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Zingst - Wikipedia

Zingst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Zingst
Zingst
Deutschlandkarte, Position von Zingst hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Nordvorpommern
Koordinaten: Koordinaten: 54° 26′ N, 12° 41′ O54° 26′ N, 12° 41′ O
Höhe: 2 m ü. NN
Fläche: 50,34 km²
Einwohner: 3227 (30. Juni 2006)
Bevölkerungsdichte: 64 Einwohner je km²
Postleitzahl: 18374
Vorwahl: 038232
Kfz-Kennzeichen: NVP
Gemeindeschlüssel: 13 0 57 096
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hanshägerstr. 1
18374 Zingst
Webpräsenz:
Bürgermeister: Andreas Kuhn
Lage der Gemeinde Zingst im Landkreis Nordvorpommern
Lage der Gemeinde Zingst im Landkreis Nordvorpommern

Die deutsche Halbinsel Zingst liegt am östlichen Ende der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostsee. Sie gehört zum Landkreis Nordvorpommern in Mecklenburg-Vorpommern. Die amtsfreie Gemeinde Zingst umfasst die gesamte Halbinsel sowie die ihr südlich vorgelagerten Inseln Kirr und Barther Oie. Die Gemeinde ist seit 2002 ein staatlich anerkanntes Seeheilbad. Der Artikel behandelt beide Aspekte: die geografisch-naturräumliche Einheit Zingst und das politische Gemeinwesen Zingst.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geologie, Klima und Naturraum

Die Halbinsel Zingst oder der Zingst ist der östliche Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die zwischen den Städten Rostock und Stralsund an der südlichen Ostseeküste liegt. Der Zingst schließt sich in einer Länge von knapp 20 km und einer Breite von 2 bis 4 km von Westen nach Osten östlich an die Halbinsel Darß an und wird nördlich von der Ostsee und südlich vom Barther Bodden und Grabow begrenzt, die zur Darß-Zingster Boddenkette gehören. Durch Versandung ist die ehemals östlich vorgelagerte Insel Großer Werder eine Halbinsel am Zingst geworden.

Die Verbindung zum Darß im Westen ist eine nur etwa 100 m breite Landbrücke direkt an der Ostsee. An dieser Stelle wurde im Jahre 1874 nach dem großen Ostseesturmhochwasser 1872 der Prerow-Strom künstlich geschlossen, der vorher Bodden und Ostsee verbunden hatte. Erst seit dieser Zeit ist Zingst keine Insel mehr. Im sumpfigen Umland des Prerow-Stroms befinden sich auf Zingster Seite Reste eines slawischen Burgwalls, die Hertesburg.

Der Siedlungskern des Ortes Zingst liegt zwischen dem Freesenbruch im Westen, der Ostsee im Norden, der Alten Kamminke, einem ehemaligen Meeresarm mit einem ihn umgebendem Sumpfgebiet, im Osten und dem Zingster Strom im Süden. Die Ortslage liegt kaum oberhalb des Meeresspiegels, so dass der Ort als Schutz vor Sturmhochwassern von Deichen eingeschlossen ist. Östlich des Hauptortes am Zingster Strom liegt der Ortsteil Müggenburg.

Östlich der Ortschaft Zingst liegt ein größeres, sehr wildreiches Waldgebiet, der Osterwald. Daran schließen sich die Sundischen Wiesen an. Östlichster Punkt der Halbinsel ist der Pramort.

[Bearbeiten] Geologie

Die ursprüngliche Insel Zingst ist eine geologisch sehr junge Landschaft. Der Entstehungsprozess begann mit dem Ende der Weichseleiszeit vor zirka 12.000 Jahren. Diese hinterließ hier eine Jungmoränenlandschaft. Durch das abtauende Inlandeis hob sich das darunter liegende Land und die Senken wurden mit Wasser gefüllt, der Vorgänger der späteren Ostsee, der Ancylussee entstand. So blieben nur noch die herausragenden Höhenrücken als Inseln bestehen. Die Großformen der Küsten im südlichen Bereich der Ostsee formten sich durch die Litorina-Transgression vor etwa 7.000 bis 2.500 Jahren. Vor zirka 5.000 Jahren erreichte der Meeresspiegel sein heutiges Niveau, die Kerne des heutigen Darß und Zingst wurden zu Inseln. Vor 4.500 Jahren wurde der Salzwasserstrom aus der Nordsee stark eingeschränkt. Die Ostsee süßt seitdem langsam aus. Durch die Küstenerosion (Landabtragung, Verdriftung und Ablagerung) erlangten die damaligen Inseln im Laufe der Zeit ihre heutige Gestalt. Vor etwa 1.500 Jahren kam es durch die immer länger werdenden Nehrungen zur Abschnürung der dahinter liegenden Buchten, so dass die Darß-Zingster Boddenkette entstand. Im Jahr 1874 schließlich wurde der Prerow-Strom zwischen dem Darß und dem Zingst künstlich geschlossen. Nach der Jahrtausendwende wurde die ehemalige Insel Großer Werder durch Versandung der Meeresenge an den Zingst angeschlossen. Der Prozess der Landbildung geht im Osten der Halbinsel auch heute weiter. Zingst liegt zwischen den Anlandungsgebieten Darßer Ort und Bock, dadurch findet in West-Ost-Richtung ein Sedimenttransport statt und der Strand vor Zingst verliert jährlich 40 cm. Der Verlust wurde aber meist durch Sturmhochwasser verursacht, so dass dieser Prozess heute stark abgeschwächt ist.

[Bearbeiten] Klima

Das Klima von Zingst entspricht dem nordmecklenburgischen Küstenklima. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 7,8 °C. Die Zahl der Frosttage beträgt 11,1 Tage und die Zahl der Sommertage (Temperaturen über 25 °C) 7,9 Tage. Die Niederschläge betragen relativ geringe 600 mm im Jahr. Die durchschnittliche Luftfeuchtigkeit liegt durch die Meereslage sehr hoch. Dadurch beträgt die Zahl der trüben Tage auch 146.

[Bearbeiten] Flora und Fauna

Der Osterwald gilt als einziges Regenmoor in Mecklenburg-Vorpommern, durch den menschlichen Eingriff wurde das Moor aber teilweise ausgetrocknet. An Bäumen sind hier Birke, Stieleiche, Buche und Kiefer zu Hause. Durch den menschlichen Eingriff wurden hier Erle, Fichte und auch die Tanne heimisch. Als Besonderheit gelten die 1955 gepflanzten Mammutbäume. Bei den Tierarten gibt es Populationen von Waldkauz, Gabelweihe und Sumpfohreule. Auch Baummarder sind häufiger anzutreffen.

Daran schließen sich östlich die Sundischen Wiesen an. Dieser Teil der Halbinsel, sowie die umliegenden Ostsee- und Bodden-Gewässer und die südlich der Ortschaft Zingst gelegenen Vogelinseln Kirr und Barther Oie gehören zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Sundischen Wiesen ganz im Osten sogar zu dessen Schutzzone I. Am Beginn der Sundischen Wiesen steht eine Station des Nationalparkamtes mit einer kleinen Ausstellung. Im Dünengebiet wachsen hier Pflanzen wie Strandhafer und Strandroggen mit ihren langen tiefgehenden Wurzeln, in den feuchten Spülsaumgebieten Salzkraut und Salzmiere. Im Gebiet nördlich der Fahrstraße dominieren Zwergsträucher wie Krähenbeere und Heidekraut. Vereinzelt gibt es Kiefernwäldchen. In den südlich liegenden Gebieten an der Boddenküste wachsen die Boddenbinse, Flutstraußgras, Grasnelke, Queller und die Strandmiere.

Im Bereich der Sundischen Wiesen und den umliegenden Uferbereichen rasten während der Vogelflugzeit 9 der 15 bekannten Gänsearten und 35 verschiedene Küstenvogelarten.

Östlich des Zingstes liegt einer der größten Rastplätze für Kraniche in Europa, die hier im Frühjahr und vor allem im Herbst auf ihrem Zug von Skandinavien und Nordrussland nach Spanien bis zu einigen Wochen Rast machen. In Pramort an der Ostspitze der Halbinsel befindet sich ein Beobachtungspunkt. Der Zugang zum Pramort ist während der Zeit des Kranichzuges im Herbst reglementiert.

[Bearbeiten] Verkehr

Die Meiningenbrücke aus der Luft
Die Meiningenbrücke aus der Luft

Zingst ist mit dem Auto über die Landstraße 21, die westlich am Ort vorbeiführt, zu erreichen. Diese führt von Ribnitz-Damgarten über Prerow entlang der Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst bis nach Barth. Die Stadt Ribnitz-Damgarten ist 45 km und die Stadt Barth 13 km von Zingst entfernt. Durch Zingst führt eine Straße von der Meiningenbrücke aus durch den Ort und am Ostseedeich zurück zur Landstraße 21. Die Straße wurde 1880 von Zingst zum Timmort an der jetzigen Meiningenbrücke gebaut. Dort gab es dann eine Fähre nach Bresewitz. Nach Osten führt noch eine Fahrstraße über den Ortsteil Müggenburg bis zum Sundschlösschen am Rande der Sundischen Wiesen. Der weitere Fahrweg bis zum Pramer Ort ist für den Autoverkehr gesperrt und nur für Fahrräder offen.

Durch Zingst führt der Ostseeküsten-Radweg. Die Deiche zum Zingster Strom und zur Ostsee sind als Fuß- und Radwege ausgewiesen. Große Teile des Ortes sind verkehrsberuhigt bzw. sind als Fußgängerzone ausgewiesen. Der Ort ist über die Buslinie 210 (Ribnitz-Damgarten - Born a. Darß - Barth) an das öffentliche Verkehrsnetz der Verkehrsgemeinschaft Nordvorpommern angeschlossen. In den Sommermonaten verkehren auch Busse aus verschiedenen Großstädten Deutschlands nach Zingst. Die nächstliegende Zugverbindung ist die Usedomer Bäderbahn, welche von Barth im Stundentakt bis zum InterCity-Bahnhof Velgast verkehrt. Von 1911 bis 1947 war Zingst über die Meiningenbrücke an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Bahnhof existiert noch, aber die Gleise wurden als Reparationszahlungen nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgebaut. Von dem am Zingster Strom liegenden Hafen werden Schifffahrtslinien nach Vitte (Hiddensee), Ahrenshoop, Barth und Stralsund bedient. Neben dem Hafen existiert noch ein Wasserwanderrastplatz. In der Nähe von Barth befindet sich auch der Ostseeflughafen Stralsund Barth.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Anfänge bis 1700

Der Zingst um das Jahr 1700
Der Zingst um das Jahr 1700

Die ersten Besiedlungsspuren auf der ursprünglichen Insel stammen aus der mittleren Steinzeit vor 5000 bis 6000 Jahren. Am Ende der Weichseleiszeit lag der Meeresspiegel tiefer und die Insel war deshalb mit dem Festland verbunden. So wurden beim Ortsteil Müggenburg, auf den Sundischen Wiesen und an der Hohen Düne Feuersteinwerkzeuge aus dieser Zeit gefunden. In der jüngeren Steinzeit erreichte der Meeresspiegel das heutige Niveau. Aus dieser Zeit stammen Funde bei Prerow. Danach brach die nachweisbare Besiedlung der Insel ab. Sie wurde aber weiterhin wirtschaftlich vor allem durch bei Barth ansässige Slawen genutzt. So bedeutet der Name Zingst Heuinsel und leitet sich aus dem slawischen Zeno (Heu) ab.

