U-Bahn Tokio
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Die U-Bahn von Tokio (jap. 東京の地下鉄, Tōkyō no chikatetsu) ist mit jährlich ca. 2,85 Milliarden Fahrgästen eins der am stärksten in Anspruch genommenen U-Bahnsysteme der Welt. Die 12 Linien der Tokioter U-Bahn werden täglich von durchschnittlich 7,8 Millionen Fahrgästen genutzt (zuzüglich S- und Regionalbahnen). Betreiber sind zwei unabhängige Unternehmen - die städtisch/staatliche Aktiengesellschaft Tokyo Metro und die städtische Toei U-Bahn.
Besonderheit ist die Verknüpfung und gemeinsame Nutzung der Strecken mit insgesamt 10 privaten Bahngesellschaften. Bei neun U-Bahnlinien erfolgt ein umsteigefreier Durchlauf der Vorstadt- und Regionalzüge in das U-Bahnnetz.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die erste U-Bahnlinie wurde am 30. Dezember 1927 zwischen Asakusa und Ueno eröffnet (heute ein Teil der Ginza-Linie).
[Bearbeiten] Betreiber
Die Tokyo Metro Co. Ltd. (jap. 東京地下鉄株式会社, Tōkyō Chikatetsu K.K.) wurde 1941 als "Teito Rapid Transit Authority" – bekannt als „Eidan“ – zwecks Ausbau der Ginza-Linie und Bau von sieben anderen Linien (Marunouchi, Hibiya, Tozai, Chiyoda, Yurakucho, Hanzomon and Namboku) gegründet. Die Aktien befinden sich zur Zeit noch komplett in Staatsbesitz.
Heute bedient sie mit 8 Linien täglich 5,8 Millionen Passagiere auf 183,2 km Streckenlänge und 168 Bahnhöfen. Die Tokyo Metro erzielte im Fiskaljahr 2005 einen Profit von 43,53 Milliarden Yen, und ist damit neben der Hong-Konger U-Bahn der weltweit einzige profitabel arbeitetende U-Bahnbetreiber.
Die Toei U-Bahn (jap. 都営地下鉄, Toei chikatetsu|städtisch betriebene U-Bahn) wurde 1960 von der Präfektur Tokio gegründet. Sie transportiert täglich 2 Millionen Passagiere auf 4 Linien mit 109 km Streckenlänge und 106 Bahnhöfen. Toei ist die Abkürzung für städtisch betrieben, verantwortlich ist das Verkehrsamt der Stadt Tokio, welche auch die meisten Buslinien und die einzige Straßenbahnlinie in Tokio betreibt.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Bahnlinien, die (teilweise) unterirdisch verlaufen wie die TWR Rinkai-Linie, der Abschnitt Shinagawa - Ryogoku der JR Yokosuka-Linie und die JR Keiyo-Linie zwischen Tokyo und Shin-Kiba. Baulich gesehen sind sie U-Bahnen, da ihre Trassen jedoch getrennt und unabhängig vom U-Bahnnetz betrieben werden, werden sie nicht als U-Bahn geführt.
[Bearbeiten] Linien
Es gibt insgesamt 12 Linien (siehe Liniennetzplan ):
Name | Strecke | Bahn- höfe | Länge | Spurweite | Durchlauf zu anderen Linien | Besonderheiten | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
G | Tokyo Metro Ginza-Linie (銀座線) | Shibuya ↔ Asakusa | 18 | 14,3 km | 1.435 mm | - | Stromaufnahme über dritte Schiene |
M m | Tokyo Metro Marunouchi-Linie (丸の内線) | Ikebukuro ↔ Honancho / Ogikubo | 27 | 27,4 km | 1.435 mm | - | Stromaufnahme über dritte Schiene |
H | Tokyo Metro Hibiya-Linie (日比谷線) | Naka-meguro ↔ Kita-senju | 21 | 20,3 km | 1.067 mm | Tokyu-Toyoko-Linie, Tobu-Isesaki-Linie | - |
T | Tokyo Metro Tōzai-Linie (東西線) | Nakano ↔ Nishi-funabashi | 22 | 30,8 km | 1.067 mm | JR-Chuo-Linie, Toyo-Rapid-Railway | - |
C | Tokyo Metro Chiyoda-Linie (千代田線) | Yoyogi-uehara ↔ Kita-ayase | 20 | 27 km | 1.067 mm | JR-Joban-Linie, Odakyu-Linie | - |
Y | Tokyo Metro Yūrakucho-Linie (有楽町線) | Wakoshi ↔ Shin-kiba | 24 | 28,3 km | 1.067 mm | Tobu, Seibu | - |
Z | Tokyo Metro Hanzomon-Linie (半蔵門線) | Shibuya ↔ Oshiage | 14 | 16,9 km | 1.067 mm | Tokyu-Denentoshi-Linie, Tobu-Isesaki-Linie | - |
N | Tokyo Metro Namboku-Linie (南北線) | Akabane-iwabuchi ↔ Meguro | 19 | 21,3 km | 1.067 mm | Tokyu-Meguro-Line, Saitama-Rapid-Railway | - |
Tokyo Metro gesamt | 8 Linien + 1 im Bau | 168 | 183,2 km | - | - | 5,8 Millionen Fahrgäste / Tag | |
A | Toei Asakusa-Linie (浅草線) | Nishi-Magome ↔ Oshiage | 20 | 18,3 km | 1.435 mm | Keisei-Oshiage-Linie / Hokuso-Linie, Keikyu-Linie | - |
I | Toei Mita-Linie (三田線) | Nishi-takashimadaira ↔ Meguro | 24 | 26,8 km | 1.067 mm | Tokyu-Meguro-Linie | - |
S | Toei Shinjuku-Linie (新宿線) | Shinjuku ↔ Motoyawata | 21 | 23,5 km | 1.372 mm | Keio-Linie | - |
E | Toei Ōedo-Linie (大江戸線) | Tochōmae ↔ Hikarigaoka | 36 | 40,7 km | 1.435 mm | - | Kleinprofillinie, Linearmotor |
Toei Subway gesamt | 4 Linien | 106 | 109 km | - | - | 2,0 Millionen Fahrgäste / Tag |
Die Linie 13 / Neue-Yurakucho-Linie (vorläufiger Name) besteht bisher bereits auf dem Abschnitt zwischen Ikebukuro und Kotake-Mukaihara als Parallelstrecke zur Yurakucho-Linie. Bis 2007 soll sie östlich parallel zur Yamanote-Linie bis Shibuya verlängert werden und etwa 2013 auf die Tokyu in Richtung Yokohama zulaufen.
