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Arthur Harris - Wikipedia

Arthur Harris

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Sir Arthur Travers Harris, 1. Baronet, genannt „Bomber-Harris“, (* 13. April 1892 in Cheltenham; † 5. April 1984) war im Zweiten Weltkrieg Oberkommandierender des Bomber Command und Luftmarschall der britischen Royal Air Force.

Luftmarschall Sir Arthur T. Harris
Luftmarschall Sir Arthur T. Harris

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Harris wurde im englischen Cheltenham während eines Urlaubs seiner Eltern geboren. Der Vater war Angehöriger der traditionsreichen englischen Beamtenschaft in Indien (Indian Civil Service (ICS)). Nach der Schulzeit in Dorset stand laut Biographie von Norman Longmate für Harris im Alter von 16 Jahren eine Entscheidung zwischen der Armee und den Kolonien an. Harris entschied sich für die Kolonien, wo er in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, nach eigener Auskunft mit Goldwäsche, Kutschfahrten und Viehzucht beschäftigt war. 1914 trat er in die British Army ein und diente als Soldat in Südafrika und Süd-West-Afrika (dem heutigen Namibia), bevor der 1915 nach England zurückkehrte und - mehrfach ausgezeichnet - für die neue Royal Flying Corps Dienst in Frankreich und England absolvierte.

Harris trat 1919 in die Royal Air Force ein und diente unter anderem in Britisch-Indien, im Irak und im Iran. Ab 1930 war er im Luftstab für den Nahen Osten tätig wo er an der blutigen Niederschlagung verschiedener Aufstände der dortigen Bevölkerung gegen die britische Kolonialherrschaft beteiligt war. Dabei setzte er Streubomben, Tretminen und Giftgas gegen die Zivilbevölkerung ein. Er begründete dies damit, dass seiner Ansicht nach Araber und Kurden nur eine Politik der harten Hand verstünden.

Am 14. Februar 1942 erfolgte die Anweisung „Area Bombing Directive“ des britischen Luftfahrtministeriums. Harris wurde im Februar 1942 zum Oberkommandierenden des Bomber Command der britischen Luftwaffe ernannt. Basierend auf Vorlagen von Frederick Lindemann, einem engen Berater Churchills, von dem die Wortschöpfung Flächenbombardements (Carpet Bombing) stammt, war Harris der Ansicht, dass allein eine Flächenbombardierung reichen würde, Deutschland zur Kapitulation zu bewegen. Die technischen Voraussetzung für präzise Schläge gegen strategische Produktionszentren, z. B. gegen Kugellagerfabriken, fehlten. Die schweren Verluste der 8. USAAF bei ihren Angriffen 1943 und Anfang 1944 bestätigten sein Festhalten am Nachtangriff vorerst bis zum Einsatz von neuen amerikanischen Langstreckenbegleitjägern, wobei die Nachtangriffe der RAF durch die Schaffung der 24-Stunden-Bedrohung auch für den Erfolg der amerikanischen Tagesangriffe auf strategische Punktziele weiterhin bedeutend blieben. Bei den Flächenbombardements wurde neben den im Stadtgebiet befindlichen Industrieanlagen die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur der Stadt primäres Ziel der Angriffe. Seiner Meinung nach sollten ganz bewusst zivile Ziele angegriffen werden, um die Moral und den Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung zu brechen (so genanntes Moral Bombing). Zu Beginn der Bombardierungen äußerte Harris zu seiner Motivation: „Die Nazis starteten (‚entered’) den Krieg mit der ziemlich kindischen Wahnvorstellung, dass sie jeden anderen nach Belieben bombardieren könnten und niemand würde zurückbomben. In Rotterdam, London, Warschau und an beinahe einem halben Hundert anderer Stätten führten sie ihre ziemlich naive Theorie aus. Sie säten Wind und jetzt ernten sie Sturm“. In seinen Memoiren schrieb er später: „Trotz all dem, was in Hamburg geschehen ist, bleibt das Bomben eine relativ humane Methode“.

Um die deutsche Flugabwehr und die nach dem sog. „Himmelbett-Verfahren“ arbeitende Nachtjagd, z. B. entlang der Kammhuber-Linie durch lokale Überlastung zu überrumpeln, entwickelte er die Methode der Bomberströme, bei der möglichst viele Bomber auf dem selben Kurs einfliegend in kurzer Zeit ein Ziel angriffen, statt einzeln und in breiter Front einzufliegen.

In der Nacht vom 30. auf den 31. Mai 1942 zog Harris alle verfügbaren Bomber zusammen, um mit 1047 Maschinen den ersten "Tausend-Bomber-Angriff" gegen Köln durchzuführen. Dieser Angriff war entscheidend, um die zahllosen britischen Skeptiker von der Wirkungsmöglichkeit strategischer Angriffe zu überzeugen und die betriebene Auflösung des Bomber Command zu verhindern.

Unter seiner Führung wurden zahlreiche deutsche Städte angegriffen, so auch Hamburg vom 24. Juli bis 2. August 1943 (Operation Gomorrha) und gegen seinen expliziten Widerstand („Dresden lohne einen Angriff nun wirklich nicht“) Dresden (Operation Thunderclap) am 13. und 14. Februar 1945, Pforzheim am 23. Februar 1945, Mainz am 27. Februar 1945, Würzburg am 16. März 1945 sowie Hildesheim am 22. März 1945.

