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Weiblichkeit - Wikipedia

Weiblichkeit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

das Venus-Symbol, Symbol der Weiblichkeit
das Venus-Symbol, Symbol der Weiblichkeit
Venus von Willendorf, um 25.000 v. Chr.
Venus von Willendorf, um 25.000 v. Chr.

Weiblichkeit (auch seltener: Fraulichkeit) steht als Schlagwort oder Begriff immer einem anderen Begriffspol, der „Männlichkeit“, gegenüber; entweder konträr (dann gibt es Zwischenformen) oder kontradiktorisch (dann schließt Eines das Andere aus: Was „nichtweiblich“ ist, ist dann immer „männlich“), vgl. auch Yin und Yang.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biologie

„Weiblichkeit“ lässt sich biologisch als „die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht“ definieren, oder über die Produktion weiblicher Gameten, welche bei Mehrzellern in der Regel mit dem Legen von Eiern oder der Geburt von Nachwuchs einhergeht. Zoologisch vgl. Weibchen.

[Bearbeiten] Soziologie und Sozialpsychologie

Soziologisch bzw. sozialpsychologisch gesehen kommt neben dem biologischen Geschlecht ein weiterer Faktor hinzu: die Geschlechtsrollenkonformität (vgl.: Soziale Rolle). Als weiblich, fraulich oder feminin gelten die – und nur die – Frauen, die den Vorstellungen des jeweiligen soziokulturellen Umfeldes von „Weiblichkeit“ entsprechen. Auf diese Weise entstehen Paradoxa wie das Attribut „unweibliche Frau“. Da es für manche Menschen schwer ist, zu verstehen, dass sich Menschen nicht in dieses binäre Raster einteilen lassen, werden Erklärungen für nicht-konforme Frauen (und Männer) in der Biologie gesucht. Die Nicht-Konformität des Genders mit dem biologischen Geschlechtes wird zumeist negativ bewertet. Ein Beispiel ist die Vorstellung der sog. Virago, mit welchem Frauen diffamiert werden, welche körperlich oder durch ihr Verhalten nicht der „Weiblichkeitsnorm“ entsprechen. „Weiblichkeit“ bedeutet auch die Projektion eines Bündels von Normen, die von der Gesellschaft oder Gruppen einer Gesellschaft für Mädchen und Frauen gesetzt werden. Wie andere Normen kann man sie für sich zum Beispiel auch anders definieren, sich mit ihnen sogar vollkommen identifizieren oder sie ganz ablehnen.

Diese Normen bezüglich der Weiblichkeit betreffen Aussehen, Verhalten, Fähigkeiten, Bedürfnisse, Rechte und Funktionen in der Gesellschaft usw. und leiten sich aus den Geschlechtermodellen, bei Menschen weiblichen Geschlechts dem Frauenbild usw. ab.

„Weiblichkeit“ unterliegt dem sozialen Wandel – so wie auch die Vorstellungen von Männlichkeit einem Wandel unterliegen (vgl. Zeitgeist). So werden in den letzten Jahrzehnten seit der 68er - Bewegung so genannte androgyne Ausdrucks- und Verhaltensweisen von Frauen in der westlichen Welt geduldet oder teilweise sogar anerkannt.

Der Soziologe Ferdinand Tönnies, der die Frauenbewegung begrüßt hat, hielt in „Gemeinschaft und Gesellschaft“ 1887 die Beobachtung fest, dass gerade zu seiner Zeit, aber auch sonst in vielen Kulturen das „Weibliche“ der Gemeinschaft, das „Männliche“ der Gesellschaft zugeordnet wird. Die frühe deutsche Soziologie umging dann dies umstrittene Thema lieber, ungeachtet subtiler Beiträge z. B. von Georg Simmel.

Anfang der 60er Jahre untersuchte Betty Friedan (USA) in ihrem Werk: Der Weiblichkeitswahn die Produktion und Reproduktion traditioneller Frauen- und Mutterrollen beispielsweise durch Werbung.

