Pornografie
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Das aus dem Altgriechischen abgeleitete Kunstwort Pornografie bedeutet wörtlich unzüchtige Darstellung; von griechisch πόρνη (pórne) = Dirne, πόρνος (pornos) = Hurer, auch Unzüchtiger, πορνεία (porneía) = Unzucht und altgriechisch γραφειν (graphein) = malen, schreiben, beschreiben.
Pornografie ist die direkte Darstellung der menschlichen Sexualität und des Sexualakts mit dem Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen, wobei die Geschlechtsorgane in ihrer sexuellen Aktivität bewusst betont werden. Darstellungsformen der Pornografie sind hauptsächlich pornografische Schriften, Tonträger, Bilder und Pornofilme.
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Abgrenzung
Wie bei der Erotik ist es auch bei der Pornografie vorrangige Absicht, den Konsumenten sexuell zu erregen. Die Pornografie konzentriert sich dazu auf die Darstellung rein körperlicher Teile der Sexualität, wie die Geschlechtsteile bzw. den Geschlechtsakt. Die Erotik hingegen betont hauptsächlich einerseits zwischenmenschliche Aspekte (Balzverhalten, Verführung, Sinnlichkeit), andererseits Körperästhetik, wobei die körperliche Trieberfüllung sich in das Gesamtbild integriert, teilweise auch in den Hintergrund rückt, bis hin zum völligen Verschwinden.
Darstellungen von Geschlechtsorganen oder des Geschlechtsakts im wissenschaftlichen Kontext sind keine Pornografie, da sie nicht das Ziel verfolgen, den Betrachter sexuell zu erregen. Dies schließt sowohl die Behandlung der Sexualität (z. B. Aufklärungstexte und Sexualkundeunterricht) als auch die der Pornografie selbst ein.
Die Einordnung von konkreten Darstellungen in Grenzfällen ist umstritten, insbesondere wegen der damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen. Die unterschiedlichen Meinungen entspringen im allgemeinen unterschiedlichen weltanschaulichen Vorstellungen.
Weltanschaulich oder religiös motivierte Gruppen (u. a. Konservative, christliche Fundamentalisten, Islamisten), die auch eine Einschränkung oder ein Verbot von erotischen oder wissenschaftlichen Darstellungen von Sexualität fordern, sprechen sich gegen eine Einschränkung des Pornografiebegriffs durch solche Abgrenzungen aus. Entsprechend bezeichnen sie diese beiden Darstellungsarten ebenfalls als Pornografie. Eine abgeschwächte Form ist die Benutzung des Kunstwortes 'Softpornografie' für die Erotik.
Geschichte
„Pornografische“ Darstellungen, auch explizite der Geschlechtsorgane reichen bis in vorantike Zeiten zurück. Auf Wandbildern im alten Rom und auf antiken griechischen Vasen finden sich derartige Motive. Auch in anderen Teilen der Welt haben ähnliche Darstellungen eine lange Tradition, ein Beispiel ist die Keramik der Mochica im antiken Peru. Seit der Renaissancezeit und vor allem im 18. Jahrhundert wurden „pornografische“ Darstellungen in Form von Kupferstichen verbreitet. Die subjektive Auffassung, was als Pornografie gilt, hat sich seit der Renaissance im Übergang der Stil-Epochen nicht unerheblich verändert, ebenso die Konvention, was noch sittlich und ästhetisch als darstellbar gerechtfertigt erscheint. Das moderne Konzept der Pornografie existierte bis zum viktorianischen Zeitalter nicht. Während diese zunächst auf Texte über Prostituierte bezogen verstanden wurde, veränderte sich die Bedeutung des Begriffs in den 1860er Jahren zur modernen Definition der Pornografie.[1] Sie erschien erstmals in einem englischen Medizinlexikon von 1857 als „eine Beschreibung von Prostituierten oder Prostitution als Angelegenheit der öffentlichen Hygiene“ (“a description of prostitutes or of prostitution, as a matter of public hygiene”) [2] 1864 erschien die erste Version der modernen Definition im Webster: „liederliches Gemälde zur Dekoration von Wänden in heiligen Räumen für bacchanalische Orgien, die zum Beispiel in Pompeji existieren“ (“licentious painting employed to decorate the walls of rooms sacred to bacchanalian orgies, examples of which exist in Pompeii”)[3]
Nach der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert gab es Fotos mit pornografischen Motiven. Ihre Legalisierung fand in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg statt.
„Softpornos“, Erotikfilme und Sexfilme
Der häufig und gerne verwendete Begriff „Softporno“ ist nicht exakt definiert. In der Regel bezeichnet dieses Wort das, was man weitgehend unter den Erotikfilmen mit einer relativ anspruchsvollen Handlung (z. B. die meisten Filme des italienischen Regisseurs Tinto Brass, die zu Soft-Versionen geschnittenen Josefine Mutzenbacher-Pornofilme bzw. die soften Mutzenbacher-Filme mit Christine Schuberth, die Folgen der Emanuela- bzw. Emmanuelle-Reihe usw.) versteht. Gemeint ist mit dem Synonym selbst zumeist nur der Unterschied zu Hardcorefilmen bzw. Pornos, die in der Regel ja auch alle gesetzlich erlaubten Formen des Geschlechtsverkehrs zeigen. Für erotische Filme, die nicht zu den Pornos zählen, gelten jedoch ganz bestimmte strenge Richtlinien. So werden der erigierte Penis und die geöffnete Vagina (bis auf ganz wenige Ausnahmen, z. B. im Film Romance XXX) fast nie direkt gezeigt. „Softpornos“ oder Erotikfilme fallen deswegen auch nicht unter die Pornografie im Sinne des Gesetzes, wodurch sich der Begriff „Softporno“ selbst ad absurdum führt.
