Benediktinerabtei St. Matthias (Trier)
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St. Matthias ist ein Benediktinerkloster in Trier. Die Kirche der Abtei, eine romanische Basilika ist eine bedeutende Pilgerstätte (siehe auch Matthiasbruderschaften). Hier wird seit dem 12. Jahrhundert das Grab des Apostel Matthias verehrt, nach dem auch die Abtei heute benannt ist (ursprünglich hieß sie St. Eucharius, nach dem ersten Trierer Bischof, dessen Grab sich in der Krypta befindet). In der Abtei ist das einzige Apostelgrab auf deutschem Boden und nördlich der Alpen zu finden. Sie trägt den Titel Basilica minor.
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[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Von den Anfängen bis zur Aufhebung
In der heutigen Abtei St. Matthias lebten seit der Spätantike Mönche. Um 977 übernahm das Kloster die Benediktregel.
Seit dem 10. Jahrhundert werden hier die Gebeine der Begründer des Erzbistums Trier der Bischöfe Eucharius und Valerius aufbewahrt.
Die Gebeine des Apostel Matthias sollen im Auftrag der Kaiserin Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin I., nach Trier überführt worden sein. Im Jahre 1127 fand man bei Abrissarbeiten des Vorgängerbaus der Abtei, die Reliquien des Heiligen Matthias. Daraufhin setzten große Pilgerströme zur Abtei ein.
Reformbestrebungen in Folge des Konzils von Basel führten unter dem vom Ortsbischof als Abt eingesetzten Kartäuser-Prior Johannes Rode zur geistlichen und ökonomischen Erneuerung. St. Matthias erwies sich als Vorbild für andere Klöster, die Begründung einer Kongregation um die Abtei scheiterte jedoch. So kam es bis 1458 zum Anschluss an die 1446 gegründete Bursfelder Kongregation.
Die Reformation hinterließ kaum Spuren, Kriege und Plünderungen aber auch Konflikte mit Bischof oder Abt beeinträchtigten jedoch wiederholt die Entwicklung der Abtei. So wurde der letzte Abt vor der Aufhebung seines Amtes im Jahre 1783 enthoben. Fortan lag die Leitung bei einem Prior. In den Wirren der französischen Revolution, die auch auf das Deutsche Reich übergriffen, verließ der Konvent zeitweise die Abtei. Von 1794 bis 1802 lebten die Brüder im Mattheiser Pfarrhaus. 1802 wurde das Kloster schließlich „unter die Hand der Nation gestellt“ und säkularisiert. Der Kaufmann Christoph Philipp Nell erwarb den Kreuzgang sowie anliegende Gebäude und nutzte sie als Wohnhaus bzw. für landwirtschaftliche Zecke. Damit konnte der Komplex erhalten werden, und der Abtei blieb das Schicksal vieler anderer Klöster, der Abriss, erspart. Abseits des Klosterkomplexes bestehen - insbesondere in Dörfern an der Mosel - viele Hofhäuser und landwirtschaftliche Gutsgebäude, die die wirtschaftliche Grundlage des Klosters vor der Säkularisation bildeten, fort. Sie tragen oftmals die Bezeichnung „Mattheiser Hof“ oder einen anderen auf die Abtei verweisenden Namen. Ein besonderes großes Hofgut dieser Art war der über dem Dorf Merzlich (heute Konz-Karthaus) gelegene Roscheider Hof, der in einem Teil des Ausstellungsgebäudes um den hinteren Innenhof des Volkskunde- und Freilchtmuseums Roscheider Hof in Konz erhalten blieb.
[Bearbeiten] Neugründung und Gegenwart
Nach mehreren Versuchen im 19. Jahrhundert, das Kloster neu zu beleben, zogen nach dem 1. Weltkrieg Mönche aus der Abtei Seckau, die zur Beuroner Kongregation gehörte, in das Mattheiser Pfarrhaus. Am 22. Oktober 1922 wurde der Gebäudekomplex wieder als Abtei geweiht und erste Benediktinermönche zogen ein. Sie schlossen sich der Beuroner Kongregation an. 1941 hob die nationalsozialistische Regierung den Konvent auf, und die Mönche gingen nach Maria Laach. Nach ihrer Rückkehr 1945 kam es zu Konflikten wegen der nun vom Orden unabhängigen Pfarrei St. Matthias; für den Orden bedeutete die Pfarrseelsorge immer auch eine ökonomische Grundlage durch die damit verbundenen sicheren Einnahmen. Dem empfohlenen Bezug der Abtei im saarländischen Tholey kamen einige Mönche nach, andere widersetzten sich. So teilte sich der Konvent. Die in St. Matthias verbliebenen Brüder wurde kongregationsfrei, was bis in 1980er Jahre hinein so bleiben sollte. Seit 1981 gehören sie der „Kongregation von der Verkündigung der seligen Jungfrau Maria (Congregatio Annuntiationis BMV)“ an.
