Volk ohne Raum
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Der Ausdruck Volk ohne Raum ist eine Wortprägung aus dem Romantitel Volk ohne Raum von Hans Grimm aus dem Jahre 1926 und bezeichnet zusammengefasst das Expansionsstreben eines Volkes. Der Begriff diente als antisemitisches Konstrukt zur Denunzierung der "bodenlosen" Juden, die als kosmopolitisches "Volk ohne Raum" und "Heimat" bezeichnet und angegriffen wurden.
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[Bearbeiten] Deutschland
Der Nationalsozialismus machte sich dieses Schlagwort zu eigen, um den deutschen Eroberungsfeldzug im Osten zu begründen. Der Bevölkerungsdruck sei durch die Eroberung von Raum im Osten aus dem dichtbesiedelten Deutschland abzuleiten. Dabei plante man die Ausrottung der Intelligenz in den eroberten Gebieten und die Versklavung der übriggebliebenen Bevölkerung. Nach Himmlers Vorstellung sollte Deutschland seine Grenze in 20 Jahren um 500 km nach Osten ausdehnen.
Die Idee, Lebensraum im Osten zu gewinnen, war übrigens nicht neu. Schon im Ersten Weltkrieg hatten deutsche Truppen nach dem Sieg über Russland weite Teile des Landes besetzt mit dem Ziel, dort ein „ostgermanisches Reich“ zu begründen (siehe Ober Ost). Damals dachte man allerdings nicht an Ausrottung und Versklavung sondern „nur“ an wirtschaftliche Ausbeutung.
Ein Mangel dieser Idee war: Im 'Volk ohne Raum' gab es gar nicht genügend Menschen, um dieses Land zu besiedeln. Seit 1937 herrschte in Deutschland – besonders in der Landwirtschaft – Mangel an Arbeitskräften. Selbst wenn die Menschen gewillt gewesen wären, in den Osten zu ziehen, hätte man sie in Deutschland gar nicht entbehren können.
[Bearbeiten] Andere Länder
Dieselbe Erfahrung hatte Japan, ein anderes vermeintliches 'Volk ohne Raum', bereits 1937 gemacht. Die Mandschurei war erobert worden, aber es gab im dichtbesiedelten Japan keine Menschen, um das Land zu besiedeln. Auch Italien scheiterte mit seinem "Afrikanischen Imperium".
[Bearbeiten] "Raum ohne Volk"
Eine gewisse Umkehrung erfuhr die Wendung seitens bestimmter Zionisten, die das Territorium Palästinas programmatisch zu einen „Raum ohne Volk“ erklärten. Diese vielzitierte und umstrittene Wendung geht zurück auf die den Zionisten Israel Zangwill 1901: „Palästina ist ein Land ohne Volk; die Juden sind Volk ohne ein Land. Die Verbesserung des Bodens bedeutet die Verbesserung des Volkes.“
Die Quelle dieser Wendung findet sich wiederum bei dem englischen Philosemiten Lord Shaftesbury, der 1839 Palästina zu einem „Land ohne Volk“ erklärte[1].
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ "On the Origin, Meaning, Use and Abuse of a Phrase" Adam M. Garfinkle, Middle Eastern Studies, Vol 27, Nr.4