Toei plant, die Mita-, Oedo- und Asakusa-Linien bis 2015 zu verlängern.
[Bearbeiten] Preissystem
Beide Betreiber sind an das „Passnet“-Fahrkartenverbundsystem angeschlossen. Mit der gleichen Fahrkarte können alle U-Bahnlinien sowie die meisten anderen Bahnlinien (außer im Suica-Verbund) genutzt werden. Jedoch wird beim Wechsel zwischen verschiedenen Betreibern jeweils ein weiteres, wenn auch um 70 JPY reduziertes, Entgelt fällig.
Einzelpreise:
- Tokyo Metro von 160 JPY für die ersten 6 km bis 300 JPY ab 28 km Entfernung.
- Toei Subway von 170 JPY für die ersten 4 km bis 410 JPY ab 28 km Entfernung.
Nachlass beim Übergang zwischen den Netzwerken der beiden Betreibern: 70 JPY. Kinder und Jugendliche bis 12 Jahre zahlen die Hälfte, aufgerundet auf 10 JPY.
[Bearbeiten] Technik und Ausstattung
[Bearbeiten] Züge
Im Gegensatz zu den Untergrundbahnen anderer Städte werden auf den verschiedenen Linien der Tokioter Netzes Fahrzeuge mit drei verschiedenen Spurweiten, verschiendenen Stromabnehmersystemen und Spannungen eingesetzt, so dass diese Fahrzeuge jeweils nur auf ihren Linien verkehren können.
Besonders ist die Antriebstechnik der Oedo-Linie. Aufgrund der Streckenführung in großer Tiefe und damit sehr hohen Baukosten (z.B. an der mit 42,3 Metern tiefsten Stelle am Bahnhof Roppongi betrugen die Baukosten pro Meter bis zu 30 Millionen Yen) musste der Tunnelquerschnitt und damit die Wagenhöhe möglichst gering gehalten werden. Um die Bauhöhe zu minimalisieren, haben die Züge keine herkömmlichen Motoren, sonderen Linearmotoren – die Züge „ziehen“ sich mit Hilfe von Magneten an Metallplatten durch den Tunnel.
[Bearbeiten] Tunnelanlagen
Ein größeres Erdbeben ist eine akute Gefahr. Deshalb sind die U-Bahnanlagen so ausgelegt, ein Beben mit dem Ausmaß des Großen Kanto-Erdbeben von 1923 zu überstehen. Durch 31 im Netz installierte Seismometer können beim Auftreten eines Vorbebens sofort die Züge in den betroffenen Abschnitten gestoppt werden.
[Bearbeiten] Bahnhöfe
Fast 90 Prozent der Bahnhöfe sind klimatisiert. Alle Bahnhöfe haben Mobiltelefonempfang und eine große Anzahl der Bahnhöfe sind mit Wireless-LAN ausgestattet Im Rahmen der Privatierungsaktivitäten werden neben Kiosken immer mehr Bahnhöfe mit Geschäften ausgestattet.
[Bearbeiten] Unfälle & Kriminalität
Die U-Bahn in Tokio gilt als sehr gut gewartet und sicher. Der in der Geschichte bisher einzige Unfall mit Todesfolge war die Entgleisung eines Zuges der Hibiya-Linie in der Nähe des Bahnhofs Naka-Meguro mit fünf Todesopfern und 60 Verletzten.
Das wohl schlimmste Ereignis in der Geschichte der Tokioer U-Bahn waren die fünf abgestimmten Sarin-Gas-Anschläge durch die Aum-Shinrikyo-Sekte am 20. März 1995 auf Linien, die durch das Regierungsviertel führen. 12 Menschen starben, und mehrere tausend wurden teilweise schwer verletzt.
Pro Jahr gibt es etwa 10 bis 20 Selbstmorde. Da ein Ausfall einer Linie große Menschenmengen betrifft, ist es Regel, dass die Strecke innerhalb von 30 Minuten wieder geräumt sein soll.
Mit nur 736 gemeldeten Straftaten ist die Kriminalität international gesehen auf sehr niedrigem Niveau. Ein Problem sind auch sexuelle Übergriffe auf Frauen (siehe auch Chikan).
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: U-Bahn Tokio – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |