Altenberg (Bergisches Land)
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Altenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Odenthal im Rheinisch-Bergischen Kreis und war der alte Sitz der Grafen von Berg. Sie konnten sich um ihre Residenz im Laufe der Zeit ein kleines Herrschaftsgebiet schaffen, das später als Bergisches Land bezeichnet wurde.
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[Bearbeiten] Geschichte
Anfang des 12. Jahrhunderts überließen die Grafen den Platz, auf der ihre alte Stammburg Burg Berge stand, einigen aus Burgund stammenden Zisterzienser-Mönchen, die dort ein Kloster errichteten, aber schon nach kurzer Zeit wenige hundert Meter weiter ins Tal an die Dhünn umzogen. Die Grafen von Berg siedelten damals nach Schloss Burg an der Wupper um.
[Bearbeiten] Altenberger Dom
In Altenberg steht heute noch der 1259 begonnene hochgotische Altenberger Dom, der eigentlich kein Dom ist, weil er nie Bischofssitz war, aber im Volksmund auf Grund seiner äußeren Ansicht so genannt wird und auch in Karten so verzeichnet ist. Heute ist der Altenberger Dom eine Simultankirche, das heißt er wird sowohl von der evangelischen als auch von der katholischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt. Außerdem finden auch regelmäßig Konzerte dort statt. Der Dom ist im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen, das auch die derzeitigen umfangreichen Sanierungsarbeiten finanziert. Beim Weltjugendtag 2005 in Köln diente der Altenberger Dom als Katechese-Ort für die Pilger. Der Altenberger Dom ist heute auch ein beliebter Ort für Hochzeiten. Umfangreiche Renovierungsarbeiten am Dom wurden am 30. Juni 2005 abgeschlossen. Am 25. August 2006 fand ein ökumenischer Gottesdienst und Staatsakt zum Ende der zwölfjährigen Restaurierung im Beisein von Kardinal Joachim Meisner,Nikolaus Schneider,Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers statt.
[Bearbeiten] Architektur
Beim Altenberger Dom handelt sich um die ehemalige Zisterzienserkirche St. Maria Himmelfahrt, die ab 1255 auf der Stelle eines romanischen Vorgängerbaus errichtet wurde. Auch hier gibt es Kölner Einflüsse. Die Grundsteinlegung fand unter Anwesenheit Konrad von Hochstadens statt, der damals Bischof von Köln war. 1287 fand die Chorweihe statt, 1379 die Gesamtweihe. Das große Westfenster wurde um 1400 eingesetzt.
Der Altenberger Dom ist eine dreischiffige Basilika mit einem Chor-Umgang und sieben Chor-Kapellen. Hier ist zisterziensische Kargheit mit nordfranzösischen Formen verbunden worden. Die Zisterzienser bevorzugten im Gegensatz zu den Cluniazensern immer einsame Tallagen. Der Orden ist ein Zweig des Benediktiner-Ordens. Sein Name leitet sich vom Stammkloster Cîteaux (lat.: cistercium) bei Dijon in Burgund her. Gegründet wurde der Zisterzienser-Orden von dem hl. Robert von Molesme 1098. Unter seinem Nachfolger Bernhard von Clairvaux fand der Orden große Ausbreitung („Bernhardiner“). In Europa gab es über 2.000 Klöster, allein in Frankreich ca. 1.200. Die Zisterzienser sind u.a. durch eine hervorragende Bewirtschaftung ihrer Klöster bekannt geworden.
In der Architektur befolgten sie anfangs eine strenge Ordensregel und deren Prinzipien sieht man auch teilweise hier in Altenberg, allerdings nicht alle. Die Bauten mussten von asketischer Einfachheit sein, durften keine Kirchtürme haben, nur Dachreiter, und mussten anfangs gerade geschlossene Chöre und Kapellen haben. Das änderte sich ab ca. 1150, von da an galt der Umgangschor mit Kapellenkranz als Norm und das wurde auch hier verwirklicht.
Aber die Bauten durften auch keine farbigen Figuren-Fenster haben und anfangs auch keine Bilder, und das wurde hier nun überhaupt nicht befolgt. Im Gegenteil ist das große Westfenster von Altenberg eines der schönsten der deutschen Gotik. Es ist eben schwierig, die Leute auf Dauer in der Askese zu halten. Das ist in den verschiedenen Ordensbewegungen immer wieder ein Thema gewesen, dass die hehren Ideale der Anfangszeit aufgeweicht wurden, dass sich Prunksucht und Schlimmeres breit machten, bis wieder irgendeine Reformbewegung die Ideale der Askese wieder belebte. Aber auch das hat selten lange gedauert.
Seinen kunsthistorischen Verdienst hat sich der Zisterzienserorden damit verdient, dass er die Gotik in Burgund verbreitet hat und durch die effektive Kolonisation Europas auch über Frankreich hinaus, besonders in Deutschland.
In Altenberg ist nicht nur die mittelalterliche Kirche erhalten, sondern auch Teile der ehemaligen Klosteranlage, und zwar ungefähr in der gleichen Lage, in der sie ursprünglich gebaut wurden.
Der Innenraum strahlt tatsächlich eine sehr strenge Form der Gotik aus. Alle Formen sind wie aus dem Architektur-Lehrbuch geschnitten. Dasselbe gilt für den Aufriss des Mittelschiffs: strenge, klare, lineare Gliederung, fast schon zwanghaft sauber. Das Gegenbild dazu ist das Westfenster. In diesem riesigen farbenprächtigen Maßwerkfenster von 1400 ist gleichsam die ganze Verbitterung über die verordnete Strenge aufgegangen. Hier ist mit Macht - und weithin sichtbar - gegen alles das revoltiert worden, was vorher an Sinnenfeindlichkeit exerziert worden ist. Dieses riesige Westfenster, das das äußere Licht geradezu beschwörend in den Raum hineinlockt, dokumentiert, womit man rechnen muss, wenn man eine Gruppe von Menschen allzu lange einer rigiden Order unterwirft.
Bei vielen Details in der Kirche ist zu sehen, dass auch schon vor der Entstehungszeit des Westfensters das Farbverbot nicht allzu streng befolgt worden ist. Die Kämpferzone vieler Säulen ist intensiv rot. An zahlreichen Kapitellen spielt die Sinnenlust eine gewisse Rolle, nicht nur in der Farbe, sondern auch im dargestellten Thema, das u.a. eine Weinrebe in vollreifem Zustand darstellt. Nicht umsonst sind im Mittelalter die Klosterbrauereien und ähnliche Einrichtungen besonders populär geworden.
Auch in der Architektur gibt es Beispiele für die nach 1150 zulässigen Verstöße gegen die ursprüngliche Zisterzienser-Ordensregel: der Chorumgang dürfte eigentlich nicht sein, hier müsste ein gerader, geometrisch-strenger Chorabschluss stehen und nicht dieser ‚verführerische’ Umgang, der deutlich mit Bewegungsimpulsen und Lichtatmosphäre spielt.
Und ebenfalls alles andere als streng ist die Madonna mit Kind, die „Madonna von Altenberg“, allerdings wesentlich später, nämlich von 1530.
[Bearbeiten] Sonstige Einrichtungen
Neben dem Dom gibt es viele Einrichtungen der katholischen Kirche, beispielsweise die Jugendbildungsstätte Haus Altenberg e.V. als Einrichtung der Erzdözese Köln. Auch die dort ansässige Gastronomie ist als Ausflugsort und Ausgangspunkt für Wanderungen beliebt. Traditionell werden diese dann mit der Bergischen Kaffeetafel beendet.
[Bearbeiten] Märchenwald
In Altenberg liegt auch der so genannte Märchenwald, in dem viele deutsche Märchen in Hütten und Figuren dargestellt sind. Der Märchenwald ist in dem Sinne kein Freizeitpark, er lädt jedoch durch seine nostalgische Ausstrahlung zu einem ausgedehnten Spaziergang ein.
Koordinaten: 51° 13' N, 7° 08' O