Borat (Film)
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Borat Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen |
Originaltitel: | Borat Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan |
Produktionsland: | Vereinigte Staaten |
Erscheinungsjahr: | 2006 |
Länge (PAL-DVD): | 82 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 12 |
Stab | |
Regie: | Larry Charles |
Drehbuch: | Anthony Hines Peter Baynham Sacha Baron Cohen |
Produktion: | Dan Mazer Jay Roach |
Musik: | Erran Baron Cohen |
Kamera: | Anthony Hardwick |
Besetzung | |
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Borat ist ein US-amerikanisches Mockumentary aus dem Jahr 2006.
Für Sacha Baron Cohen ist es die zweite Hauptrolle in einem Kinofilm nach Ali G in da House. Auch hier arbeitete Cohen am Drehbuch mit und übernahm die Hauptrolle des Borat Sagdiyev, eines kasachischen Fernsehreporters. Der Film feierte seine Premiere am 8. September 2006 beim Filmfestival in Toronto.
Die Deutschland-Premiere, bei der auch Sacha Baron Cohen anwesend war, fand am 11. Oktober in Köln statt. In 13 Städten wurde am 25. Oktober zu einer Vorschau eingeladen. Der allgemeine deutsche Kinostart war am 2. November 2006. Am 15. Januar 2007 wurde Sacha Baron Cohen für seine Rolle in Borat in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller − Komödie oder Musical“ mit dem Golden Globe Award ausgezeichnet.
Inhaltsverzeichnis |
Handlung
Borat Sagdiyev, ein kasachischer Fernsehreporter mit offen antisemitischer und frauenfeindlicher Grundhaltung, wird vom Innenministerium beauftragt, in die USA zu reisen, um die dortigen Gebräuche und Gewohnheiten der Menschen zu studieren. Die kasachische Regierung erhofft sich, davon profitieren zu können.
Nachdem Borat sich von seiner Frau, seiner Schwester sowie dem idyllischen Dorfleben verabschiedet, fliegt er mit seinem Produzenten Azamat Bagatov nach New York City. Kaum angekommen, versucht er die „Einheimischen“ zu erforschen, indem er sich ihnen vorstellt und ihnen – nach kasachischer Tradition – einen Bruderkuss gibt. Nachdem er bereits die U-Bahn New Yorks kennengelernt hat, mietet er sich ein Hotelzimmer, wo er sich spätabends das hiesige Fernsehprogramm ansieht. Hier entdeckt er seine Traumfrau, die blonde, wohlproportionierte kalifornische Rettungsschwimmerin C. J. (Pamela Anderson) der Serie Baywatch, in die er sich sofort verliebt.
Am nächsten Tag erreicht ihn ein Telegramm über den Tod seiner Ehefrau, so dass er voll Vorfreude beschließt, mit seinem Produzenten nach Kalifornien zu fahren, um seine Pamela Anderson kennenzulernen. Da Azamat nicht gewillt ist erneut zu fliegen, kaufen sich die beiden ein Auto und fahren Richtung Westküste. Auf seiner Reise begegnet Borat echten Menschen in ihrem echten Leben und bringt diese durch seine Art nicht selten in Verlegenheit oder peinliche Situationen. So singt er beispielsweise während einer Rodeo-Veranstaltung seine eigene kasachische Version der US-amerikanischen Nationalhymne.
Auf ihrer weiteren Tour Richtung Malibu quartieren sich die beiden auch in einer Pension bei Juden ein, die Borat für die Verkörperung allen Übels ansieht, so dass er sich kurzerhand einen echten Bären zulegt, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Diesen nehmen sie fortan mit auf ihre Reise. Bei einem weiteren Zwischenhalt in einer anderen Stadt ertappt Borat seinen Produzenten splitternackt beim Masturbieren mit seinem Baywatch-Buch in der Hand, als er gerade von einem Bad kommt. Daraufhin kommt es zu einem offenem Streit und Azamat verlässt Borat.
Ohne Geld, ohne Ausweis und ohne seinen Produzenten setzt Borat seine Reise zu Pamela fort. Als Anhalter wird er von einer Gruppe junger Amerikaner ein Stück mitgenommen. Hier erfährt er, dass seine angebliche Jungfrau Pamela nicht die unberührte Person ist, für die er sie immer hielt. Er stürzt in eine schwere Krise, die er jedoch rasch überwindet.