In seinem Werk Die männliche Herrschaft beschreibt der französische Soziologe Pierre Bourdieu 1998 den langwährenden Prozess der Vergesellschaftung des Biologischen und der Biologisierung des Gesellschaftlichen in den Körpern und in den Köpfen. Demnach sind die Geschlechter vergesellschafteter Habitus. Weiblichkeit ist konstruiert und wird durch symbolische Wege der Kommunikation und Machtausübung sowie durch Anerkennung männlicher Dominanz perpetuiert.

[Bearbeiten] Kulturelle Vorstellung von „Weiblichkeit“

[Bearbeiten] Weiblichkeit im westlichen Kulturraum

Als Nachwirkung der Frauenbewegung lässt sich heute nur noch begrenzt von einem bestimmenden Rollenbild sprechen. Überblicksweise kann man folgende Ansichten im Kulturraum Mitteleuropas als weit verbreitete Vorurteile über das, was „besonders weiblich“ sei, aufführen:

  • Konformität mit dem jeweils (oft nur teilweise) geltenden Schönheitsideal:
  • Konformität mit dem gesellschaftlich erwarteten Geschlechtsrollenverhalten:
    • Verhalten: Freundlichkeit (auch: Mitleid); Fügsamkeit; Heiterkeit (bereitwilliges Lächeln im Gespräch); „soziale“ eher als „technische“ Fähigkeiten, Handfertigkeit und feinmechanisches Geschick (gegenüber 'männlicher' Kraft und grobmechanischer Patentheit); Spontaneïtät (gegenüber 'männlichem' Organisationsgeschick); Zaghaftigkeit (gegenüber 'männlichem' Mut); zurückhaltende, wenig ausladende Bewegungen, gesenkter Blick.
    • Arbeitsleben: kein Ergreifen körperlich anstrengender und gefährlicher Berufe (vgl. hier auch: Hausfrau und „Häuslichkeit“).

Dem gegenüber tritt, im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturen, seit dem 20. Jahrhundert „Fruchtbarkeit“ zurück, obwohl die Diskussionen um mehr Kinder (vor allem der eigenen Nation) immer wieder auftauchen (d. h. Kinderreichtum – vgl. Fertilität, Fruchtbarkeitssymbole, Oligoteknie, Venus von Willendorf).

Auffallend ist, dass die Farben Rosa und Pink stets mit Weiblichkeit assoziiert werden, und daher bei Männern Bekleidung in diesen Farben eher als „unmännlich“ oder „schwul“ gilt.

[Bearbeiten] Weiblichkeit im Islam

[Bearbeiten] Zur theologischen Grundlegung

Der Koran erkennt die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau (Fürwahr, eure Aufgabe ist in der Tat verschieden. Sure 92:4) und betont die Unterordnung der Frau unter den Mann (Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Sure 4:34, Doch die Männer stehen eine Stufe über ihnen. Sure 2:228). Zu der Unterschiedlichkeit gehört, dass es Aufgabe der Frau sei, Nachwuchs zu gebären (Eure Frauen sind ein Saatfeld für euch; darum bestellt euer Saatfeld wie ihr wollt. Sure 2:223), während der Mann für den Unterhalt zuständig ist. Soziale Sanktionen gegen Ehefrauen werden gerechtfertigt (Und jene, deren Widerspenstigkeit ihr befürchtet: Ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!' Sure 4:34).

[Bearbeiten] Reale Kulturdifferenzen

In der Realität weitgehend islamischer Gesellschaften sind durchaus unterschiedliche Frauenrollen aufzufinden, wenn man sich vergleichend z.B. Algerien, dem nördlichen Nigerien, Saudi-Arabien, Pakistan oder Indonesien zuwendet. Auch innerhalb einzelner Staaten - etwa Ägyptens - finden sich große Differenzen zwischen einer Weltstadt wie Kairo und den Beduinen der Wüste. Alle diese Differenzen sind auch in anderen Kulturkreisen auffindbar, etwa Nordeuropas oder Chinas, wenngleich mit anderen sozialen Differenzierungen.