Der Sexfilm (der ebenfalls oft als „Softporno“ bezeichnet wird) ist eine Film-Gattung, bei der hauptsächlich sexuelle Handlungen dargestellt werden; im Gegensatz zum Hardcorefilm bzw. Porno wird der Geschlechtsakt jedoch nur simuliert und die Geschlechtsteile werden nicht in erregtem bzw. geöffnetem Zustand gezeigt. Sexfilme (einige davon werden auch bevorzugt als „Sex-Klamotte“ bezeichnet), die zumeist als die weniger anspruchsvolle Art des Erotikfilms angesehen werden (Beispiele: Unterm Dirndl wird gejodelt, Beim Jodeln juckt die Lederhose, die erst in den 1980ern gedrehten Folgen der Filmreihe Eis am Stiel usw.), dürfen daher z. B. in Deutschland im frei zugänglichen Fernsehen ausgestrahlt werden, allerdings erst zu einem von den Landesmedienanstalten festgesetzten Zeitpunkt (in der Regel von 23.00 bis 3.00 Uhr). Trotzdem sind sie relativ häufig mit der Altersfreigabe FSK „ab 16 Jahren“ klassifiziert.
Siehe auch: Japanische Pink Filme (Pinku eiga).
Hardcore- bzw. Pornofilme
Unter Hardcore bzw. Porno wird eine explizite Darstellung sexueller Aktivitäten verstanden, wobei die Geschlechtsorgane während des Geschlechtsverkehrs in aller Offenheit dargestellt werden. Hardcore bzw. Pornografie ist jedoch nicht mit harter Pornografie (siehe weiter unten) zu verwechseln.
Thematisch folgen viele der für ein heterosexuelles Publikum geschaffenen Hardcore-Produktionen einem im Lauf der Pornofilm-Geschichte entstandenen Standardplot mit Oralverkehr, Vaginalverkehr in verschiedenen Stellungen und fast immer einer abschließenden Ejakulation auf den Körper, ins Gesicht oder in den Mund einer weiblichen Akteurin; dies wiederholt sich meist mehrmals pro Film, mit jeweils verschiedenen Akteuren. Dazu kommen als Varianten häufig Analverkehr und lesbisch-sexuelle Handlungen. Um die meisten Szenen ist eine kurze Handlung gestrickt – fast immer hat diese jedoch nur eine Alibifunktion und man geht schnell zur eigentlichen Pornografie über. Pornos mit entsprechender Handlung nennt man auch Feature-Filme.
Filme mit durchgehender Handlung sind keine Ausnahme, allerdings auch nicht die Regel. Manche Filme erwecken den Anschein, es handele sich dabei um bei Castings entstandenes Bildmaterial. Auch andere Möglichkeiten, scheinbar Dokumentarisches zu zeigen, werden häufig genutzt (etwa auf der Straße angesprochene und angeblich zu einer Pornoszene überredete Personen; angebliche Szenen von Partys im Studentenmilieu; angeblich inzestuöse Familienbeziehungen; angebliche Orgien aus dem Backstage-Bereich von Rockkonzerten usw.). Kurze Episoden mit ausschließlich pornografischen Darstellungen ohne jede Rahmenhandlung werden als Gonzo bezeichnet.
Die gewöhnlichen Hardcore- bzw. Pornofilme werden zumeist eher für männliche als für weibliche Konsumenten produziert. Es gibt sie als Film auf Video (DVD, VHS-Kassette usw.), z. B. in Programmkinos, Peepshow-Kabinen von Sexshops und für zu Hause. Vor allem über das Internet, aber auch über Pornohefte, Bücher, Zeitschriften, Fotos, Computeranimationen sowie Audiokassetten wird diese Art der Pornografie verbreitet. Der Telefonsex (z. B. animierende Gespräche mit „Hostessen“) hat inzwischen ebenfalls einen starken Anteil am Pornokonsum.
Hardcore- bzw. Pornoproduktionen sind heute ein medienübergreifendes Kulturphänomen mit sprunghaft steigender Verbreitung. Eine Fallstudie zum heutigen Hardcore bzw. Porno ergab mit mindestens 20 Hauptkategorien und zahlreichen Untergruppierungen eine Vielfalt an dominanten Motiven. Gängige Vorurteile zum Pornokonsum (Beispiele: nur relativ wenige Menschen würden überhaupt Pornos konsumieren; Pornos würden einzig von Männern, insbesondere älteren Männern, konsumiert; Pornos seien auf die unteren sozialen Schichten beschränkt; Frauen würden durch Pornos nicht stimuliert und sie grundsätzlich ablehnen) sind nach modernen Erkenntnissen ausnahmslos falsch.
Pornografie im Internet
Internet-Pornografie ist Pornografie, die über das Internet angeboten wird. Das Internet ist durch Anonymität im Internet, Verfügbarkeit und zum Teil auch (vermeintlich) kostenlose Angebote zur Hauptverbreitungsart der Pornografie geworden. Die Internet-Pornografie befindet sich in einer rechtlichen Grauzone, da der Jugendschutz nicht gewährleistet werden kann, und teilweise auch verbotene Inhalte verbreitet werden. Die strafrechtliche Verfolgung stößt auf praktische Probleme. Hauptsächlich wird sie über Internet Tauschbörsen und das World Wide Web (WWW) verbreitet, wo so genannte „Pornoseiten“ einen großen Anteil an der Gesamtzahl der Webseiten ausmachen. Diese Tatsachen haben den Ruf des Internets entscheidend negativ geprägt und so reduzieren vor allem Komiker das Internet in ihren Parodien auf eine reine Pornografie-Sammlung.