Die nachfolgende deutsche Besiedlung im Rahmen der Ostkolonisation setzte sehr zögerlich ein. Bis zum Jahr 1292 gehörte die Insel zum Fürstentum Rügen. Die am Prerow-Strom liegende Hertesburg nutzte der Landesfürst als Zollstelle. Im gleichen Jahr verkaufte Wizlaw II. von Rügen dem Zisterzienserkloster Neuenkamp für 2000 Mark „Sundisch“ die Insel. Dieses begann, erste Bauern auf Zingst anzusiedeln. Der Ostteil der Insel gehörte seit 1290 der Stadt Stralsund. Davon zeugen noch einige Grenzsteine im Osterwald. Stralsund nutzte das Land vor allem als Viehweide, woher sich auch der Name „Sundische Wiesen“ ableitet. Im 15. Jahrhundert waren die Likedeeler rund um den Zingst aktiv. 1441 dann wurden große Teile der Insel Besitz des Klosters auf Hiddensee.

Im Jahr 1532 fanden die beiden Ortsbestandteile von Zingst, Pahlen und Hanshagen, sowie der fürstliche Viehhof Rothem Haus erstmals urkundlich Erwähnung. Andere Quellen sprechen dafür, dass Pahlen und Hanshagen bereits im 13. Jahrhundert als deutsch-slawische Siedlungen erwähnt wurden. Dabei ist der Name Pahlen slawischen und Hanshagen hingegen deutschen Ursprungs. Im Jahr 1578 kam es zum Grenzstreit zwischen Stralsund, Barth und Zingst, in dessen Folge Grenzsteine auf der Insel gesetzt wurden. Heute noch findet man einen Stein am so genannten „Dreiländereck“ im Osterwald. Im Jahr 1660 wurde an der Ostspitze von Zingst das Bauerndorf Pramort gegründet. Weitere Siedlungen sind Müggenburg, Bey den Wiesen und Straminke (später Forstgehöft). Die Siedlung Straminke fiel bis auf wenige Häuser dem Sturmhochwasser im Jahr 1625 zum Opfer. Im Jahr 1648 kam Zingst wie ganz Vorpommern in Folge des Dreißigjährigen Krieges unter schwedische Herrschaft.

[Bearbeiten] Zingster Seefahrtsgeschichte (1700 – 1914)

Die Haupterwerbsquellen um das Jahr 1700 waren neben dem Holz- und Torfabbau, die Fischerei und in einem geringen Maße die Landwirtschaft. Schon frühzeitig spielte, bedingt durch die Insellage, auch die Seefahrt für Zingst eine große Rolle. Der Fischfang und auch die Verbindung zum Festland waren lebensnotwendig. Im 16. und 17. Jahrhundert kamen dann der Holz- und auch der Viehtransport hinzu. So bestanden Schiffsverbindungen zu den Eigentümern der Insel, der Hansestadt Stralsund und der Stadt Barth. Diese nutzten den Wald und auch die Wiesen auf der Insel. Der Schiffsverkehr stieg im Laufe des 18. Jahrhunderts stark an. So nahmen auch die Schiffsgrößen und die Seefestigkeit langsam mit dem Ansteigen der Warenströme zu. Zingst besaß, dank der günstigen Lage am Bodden und den damals noch zwei vorhandenen Zugängen zur Ostsee (Prerow-Strom und über die Enge bei Barhöft), ideale Voraussetzungen zum Schiffshandel. In den meisten Fällen wurde Holz (meist wertvolles Kronholz) und Getreide nach Skandinavien verschifft. Im 18. Jahrhundert gelang es Zingst, im Warenhandel sogar Barth zu überflügeln. Für Zingst begann das Goldene Zeitalter der Segelschifffahrt. Schiffe und Besatzungen vom Zingst befuhren die Ostsee, die Nordsee, das Mittelmeer und auch die Ozeane. Die wirtschaftliche Bedeutung des Handels nahm stark zu.

In der Zingster Werftstraße wurden auf drei Werften Schiffe gebaut, die bis 40 m Länge aufwiesen. Diese wurden teilweise in anderen Häfen komplett aufgetakelt. Die umliegenden größeren Hafenstädte, waren sich der immer mehr zunehmenden Konkurrenz durch die „Schiffbauer“ bewusst, versuchten vergeblich, den schwedischen König zu überzeugen, die an die kleinen Orte verliehenen Seefahrtsprivilegien zurückzunehmen. Dieser nutzte die gut ausgebildeten Seeleute lieber als Kraunmatrosen in der eigenen Kriegsflotte. Bedingt durch die äußeren Faktoren, wie den Wegfall der Navigationsakte in England und die günstige Lage, wurde die Schifffahrt zum dominierenden Wirtschaftszweig in Zingst. Die Reedereien befanden sich meist in Barth (hier war ausreichend Geld vorhanden), während die Mannschaften in Zingst zu Hause waren. Ein anderer Teil der Schiffe wurde über die Partenreedereien betrieben. Im Jahr 1862 wohnten 63 Schiffer und 53 Steuerleute in Zingst. Um 1880 wohnten über 80 Kapitäne in Zingst. Die Fischerei versank ebenso wie die Landwirtschaft in der Bedeutungslosigkeit.

Durch die im 19. Jahrhundert abnehmenden Warenströme in der Ostsee befuhren die Zingster Schiffer zunehmend auch die Ozeane. Die Mannschaften bzw. die Schiffe kamen teilweise jahrelang nicht mehr in ihre Heimathäfen zurück. Zwischen 1781 und 1823 wurden in Zingst 76 Schiffe gebaut, darunter vier Barken, 19 Schoner und 14 Galeassen. Im Raum der Boddenlandschaft mit Ribnitz und Barth entstanden 909 Schiffe. Im Vergleich dazu wurden in Rostock nur 600 Schiffe gebaut. Das größte je auf Zingst gebaute Schiff war die im Jahr 1864 gebaute Bark Nordpol mit 367 Registertonnen. Das Schiff war 36 Meter lang und hatte einen beachtlichen Tiefgang von 5,2 Metern. Im Jahr 1844 eröffnete in Zingst die Navigationsvorschule, die der Grundausbildung zukünftiger Kapitäne und Steuerleute diente.

Durch die aufkommende Dampfschifffahrt und die damit steigenden Schiffsgrößen wurde die stete Aufwärtsbewegung gestoppt. Die modernen Großsegler und Dampfschiffe konnten in der Region nicht mehr rentabel betrieben werden. Hinzu kam der 1879 von Otto von Bismarck eingeführte Schutzzoll auf Getreide, der viele skandinavische Handelspartner vertrieb. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch einmal ein höheres Frachtaufkommen durch den Zubringerverkehr für die Häfen in Rostock, Stettin, Stralsund und Barth. An Zingst ging dieser Aufschwung vorbei. Viele Zingster Seeleute wanderten aus, so dass die Einwohnerzahl von 2.170 im Jahr 1879 auf 1.272 im Jahr 1912 sank. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schifffahrt auf dem Zingst bedeutungslos. Der aufkommende Fremdenverkehr sorgte aber für eine teilweise Kompensation der verlorengegangenen Arbeitsplätze.

Auch von Unglücken wurde die Zingster Schifffahrt nicht verschont. So starben auf der Zingster Reede am 13. Mai 1867 viele Seeleute, als sich ihr vor Anker liegendes Schiff bei aufkommendem Sturm losriss und an einer Sandbank zerschellte. Der auf Landgang befindliche Kapitän musste den Untergang seines Schiffes und der Mannschaft hilflos mit ansehen.

[Bearbeiten] Zingst als Seebad (1800 bis Zweiter Weltkrieg)

Tourismuswerbung aus dem Jahr 1881
Tourismuswerbung aus dem Jahr 1881
Ortsplan von Zingst um das Jahr 1900
Ortsplan von Zingst um das Jahr 1900
Der Strand um das Jahr 1890
Der Strand um das Jahr 1890
Das Strandrestaurant um das Jahr 1900
Das Strandrestaurant um das Jahr 1900

Die beiden Hauptorte von Zingst, Pahlen und Hanshagen, zählten schon im Jahr 1700 als eine Gemeinde und hatten nur einen Schulzen. Pahlen lag im Südwesten des jetzigen Ortes und Hanshagen im Gebiet um den Hafen. Im Jahr 1823 entstand durch die Zusammenlegung der Orte Pahlen, Hanshagen und Am Rothem Haus der jetzige Ort Zingst.

Nachdem der deutsche Gelehrte Lichtenberg im Jahr 1793 auf die heilende Wirkung von Seebädern hinwies und nach englischem Vorbild solche auch für Deutschland forderte, eröffnete 1794 in Heiligendamm das erste deutsche Seebad. Wenig später entstanden entlang der Ostseeküste weitere Seebäder.

Durch die abgeschiedene Lage der damaligen Insel Zingst kamen erst Mitte des 19. Jahrhunderts erste Urlauber nach Zingst. Das Sturmhochwasser von 1872 sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen und das Interesse an der Insel wuchs. Im Jahr 1880 wurde die Straße von Barth nach Bresewitz gebaut. Von dort gab es dann eine kurze Fährverbindung nach Zingst zum Timmort (an der heutigen Meiningenbrücke). 1881 wurde das so genannte Bade-Comité in Zingst gegründet. Gründungsväter waren der Gastwirt Christian Rammin und der Schiffskapitän Rudolf Parow. Christian Rammin eröffnete auch das erste Strandrestaurant an der Ostsee. Die im gleichen Jahr gegründete Aktiengesellschaft errichtete am Ostseestrand ein Herren- und Damenbad. Die beiden Bäder waren jedoch über einen Kilometer voneinander entfernt. Diese Aufteilung hielt sich bis zum Ersten Weltkrieg. Im Jahr 1898 übernahm die Gemeinde die Aktiengesellschaft und verwaltete das Badewesen nun selbst. Der Vorsitzende der Badverwaltung war der jeweilige Gemeindevorsteher. Die beiden Mitbegründer des Badewesens waren für das Warmbad (Parow) und das Kaltbad (Rammin) zuständig. Das Warmbad wurde 1898 eröffnet.

Nachdem bereits 1906 über die Eröffnung eines Familienbades nachgedacht worden war, konnte dieses nach Ablehnung durch den Landrat jedoch erst 1913 eröffnen. Im Jahr 1913 erfolgte die Unterbringung der Gäste in fünf Hotels, neun Pensionen und zu 50 Prozent in Privathäusern in Zingst. Zur Versorgung gab es zwölf Gaststätten und Cafés. Die Zahl der Gäste überstieg im Jahr 1913 die Zahl der Einwohner um mehr als das Doppelte. Der Anstieg der Übernachtungszahlen war auch eine Folge der Eröffnung der Bahnstrecke Barth-Zingst-Prerow im Jahr 1911, durch die der Ort von Berlin oder Hamburg in weniger als fünf Stunden zu erreichen war. Eine weitere Steigerung wurde jedoch durch die doch hohen Preise verhindert. So kostete die Übernachtung in einer Pension zwischen 3,50 und 5 Mark, während der Monatslohn eines Arbeiters 25 bis 30 Mark betrug. Der ausbrechende Erste Weltkrieg brachte den Badebetrieb fast völlig zum Erliegen.

Nach dem Krieg erholte sich das Badewesen sehr schnell. Man badete jetzt nicht mehr in getrennten Bädern, sondern zusammen (Herren und Damen) vom Strandkorb oder der Sandburg aus. Deswegen wurden das Herren- und Damenbad 1925 abgebrochen. Das Familienbad existierte noch bis 1937. In den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise nahm die Zahl der Übernachtungen stark zu. So wurden 1939 über 8.000 Übernachtungen gezählt. Der Charakter und die Ortsgröße änderten sich aber kaum. Im Jahr 1937 wurde Zingst Wehrmachtsstandort und KdF-Bad. Im Jahr 1937 fuhren sieben Sonderzüge 3.538 KdF-Urlauber nach Zingst. Der ausbrechende Zweite Weltkrieg brachte allerdings den Badebetrieb wieder völlig zum Erliegen.

[Bearbeiten] DDR-Zeit (1945 – 1990)

Nach dem Krieg wurde Zingst Zufluchtsort für viele Umsiedler aus den Ostgebieten; es wurden sämtliche Ferienunterkünfte für diese benötigt. Durch die Umsiedler erhöhte sich die Einwohnerzahl von 2.100 im Jahr 1938 auf 3.340 im Jahr 1946. Anfangs war somit an einen Urlauberbetrieb nicht zu denken, doch bereits im Jahr 1946 übernachteten wieder 1.269 Urlauber, im Jahr 1949 über 10.000 Urlauber in Zingst.

Der im Jahr 1947 gegründete FDGB kümmerte sich verstärkt um das Erholungswesen. Meist wurden die FDGB-Urlauber noch in privaten Unterkünften untergebracht. 1948 konnte jedoch ein neues Kurhaus am Hauptübergang zum Strand eröffnet werden, zu dem im Juni 1946 der Grundstein gelegt wurde.

1950 wurde der gesamte Ort an das Trinkwassernetz angeschlossen. Im Jahr 1952 wurden der Gemeinde Zingst die Ortsteile Müggenburg und Sundische Wiese zugeordnet.

In den 1950er Jahren stieg die Zahl der Übernachtungen durch die Erhöhung des Lebensstandards der Bevölkerung kontinuierlich an. Da für diesen Bedarf nicht genügend FDGB-Hotels zur Verfügung standen, wurden 1953 – wie an der gesamten Ostseeküste – viele private Besitzer unter falschen Anschuldigungen ersatzlos enteignet (Aktion Rose). In den 1960er Jahren entstanden eine Vielzahl von Kinder- und Betriebsferienheimen. Im Jahr 1970 wurde das große FDGB-Heim „Claus Störtebecker“ eingeweiht. Es bot über 200 Urlaubern Platz.

Der verstärkte Seedeich wurde 1972 im Ortsbereich als Promenade freigegeben. Im Jahr 1979 wurde Zingst dann „staatlich anerkannter Erholungsort“. Während die Zahl der Einwohner nahezu konstant blieb, stieg die Zahl der Gäste auf über 65.000 pro Jahr an. Die höchsten Übernachtungszahlen gab es 1989, davon waren etwa zwei Drittel FDGB-Urlauber. Auch die Einwohnerzahl stieg leicht an, so lebten im Jahr 1989 in Zingst 3.500 Menschen. Dies ist bis heute die höchste Einwohnerzahl.

[Bearbeiten] Gegenwart (1991 bis heute)

Luftbild von Zingst aus dem Jahr 2006
Luftbild von Zingst aus dem Jahr 2006

Im Jahr 1991 wurden alle Ferieneinrichtungen des FDGB und der Bundeswehrstandort geschlossen. Die Folge war eine hohe Arbeitslosenzahl im Ort. Durch den Ausbau der Infrastruktur und den Bau von Hotels und Ferienhäusern begannen die Übernachtungszahlen wieder zu steigen. Das ehemalige Kasernengelände wurde zu einem Campingplatz umgebaut. Im Jahr 1991 zog das Heimatmuseum an seinen jetzigen Standort im „Haus Morgensonne“.

Schon 1992 erhielt Zingst als einer von wenigen Badeorten in den neuen Bundesländern die „Blaue Europaflagge“ für seine hervorragende Badewasserqualität.

Im Jahr 1993 wurde die neue Seebrücke am Hauptübergang neben dem Kurhaus eröffnet. Das Kurhaus wurde 1998 abgerissen und im Jahr 2000 das neue an gleicher Stelle wieder eröffnet. Im Jahr 1994 eröffnete die „Mutter-Kind-Kurklinik“ der Barmer Ersatzkasse und 1996 das privatwirtschaflich betriebene Kurmittelzentrum. Für dieses wurde 1997 eine Wasserleitung von der Ostsee gebaut.

Seebrücke im Februar 2007
Seebrücke im Februar 2007

Im Jahr 2001 wurden erstmals über eine halbe Million Gästeübernachtungen registriert. Dem Ostseebad Zingst wurde im Jahr 2002 der staatlich anerkannte Titel „Ostseeheilbad“ verliehen. Im Jahr 2005 gab es laut Statistischem Landesamt 501.840 Übernachtungen von 84.333 Urlaubern und im Jahr 2006 von Januar bis Juni 180.101 Übernachtungen von 36.731 Urlaubern.

[Bearbeiten] Militärstandort Zingst (1937 – 1993)

Durch die Wiederaufrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg fehlte der neu aufgebauten Luftwaffe ein Bombenabwurf- und Schießgelände. Die Wahl fiel auf die Sundischen Wiesen. Am 30. Juni 1937 wurden die Bewohner der Wiesen zwangsumgesiedelt. In Zingst selbst entstand im Osten der Gemeinde eine Garnison einer Flaklehreinheit und in den Sundischen Wiesen ein Flakschießstand, ein Behelfsflugplatz und ein Bombenabwurfsgelände.

Nach einer kurzen Unterbrechung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Sundische Wiese und auch der Ort Zingst weiterhin militärisch genutzt. So unterhielt die Kasernierte Volkspolizei im Bereich der Hohen Düne bei Pramort einen Schießplatz. Nach Gründung der NVA wurde das Gelände der nördlichen Sundischen Wiesen wieder als Flak-Schießplatz genutzt. Auch der Südteil wurde militärisches Sperrgebiet. Auf dem Übungsplatz wurden zwischen 1970 und 1992 auch diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt. Der NVA-Truppenstandort bestand bis zum 31. Dezember 1990.

Nach der Auflösung des Flakausbildungszentrum der NVA wurde Zingst Standort einer Bundeswehrgarnison. Auch über eine Weiternutzung des Truppenübungsplatzes auf den Sundischen Wiesen wurde nachgedacht. Ende des Jahres 1991 aber gab die Bundeswehr den Standort an den Sundischen Wiesen auf und am 31. Mai 1993 schloss auch die Kaserne in Zingst ihre Pforten. Nach Schließung des Standortes wurden alle militärischen und auch landwirtschaftlichen Gebäude im Bereich der Sundischen Wiesen bis auf das Wachgebäude (jetzt Nationalparkinformationsstelle) zurückgebaut. Im Ort selbst wurde ein Teil des Kasernengeländes als Campingplatz umgestaltet, ein Teil wird vom Wasserschutz und von der Gemeindeverwaltung genutzt.

[Bearbeiten] Raketenstartplatz Zingst (1970 - 1992)

Vom früheren NVA-Übungsplatz in den Sundischen Wiesen aus wurden zwischen 1970 und 1992 diverse Experimente mit Höhenforschungsraketen durchgeführt.

Zu Beginn der 1970er Jahre starteten hier 5 Raketen des polnischen Typs Meteor 1E. Ab dem 21. Oktober 1988 wurden hier russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Auch nach der Wende wurden die Versuche zunächst weitergeführt. Zwischen dem 14. Februar 1992 und dem 10. April 1992 wurden in Zingst noch einmal 19 russische Raketen des Typs MMR06-M gestartet. Obwohl noch weitere Raketen verfügbar waren, musste der Start von MMR06-M Raketen im April 1992 in Zingst eingestellt werden, da die zur Absicherung des Sperrgebiets benötigte Bundeswehr den Platz räumte.

[Bearbeiten] Sturmhochwasser und Küstenschutz

Von einem Sturmhochwasser wird gesprochen, wenn der Wasserspiegel 1,5 Meter über dem mittleren Wasserspiegel liegt. Fünfzig Sturmhochwasser wurden in Zingst seit 1308 registriert. Allein zwischen 1596 und 1881 wurde Zingst von 15 schweren Sturmhochwassern heimgesucht, welche tiefe Spuren in der Landschaft in Form von teils wassergefüllten Senken, wie Ellerbeck, Alte Tief, Hundetief und Alte Straminke (welche 1625 entstand) hinterließen. Das schlimmste war das Ostseesturmhochwasser von 1872 mit 2,92 Meter über Normalnull. Im 20. Jahrhundert wurden sieben Sturmhochwasser registriert.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde begonnen erste Küstenschutzmaßnahmen zu ergreifen. So wurde 1848 die gesamte Ortschaft eingedeicht. Nach den schlimmen Erfahrungen im Jahr 1872 wurde der Ortsdeich verstärkt und 1874 ein Deich bis Prerow gebaut. Im Jahr 1913 wurde dieser Deich durchbrochen, da dieser im Laufe der Jahre einiges an Höhe verloren hatte. Nach 1900 wurde ein Schutzwald hinter dem Deich angelegt. In den Jahren von 1924 bis 1930 wurden über 400 Buhnen angelegt. Diese wurden von 1964 bis 1971 erneuert. 1964 wurde auch der Seedeich erneuert und auf 4 Meter ü. NN erhöht. Der boddenseitige Deich wurde ab 1976 auf 3 Meter erhöht. Die Deicherneuerung am Bodden findet immer noch statt. Das jetzige Deichsystem ist neben seiner ursprünglichen Schutzfunktion auch ein beliebter Rad- und Fußgängerweg.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1700 a ca. 200
1782 a 260
1879 a 2.170
1890 a 980
1912 a 1.272
1938 a 2.100
1946 a 3.340
1989 ca. 3.500
31. Dezember 2002 b 3.211
31. Dezember 2003 b 3.223
31. Dezember 2004 b 3.222
31. Dezember 2005 b 3.215
Seit dem Ortszusammenschluss 1823 stieg die Einwohnerzahl bis 1879 stetig an.

Durch den Rückgang des Seefahrtsgeschäftes und der damit verbundenen Einschränkungen fiel die Einwohnerzahl in den folgenden Jahren stark ab.

Erst durch den aufkommenden Fremdenverkehr stieg seit 1890 die Zahl wieder an und überschritt vor dem Zweiten Weltkrieg die 2.000-Einwohner-Marke.

Durch die Vertreibung und die damit einhergehende Umsiedlung deutscher Bürger stieg die Zahl der Einwohner in Zingst kurzfristig auf 3.340 (1946) an. Bis 1965 nahm die Bevölkerung wieder bis auf 3.000 Einwohner ab, um dann kontinuierlich bis 1989 auf den Höchststand von rund 3.500 Einwohnern zu steigen.

Nach der Wende blieb die Einwohnerzahl nahezu konstant, da sich die Arbeitslosenzahlen nur kurz erhöhten und keine größeren Industriebetriebe wegfielen wodurch die Abwanderung gering blieb.

Die allgemeine demografische Entwicklung (geringere Geburten- als Sterberate) in Deutschland schlägt sich auch in den Zahlen bis 2005 nieder.

Quellen: a Jörg Scheffelke: 110 Jahre Badewesen – Ostseebad Zingst, Ostsee-Zeitung, Greifswald 1991; b http://www.statistik-mv.de/

[Bearbeiten] Ortsgliederung

Zingsts einziger Ortsteil ist Müggenburg, südöstlich des Hauptortes am Zingster Strom gelegen. Zu diesem gehört noch die Ansiedlung Klein Kirr auf der Insel Kirr. Die ehemaligen Siedlungen Pramort und Bey den Häusern wurden durch die militärische Nutzung der Sundischen Wiesen aufgegeben bzw. umgesiedelt. Das ehemalige Dorf Stramminke fiel dem Sturmhochwasser 1625 bis auf einige Häuser zum Opfer.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Gemeinderat

Der Gemeinderat besteht aus 14 gewählten Mitgliedern, davon entfallen acht Sitze auf die CDU, zwei Sitze auf die Linkspartei/PDS, zwei Sitze auf die SPD, ein Sitz auf einen Einzelbewerber und ein Sitz auf die Unabhängigen Wähler Zingst (UWZ). Von den zwölf Mitgliedern sind zwei Frauen und zehn Männer. Der Vorsitzende des Gemeinderates ist Eckhard Lipke (UWZ).

[Bearbeiten] Wappen

Blasonierung: „Halbgespalten und durch Wellenschnitt geteilt, vorn oben in Blau ein goldener Dreizack, hinten oben in Silber pfahlweise drei auffliegende schwarze Kraniche, unten in Gold ein roter Greif mit roter ausgeschlagener Zunge und goldener Bewehrung, in den Fängen einen silbernen Anker haltend.“

Die heraldischen Symbole von Wappen und Flagge verweisen sowohl auf die Lage am Meer als auch auf die historische Region Pommern.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Der dominierende Wirtschaftsfaktor auf der Halbinsel ist der Tourismus. Durch den Bau zahlreicher Ferienhäuser und Hotels stieg die Zahl der Übernachtungen seit der Wende stetig an. Mehrere Zeltplätze befinden sich auf der Halbinsel. So wurden im Jahr 2001 erstmals über eine halbe Million Übernachtungen registriert. Die beiden größten Hotels sind das Steigenberger-Hotel und das Resort-Hotel Vier Jahreszeiten mit knapp über und unter hundert Betten.

Im Jahr 1994 eröffnete die „Mutter-Kind-Kurklinik“ der Barmer Ersatzkasse als nicht unwesentlicher Wirtschaftsfaktor ihre Pforten. Ehemals sehr wichtige Wirtschaftszweige, wie die Land- und Fischereiwirtschaft, spielen nur noch eine unbedeutende Rolle. Auch durch die Auflösung des Bundeswehrstandortes gingen Arbeitsplätze verloren.

[Bearbeiten] Kultur

[Bearbeiten] Bildung

In Zingst existiert eine Schule, die Regionale Schule mit Grundschulteil (Realschule mit Hauptschulteil) in der Hafenstraße 1. Alle Schüler, die die gymnasiale Reife erreichen wollen, müssen dies auf einem auswärtigen Gymnasium machen. Dies bieten die Freie Gesamtschule Prerow und das Katharina-von-Hagenow-Gymnasium Barth an.

[Bearbeiten] Sprache

Auf Zingst wird Westpommersch - heute auch Vorpommersch genannt - ein Dialekt der Ostniederdeutschen Sprache gesprochen. Das Pommersch weist einige westslawische Einflüsse auf. Typisch ist eine harte, knappe Aussprache. Beispiele finden sich in der deutschsprachigen Literatur insbesondere bei den beiden Märchen der Brüder Grimm „Von dem Fischer un syner Fru“ und „Von dem Machandelboom“ sowie in dem später vertonten Gedicht „Mine Heimat“ (Wo die Ostseewellen trecken an den Strand…), in dem die Barther Dichterin Martha Müller-Grählert ihre vorpommersche Heimat beschreibt.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

  • Hafenfest (Drittes Wochenende im April)
  • Shantychortreffen (Zweites Septemberwochenende)
  • Zeesenboot und Kulinarische Regatta (meist im Juni)
  • Zingster Klaviertage

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten und Museen

Peter-Pauls-Kirche
Eine der Sickerquellen im  „Paradies“
Ein Kapitänshaus
Der Rettungschuppen
Der Hafen mit Zeesenboot
Das Kurhaus und Seebrücke
Die Meiningenbrücke
Die Sundischen Wiesen im nördlichen Teil
Aussichtspunkt am Pramer Ort
Die Hohe Düne

Evangelische Peter-Pauls-Kirche und Friedhof

Die neugotische Kirche stammt aus dem Jahr 1862 und wurde nach Vorarbeiten pommerscher Architekten von Friedrich August Stüler, einem Schüler Schinkels, vollendet. Die Kirche ist einer der jüngeren Kirchenbauten in der Region.

Der Friedhof beherbergt außer dem Grab von Martha Müller-Grählert auch einige Kapitänsgräber.

Zingsthof

Der Zingsthof ist ein kirchliches Erholungs- und Rüstzeitheim der Berliner Stadtmission. Die „Bonhoeffer-Kapelle“, in der eine Gedenktafel aus den 50er Jahren angebracht ist, erinnert daran, dass der Theologe und Widerstandskämpfer in den 30-er Jahren zweimal auf dem Zingsthof weilte. Zingst wird deshalb vielen Menschen, die Bonhoeffers Geschichte nachgehen, besucht.

Kapitänshäuser

Die ersten Kapitänshäuser wurden Mitte des 17. Jahrhunderts in Zingst gebaut. Diese Häuser waren meist größer als die anderen Gebäude im Ort und zur Unterscheidung zu den Steuermannhäusern (meist blau oder bunt) meist weiß gestrichen. Sie hatten ein voll ausgebautes Dachgeschoss und im Normalfall ein rotes Ziegeldach. Typische Kapitänshäuser sind die Häuser Strandstraße 47 und Hafenstraße 12.

Rettungsschuppen

In diesem wurden früher die Ruderrettungsboote und deren Ausrüstung untergebracht. Heute befindet sich hier ein Traditionskabinett der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, welches die Arbeit und Geschichte der Rettungswache Zingst zeigt. Die Ortssektion Zingst wurde schon 1868 gegründet und der erste Rettungsschuppen wurde im selben Jahr gebaut. Dieser wurde 1872 beim Sturmhochwasser zerstört. Schon im Jahr 1873 wurde der zerstörte Bau durch das jetzige Gebäude ersetzt. Heute befindet sich die Gesellschaft auf dem Müggendorfer Weg.

Heimatmuseum mit Pommernstube

Das Heimatmuseum, ehemals Haus Morgensonne, ist ein als Kapitänshaus im Jahr 1867 errichteter Bau. Die Nutzung des Hauses wechselte vom Kapitänshaus, Pension, Depedanz (Unterkunft für in Ausbildung befindliche Jugendliche) und wird seit 1991 als Heimatmuseum genutzt.

Hafen

Der Zingster Hafen ist ein kleiner Hafen am Zingster Strom. Er beherbergt die Anlegestelle der Weißen Flotte und einen Fischverkauf. Neben dem Hafen befinden sich das Traditionsschiff Mona Lisa und ein Wasserwanderrastplatz.

