild diente.
Momentan lebt er in Willerzell bei Einsiedeln SZ und in Berlin und seit 2000 ist er Dozent am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.
Für sein Schaffen erhielt Thomas Hürlimann zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Darunter bekam er für das Werk «Fräulein Stark» den Joseph-Breitbach-Preis, den höchstdotierten Preis im deutschsprachigen Raum. Die Novelle «Das Gartenhaus» wurde in 13, der erste Erzählband «Die Tessinerin» in sechs Sprachen übersetzt.
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[Bearbeiten] Auszeichnungen
Thomas Hürlimann erhielt u.a. folgende Literaturpreise:
- 1981 den Aspekte-Literaturpreis,
- 1982 den Rauriser Literaturpreis,
- 1990 den Preis des Literaturmagazins des Südwestfunks,
- 1992 den Berliner Literaturpreis und den Marieluise-Fleißer-Preis der Stadt Ingolstadt,
- 1995 den Weilheimer Literaturpreis,
- 1997 den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung,
- 1998 den Solothurner Literaturpreis,
- 2001 den Joseph-Breitbach-Preis (zusammen mit Dieter Wellershoff und Ingo Schulze),
- 2003 den Jean-Paul-Preis (Bayrischer Literaturpreis),
- 2007 den Preis der LiteraTour Nord.
[Bearbeiten] Werke
- Großvater und Halbbruder. Frankfurt am Main 1980
- Die Tessinerin. Zürich 1981
- Stichtag; Großvater und Halbbruder. Frankfurt am Main 1984
- Der Ball. Zürich 1986
- Das Gartenhaus. Zürich 1989 (2005/2006 aufgenommen in Buchreihe Schweizer Bibliothek von Das Magazin)
- Der letzte Gast. Zürich 1990
- Der Gesandte. Zürich 1991
- Innerschweizer Trilogie. Zürich 1991
- Die Satellitenstadt. Zürich 1992
- Güdelmäntig. Einsiedeln 1993
- Unter diesen Sternen. Weilheim 1993
- Carleton. Zürich 1996
- Der Franzos im Ybrig. Zürich 1996
- Zwischen Fels und See. München 1996
- Das Holztheater. Zürich 1997
- Der große Kater. Zürich 1998
- Das Lied der Heimat. Frankfurt am Main 1998
- Das Einsiedler Welttheater. Zürich 2000
- Fräulein Stark. Zürich 2001 ISBN 3-250-60075-X (Zentraler Bestandsteil dieses Romans sind die Stiftsbibliothek St. Gallen und Stiftsbibliothekar Johannes Duft, des Onkels von Thomas Hürlimann)
- Himmelsöhi, hilf!. Zürich 2002
- Vierzig Rosen. Zürich 2006
[Bearbeiten] Herausgeberschaft
- Meinrad Inglin: Der schwarze Tanner und andere Erzählungen. Zürich 1985
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Steinegger (Red.): Literaturpreis der Innerschweiz 1992: Thomas Hürlimann, Schwyz 1992
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Thomas Hürlimann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.tour-literatur.de/aufsaetze/huerlimann_daemmerschoppen.htm
Personendaten | |
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NAME | Hürlimann, Thomas |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1950 |
GEBURTSORT | Zug |