In Hollywood angekommen trifft er wieder auf Azamat, es kommt zu einer Aussöhnung. Bei einer Autogrammstunde trifft er endlich auf Pamela Anderson, der er seine Liebe gesteht und ihr einen Heiratsantrag macht. Ehe sie überhaupt antworten kann, stülpt er in „kasachischer Tradition“ einen mit ihren Namen bestickten Sack über sie, um sie zu verschleppen. Doch Pamela gelingt die Flucht vor Borat, der kurze Zeit später gestellt und inhaftiert wird.
In der Schlusssequenz sieht man Borat, der mit einem Bus wieder Richtung Ostküste fährt, um seinen Heimflug anzutreten. Zwischendurch hält er bei Luenell, einer afroamerikanischen Prostituierten, die er als Ehefrau nach Kasachstan mitnimmt.
Hintergrund
Die Dreharbeiten wurden mit einer nur achtköpfigen Crew durchgeführt. Der „Hit-and-Run“-Stil der Filmemacher führte dazu, dass sie mit dem Gesetz in Konflikt gerieten; es kam zu Verhaftungen und das Team wurde vom FBI beschattet, da Anwohner dachten, es handle sich um Terroristen.[1]
Sämtliche bei den Filmaufnahmen involvierte Personen unterschrieben angeblich Einverständniserklärungen, bei einem Film mitzuwirken. Dabei war jedoch von keiner Hollywood-Produktion, sondern stets von einer kasachischen Dokumentation die Rede.[2] Harsche Kritik ist insbesondere aus Glod zu vernehmen, einer rumänischen Ortschaft, die die Kulisse für die fiktive kasachische Heimatstadt „Kuzcek“ des Reporters Borat darstellt, die nach Angaben des Schauspielers Sacha Baron Cohen in der Nähe von Almaty liege.[3] Mittlerweile wurde im Auftrag zweier Dorfbewohner eine Klage gegen die Produktionsfirma 20th Century Fox in Höhe von 30 Millionen US-Dollar durch den Münchener Rechtsanwalt Michael Witti sowie seinen US-amerikanischen Partner Ed Fagan eingereicht.[4]
Im September 2006 hat sich US-Präsident George W. Bush mit den provokativen Äußerungen von Sacha Baron Cohen beschäftigt. Hintergrund war ein Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, bei dem sich dieser über Cohens rassistische Äußerungen beschwerte. Cohen hatte mit der Kunstfigur „Borat“ Kasachstan als einen hinterwäldlerischen Staat dargestellt, in dem Prostitution, Waffenschieberei und die Diskriminierung von Randgruppen auf der Tagesordnung stehen. Diese Satire wurde von kasachischer Seite sehr negativ aufgenommen. US-Präsident George W. Bush will weitere diplomatische Zwischenfälle vermeiden.[5] [6]
Zum deutschsprachigen Filmstart des Films Borat wurde in Deutschland vom in Hamburg ansässigen Europäischen Zentrum für Antiziganismusforschung Strafanzeige wegen Volksverhetzung eingereicht. Auch TV-Unternehmen, die Werbespots für den Film sendeten, sowie die Tageszeitung „Die Welt“ wurden in gleicher Weise angezeigt. Die Anklagepunkte werden derzeit durch die Staatsanwaltschaft Hamburg geprüft.[7] In einem Interview mit der Berliner TAZ erläuterte der Anzeigende, Marko D. Knudsen, warum er den Film trotz seines grotesken Satire-Charakters für gefährlich für das friedliche Zusammenleben hält.[8]
„Wie absurd ist dieser Charakter für Zwölfjährige, die mit Ressentiments gegen Sinti und Roma aufwachsen? Deswegen mussten wir reagieren. Das dürfte speziell in Deutschland mit seiner NS-Vergangenheit nicht als Scherz durchgehen.“
– Marko D. Knudsen, Instituts-Vorsitzender
Als sehr werbewirksam für den Hype erwiesen sich die ersten empörten Reaktionen des kasachischen Außenministeriums und die Beschwerde der kasachischen Vertretung in Washington beim US-Magazin The New Yorker. Inzwischen soll der bekannteste TV-Entertainer des Landes sich als Borats Bruder am satirischen Frozzeln beteiligt haben, nachdem der schwarzhumorige Charakter des Films erkannt wurde.[9] Zugleich meldet der Focus, Kasachstan habe inzwischen eingelenkt und Borat in seine „Heimat“ eingeladen.[2]
Weitere Hintergrundinformationen und kritische Stimmen: Sacha Baron Cohen#Kontroversen um die Charaktere
Sonstiges
- Im Titel-Logo des Films und in Einblendungen in Werbespots für den Film werden alle A durch das kyrillische D („Д“) ersetzt („BORДT“).