Webseiten mit Pornografie
Pornografie insgesamt wird in Form von pornografischen Schriften, Bildern, Tonträgern, Filmen und Videos am stärksten über pornografische Webseiten verbreitet. Das ist in Deutschland aufgrund der Jugendschutzbestimmungen § 184 Abs. 1 Nr. 1 & 2 StGB und § 4 JMStV unzulässig. Ausnahmsweise ist die öffentliche Zugänglichmachung im Rahmen geschlossener Benutzergruppen, bei denen sichergestellt ist, dass die Teilnehmer nicht unter 18 Jahren alt sind, erlaubt. Zu diesem Zweck verlangen manche Betreiber dieser Webseiten die Eingabe einer Kreditkarten- oder Personalausweisnummer, um das Alter zu verifizieren. Eine solche Zugangsbeschränkung wird jedoch von der Rechtsprechung nicht als wirksam eingestuft, vielmehr sind effektive Maßnahmen wie das Postident-Verfahren erforderlich.[4]
Viele Webseiten decken auch spezielle sexuelle Vorlieben ab („Fetisch-Seiten“). Strafrechtlich zu verfolgen sind sowohl die Anbieter als auch Abrufer von Kinderpornografie. Da auch diese Art der Pornografie aber einen gewissen Teil der Internet-Pornografie ausmacht – wenn auch einen wesentlich geringeren, als nach manchen Medienberichten zu vermuten wäre –, versuchen Politiker und Aktivisten durch Zensur die Verbreitung von Pornografie im Internet einzuschränken. Praktisch ist den Betreibern dieser Webseiten nur schwer beizukommen, da die Webserver, die diese Seiten im WWW verfügbar machen, sich oft im Ausland befinden, und die Kommunikation mit den ausländischen Behörden schwierig und die Rechtslage im Ausland oft anders ist. Kinderpornografie ist inzwischen jedoch fast weltweit unter schwere Strafen gestellt, sodass sie im Internet kaum noch kommerziell angeboten wird; stattdessen wird sie meist unentgeltlich und „unter der Hand“ getauscht, z. B. in IRC-Channels und anderen geschlossenen Chatrooms.
Texte

Das Internet hat zur starken Verbreitung kostenloser pornografischer Texte von Hobby-Autoren beigetragen. In Diskussionsforen, etwa im Usenet, stellen Autoren, meist unter Pseudonym, anderen Interessenten ihre Werke vor. In der Regel gestatten sie die nichtkommerzielle Weiterverbreitung des unveränderten Textes mit Autorenangabe.
Es gibt Projekte, die anfingen, die so veröffentlichten Texte zu sammeln. Später entstanden daraus große Internet-Gemeinschaften für pornografische Texte, bei denen Autoren dann auch direkt veröffentlichen konnten.
Codes bei pornografischen Texten. – Um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich schnell einen Überblick zu verschaffen, ob ein vorliegender pornografischer Text seinem Geschmack entspricht, wurden in den entsprechenden Foren im Internet so genannte story codes (engl. für „Geschichts-Kodes“) eingeführt. Diese Codes sind englischsprachige Abkürzungen. Sie werden im Abschnitt nach dem Titel aufgeführt und umreißen die beteiligten Personen und sexuellen Handlungen. Es gibt einen weit ausgearbeiteten Standard an Codes. Besonders bei Texten, die umstrittene sexuelle Praktiken beinhalten, werden diese Codes als Warnhinweise von Autoren ernst genommen, und seine Leser nicht richtig zu warnen, wird allgemein als grob unfreundlich empfunden.
AVS
Anbieter, die kein Adult Verification System (AVS) verwenden, machen sich dabei nach deutschem Recht strafbar. Öffentliche Sammlungen, die harte Pornografie enthalten, sind auch mit AVS strafbar.
Bezahlung und Betrug
Viele Porno-Webseiten sind kostenpflichtig. Zur Abrechnung wird von in anderen Sprachen geführten Webseiten oft die Kreditkarte bevorzugt, meist wird monatlich bis zur Kündigung der Nutzung ein fester Betrag abgebucht, der üblicherweise zwischen ca. 10 und ca. 50 Euro liegt. Auf deutschsprachigen Pornoseiten waren bis vor einigen Jahren Dialer am weitesten verbreitet, die nach Minuten abgerechnet wurden und bis zu knapp 4 Euro pro Minute kosten. Dialer-Angebote sind bei einer durchschnittlichen Nutzungsweise meist ganz erheblich teurer als Kreditkarten-Angebote. Durch strikte Regulierung in fast allen europäischen Ländern wurde die Verwendung von Dialern jedoch fast abgeschafft und befindet sich seit 2005 eher in der Minderheit. Seit dem Jahr 2003 nimmt die Verrechnung über Kreditkarte, ELV (Elektronischer Lastschrift) und alternativen Bezahlvarianten wie Paysafecard und Paybox sowie mobile Bezahlungsarten via Handy und Premiumsms stark zu. Das stärkst verwendete Zahlungsmittel zum heutigen Zeitpunkt stellt die ELV dar, gefolgt von der Kreditkarte. Auch diejenigen deutschsprachigen Anbieter, die Kreditkarten oder andere alternative Bezahlformen akzeptieren, verlangen oft für einige oder alle Bestandteile ihres Angebotes den zusätzlichen Kauf sogenannter „Coins“, die dann Minutenweise oder pro Download oder pro Aufruf verfallen. Bei den nichtdeutschen Anbietern ist dagegen meist mit der monatlichen Gebühr die gesamte Nutzung der Seite abgegolten es sei den man konsumiert zusätzlich Livecams die im nicht europäischen Raum vornehmlich USA und Kanada nicht zum Standard zählen und ebenfalls mit bis zu 5 Euro pro Minute über Coins abgerechnet werden, nur die eigenen Gebühren des Internet-Providers des Nutzers kommen natürlich noch hinzu.
Mit Dialern wurde und wird oft Missbrauch seitens der Dienstleister am Kunden betrieben: Dialer werden automatisch installiert und/oder die Kosten verheimlicht. Vor allem im Internet unerfahrene Anwender können dann in eine Kostenfalle tappen, ohne dass sie überhaupt den Dienst nutzen wollten, oder zumindest ohne dass sie über die sehr hohen Kosten informiert waren.
Pornografie in Tauschbörsen
Tauschbörsen erlauben nicht nur die Verbreitung von Musik, durch die sie große Medienberühmtheit erlangt haben, sondern verbreiten auch andere Dateien mit Inhalten jeglicher Art. Dies führte dazu, dass sich auch hier große Bestände an Pornografie abrufen lassen, gerade auch solche Arten von Pornografie, die nicht legal gegen Geld angeboten werden können. Allerdings findet hier eine stärkere Verfolgung von Straftaten als im WWW statt, da die Ermittler der Kriminalpolizei hier in der Lage sind, Anbieter und Nutzer aus Deutschland über die IP-Adressen zurückzuverfolgen. Um an die IP-Adressen zu gelangen, nehmen sie selbst am Tauschbörsennetzwerk teil, indem sie scheinbar pornografisches Material anbieten oder nutzen wollen. Die dabei technisch benötigten Internetverbindungen zu anderen Teilnehmern des Netzwerkes offenbaren dann deren IP-Adressen.
Rechtslage
Deutschland
Definition
Die strafrechtliche Definition des Begriffs Pornografie basiert auf dem Fanny-Hill-Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1969. Das Gericht ging der Frage nach, ob es sich bei Schilderungen geschlechtlicher Vorgänge grundsätzlich um unzüchtige Schriften handelt, die gemäß § 184 StGB a. F. einem Verbreitungsverbot unterlagen. Es kam dabei zu der Erkenntnis, dass eine solche Schrift dann nicht unzüchtig sei, „wenn sie nicht aufdringlich vergröbernd oder anreißerisch ist und dadurch Belange der Gemeinschaft stört oder ernsthaft gefährdet“ (BGHSt 23, 40).
Im Zuge der Strafrechtsreform wurde 1973 der Begriff unzüchtige Schriften durch pornografische Schriften ersetzt. Nach Auffassung des Sonderausschusses des Bundestags für die Strafrechtsreform sind Schriften, Ton- und Bildträger dann als pornografisch einzustufen, wenn sie „zum Ausdruck bringen, daß sie ausschließlich oder überwiegend auf die Erregung eines sexuellen Reizes bei dem Betrachter abzielen und dabei die im Einklang mit allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen des sexuellen Anstandes eindeutig überschreiten“ (BT-Drs. VI/3521 S. 60). Der Gesetzgeber geht bei Pornografie also von einer Obszönität aus.
In der deutschen Rechtsprechung wird regelmäßig auf eine Definition des OLG Düsseldorf verwiesen. Danach handelt es sich bei Pornografie um „grobe Darstellungen des Sexuellen, die in einer den Sexualtrieb aufstachelnden Weise den Menschen zum bloßen, auswechselbaren Objekt geschlechtlicher Begierde degradieren. Diese Darstellungen bleiben ohne Sinnzusammenhang mit anderen Lebensäußerungen und nehmen spurenhafte gedankliche Inhalte lediglich zum Vorwand für provozierende Sexualität“ (NJW 1974, 1474).
Wissenschaftliche Schriften können nicht pornografisch sein. Dagegen ist eine strikte Trennung zwischen Kunst und Pornografie nicht möglich, wie das Bundesverfassungsgericht in seiner Mutzenbacher-Entscheidung festgestellt hat.
Verbreitung
Die Verbreitung von Pornografie (in Form von pornografischen Schriften, Bildern, Tonträgern, Filmen und Videos) unterlag zu verschiedenen Zeiten der staatlichen Zensur. Wegen des in Art. 5 Abs. 1 GG verankerten Verbots der Vorzensur ist die Verbreitung von Pornografie in Deutschland grundsätzlich nicht mehr verboten, sondern nur noch aus Gründen des Jugendschutzes stark eingeschränkt.
Verboten ist die Verbreitung von Pornografie gemäß § 184 StGB an Personen unter 18 Jahren. Lediglich „zur Sorge für die Person Berechtigte“, in der Regel also die Eltern, dürfen Minderjährigen pornografische Schriften überlassen (Erzieherprivileg), sofern sie dadurch ihre Erziehungspflicht nicht gröblich verletzen.
Pornografie ist in Deutschland automatisch indiziert und darf deswegen nur an Orten angeboten und beworben werden, die Kindern und Jugendlichen keinesfalls zugänglich sind (z. B. Sexshops, Erwachsenenvideotheken; Verkauf von entsprechendem Material nur „unter dem Ladentisch“ an Erwachsene). Die Rechtslage ist in anderen Staaten allerdings sehr unterschiedlich; als relativ freizügig gelten dabei vor allem die Niederlande und die skandinavischen Länder.
Der Versandhandel ist nach § 184 (1) Ziff. 3 verboten, wohingegen § 1 (4) JuSchG den Versandhandel dann gestattet, wenn die Volljährigkeit des Empfängers zuverlässig festgestellt wurde. Das OLG München entschied 2004, dass der Versandhandel dann zulässig sei, wenn durch das Postident-Verfahren die Volljährigkeit des Bestellers und mittels eigenhändigem Einschreiben die des Empfängers sichergestellt ist.[5] Unentschieden ist die Frage, ob Versandhandel vorliegt, wenn verschlüsselte Datenträger (CD-ROM oder DVD) verschickt werden.
Fernsehen
Pornografie darf in Deutschland nicht im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt werden. Eine modifizierte Ausnahme bieten Bezahlfernsehsender wie Premiere. Da nach § 3 Abs. 4 Ziff. 10 des Staatsvertrags über den Schutz der Menschenwürde und den Jugendschutz in Rundfunk und Telemedien (Jugendmedienschutz-Staatsvertrag JMStV) pornografische Sendungen als unzulässige Angebote qualifiziert sind, werden in Bezahlfernsehsendern bislang regelmäßig nur Produktionen ausgestrahlt, die im Zusammenhang mit pornografischen Filmaufnahmen durch eine zweite Kamera mitgeschnitten worden sind. Das bedeutet, dass die Darsteller am Pornoset zwar zu sehen (und zu hören) sind, die Nahaufnahmen von sexuellen Handlungen aber entweder unterbleiben oder nur angedeutet sind. Die Nutzung solcher Bezahlfernsehprogramme setzt einen entsprechenden Altersnachweis (ab 18 Jahren) des Kunden voraus. Inzwischen ist die Ausstrahlung solcher Programme nicht mehr auf das Bezahlfernsehen beschränkt, auch private aber frei empfangbare Sender strahlen seit kurzem solche Filme aus.
