Westliche Sandboa
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Westliche Sandboa | ||||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||
Eryx jaculus | ||||||||||||||||
Linné, 1758 |
Die Westliche Sandboa (Eryx jaculus) gehört trotz ihrer geringen Gesamtlänge von maximal 80 Zentimetern zu den Riesenschlangen (Boidae). Sie ist die einzige Riesenschlange, die in einem größeren Bereich Europas heimisch ist, nur am Nordwestufer des Kaspischen Meeres findet man zusätzlich die Östliche Sandboa (Eryx miliaris).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung und Lebensraum
Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom Iran und Irak über den mittleren Osten und Nordafrika bis auf den Balkan und Südosteuropa und in den Transkaukasus bis an das Kaspische Meer. Dort schließt sich das Verbreitungsgebiet der Östlichen Sandboa (Eryx miliaris) an, dass sich dann nach Zentralasien zieht.[1]
Lebensraum sind trockene Gebiete mit lockeren Sandschichten. Leer stehende Nagerbauten werden übernommen, wobei auch eigene Gänge gebaut werden.
[Bearbeiten] Merkmale
Die Westliche Sandboa hat eine gelbe bis hellbraune Grundfärbung, mit braunen bis schwarzen unregelmäßigen Flecken und Bändern. Die weiblichen Tiere werden etwa 46-71 cm lang, die männlichen 30-46 cm. Als Maximallänge wurden 84 Zentimeter bei einem Individuum gemessen. Angehörige von Inselpopulationen, beispielsweise von der Mittelmeerinsel Korfu, bleiben meisten deutlich kleiner. Der Schwanz ist eher kurz, etwa sieben bis zehn Prozent der Körperlänge.
Der Körperbau ist gedrungen und der Kopf ist nicht vom Körper abgesetzt. Auffallend ist der aus dem gewölbten und verlängerten Parietalschild gebildete Grabeschild an der ansonsten gerundeten Kopfspitze. Anders als bei der Östlichen Sandboa, bei der die Augen an der Kopfoberseite sitzen, haben diese bei der Westlichen Sandboa einen großen Abstand voneinander und sitzen beiderseits des Kopfes. Zum Maul nach unten hin verengt sich der Kopf, sodass die unter den Augen liegenden Subocularia von oben nicht sichtbar sind.
[Bearbeiten] Lebensweise
Gefressen wird alles, was die Schlange überwältigen kann, bis zum Doppelten des eigenen Körperumfangs, wie z.B. kleine Säugetiere (Nager) und kleine Echsen.
Ein Weibchen paart sich ab Ende März mit mehreren Männchen. Nach einer Tragezeit von etwa 4 Monaten gebärt das Muttertier lebende Jungtiere. Das bedeute, dass die Eier durch die Mutter im eigenen Körper ausgebrütet werden. Die Eier haben keine feste Schale. Die Jungtiere kommen in transparenten Eihüllen zur Welt, welche dann durchstoßen wird.
Die westliche Sandboa hält eine Winterruhe von Mitte November bis etwa Anfang März. Diese wird im eigenen Bau verbracht.
[Bearbeiten] Systematik
Von der Westlichen Sandboa wurden drei Unterarten beschrieben. Die Nominatform E.j. jaculus findet sich im europäischen Teil des Verbreitungsgebietes sowie in der Türkei. E.j. familiaris lebt im gesamten asiatischen Teil vom Irak bis nach Transkaukasien und zeichnet sich durtch die größte Variabilität aus. Im afrikanischen Teil bis zur nördlichen Verbreitungsgrenze in Israel und Syrien lebt E.j. turcicus. Weitere beschriebene Unterarten wurden mit E.j. familaris synomisiert[2].
[Bearbeiten] Bedrohung und Schutz
In privaten Terrarien werden diese Tiere selten gehalten und deshalb auch selten nachgezüchtet. Viele der angebotenen Terrarientiere werden entsprechend der Natur entnommen. Die Art ist im Washingtoner Artenschutzabkommen im Anhang II und im Anhang A der EU-Artenschutzverordnung aufgelistet. Das bedeutet, dass die Tiere nicht der Natur entnommen werden dürfen, Besitzer dieser Tiere müssen eine Herkunftsbescheinigung (CITES) vorweisen können. Außerdem sind sie in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union im Anhang IV aufgenommen und seit 1998 nach Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt eingestuft.[3]
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Zitierte Quellen
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- ↑ Ilja S. Darewskij: Eryx miliariis (Pallas, 1773) - Östliche Sandboa in Wolfgang Böhme (Hrsg.): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas; Band 3/I, Schlangen (Serpentes) I Aula-Verlag, Wiebelsheim 1993; Seiten 35-53. ISBN 3-89104-003-2
- ↑ Gruber 1989
- ↑ http://213.221.106.28/wisia/FsetWisia1_dt.html?/servlets/wisia/GetTaxInfo?knoten_id=2367&check_viewimg=1 Listung nach CITES, EU, FFH und BNatSchG
[Bearbeiten] Literatur
- Anatoli A. Tokar, Fritz Jürgen Obst: Eryx jaculus (Linnaeus, 1758) - Westliche Sandboa in Wolfgang Böhme (Hrsg.): Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas; Band 3/I, Schlangen (Serpentes) I Aula-Verlag, Wiebelsheim 1993; Seiten 35-53. ISBN 3-89104-003-2
- Ulrich Gruber: Die Schlangen Europas. Frankh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1989; Seiten 61-62. ISBN 3-440-05753-4
- Zdenek Vogel: Riesenschlangen aus aller Welt. Neue Brehm-Bücherei Band 402, Westarp-Wissenschaften Magdeburg Reprint 1996; ISBN 3-89432-463-5