- Bei der Premiere des Filmes erregte Borat die Gemüter, als er in einem von Frauen gezogenen Pferdewagen am Roten Teppich vorfuhr. Die Vorstellung selbst war jedoch ein Fiasko. Nach ca. 20 Minuten versagte der Projektor seinen Dienst, und die Vorstellung musste abgebrochen werden. Borat lud die Zuschauer daraufhin ein, mit in sein Hotel zu kommen, dort nackt zu ringen und vom Fenster aus auf Hunde zu schießen.
- Borats Gruß „Jagshemash!“ ist aus dem Tschechischen („Jak se máš?“), dem Polnischen („Jak się masz?“) oder dem Kaschubischen („Jak sã mosz?“) abgeleitet und bedeutet „Wie geht's dir?“.[10] Die als kasachischer Originalton ausgegebenen Dialoge sind hingegen von Baron Cohen auf Hebräisch gesprochen, von seinem Filmpartner Ken Davitian (Azamat) jedoch in dessen Muttersprache Armenisch; die Vielfalt und Drastik der von ihm verwendeten armenischen Kraftausdrücke wird auf armenischen Cineasten-Sites bereits ausgiebig diskutiert.[11]
- Die Person am Ende des Filmabspanns ist der Präsident Aserbaidschans, İlham Äliyev.
- Die Produktion Borat überzeugte Brad Pitt im September 2006, in einem Film mit Baron Cohen mitzuwirken. Ein geeignetes Drehbuch steht bislang noch aus.[12] Darüber hinaus bekannten sich Dustin Hoffman und Russell Crowe als Fans des Charakters Borats.[13]
- Borats Charakter stammt in frühen Darstellungen durch Baron Cohen aus Albanien. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen fiktiven TV-Reporter, der ursprünglich den Namen „Kristo“ trug.[14]
- Bereits am Premierenwochenende spielte der Film allein in den Vereinigten Staaten 26,4 Million US-Dollar ein.[15] Dabei setzte er sich mit seiner Einnahmestärke u. a. gegen Santa Clause 3 durch, der in viermal so vielen Kinos anlief und konnte in sechs europäischen Staaten, darunter Cohens Heimat, dem Vereinigten Königreich, die Spitze der Kinocharts übernehmen.[11] Damit stellt Borat zugleich den einnahmestärksten Kinofilm dar, der in weniger als 1.000 Kinos anlief.[16] In den ersten zehn Tagen ließen die Besucher knapp 68 Millionen Dollar an den US-amerikanischen Kinokassen.[17]
- Die Filmmusik komponierte Sacha Baron Cohens Bruder Erran Baron Cohen, welcher der britischen Band Zöhar angehört.[18]
Kritiken
Laut Filmstarts „trifft er genau die richtige Mischung aus bissiger Gesellschaftssatire und purem Schwachsinn“. Die Redaktion warnt vor „absoluter Kultfilmgefahr“ und scheut keine Vergleiche mit der „politischen Schlagfertigkeit eines Michael Moore“ sowie „einer gehörigen Portion Jackass“.[19] Jürg Tschirren geht noch einen Schritt weiter und konkretisiert, dass es sich weniger um „körperliche Wagnisse, sondern um soziale – Social-Jackass sozusagen“ – handele.[1] Nicht zuletzt bedient sich der Focus des selben Vergleichs und schreibt: „Hätte Michael Moore Humor und wäre «Jackass» politisch, dann könnte man sagen, Moore meets Jackass.“[2] In einem weiteren Punkt scheinen sich ebenfalls alle einig zu sein, der Humor geht unter die Haut: „Wenn Humor schmerzhaft wird“[1], denn „der Film ist so böse, dass einem der Atem stockt, und die Figur ist so lustig, dass es wehtut.“[2] Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn in der Wochenendausgabe vom 21./22. Oktober den „lustigsten Mann der Welt“. Auch in den USA überschlagen sich die Kritiken, die Filmseite Rotten Tomatoes zählt 96% positive Reviews.[20] Kurze Zeit später meldete Spiegel Online, dass der Film in Russland keine Vorführgenehmigung erhalten hätte und ein kasachischer Diplomat der Meinung sei, dass der Film ein falsches Bild von den Kasachen vermittelt und vollkommen realitätsfern sei.[21]