[Bearbeiten] Feminismus

Die wesentliche Kritik des islamischen Feminismus am westlichen ist dessen Postulierung einer Gleichheit zwischen Mann und Frau, die es so gar nicht gebe, und die in der Praxis nur dazu führe, dass Frauen an männlichen Maßstäben gemessen würden (z. B. Erfolg im Beruf und Karriere). Solche Kritik ähnelt durchaus einigen christlichen oder konservativen Standpunkten im 'Westen'.


[Bearbeiten] Literatur

  • Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Reinbek bei Hamburg (rowohlt) 1988. ISBN 3-499-16621-6
  • Silvia Bovenschen: Die imaginierte Weiblichkeit. Exemplarische Untersuchungen zu kulturgeschichtlichen und literarischen Präsentationsformen des Weiblichen. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1980.
  • Pierre Bourdieu: Die männliche Herrschaft. Frankfurt am Main (Suhrkam) 2005.
  • Judith Butler: 'Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Berlin 1995.
  • Judith Butler: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1991.
  • Hélène Cixous: Weiblichkeit in der Schrift. Berlin (Merve Verlag) 1980.
  • Jacques Derrida: Geschlecht. Sexuelle Differenz, ontologische Differenz. Wien 1988.
  • Jacques Derrida: „Das Gesetz der Gattung“. In: ders., Gestade, Wien (Passagen Verlag) 1994, S. 245ff.
  • Franz X. Eder: „Die Historisierung des sexuellen Subjekts“. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. 5.Jg. Heft 3/1994, S. 311ff.
  • Ute Frevert: "Mann und Weib, und Weib und Mann". Geschlechter-Differenzen in der Moderne. München 1995.
  • Ute Frevert: Frauen-Geschichte. Zwischen bürgerlicher Verbesserung und Neuer Weiblichkeit. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1991.
  • Betty Friedan: Der Weiblichkeitswahn oder die Selbstbefreiung der Frau. Reinbek 1988.
  • Elke Frietsch: "Kulturproblem Frau". Weiblichkeitsbilder in der Kunst des Nationalsozialismus. Wien (Böhlau Verlag) 2006. ISBN 978-3-412-35505-0
  • Roger Garaudy: Das schwache Geschlecht. München 1985.
  • Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt 1995.
  • Luce Irigaray: Ethik der sexuellen Differenz. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1991.
  • Luce Irigaray: Das Geschlecht das nicht eins ist. Berlin (Merve) 1979.
  • Luce Irigaray: Speculum. Spiegel des anderen Geschlechts. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1990.
  • Barbara Johnson: „Mein Monster - Mein Selbst“, in: Barbara Vinken(Hg.), Dekonstruktiver Feminismus, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1992, S. 130ff.
  • Gerhard Kaucic/Anna Lydia Huber/Greta Henning/Domenica Sontag: „Geschlechter Krieg Differenz Theorie Subjekt Weiblichkeit Männlichkeit Phantasma“.- In: Die Grüne F Abyss. Internationale polylinguale Zeitschrift für Grüne Kultur/Politik. Nr. 26c/1997, S. 41ff.
  • Bettine Menke: „Dekonstruktion der Geschlechteropposition“, in: Erika Haas(Hg.), Verwirrung der Geschlechter, München 1995, S. 35ff.
  • George L. Mosse: Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit. Frankfurt am Main 1997.
  • Edith Saurer: „Liebe, Geschlechterbeziehungen und Feminismus“. In: L'Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft. 8. Jg. Heft 1 1997, S. 6ff.
  • Bettina Schmitz: Weiblichkeit in der Psychoanalyse. Wien (Passagen Verlag) 1996.
  • Ruth Seifert: Militär, Kultur, Identität. Individualisierung, Geschlechterverhältnisse und die soziale Konstruktion des Soldatenmannes. Bremen 1996.
  • Klaus Theweleit: Männerphantasien. Frankfurt am Main (Verlag Roter Stern) 1995.
  • Nicole Wachter: Interferenzen. Genderforschung. Wien (Passagen Verlag) 2001. ISBN 3-85165-506-0

[Bearbeiten] Siehe auch

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