Harris unterstützte maßgeblich die Entwicklung eines geplanten Feuersturms (Zitat A. Harris bei den Planungen des experimentellen Angriffes auf Lübeck 1942 : Historischer Stadtkern brennt gut). In der ersten Welle wurden große Bomben, so genannte Blockbuster abgeworfen, die die Dächer abdeckten und Fenster zerstörten, um den Kamineffekt zu verstärken. In einer zweiten Welle wurden Brandbomben abgeworfen, die in kürzester Zeit eine gigantische Feuerwalze entstehen ließen. Dies gelang jedoch aufgrund meteorologischer und städtebaulicher Faktoren nicht immer.

Neben den Bombenangriffen auf Deutschland wurden insbesondere in Italien mehrere Großstädte bombardiert, was etwa in Mailand, Neapel und Palermo beträchtliche Schäden auch in Wohngebieten verursachte.

Arthur Harris (London)
Arthur Harris (London)

Am 15. September 1945 schied Harris im Streit mit dem neuen Premierminister Clement Attlee aus der Royal Air Force aus und zog sich verbittert nach Südafrika zurück. Seine Ehrungen durch die Ernennung zum Baronet 1953 (eine Erhebung zum Peer hatte er abgelehnt) sowie die Enthüllung eines von Veteranen finanzierten Denkmals 1992 vor der Kirche St. Clement Danes in London durch die Königinmutter Elizabeth waren in der britischen Bevölkerung stark umstritten. In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass seine Luftkriegs-Strategie für die Besatzungen der Flugzeuge verlustreich war. Jeder Zweite kehrte nicht heim, insgesamt kamen 55.000 Flieger bei den Angriffen auf Deutschland um, vergleichbar mit den Verlustquoten, welche Karl Dönitz, Großadmiral und Nachfolger Hitlers als Reichspräsident, auf deutscher Seite bei der so genannten U-Boot-Waffe zu verantworten hatte. Auch deswegen wurde Harris oft „Butcher“ (engl. für Metzger oder Schlächter) genannt.

Die historische wie rechtliche Qualifizierung der alliierten Luftkriegsstrategie und damit der Position Harris' bleibt umstritten. Nach sachlichen oder militärischen Kriterien war die gezielte Zerstörung von Wohngebieten und Innenstädten zweifelhaft. Die Angriffe waren formal ein schwerwiegender Verstoß gegen das Kriegsrecht. Militärisch gesehen waren die strategischen Folgen erheblich, da angesichts der Angriffe die deutsche Rüstungsproduktion zu umfangreichen Verlagerungen gezwungen wurde, die die Produktion behinderten (laut Albert Speer führten die alliierten Luftangriffe bei den Luftfahrzeugen zu einer Halbierung der möglichen Produktion). Weiterhin sah sich die deutsche Führung genötigt, 1,5 Millionen Soldaten von den Fronten für den Einsatz in der Luftverteidigung abziehen. Weitere Folge war das beschleunigte Ausbluten der von ihren militärischen und politischen Befehlshabern weitgehend im Stich gelassenen deutschen Jagdflieger schon ab 1943 durch die Bedrohungslage rund um die Uhr.

Harris hat seinen Standpunkt insbesondere in seinem Buch „Bomber Offensive“ dargestellt, das seinen Lebensweg beschreibt. Er argumentiert, das Deutsche Reich habe damit begonnen, die Zivilbevölkerung zum Objekt von Terrorangriffen zu machen (Guernica, Coventry, Rotterdam, Warschau, London). Aufgabe der britischen Verantwortlichen sei es gewesen, für eine schnellere Kriegsbeendigung zu sorgen und eigene Opfer zu vermeiden, die etwa ein Landkrieg bzw. Stellungskrieg wie im Ersten Weltkrieg mit sich gebracht hätte. Angesichts seiner Insellage und vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg bzw. vor der alliierten Landung in der Normandie hätte einzig die Offensivstrategie der Royal Air Force die Sicherheit Britanniens garantieren können.

Des weiteren unterstreicht Harris die Bedeutung der Luftunterstützung für einen erfolgreichen Einsatz von Landtruppen. Er verweist zum Vergleich auf die deutsche Blitzkriegstrategie zu Beginn des Krieges, bei der das schnelle Vordringen des Heeres, insbesondere der Panzer, nur aufgrund massiver und rasch abrufbarer Luftunterstützung (Bomber und Jagdflieger) möglich gewesen sei. Die Tatsache, dass die deutsche Luftwaffe gegen Ende des Krieges zum großen Teil zerstört oder durch die Verteidigung des eigenen Territoriums gegen die alliierten Bomber gebunden waren, habe dazu geführt, dass den Bodentruppen der deutschen Wehrmacht die notwendige Hilfe durch ihre Luftwaffe fehlte. Dies habe den alliierten Landstreitkräften, auch der Sowjetarmee, entscheidend dabei geholfen, die Wehrmacht zurückzudrängen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Robin Neillands: Der Krieg der Bomber. Ed. q, Berlin 2002
  • Henry Probert: Bomber Harris. His Life and Times. Greenhill, London 2001
  • Dudley Sawart: "Bomber" Harris. Sphere Books, London 1996
  • Stanley White: The means of victory. Charterhouse, London 1992
  • Ralph Barker: Die R.A.F. im Krieg. Time Life Books BV 1982, Lizenzausgabe Bechtermünz Verlag GmbH, Eltville am Rhein 1993
  • Anthony C. Grayling: „Waren die britischen Bomben überhaupt gerechtfertigt ?

[Bearbeiten] Zitat

„Mit einem Instrument von nur 600 oder 700 Bombern die größte Industriemacht Europas zum völligen Erliegen bringen, daran vermag ich nicht zu glauben. Dreißigtausend Großbomber, und der Krieg ist morgen früh zu Ende.“

[Bearbeiten] Weblinks

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