Agnes von Zahn-Harnack
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Agnes Harnack, ab 1914 von Harnack (* 19. Juni 1884 in Gießen; † 22. Mai 1950 in Berlin), Dr.phil., war eine deutsche Lehrerin, Schriftstellerin und bürgerliche Frauenrechtlerin.
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[Bearbeiten] Familie
Sie war die Tochter des Theologen Prof. Dres. Adolf von Harnack (1851-1930) und der Amalie Thiersch (1858-1937), der Enkelin des Chemikers Justus von Liebig.
Harnack heiratete am 8. Dezember 1919 in Berlin Dr.jur. Karl von Zahn (* 12. Dezember 1877 in Leipzig; † 20. August 1944 in Berlin-Zehlendorf), Ministerialrat beim Reichsarchiv in Potsdam.
[Bearbeiten] Leben
1914 trat Harnack dem Nationalen Frauendienst bei. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges schließt sie sich der DDP an. Am 11. Mai 1926 wurde sie in Berlin Mitbegründerin des Deutschen Akademikerinnenbundes (DAB), der drei Jahre nachdem mit Margarete von Wrangell und Mathilde Vaerting die ersten deutschen Frauen Lehrstühle erhalten hatten, die universitäre Frauenbildung weiter fördern wollte. Der Plan zur Gründung des Vereins ging auf Marie Elisabeth Lüders zurück. Neben Zahn-Harnack (als Vorsitzende), Lüders und von Wrangell waren Ilse Szagunn und eine Studiendirektorin Schönborn als stellvertretende Vorsitzende, eine Dr. Schlüter-Hermkes als Schriftführerin und Gabriele Humbert, Dr. Kampf und Dr. Lührßen als einfache Mitglieder geführt. Der DAB wiederum schloss sich verschiedenen Dachorganisiationen an und brachte weitere Unterorganisationen hervor.
1931 wurde Zahn Harnack Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, der sich 1933 unter der nationalsozialistischen Restriktion jedweder akademischer Frauenbildung selbst auflöste, um nicht von den NS-Organisationen absorbiert zu werden (sogenannte Gleichschaltung). Zudem war Zahn-Harnack auch Mitglied der Evangelisch-Sozialen Vereinigung (Landesgruppe Berlin-Brandenburg), deren Vorstand u.a. Wilhelm Schneemelcher war.
Während der Zeit des "Dritten Reichs" zog sich Zahn-Harnack weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, blieb aber dem Kreis um Anna Gierke verbunden, zu dem auch Marie Baum, Helmut Gollwitzer, Romano Guardini, Hermann Maas, Theodor Heuss und Elly Knapp, Fritz Klatt, Selma Lagerlöf, Martin Niemöller und Alice Salomon gehörten.
Nach dem Krieg schloss sie sich u.a. dem friedensbewegten Freundeskreis von Frauen um Freda Wuesthoff an, der mit seinem Arbeitsprogramm für den dauernden Frieden gegen Atomwaffen protestierte. Dem Kreis gehörten u.a. auch Gertrud Bäumer, Elly Heuss-Knapp, Marie Elisabeth Lüders und Clara von Simson an. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich Agnes von Zahn-Harnack und weitere der früheren Aktivistinnen, um die Gründung eines neuen "Deutschen Frauenbundes" vorzubereiten. Hieraus entstand der "Berliner Frauenbund 1945 e.V.". Nach der Neugründung setzten sich die Frauen der ersten Stunde für einen Verein ein, dessen Hauptziel nicht nur in caritativer Arbeit liegen sollte. Sie befürworteten "eine Zielsetzung auf weite Sicht", die vor allem die aktive politische Beteiligung von Frauen meinte. Zur Durchsetzung kommunaler Frauenpolitik hat der BFB sehr früh sowohl ein Netzwerk zwischen Verbandsfrauen, Politikerinnen und Expertinnen der Behörden entwickelt - als auch ein "Kommunales Frauenprogramm" entworfen. Beim Verfassungsausschuss der Berliner Stadtverordnetenversammlung reichte der BFB den Entwurf eines Friedensparagraphen ein, beim Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz erarbeitete, den Entwurf für ein Kriegsdienstverweigerungsrecht. Beeinflusst von der Frauenbewegung Anfang der 80er Jahre entstand die projektorientierte Arbeit, die bis heute einen wichtigen Schwerpunkt des BFB ausmacht. Durch größer angelegte, eigenständige Projekte sollen die Chancen von Frauen in Ausbildung und Beruf verbessert werden. So verbindet der BFB die Forderungen der damaligen Frauenbewegung nach gleichen Rechten in allen gesellschaftlichen Bereichen mit den feministisch geprägten Arbeitsformen der heutigen Frauenbewegung. Der BFB feiert dieses Jahr (2005) sein 60-jähriges Jubiläum.
[Bearbeiten] Schriften Agnes von Zahn-Harnacks (in Auswahl)
- Die Frauenbewegung. Geschichte, Probleme, Ziele, Berlin 1928
- Frauenfrage in Deutschland 1790-1930, zus. m. Hans Sveistrup, Berlin 1934
- Adolf von Harnack, Berlin-Tempelhof 1936; 2. Auflage Berlin 1951
- Der Apostolikumstreit des Jahres 1892 und seine Bedeutung für die Gegenwart, Marburg a. L. 1950
[Bearbeiten] Literatur
- Gisa Bauer: Kulturprotestantismus und frühe bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland: Agnes von Zahn-Harnack (1884-1950). Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2006. 417 S.
- Björn Biester: Kritische Notizen zu Agnes von Zahn-Harnacks „Adolf von Harnack“. In: Quaderni di storia 27 (2001) Heft 54, S. 223–235
- Hans Cymorek/Friedrich Wilhelm Graf: Agnes von Zahn-Harnack (1884–1950). In: Frauenprofile des Luthertums. Lebensgeschichten im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Inge Mager, Gütersloh 2005, S. 202–251 (die bislang beste biographische Darstellung)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XV, Seite 212, Band 83 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408.
[Bearbeiten] Weblink
- Daten zur Geschichte der Akademikerinnen in Deutschland (1850-2000) (www.dab-ev.org)
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Zahn-Harnack, Agnes von |
ALTERNATIVNAMEN | Harnack, Agnes; Harnack, Agnes von |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Lehrerin, Schriftstellerin und Frauenrechtlerin |
GEBURTSDATUM | 19. Juni 1884 |
GEBURTSORT | Gießen |
STERBEDATUM | 22. Mai 1950 |
STERBEORT | Berlin |