Inzwischen gibt es auch in Deutschland via Pay-TV richtige Pornografie im so genannten Pay-per-View-System. Dies ist deswegen möglich, weil der Ausstrahler dann nicht mehr als Fernsehsender, sondern als Mediendienst angesehen wird.
Ein Problem für den deutschen Jugendschutz stellen frei empfangbare Sender aus Ländern dar, in denen Pornografie im Fernsehen nicht verboten ist, vor allem aus Spanien und Italien, deren Sendegebiet durch das Satellitenfernsehen aus technischen Gründen zwangsläufig und quasi unverhinderbar auch Deutschland umfasst.
Harte Pornografie
Bestimmte Arten von Pornografie unterliegen in Deutschland einem generellen Verbreitungsverbot. Die so genannte harte Pornografie darf weder verbreitet noch einem Anderen auf sonstige Weise zugänglich gemacht werden; dabei wird nicht unterschieden, ob die Darstellungen ein wahres oder ein fiktives Geschehen wiedergeben. Zur harten Pornografie gehören pornografische Darstellungen, die
- Gewalttätigkeiten, also z. B. Vergewaltigungen, (§ 184a Halbsatz 1 Alternative 1 StGB) oder
- sexuelle Handlungen von Menschen mit Tieren, (§ 184a Halbsatz 1 Alternative 2 StGB) oder
- den sexuellen Missbrauch von Kindern, also einer Person unter 14 Jahren, (Kinderpornografie gemäß § 184b StGB)
zum Inhalt haben.
Eine Verfolgung derartiger Publikationen wird in Deutschland zunehmend durch geschulte Mitarbeiter der Exekutive länderübergreifend koordiniert.
Da die Beschaffung von Kinderpornografie, welche Bilder realer Kinder zeigt, einen Markt bereitet und mittelbar zum Missbrauch von Kindern beiträgt, ist seit 1993 in Deutschland auch der Besitz von Kinderpornografie, die einen tatsächlichen Missbrauch zeigt, strafbar. Intention des Gesetzgebers war es auch, professionellen Händlern beizukommen, die sich stets erfolgreich damit verteidigten, ihre Video- oder Magazinsammlung sei nicht zur Verbreitung bestimmt, sondern diene nur dem privaten Konsum.
Ein weiteres Beweisproblem war die Schwierigkeit, zwischen tatsächlichen Missbrauchsfällen und am Computer erstellten Fotomontagen zu unterscheiden. Daher wurde 1997 durch das IuKDG ebenfalls der Besitz von Kinderpornografie unter Strafe gestellt, die ein wirklichkeitsnahes Geschehen wiedergibt.
Österreich
In Österreich ist Pornografie grundsätzlich nicht verboten.
Verboten ist nach dem österreichischen Pornographiegesetz nur die unzüchtige Pornografie (harte Pornografie), die nach der Rechtsprechung die „exzessiv aufdringliche, anreißerische verzerrte und nur das Obszöne betonende, den Wertvorstellungen der Gesellschaft in geschlechtlicher Hinsicht gröblich widersprechende Darstellung von sexuellen Handlungen“. Maßstab für diese Einschätzung ist der Durchschnittsmensch. Typisch harte Pornografie ist unter anderem Sodomie, Kinderpornografie und gewalttätige Pornografie. Verboten ist die Herstellung, Verbreitung, Ein- und Ausfuhr, Beförderung und Lagerung harter Pornografie, sofern dies in gewinnsüchtiger Absicht erfolgt. Der Besitz und Konsum von verbotener Pornografie ist nicht strafbar, sofern es sich dabei nicht um kinderpornografisches Material handelt.
Relative Pornografie ist jenes pornografisches Material, das nicht unzüchtig ist und daher nicht unter den Tatbestand der harten Pornografie fällt. Der Vertrieb, die Produktion und der Besitz sind daher erlaubt, relativ pornografische Gegenstände dürfen aber nur Personen über 16 Jahren zugänglich gemacht werden. Wer wissentlich Personen unter 16 Jahren relatives pornografisches Material überlässt oder anbietet macht sich strafbar. Dieses Verbot verfolgt den Jugendschutz.
Eine viel strengeres Verbot erfasst die Kinderpornografie. Diese ist nach § 207a StGB strafbar. Sie erfasst die bildliche Darstellung einer geschlechtlichen Handlung von Personen unter 18 Jahren, wobei der Anschein einer sexuellen Handlung mit einer minderjährigen Person für die Strafbarkeit genügt. Verboten ist einerseits die Darstellung, Verbreitung und der Handel und andererseits aber auch der Besitz und die Beschaffung. Die Betrachtung alleine ist für sich nicht strafbar.
Schweiz
In der Schweiz wird mit Gefängnis oder mit Buße (einzelne Tatbestände auch mit leichteren Strafen) bestraft, wer:
- Pornografie Jugendlichen unter 16 Jahren anbietet, zugänglich macht etc.,
- Pornografie aufführt, verbreitet etc., wenn die Zuschauer nicht vorher auf den pornografischen Charakter der Vorführung hingewiesen wurden,
- Pornografie, die sexuelle Handlungen mit Kindern oder mit Tieren, menschlichen Ausscheidungen oder Gewalttätigkeiten zum Inhalt hat, herstellt, einführt, in den Verkehr bringt etc. oder auch – seit 2001 – bloß besitzt. Seit der Verschärfung des Schweizerischen Strafgesetzbuches Art. 135 und 197 am 1. April 2002 ist in der Schweiz der Besitz von „Gegenständen oder Vorführungen […], die sexuelle Handlungen mit Gewalttätigkeiten zum Inhalt haben“, strafbar. Dieses Gesetz kommt einer pauschalen Kriminalisierung von Sadomasochisten nahe, da bei so gut wie jedem Sadomasochisten Medien zu finden sind, die diesen Kriterien entsprechen. Kritiker bemängeln weiterhin, dass Sadomasochisten nach dem Wortlaut des Gesetzes in die Nähe von Pädophilen gestellt werden.
