Traditionelle afrikanische Musik
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Traditionelle afrikanische Musik ist eine Sammelbezeichnung für Musikformen zumeist schwarzafrikanischer Länder, deren Charakter noch wenig bis gar nicht durch Einflüsse westlicher Musik bestimmt wurde und auf präkolonialen Mustern basiert.
Die Sammelbezeichnung birgt einige Schwierigkeiten, so werden zum Beispiel mit ihr die Musikformen unterschiedlichster Kulturen mit ihren teils sehr verschiedenen historischen, sozialen und auch geographischen Verknüpfungen unangemessen in einen Kontext gebracht, ohne der Diversität der musikalischen Landschaft eines ganzen Kontinents angemessen Rechnung zu tragen.
Westliche Vorstellungen von traditioneller afrikanischer Musik sind hauptsächlich von Trommeln geprägt, einer verzerrten Idee, denn für die meisten afrikanischen Musikkulturen ist Gesang die wichtigste Musik.
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[Bearbeiten] Einleitung
Viele afrikanische Kulturen haben Tonsprachen, das heißt Sprachen, in denen die Tonhöhe zur Unterscheidung von Bedeutung benutzt wird; dies hat zum Teil erheblich Konsequenzen zum Beispiel dadurch, dass mit auf Instrumenten gespielten Tonfolgen bedeutungsvoller und für die Zuhörer verständlicher Text gespielt werden kann. Aber auch, dass Tonfolgen in Vokalmusik dem Sprachton unterworfen sein können. Über afrikanische Musik kann man nicht sprechen, ohne den Afrikanischen Tanz einzuschließen. Viele afrikanische Sprachen haben ein Wort für die beiden in "westlicher" Kultur zumeist unterschiedenen Konzepte. Musik und Tanz, Maskierung und Geschichten-Erzählen stehen in Schwarzafrika immer im Zusammenhang mit einem gesellschaftlichen Ereignis. Eine zu einem solchen Ereignis gespielte Musik konnte und kann nicht einfach verändert werden, denn sie gehört ursächlich zur jeweiligen Feier oder dem Ritual. Entsprechend vielfältig sind die Formen, welche festgelegt und allen bekannt sind. Eine Improvisation eines Trommlers würde beispielsweise auf Unverständnis stoßen. Varianten sind jedoch keineswegs untersagt, sondern in einem bestimmnten Umfang sogar gefordert, besonders, um in der Aufführungssituation auf bestimmte Reaktionen der Mitbeteiligten eingehen zu können. Diese Variationen müssen sich jedoch in Grenzen halten, da die Sprache der Instrumente sonst nicht mehr verstanden werden könnte.
Ein wichtiger Bestandteil der afrikanischen Musik ist die Wiederholung, Musiker und Mitbeteiligte können so bei Zuhören tief in die Musik "eintauchen". Erst so - durch das lange Beibehalten des Patterns - kann die Musik im ganzen Umfang verstanden werden.
Bei allen Ereignissen von Bedeutung und sogar bei alltäglichen Verrichtungen spielt Musik eine zentrale Rolle. Die Bedeutung der Musik geht so weit, dass ein Fest nicht stattfinden kann, wenn der entsprechende Musiker verreist oder krank ist.
Afrikanische Trommeln können regelrecht singen und sprechen. Die musikalischen Patterns sind oft aus der Sprache entstanden. Die einzelnen Trommelschläge eines Rhythmus-Pattern müssen sich in ihrer Tonhöhe bzw. in ihrer Klangfarbe klar unterscheiden, ansonsten bleiben sie unverständlich und ohne Sinn. Mit den sogenannten Talking Drums können sogar Wörter und Sätze mitgeteilt werden. Manche Trommler brauchten jahrelang, um den richtigen Klang auf ihrer Trommel herauszuarbeiten.
Historische Forschungen haben gezeigt, dass afrikanische Musikkulturen niemals statisch sondern im Gegenteil überaus dynamisch waren und sind. Daher ist von "ursprünglicher afrikanischer Musik" zu sprechen lediglich eine romantische Vorstellung des "Westens" und wird heute zur Erhöhung des Marktwertes afrikanischer Musik im "Westen" gebraucht, entbehrt aber sachlich jeder Grundlage.
