Tupolew Tu-154
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Die Tupolew Tu-154 (NATO-Codename: Careless) ist ein Verkehrsflugzeug mittlerer Reichweite für 150 bis 180 Passagiere des russischen Flugzeugherstellers Tupolew PSC.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Tupolew Tu-154 flog vor allem für viele Fluggesellschaften Osteuropas und für die Aeroflot. Nur wenige Exemplare waren unter anderem im Mittleren Osten in Einsatz. Heute ist sie immer noch das Rückgrat für viele Flotten der kleineren GUS-Fluggesellschaften. Auch in der Aeroflot wird sie noch eingesetzt, vor allem auf den russischen Inlandsrouten.
In Form und Größe gleicht die Tupolew 154 am ehesten der sehr erfolgreichen Boeing 727, als deren Gegenstück sie vermutlich konstruiert wurde. Diese Dreistrahler wurden vor der Entwicklung von ETOPS-Strahltriebwerken auf Strecken eingesetzt, die für vierstrahlige Maschinen unrentabel waren. Geflogen ist sie erstmals 1971, Produktionsende war im Juni 2006. Nachfolger sind Tu-204 bzw. Tu-214.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands übernahm die Flugbereitschaft der Bundeswehr zwei Tu-154M aus dem Bestand des Transportfliegergeschwaders 44 (TG 44) der Luftstreitkräfte (LSK) der DDR. Eine Maschine wurde zu einer Aufklärungsmaschine umgebaut um über Russland die Abrüstungsverträge zu überwachen, die andere wurde als Transportmaschine genutzt. Jedoch ging eine Maschine bei einer Kollision mit einer amerikanischen Transportmaschine vor der Küste Namibias verloren. Alle 24 Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod.
Insgesamt wurden etwa 900 Tu-154 und Tu-154M gebaut. Die letzten drei Tu-154M (2 für Kuban Airlines, 1 für die Regierung der russischen Region Samara) wurden Ende Juni 2006 fertiggestellt, die letzten Auslieferungen fanden im Juli 2006 statt[1].
[Bearbeiten] Konstruktion
Die drei Strahltriebwerke Kusnezow NK-8-2U der Tu-154 mit je 103 kN Schubkraft (Version Tu-154A, B) bzw. Solowjow D-30KP/KU mit 108 kN Schubkraft (Version Tu-154M) sind am Heck angebracht. Je ein Triebwerk ist rechts und links am Heck angeordnet. Diese Triebwerke verfügen zur Verringerung der Landestrecke über ein System der Schubumkehr. Das dritte Triebwerk saugt seine Luft oberhalb des Rumpfes, mittig an der Seitenleitwerkswurzel, an. Der Abgasstrom wird unterhalb des Leitwerkes, im Heck des Flugzeugs, geführt (etwa so, wie es bei der Lockheed L-1011 TriStar geschieht).
Die Tu-154 ist ein freitragender Tiefdecker mit 35° gepfeilten Flügeln (sog. „kritisches“ Tragflächenprofil) in Ganzmetallbauweise mit 3 Holmen. Die beiden 3-achsigen Stützen des Hauptfahrwerks sind für Einsätze auf unbefestigten Pisten ausgelegt und werden nach hinten in eine Fahrwerksgondel, welche sich an jeder Tragfläche befindet, eingezogen. Im Gegensatz zu den hydraulisch betätigten Start- und Landeklappen wird die Nasenleiste elektrisch angetrieben. Interessant ist die Tatsache, dass eine Tu-154 nur sehr selten an ein Gate mit Fluggastbrücke herangefahren wird, da sich das Bugfahrwerk bei der Be- und Entladung verhältnismäßig schnell auf- und abbewegt. Dies kann der Höhenausgleich der Fluggastbrücke konstruktionsbedingt nicht schnellgenung ausgleichen, somit besteht die Möglichkeit, dass das Flugzeug, wie auch schon des öfteren vorgekommen, beschädigt wird.