Der Tatbestand des Besitzes ist nach herrschender Lehre nicht durch das bloße Betrachten solcher Inhalte im Internet erfüllt, sondern erst durch ihr gezieltes Abspeichern. Ausgenommen ist Pornografie, die einen „schutzwürdigen kulturellen oder wissenschaftlichen Wert“ hat. Siehe im Einzelnen Art. 197 StGB.
Auswirkungen
Farbdruck, die Videotechnik sowie das Internet haben die Verfügbarkeit und den Zugang zu Pornografie im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutend vereinfacht. Wissenschaftliche Studien über Auswirkungen von Pornografie auf die Gesellschaft sind bisher eher selten. Auf weltanschaulicher und teilweise religiöser Ebene wird jedoch kontrovers diskutiert, ob sich der vereinfachte Zugang nun günstig, neutral, belastend oder sogar schädlich auf die jeweiligen Konsumenten auswirkt.
Kritisch
Der Hauptanteil der Kritiker spaltet sich in feministische und konservative Gruppen. Feministinnen und Feministen befürchten, aus der dargestellten gegenseitigen, freiwilligen sexuellen Ausbeutung könnte sich Misogynie, also ein Hass auf Frauen ergeben, weil diese zum willenlosen Spielzeug und Sexualobjekt reduziert würden. Verachtung, sexueller Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung könnten sich aus dem dargestellten realitätsfernen Nymphomanie-Mythos ergeben. Konservative Kritiker befürchten eher einen Abfall von den familiären Werten, wegen der dargestellten hemmungslosen Promiskuität. Kinder stünden einem solchen Lebensprinzip im Wege, wegen der damit verbundenen Verantwortung. Teilweise sind feministische und konservative Kritik aber nicht mehr zu unterscheiden, etwa wenn männliche Sexualität als triebhaft hingestellt wird.
Die Frau als Objekt
Von feministischer Seite (Catherine MacKinnon, Andrea Dworkin, Alice Schwarzer u. a.) wird Pornografie kritisiert, in der Frauen als passives Objekt männlicher sexueller Begierden statt als aktives Subjekt dargestellt werden. Diese Art Pornografie soll mit der von Schwarzer initiierten PorNO-Kampagne bekämpft werden. Ebenfalls mit Besorgnis wird die Darstellung von Frauen als stets sexwillige Personen betrachtet, die mit jedermann und sofort sexuelle Beziehungen eingehen wollen. Pornografie stelle Sexualität realitätsfern dar und „macht so die Sexualität kaputt“ (Schwarzer). Umgekehrt wird in vielen neueren Produktionen aber auch häufig der Mann zum Lustobjekt der Frau. Ferner übersieht diese oft universell formulierte Kritik an der Pornografie die enorme Bandbreite pornografischer Angebote, sowohl innerhalb heterosexuell orientierer Pornografie als auch was homo- oder bisexuelle Pornografie betrifft. Insbesondere die Existenz sadomasochistischer lesbischer Pornografie belegt die Komplexität der in der Pornografie dargestellten Rollenverhalten. Die These, dass Pornografie generell patriarchale Machtstrukturen darstelle und installiere, ist daher eher unwahrscheinlich und zugunsten einer differenzierteren Analyse und Kritik pornografischer Darstellungsstrategien von ausgelebter Sexualität zu ersetzen. So konstatiert die amerikanische Vertreterin der Queer Theory Gayle Rubin, dass die feministische Kritik an Pornografie traditionelle normative Vorstellungen von Sexualität reproduziert, nach denen – gleich einem Dominoeffekt – jegliche Toleranz gegenüber mehr oder weniger von der Norm abweichenden Sexualitätsformen zu katastrophalen gesellschaftlichen Wirkungen führe. Wendy Brown kritisiert das Frauenbild der amerikanischen Antipornoaktivistin Catherine MacKinnon als essentialistisch.
Suchtprobleme
Pornografiesucht wird in den USA zunehmend als ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem betrachtet, auch in Europa sind Millionen Menschen, vor allem Männer, betroffen. Pornografiesucht gilt als Beziehungskiller Nummer Eins, da die Erlebnisse in der (virtuellen) in der wirklichen Welt nicht nachvollziehbar bzw. erlebbar sind. Wie bei der Spielsucht führt auch die Pornografiesucht teilweise zu erheblichen finanziellen Schäden bei den Betroffenen. Anzumerken wäre, dass allein schon die legale Pornografie ein internationales Geschäft von ungeheuren Ausmaßen ist.
Pornoabhängige leiden fast immer in ihrem persönlichen Sexualleben immensen Schaden, sie werden beziehungslos und vereinsamen, oder die Ehe leidet oder zerbricht. Viele Süchtige fühlen sich schmutzig und schlecht, sie haben das Gefühl, nicht richtig im Kopf zu sein. Dennoch scheuen sie den Weg in die Therapie, weil sie sich schämen. Diese Scham hindert sie auch, ein offenes Gespräch mit der Partnerin zu suchen.
Sich die eigene Sucht einzugestehen, das offene Gespräch mit der Partnerin zu suchen und der Weg zum Psychotherapeuten sind der Einstieg in den Ausstieg aus der Sucht. Voraussetzung ist (wie bei anderen Süchten) eine völlige Abstinenz, einher geht die Vernichtung allen pornografischen Materials und die Löschung aller pornografischen Dateien auf dem Computer, unter Umständen kann das Kappen der Internetverbindung sinnvoll sein.
In den USA gibt es Spezialkliniken, eine Psychotherapie ist auf jeden Fall angezeigt, unter Umständen auch eine stationäre Behandlung in einer Suchtklinik.