Die Abtei ist seit 1991 mit dem 1972 wieder begründeten Priorat Kloster Huysburg (Sachsen-Anhalt) verbunden. Im September 2004 wurden die beiden Konvente zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen. Zum Konvent auf der Huysburg zählen derzeit drei Brüder aus Trier.
Neben den Aufgaben in der Pfarrseelsorge, derzeit gehören rund 10.000 Katholiken zur Pfarrei St. Matthias, der Krankenhausseelsorge und der Wallfahrtspastoral, widmet sich die Gemeinschaft der Aufnahme von Gästen und dem ökumenischen Gespräch. Einzelne Brüder gehen weltlichen Arbeitsverhältnissen nach, etwa als Richter, Stadtplaner oder Lehrer.
Von 1981 bis 2005 stand Ansgar Schmidt als Abt an der Spitze der Gemeinschaft. Nach seiner Wahl zum Abtpräses der Kongregation verzichtete er auf eine erneute Kandidatur. Im September wählte die Gemeinschaft Ignatius Maaß zu seinem Nachfolger. Der neue Abt ernannte Matthias Vogt zum neuen Prior. Die Bendiktion fand am 22. Oktober 2005 statt.
Derzeit leben 19 Mönche (Stand: Mai 2006) in der Abtei.
In der Basilika wird auch die so genannte Kreuz-Reliquie aufbewahrt. Allerdings wird sie nur selten der Öffentlichkeit präsentiert und befindet sich in einem gesicherten Raum im Seitenflügel der Basilika. Die Kreuz-Reliquie ist ein Goldenes Kreuz, das Stücke des Holzkreuzes, an dem Christus gekreuzigt wurde, enthalten soll.
Zur Zeit (März 2007) wird das Innere der Basilika einer gründlichen Renovierung unterzogen.
[Bearbeiten] Der Tagesablauf der Mönche
An Werktagen gliedert sich der Tagesablauf normalerweise folgendermaßen:
05.15 Uhr Wecken
05.45 Uhr Morgengebet (Matutin und Laudes)
06.30 Uhr Tagesbesprechung; anschließend Zeit zur persönlichen Verfügung und Gelegenheit zum Frühstück
08.00 Uhr Arbeitszeit
12.15 Uhr Mittagsgebet (Sext)
12.30 Uhr Stille Zeit
13.00 Uhr Mittagessen (mit Gespräch)
14.30 Uhr Arbeitszeit
18.15 Uhr Vesper und Eucharistiefeier
19.10 Uhr Abendessen (schweigend, mit Tischlesung)
20.00 Uhr Nachtgebet (Komplet)
20.15 Uhr Zeit zur persönlichen Verfügung
Eine Ausnahme bildet der Donnerstag, an dem um 20.00 Uhr normalerweise eine Versammlung der Gemeinschaft stattfindet. Dadurch verschiebt sich die Komplet auf 21.00 Uhr. Zudem wird in regelmäßigen Abständen die Ordnung des Alltags überprüft, um sie wechselnden Bedürfnissen und Gegebenheiten anzupassen.
[Bearbeiten] Beziehungen zu anderen Gemeinschaften
- Abtei St. Scholastika: Eine tiefere Verbundenheit besteht mit der Abtei St. Scholastika in Dinklage, einer benediktinischen Frauengemeinschaft. Beide Gemeinschaften stützen einander in der gemeinsamen Berufung zum Mönchtum und helfen sich auch gegenseitig.
- Community of the Resurrection: St. Matthias steht mit der anglikanischen Gemeinschaft von der Auferstehung (Community of the Resurrection, Mirfield in England) in einer Partnerschaft. Zur Pflege dieser Beziehungen gehört ein jährlicher Besuch einer Delegation in beiden Gemeinschaften bzw. ein Besuch aus beiden Gemeinschaften in St.Matthias.
- Benediktinerpriorat auf der Huysburg: Seit September 2004 bildet St. Matthias mit den Brüdern des Priorates auf der Huysburg in der Nähe von Halberstadt (Sachsen-Anhalt) eine Gemeinschaft.
- St. Matthias gehört zur Kongregation von der Verkündigung der seligen Jungfrau Maria (Congregatio Annuntiationis BMV); der derzeitige Abtpräses ist der frühere Abt von St. Matthias, Bruder Ansgar Schmidt (Stand Sep. 2005)
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage der Abtei St. Matthias
- Jugendpilgergruppe der St. Matthias-Bruderschaft Anrath: Fußwallfahrt zum Grab des Apostels Matthias in Trier
- Ralf Arnert: Seit 900 Jahren haben Pilger ihre Spuren auf dem geschichtsträchtigen Weg nach Trier hinterlassen
- Verzeichnis der zur Kongregation von der Verkündigung B.M.V. gehörenden Klöster
- Informationen zur Kunstgeschichte und zur Orgel von St. Matthias
Koordinaten: 49º 44' 17" n. Br., 6º 37' 55" ö. L.