Darüberhinaus sind Afrikas Kulturen zu verschieden, um Gemeinsamkeiten für den ganzen Kontinent zu benennen. Verschiedene Tonsysteme, Musiken in Verknüpfung mit Kult, Repräsentation, dörflichen Festen, städtischer Unterhaltung, seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine kommerzielle Musik-Industrie (Schellack-Platten) existieren jeweils unter lokal verschiedenen Bedingungen.
Eine grobe Einteilung in Stilgebiete unterscheidet den Khoisanid geprägten Süden vom Bantusprachigen Zentralafrika, und den mehr oder weniger islamisch beeinflussten Regionen Ost- wie Westafrikas.
In islamischen Regionen ist der Umgang mit Musik als einer spirituellen Kraft stark von tradierten animistischen Praktiken beeinflusst. Der Korangelehrte ist einer, der die alten Zauberkräfte kennt, bewahrt und nutzt. Traditionelle afrikanische Religionen werden als animistisch bezeichnet (auch Tiere, Pflanzen und die unbelebte Natur haben eine Seele). Die übernatürliche, unsichtbare Welt der Geister ist eng mit der natürlichen Welt verbunden und vor allem durch die Musik (der Ton ist "immateriell") kommunizieren die beiden Welten miteinander. Die zu befragenden Geister verstehen nicht die Wortsprache, aber die mit ihr eng verwandte Musiksprache. Bei allen bedeutenden Ereignissen des gesellschaftlichen Lebens (Geburt, Initiation, Beschneidung, Heilung, Hochzeit, Ernte, Amtseinführung von geistlichen und weltlichen Machthabern, Begräbnis usw.) werden die Geister und Ahnen befragt, beschworen und gnädig gestimmt.
[Bearbeiten] Beispiele für die Funktion der traditionellen afrikanischen Musik
- Lernen in der Beschneidungsschule: Die Initianten lernen mit Hilfe von Musik kognitive Inhalte ihrer Kultur
- Repräsentation weltlicher Herrscher: Königstrommeln verkörpern Macht und Kraft
- Begleitung der Mythen, Legenden und Chroniken der Preissänger
- Musik zum Tanz: Bis hin zu "säkularisierten" Formen afrikanischer Rockmusik, vor allem in Städten
- Musik zur Entspannung, Erholung, Unterhaltung, als Schlaflieder usw. (z. B. Mbiramusik)
- Musik zur Nachrichtenübermittlung: Trommelbotschaften, z. B. Djembe
[Bearbeiten] Instrumente
Neben allen Arten von Trommeln, Rasseln, Schlaginstrumenten, Körperinstrumenten usw. auch Mbira (Kalimba), Schlitztrommel, Kora (Gitarre/Harfe), Balafon (Xylophon mit Resonatoren), Musikbogen.
[Bearbeiten] Tonskalen
Zumeist Pentatonik oder Heptatonik; die Intervallgröße ist regional verschieden und weicht von der europäischen temperierten Skala teilweise stark ab. Das Melos ist vorwiegend engstufig und fallend; kleinere Intervalle herrschen vor. Kurze Motive werden häufig wiederholt, variiert oder sequenziert. Das Stimmideal beim Singen ist überwiegend heiser und rau guttural, bis hin zu schrillen Schreien.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- John Miller Chernoff: Rhythmen der Gemeinschaft: Musik und Sensibilität im afrikanischen Leben. Peter-Hammer-Verlag, Wuppertal 1999, ISBN 3872948385
- Gerhard Kubik: Zum Verstehen afrikanischer Musik. 2. Auflage. Lit Verlag, Wien 2004, ISBN 3825878007
- Erich Stockmann: Musikkulturen in Afrika. Verlag Neue Musik, Berlin 1987, ISBN 3733300092
- Wolfgang Bender: Sweet Mother: Moderne afrikanische Musik. Trickster-Verlag, München 1985, ISBN 3-923804-10-5