Frustration
Dolf Zillmann betrachtet im Lehrbuch der Medienpsychologie erotische Darstellung und Pornografie als austauschbare Synonyme, die lediglich Unterschiede in der damit verbundenen Wertung aufwiesen. Diese wertende Haltung einer Gesellschaft könne sich jedoch ständig ändern. Deshalb hält er auch die Unterscheidung zwischen Pornografie als verwerfliche „explizite Darstellungen sexueller Handlungen“ und Erotik als unverwerfliche „verschleierte Darstellungen“ für unbrauchbar. Er betont, dass die Darstellungen in der Regel gewaltfrei sind. Die Partner hätten eine freie Entscheidung und damit gleiche Rechte. Auch bei Darstellungen von Gruppensex erfolgt der Wechsel des Partners zwanglos. Er hält deshalb die feministische Theorie der Dominanz für nicht haltbar.
Dennoch nimmt er einen kritischen Standpunkt ein: „Ein erkennbarer Effekt der Pornografie-Nutzung auf die allgemeine Lebenszufriedenheit ergibt sich nicht. Das utopische Vergnügen, das die Welt der Pornografie vorgaukelt, führt im Gegenteil zu sexueller, emotionaler und genereller Unzufriedenheit“. Es spiele eine große Rolle, dass Frauen wirklichkeitsfern als bereitwillige und übermotivierte Sexpartner auftreten. Eine wichtige Sexualfantasie von Männern sei nämlich der Mythos der Nymphomanie. Pornografie wirke auf drei Ebenen:
- in der Wahrnehmung von Sexualität, insbesondere der weiblichen
- in der Nachahmung sexueller Praktiken
- in der Einstellung gegenüber sexuellen Praktiken
Aus der Darstellung von Körpern mit nur sehr geringen Abweichungen von einem Schönheitsideal und von unrealistischen körperlichen Leistungen würden Unmut und Resignation erwachsen. In Folge ergäbe sich eine gänzlich überzogene Erwartungshaltung. Kombiniert mit der Erkenntnis der eigenen Mängel seien Enttäuschungen vorprogrammiert. Diese Frustration würde die Lust mindern, sich auf andere einzustellen und intime Beziehungen austrocknen.
Schwere Sünde
Konservative christliche Vereinigungen (Evangelikale und Fundamentalisten), welche die wörtliche Interpretation der Bibel vertreten, verurteilen die Teilnahme an der Herstellung und Verbreitung wie auch den Konsum von Pornografie als eine schwere Sünde. Grundlage dieser Verurteilung ist der sowohl im Alten als auch im Neuen Testament beschriebene Standpunkt, dass der außereheliche Beischlaf eine „Hurerei“ darstellt. Alleine der Gedanke an außerehelichen Beischlaf sei, gemäß den Worten Jesu, eine schwere Sünde. Weil pornografische Filme Unzucht in ihrer reinsten Form zeigen und Gedanken an außerehelichen Beischlaf wecken würden, seien sie somit aus christlicher Sicht als verwerflich und sündhaft einzustufen.
Auch die Lehre der katholischen Kirche zur Sexualmoral verurteilt die Pornografie, weil sie nicht der von ihr vertretenen göttlichen Zweckbestimmung der Sexualität als Mittel der Fortpflanzung in der christlichen Ehe dient.
Neutral
Da Pornografie den Blick auf das rein Geschlechtliche und die reine Triebbefriedigung lenke, vertreten einige Stimmen den Standpunkt, dass in den meisten Fällen letztlich der Mensch als reines Lustobjekt, als „Sexmaschine“ dargestellt würde, unabhängig vom Geschlecht. Ein Indiz dafür sei, dass dem so genannten Cumshot, dem zur Schau gestellten Ejakulieren außerhalb des Körpers, große Bedeutung zukäme. Ein frauenverachtender Aspekt an Pornografie sei deshalb größtenteils zu verneinen.
Befürwortend
Einige Gruppen kritisieren, dass im Blickpunkt der Diskussion eher die unbewiesenen negativen Auswirkungen der Pornografie stünden und dass positive Auswirkungen eher stiefmütterlich behandelt würden. So könne ihrer Meinung nach Pornografie dazu beitragen, sexuelle Hemmungen zu überwinden, Schuldgefühle zu bezwingen, mangelndes Lustempfinden ausgleichen und das sexuelle Repertoire bereichern. Sie sehen das als Teil des Schlüssels der befreienden sexuellen Revolution gerade in der westlichen Welt.
Eine andere These sagt aus, dass Männer, die häufig Pornografie konsumieren, nicht so leicht in Versuchung geraten, eine Frau zu vergewaltigen.
Pornografie als literarisches Genre
Susan Sontag postulierte 1969 in dem in ihrem Band Trip to Hanoi (dt. Reise nach Hanoi) enthaltenen Essay The Pornographic Imagination die Legitimität der anspruchsvoller Pornografie als eigenständiges literarisches Genre. Als Beispiele für anspruchsvolle im Gegensatz zur Trivialpornografie führt sie hierbei Pauline Réages Geschichte der O, Georges Batailles Die Geschichte des Auges und Catherine Robbe-Grillets L'Image an.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die gesamte Pornografie-Branche ist im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem mächtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Der geschätzte Umsatz in diesem Unterhaltungssektor übertrifft angeblich allein in den USA mit etwa acht Milliarden Dollar Umsatz (Stand 1998) die Summe aller dort erwirtschafteten Beträge der Musik- und Filmkunst-Branche. Weltweit wird nach Angaben von The Economist derzeit ein taxierter Umsatz von rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr erwirtschaftet.
Siehe auch
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Literatur
Deutschsprachige Literatur
- Henner Ertel: Erotika und Pornographie. Repräsentative Befragung und psychologische Langzeitstudie zu Konsum und Wirkung. München, 1990. ISBN 3-621-27107-4.
- Bettina Bremme: Sexualität im Zerrspiegel. Die Debatte um Pornographie. Münster, 1990.
- Andrea Dworkin: Pornographie. Männer beherrschen Frauen. Frankfurt am Main, 1987. ISBN 3-922-67015-6.
- Werner Faulstich: Die Kultur der Pornographie: Kleine Einführung in Geschichte, Medien, Ästhetik, Markt und Bedeutung. Bardowick: Wissenschaftler-Verlag, 1994. ISBN 3-89153-028-5.