[Bearbeiten] Varianten
Es gibt drei Baureihen der Tupolew 154, die sich optisch kaum unterscheiden. Unterschiede sind vor allem in der Technik zu finden. Es existieren jedoch auch zwei umgebaute Tu-154 mit außergewöhnlichen Antriebsarten. Wie auch ihr westliches Gegenstück, die Boeing 727, wurden Tu-154 mittlerweile häufig mit Triebwerksschalldämpfern (so genannten Hush Kits) ausgestattet und teilweise auch zum Frachter umgerüstet.
Es gab außerdem eine Reihe von Spezialausführungen, so z. B. als fliegendes Lazarett, für die Kosmonautenausbildung oder als reine Frachtversion.
[Bearbeiten] Tu-154 / Tu-154A / Tu-154B / Tu-154S
Die Tu-154 wurde von Aeroflot zuerst 1972 eingesetzt. Es wurden drei, allesamt durch Kusnezow-Triebwerke angetriebene, Varianten gebaut: Die ursprüngliche Tu-154, die schwerere und mit stärkeren Triebwerken ausgestattete Tu-154A, sowie die Tu-154B mit einer weiteren Erhöhung des maximalen Startgewichts. Die Tu-154S ist die Frachtervariante der Tu-154B.
[Bearbeiten] Tu-154M
Die neueste Version ist die Tu-154M, deren Erstflug 1982 stattfand. Sie ist mit effizienteren Awiadwigatel Solowjow D-30KU Turbofans ausgestattet. Die Tu-154M ist wesentlich wirtschaftlicher, leiser und zuverlässiger als die vorhergehenden Versionen. Aeroflot erreichte mit ihr fortwährend eine Dispatch Reliability (technische Verfügbarkeit vor dem Start) von 99 %, was auch im Vergleich mit westlichen Flugzeugmustern ein ausgezeichneter Wert ist. Dies ist die einzige Tu-154-Version, welche den europäischen Bestimmungen zum Schutz vor Fluglärm so weit entspricht, dass sie heute noch Ziele in Westeuropa anfliegen darf.
[Bearbeiten] Tu-155 / Tu-156
Zu den radikaler angelegten Weiterentwicklungen der Tu-154 zählen die mit Flüssigwasserstoff bzw. Erdgas betriebenen Prototypen Tu-155 und Tu-156. Die Tu-155 basiert auf einer Serien-Tu-154B; ihr rechtes Triebwerk wurde nicht von Kerosin, sondern von Wasserstoff oder Erdgas angetrieben. Ihren ersten Flug mit Flüssigwasserstoff absolvierte die Tu-155 am 15. April 1988, ihren ersten Flug mit Erdgasantrieb am 18. Januar 1989; somit ist sie laut Tupolew das erste erdgasgetriebene Flugzeug der Welt. Die Weiterentwicklung Tu-156 kann alternativ mit Kerosin oder Erdgas betrieben werden, womit sie flexibler wird und mit normalem Kerosin betrieben werden kann, sollte am Flughafen kein Erdgas zur Verfügung stehen.
[Bearbeiten] Allgemeine Daten
Kenngröße | Daten |
---|---|
Baujahr(e) | 1968 - Juni 2006 |
Hersteller | Tupolew PSC |
Spannweite | 37,55 m |
Länge | 47,9 m |
Höhe | 11,4 m |
Flügelfläche | 201,5 m² |
Startgewicht | maximal 100.000 kg (Tu-154M) |
Passagiere | 160-180 |
Besatzung | 4 und 3 in der Tu-154M |
Reichweitenoptimierte Reisegeschwindigkeit | 850 km/h (Tu 154) |
Maximale Reisegeschwindigkeit | 950 km/h (Tu 154M) |
Dienstgipfelhöhe | 11.000 m |
Reichweite | 4.000 km |
Triebwerke | drei Strahltriebwerke Kusnezow NK-8-2U (Tu-154A und B) oder Solowjow D-30KP/KU (Tu-154M) |
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ flightglobal.com: „Aviakor ends Tupolev Tu-154M production after fulfilling last order“ (30. Juni 2006)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Tupolev Tu-154 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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