Experimentarium

In dieser für Kinder angelegten Ausstellung, werden an 25 bis 30 interaktiven Spielgeräten und Experimenten Naturgesetze auf dem Gebieten der Mechanik, Optik und Elektrotechnik veranschaulicht. Davor befindet sich noch ein Erlebniskinderplatz.

Seebrücke

Die 270 Meter lange und 2,5 Meter breite Seebrücke wurde am 22. Mai 1993 eingeweiht. Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich hier ein Anlegesteg für Schiffe.

Kurhaus

Das neue Kurhaus steht an der Stelle des alten Kurhauses, welches 1948 das Strandrestaurant ablöste. Es wurde im Jahr 1998 neu gebaut und im April 2000 eröffnet. Es beherbergt die Touristinformation, ein Restaurant und einen Bereich für Informations- und Kulturveranstaltungen.

Hertesburg

Die Hertesburg war eine ehemalige slawische Burg und mitteralterliche Zollstelle am Prerow-Strom. Heute sind nur die Reste des Burgwalls zu sehen.

Meiningenbrücke

Die Brücke ist eine Eisenbahndrehbrücke aus dem Jahr 1911. Sie wurde bis 1947 von der Darßbahn der Strecke Barth-Zingst-Prerow genutzt. Die Bahnstrecke wurde 1947 zurückgebaut und die Brücke wird derzeit als Autobrücke genutzt.

Sundische Wiesen

Dieses renaturierte Heide- und Feuchtwiesengebiet liegt im Ostteil der Halbinsel. Eine Informationsstelle des Nationalparkes Vorpommersche Boddenlandschaft befindet sich in einem ehemaligen Wachgebäude.

Pramer Ort

Der Pramort ist östlichste Teil der Halbinsel Zingst und ehemaliger Ortsteil von Zingst. Heute befindet sich hier eine Kranich-Beobachtungsstelle.

Hohe Düne

Die bis zu 14 Meter hohe Düne liegt an der an der Nordostecke der Halbinsel Zingst. In der Nähe befindet sich ein Aussichtspunkt, welcher vom Pramort aus zu erreichen ist.

Osterwald

Der Osterwald ist das größte Waldgebiet auf dem Zingst. Es liegt zwischen dem Ort Zingst und den Sundischen Wiesen und verfügt über einen wertvollen Baumbestand (Mammutbäume).

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

  • Martha Müller-Grählert (* 20. Dezember 1876 in Barth, † 19. November 1939 in Franzburg) eine vorpommersche Heimatdichterin, in Zingst begraben
  • Reinhold Hoberg (* 4. Oktober 1859 in Berlin, † 25. Februar 1932 in Zingst), Maler
  • Franz Pfluradt ( * 19. Januar 1861 Peenewerder, † 16. Februar 1946 in Zingst), Maler
  • Otto Lämmerhirt (* 28. Juni 1867 in Neusalz a.d.Oder, † 10. März 1935 in Zingst), Maler
  • Max Hünten (* 25. September 1869 in Düsseldorf, † 24. Mai 1936 in Zingst), Maler, Sohn des Schlachtenmalers Emil Hünten
  • Willy Knull (* 4. April 1891 in Zingst, † 19. November 1974 in Zingst), Maler, Zingster Original und Gastwirt im Gartenlokal „Strandpark“
  • Kurt „Kuddel“ Klamann (* 17. April 1907 in Zingst † 1. April 1984 in Zingst), Maler, Zeichner und Journalist
  • Karl Heinz Kluge (* 19. Dezember 1915 in Gelsenkirchen), Maler
  • Gerhard Krause (1887-1950), Pastor in Zingst und NS-Widerstandskämpfer, wurde verhaftet und entging 1945 nur knapp einem Todesurteil
  • Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg), Theologe und NS-Widerstandskämpfer, leitete ab 1935 das Predigerseminar der Bekennenden Kirche auf dem Zingsthof, das später nach Finkenwalde umzog.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Reiseführer und Bildbände

  • Frank Thamm: Darß, Fischland und Zingst. Ellert und Richter, Hamburg 2006 (3.Aufl.). ISBN 3-89234-815-4
  • Roland Buchwald: Fischland, Darß und Zingst. Landschafts- und Reiseführer für Wanderer, Wassersportler, Rad- und Autofahrer. Grünes Herz, Ilmenau Thü 2006 (3.Aufl.). ISBN 3-929993-52-X
  • Horst Prignitz, Thomas Grundner: Fischland, Darß, Zingst. Carl Hinstorff, Rostock 2004 (2.Aufl.). ISBN 3-356-01056-5

[Bearbeiten] Geschichte und Kultur

  • Jörg Scheffelke: 110 Jahre Badewesen – Ostseebad Zingst. Ostsee-Zeitung, Greifswald 1991.
  • Jörg Scheffelke: 125 Jahre Badewesen – Ostseebad Zingst. Sutton, Erfurt 2006. ISBN 3897029804
  • Gerta Anders, Käthe Miethe (Hrsg.): Die Halbinsel Darß und Zingst. Hinstorff, Rostock 1956, 2000 (Repr., Neuaufl.). ISBN 3-356-00860-9
  • Heinz Kiecksee, P. Thran, H. Kruhl: Die Ostseesturmflut 1872. Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums. Bd 2. Westholstein. VA, Heide 1984. ISBN 3804201164
  • Jörg Scheffelke, Wolfgang Eggert, Edwin Held, Joachim Schomann: Der Zingst. Sutton, Erfurt 2005. ISBN 3897028123

[Bearbeiten] Natur

  • Harald Benke (Hrsg.): Die Darß-Zingster Bodden. Monographie einer einzigartigen Küstenlandschaft. Meer und Museum. Bd 16. Deutsches Meeresmuseum, Stralsund 2001.
  • Günter Schlungbaum: Die Darß-Zingster Bodden. Eine Studie. Korrigierte 2. Fassung. Schriftenreihe des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern, Güstrow 2001,1. ISSN 0944-0836

[Bearbeiten] Weblinks

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