Auszeichnungen
- Nominiert: Bestes adaptiertes Drehbuch
Broadcast Film Critics Association Awards 2007
- Gewonnen: Beste Filmkomödie
Chicago Film Critics Association Awards 2006
- Gewonnen: Bester Nachwuchsdarsteller (Sacha Baron Cohen)
- Nominiert: Bester Film - Komödie oder Musical
- Gewonnen: Bester Hauptdarsteller - Komödie oder Musical (Sacha Baron Cohen)
Los Angeles Film Critics Association 2006
- Gewonnen: Bester Hauptdarsteller (Sacha Baron Cohen)
Online Film Critics Society Awards 2007
- Gewonnen: Bester Nachwuchsdarsteller (Sacha Baron Cohen)
- Nominiert: Bester Hauptdarsteller (Sacha Baron Cohen)
San Francisco Film Critics Circle 2006
- Gewonnen: Bester Hauptdarsteller (Sacha Baron Cohen)
Toronto Film Critics Association Awards 2006
- Gewonnen: Bester Hauptdarsteller (Sacha Baron Cohen)
- Nominiert: Bestes adaptiertes Drehbuch
- Gewonnen: Bester internationaler Comedian (Sasha Baron Cohen)
Weblinks
- Borat in der Internet Movie Database
- boratmovie.com – offizielle Filmwebseite
- borat.tv – offizielle englische Webseite, vormals borat.kz
- Zusammenstellung von Pressekritiken (deutsch)
- welt.de − Borat-Interview: „Einer Frau Macht geben ist wie einem Affen Waffen geben“
- Kritiken zu Borat auf Rotten Tomatoes (englisch)
Quellen
- ↑ a b c «Borat» - Wenn Humor schmerzhaft wird, Kritik zum Kinofilm Borat bei Cineman.ch, Jürg Tschirren
- ↑ a b c d Der nette Fascho von nebenan, Focus, 44/2006, S. 72, 30. Oktober 2006
- ↑ Poor Romanian villagers not amused by Borat success at their expense, William J. Kole, Associated Press, 15. November 2006
- ↑ Klage gegen Borat: Staranwälte vertreten Dorfbewohner, Spiegel Online, amg/dpa, 28. November 2006
- ↑ Staatsaffäre, Riesen-Ärger für Ali G, oe24, 13. September 2006
- ↑ Diplomatische Verwicklungen, Ärger für "Borat", kino.de, Washington, 13. September 2006
- ↑ Presseerklärung (PDF) des Europäischen Zentrums für Antiziganismusforschung, 17. Oktober 2006
- ↑ Ich fühle mich beleidigt, taz, 2. November 2006, S. 14, Daniel Wiese
- ↑ Borat filmt Absurdistan in der Readers Edition der Netzeitung vom 3. November 2006
- ↑ weltinfo.com, Sprachführer Polen; omniglot.com "How are you?" in many languages
- ↑ a b Borat scores big at box office, Chicago Jewish Community Online, 6. November 2006, Los Angeles, Tom Tugend
- ↑ Gemischtes Doppel, Brad Pitt will mit Borat drehen, kino.de, Los Angeles, 27. September 2006
- ↑ Kazakhstan launches propaganda campaign against Borat, Daily Telegraph, New York, Harry Mount, 15. September 2006
- ↑ Ali G Before He Was Massiv, Channel 5, 27. März 2002
- ↑ Immer mehr "Borat"-Darsteller wehren sich, Spiegel Online, amg/dpa, 13. November 2006
- ↑ Borat's Big Opening, Central Asia News - All Central Asia, All The Time
- ↑ Borat expands b.o. reign, The Hollywood Reporter, 13. November 2006, Nicole Sperling
- ↑ Sacha Baron Cohen, Biographie bei Yahoo!
- ↑ Kritik zum Kinofilm Borat, filmstarts.de, Christoph Petersen
- ↑ Kritiken zu Borat auf Rotten Tomatoes (englisch)
- ↑ Russland – "Borat" muss draußen bleiben, Spiegel Online, amg, 9. November 2006