- Werner Faulstich: Hardcore-Pornofilme. Geschichte, Typologie, Ästhetik und Bedeutung. In: Karl Friedrich Reimers et al. (Hrsg.): Unser Jahrhundert in Film und Fernsehen. Beiträge zu zeitgeschichtlichen Film- und Fernsehdokumenten. München, 1995. S. 231–248.
- Heidi Rosenbaum: Formen der Familie. Frankfurt, 1980.
- Corinna Rückert: Die neue Lust der Frauen. Vom entspannten Umgang mit der Pornographie. Rowohlt. Hamburg, 2004. ISBN 3-499-61686-6.
- Corinna Rückert: Frauenpornographie – Pornographie von Frauen für Frauen. Eine kulturwissenschaftliche Studie (Dissertation). Peter Lang (Europäischer Verlag der Wissenschaften). Frankfurt am Main, 2002. ISBN 3-6313-6630-2.
- Nadine Strossen: Zur Verteidigung der Pornographie. Für die Freiheit des Wortes, Sex und die Rechte der Frauen, Haffmans Verlag, Zürich, 1997, ISBN 3251003801
- Gayle S. Rubin: Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality. In: Henry Abelove u. a. (Hg.): The Lesbian and Gay Studies Reader, New York (Routledge). 1993. (Erstveröffentlichung 1984.), dt. „Sex denken. Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik“ in: Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies), hg. von Andreas Kraß, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 31–79, ISBN 3-518-12248-7.
- Marcus Schreibauer: Das Pornographieverbot des § 184 StGB: Grundlagen – Tatbestandsprobleme – Reformvorschläge. Roderer. Regensburg, 1999. ISBN 3-897-83035-3.
- Dolf Zillmann: Pornografie. In: R. Mangold, P. Forderer, G. Bente (Hrsg.): Lehrbuch der Medienpsychologie. Hogrefe-Verlag für Psychologie, Göttingen-Bern-Toronto-Seattle, 2004.
- Christine Kanz: Heiß und innig oder: Höhepunkte der Weltliteratur. literaturkritik.de 8/9 (August 1999).
- PorNO Reihe: EMMA-Sonderband, Alice Schwarzer (Hrsg.), 1988, EMMA Frauenverlags GmbH, Köln
- Weiblicher Masochismus ist Kollaboration!, Alice Schwarzer, 1991, erschienen in: EMMA, Bd. 2, 1991,
- PorNO. Opfer & Täter. Gegenwehr & Backlash. Verantwortung & Gesetz. Alice Schwarzer (Hrsg.), 1994, EMMA Frauenverlags GmbH, Köln
- Annette Miersch: Schulmädchenreport – Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre. Bertz Verlag, 2003. ISBN 3929470128
- Seth Grahame-Smith: Das große Porno-Buch. Heyne, 2007, ISBN 3453675185
Nichtdeutschsprachige Literatur
- Samois Coming to Power: Writings and Graphics on Lesbian S/M., 1983. Alyson Pubns, Boston. ISBN 0932870287
- Nadine Strossen, Defending Pornography: Free Speech, Sex, and the Fight for Women's Rights. 2000, New York University Press. ISBN 0814781497
- Wendy McElroy, A Woman's Right to Pornography., 1995, St. Martin's Press, New York. ISBN 0312136269
- Ellen Willis, Feminism, Moralism, and Pornography., 1983. In: Ann Snitow, Christine Stansell, and Sharon Thompson (Hrsg.), in: Powers of Desire: The Politics of Sexuality, S. 460–467. New York (Monthly Review Press). ISBN 0853456097
- Gayle Rubin: Misguided, Dangerous and Wrong: an Analysis of Anti-Pornography Politics. in: Bad Girls and Dirty Pictures: The Challenge to Reclaim Feminism. Assiter Alison und Carol Avedon (Hrsg.), Boulder, Colorado, Pluto, 1993. 18–40. ISBN 0745305237
- Ann Ferguson, et al.: Forum: The Feminist Sexuality Debates, in Signs: Journal of Women in Culture and Society 10(1), 1984. (Eine Darstellung der entsprechenden amerikanischen Diskussion.)
Weblinks
Wiktionary: Pornografie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Uni Heidelberg – Geschichte der Pornografie (pdf)
- seriöse Datenbanken von Pornos und Pornodarstellern (zusammengestellt für Journalisten)
- Nadine Strossen: Zur Verteidigung der Pornografie
- Dossier das sich mit der „Ware Sex“ beschäftigt
- Pornografie – aus feministischer Sicht
- Paragrafen zu Pornografie: 184, 184 a-c StGB – Neu mit Wirkung vom 1. April 2004 (und weitere)
- Wirkung von Pornografie auf Jugendliche
- Prof. Dr. Werner Faulstich: Pornografie in allen Medien
- Juristische Seminararbeit: Die Zulässigkeit von Vollerotik im PayTV
- FEMINISTS AGAINST CENSORSHIP
- The Roots of Western Pornography Erster Teile einer vierteiligen Serie über Pornografie in Europa
Anmerkungen
- ↑ Lisa Sigel. Governing Pleasures. Pornography and Social Change in England, 1815–1914. Rutgers University Press 2002. ISBN 0-8135-3001-6
- ↑ Robley Dunglison. Medical lexicon. A dictionary of medical science. 1857. Lemma “Pornography”. Aus dem Oxford English Dictionary, zweite Ausgabe (1989). Lemma “pornography”.
- ↑ An American dictionary of the English language. 1864. Lemma “Pornography”. Aus dem Oxford English Dictionary, zweite Ausgabe (1989). Lemma “pornography”.
- ↑ Vgl. dazu den Aufsatz „Jugendmedienschutz: Alterskontrollierte geschlossene Benutzergruppen im Internet gem. § 4 Abs. 2 Satz 2 JMStV“ von Martin Döring und Thomas Günter, online abrufbar unter [1] (PDF)
- ↑ OLG München, Urt. v. 29. Juli 1994, Az.: 29 U 2745/04, online verfügbar bei netlaw.de: [2]