Bildmotiv
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Als Motiv wird in der Fotografie und Malerei der wesentliche inhaltliche Bestandteil eines Bildes bezeichnet. Es hängt im Regelfall mit der Motivation der Personen zusammen, die am Zustandekommen des Bildes beteiligt sind.
In diesem Sinn haben auch andere Werke der Bildenden Kunst ein oder mehrere Motive.
Das Bildmotiv oder Thema und seine Darstellungsweise sind jene Elemente eines bildhaften Werkes, die den Betrachter spontan ansprechen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat daher jedes bewusst entstandene Bild ein Hauptmotiv. Was als solches empfunden wird, kann allerdings von den Betrachtern und ihrer momentanen Situation abhängen. So hat das nebenstehende Bild zwar eine "junge Frau" zum Inhalt, doch wird eine Schneiderin das Motiv "Kleid" oder "Farbe" erkennen, ein Kunsthändler hingegen "Dose" oder "Geschenk", während eine Schwangere oder ein Orthopäde darin das Thema "Haltung" dargestellt sieht.
Manche Bildnisse haben kein klar ersichtliches Motiv. Was im Bereich der Fotografie meist ein Produkt des Zufalls, von zu raschem Handeln oder mangelnder Erfahrung ist, kann in der Kunst volle Absicht sein. Beispiele dafür finden sich in vielen Stilrichtungen - siehe z.B. Abstrakte Kunst oder Impressionismus. Für die Betrachter gerät dann die Frage der Interpretation in den Vordergrund.
[Bearbeiten] Motiv und Absicht
Die Motivwahl hat wesentlich mit den Beweggründen der handelnden Person(en) zu tun und kann in ihrer Intensität sehr unterschiedlich sein. Zu den wichtigsten Beweggründen zählen:
- persönlich: Emotion und Stimmungslage (Assoziation, Örtlichkeit, Erinnerungswert usw.), künstlerischer Impetus, Lust am Gestalten, Zeitvertreib
- sozial: Wunsch nach Anerkennung, Kontaktaufnahme, Gruppenbild etc.
- wirtschaftlich: Beruf oder Werbung, Wunsch des Auftraggebers
In der Fotografie steht oft der Erinnerungswert an erster Stelle - etwa bei Urlaubsfotos oder einem Schnappschuss - und die Motivwahl ist von der Stimmung des Augenblicks geprägt. Nach einigen Monaten oder Jahren wird man einen Teil solcher Fotos als nichtssagend empfinden und eliminieren. Die heutige Digitalfotografie verleitet oft zu einer Vielzahl "motivarmer" Bilder.
Bei sehr gezielter fotografischer Motivwahl sind auch andere Gestaltungselemente zu beachten (Bildausschnitt und Perspektive, Lichteinfall, Tages- und Jahreszeit, Kontrast (auch thematisch), Schärfentiefe, Assoziationen usw.)
Zur Gestaltung von Bildfolgen bieten sich Generalmotive an (was auch in der Malerei genützt wird), beispielsweise "Gesichter", "Berufe", "Stadt", "Landschaften", "Regentag", "Spiel" oder ähnliche Motivfolgen.
Bei Gemälden und Zeichnungen gibt es eine Reihe klassischer Motivgruppen, zu denen unter anderem Religiöse Kunst, Porträt, Akt und Gruppenbild gehören, Gewässer- und andere Landschaftsmotive, Naturgewalten, Reise und Exotisches, die Architektur und das Stillleben.
Zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen hängen die dargestellten Themen mit dem jeweiligen Lebensgefühl von Künstler und/oder Auftraggeber, der Weltanschauung, von gesellschaftlichen Konventionen und der vorherrschenden Stilrichtung zusammen. Seit etwa 100 Jahren nehmen persönliche Vorlieben an Bedeutung zu, wozu teilweise die Massenmedien beitragen, vor allem aber die Verbreitung der Fotografie.
[Bearbeiten] Geschichtliche Aspekte
Die ersten Kunstwerke der Menschheitsgeschichte waren religiös bzw. kultisch motiviert. Wieweit es im Zeitraum zwischen Höhlenmalerei und der frühen Antike auch persönliche Bildmotive gab, hängt vom Kulturkreis und den Erhaltungsbedingungen der Umwelt ab. Später wurden Malerei und Bildhauerei vorwiegend zur Auftragskunst für religiöse Institutionen (Tempel und andere Kultstätten, Kirche), zur staatlichen Repräsentation und für die gesellschaftliche Oberschicht ( Fürstenhöfe, Adel) und schließlich des Bürgertums.
In den meisten Kulturen und Zeiträumen unterliegen die künstlerischen Motive und ihre Bildsprache mehr oder weniger strengen Konventionen, die vom Zeitgeist der vorherrschenden Gesellschaftsschicht geprägt sind/waren. Im Mittelalter Europas und der islamischen Welt spiegelt sich die relativ einheitliche Weltsicht z.B. in den Themen der Miniaturen wider, in Heiligenbildern oder der Ornamentalik. Die religiöse Kunst von Romanik und Gotik kennt eine Reihe von Gesellschafts- und Bibelmotiven, die heute oft fremdartig anmuten (z.B. Darstellungen von Armut, Martyrien, Seele, Geistes- und Naturgewalten). Stärker zugänglich sind uns Themen mit persönlichem Ausdruck (Leid, Festesfreude, Begegnungen oder Marienszenen). In Europa begann sich die Bindung an Lieblingsmotive und Regeln erst mit dem Aufkommen des "freien Künstlertums" zu lockern, brachte aber die Gefahr von Exzessen und Konflikten mit sich. Zeittypische Beispiele dafür finden sich von Zeitgenossen Mozarts über Egon Schiele bis zur Pornografie unserer Tage, oder von beißender Gesellschaftskritik bis zur Mohammed-Karikatur.
Historisch betrachtet sind auch Einflüsse gestalterischer und technischer Elemente auf die Bildmotive festzustellen. Dazu zählen u.a. die Entdeckung der Perspektive, verschiedener Malstile und Materialien. Die Entstehung einer Kunst, die als Selbstzweck keinem speziellen Nutzen mehr diente (L'art pour l'art), veränderte wiederum das Verhältnis von Künstler, Gesellschaft und Kunstwerk. Kunst wurde ausgehend vom europäischen Kulturraum oft zum Ausdruck und einzig "zulässigen" Ort von Utopien oder übernahm Aufgaben der Religion und Sozialpolitik. Heute ist die professionelle bildende Kunst der höheren Preisklasse von einem global agierenden Kunstmarkt bestimmt.
[Bearbeiten] Quellen
- FAZ 2005/06, Spektrum d.Wiss., ORF (Kunstmarkt, Kunstforen, Berichte über Ausstellungen, Fotowettbewerbe)
- Wikipedia (Bildende Kunst, Literatur, Malerei, Stile usw.)
- Portal:Stoffe_und_Motive